Was ist euch im Beruf am wichtigsten?

vom 13.03.2014, 16:27 Uhr

Heute hat sich eine Freundin von mir gemeldet, die jetzt wieder in der Stadt ist. Nach dem Abitur haben wir uns länger nicht gesehen, weil sie ihre Ausbildung in einer anderen Stadt gemacht hat und ich auch einfach ein bisschen zu eingespannt war, um sie zu besuchen. Auf jeden Fall haben wir uns länger über das Thema Beruf unterhalten und was wir uns von unserer eigenen Ausbildung erhoffen. Anlass für diese Diskussion war bei ihr auch die Tatsache, dass ihr Bruder jetzt auch seine Ausbildung beendet hat und deutlich mehr verdient, als sie, obwohl der Zeitaufwand einfach geringer war, den er selbst leisten musste.

Wenn es um Sachen Beruf und Bildung geht, sehe ich bei vielen Menschen einfach unterschiedliche Motive. Mein Freund ist da ein ganz spezieller Fall, er selbst sagt von sich, dass er es als ein Privileg ansieht, dass er intelligent ist und dass er es daher mehr oder weniger als seine Pflicht ansieht, dies nicht zu verschwenden, sondern der Menschheit zur Verfügung zu stellen. Ich fürchte, ich bin da etwas egoistischer und bewundere daher seine Ansicht. Sein Studium inklusive Promotion dauert jetzt auch schon an die zehn Jahre, aber er sagt, dass er das gerne macht, es ihm auch Spaß macht und er sich auf seinen Beruf freut.

Bei mir schaut das ein bisschen anders aus, ich habe mir einfach etwas ausgesucht, was mir Spaß macht und habe mich vielleicht auch bewusst für einen Zweig entschieden, in dem man viel Geld verdienen kann. Ich denke mir immer, dass ich das alles nicht umsonst machen möchte, weil mein Studium wirklich auch unheimlich zeitaufwendig und anstrengend ist und auch immer mehr Studenten aufgeben. Dafür möchte ich am Ende auch was haben. Letztens gab es eine Situation, in der mein Freund sich ein wenig über sein niedriges Gehalt im Referendariat beschwert hat, es aber trotzdem nicht so schlimm fand. Ich an seiner Stelle wäre vermutlich fertig mit den Nerven gewesen, weil ich es einfach furchtbar finde, wenn man nach der Anstrengung so viel verdient wie irgendein Produktionshelfer ohne Ausbildung.

Prinzipiell will ich schon, dass meine Arbeit mir Spaß macht, das auf jeden Fall, aber ich will auch, dass sie einen Sinn hat und ich am Ende dafür belohnt werde. Mein Freund war ein bisschen erstaunt, als er nach einer Recherche mal festgestellt hat, dass ich später im Beruf wahrscheinlich mehr verdienen werde, als er, aber ausgemacht hat es ihm nichts, weil ihm einfach das wichtig ist, was er macht. Bei mir ist es dann doch ein bisschen anders, weil ich daneben auch noch irgendwie den Drang habe, für die Anstrengung belohnt zu werden und ich fände es dann irgendwo auch nicht gerechtfertigt, wenn ich verhältnismäßig weniger Geld verdienen würde, als jemand, der nicht so lange hat studieren müssen.

Bei meiner Freundin war eben das jetzt auch der Fall. Im Grunde steht sie auch hinter ihrer Ausbildung, aber sie hat auch das Gefühl, dass sie dafür nicht ausreichend entlohnt wird, weil ihr Bruder im Gegensatz zu ihr einfach mehr Geld bekommt und das obwohl er sich nicht so hat anstrengen müssen, man hat relativ wenig von ihm verlangt. Daher würde es mich mal interessieren, was euch in eurem Beruf wichtig ist. Seit ihr da eher selbstlos und würdet auch eine lange und anstrengende Ausbildung in Kauf nehmen, obwohl ihr wüsstet, dass ihr am Ende dafür nicht wirklich entlohnt werden würdet, nur weil ihr damit den Menschen helft? Schaut ihr bei der Wahl eures Berufes sehr auf das Geld? Stört es euch, wenn man dann in anderen Branchen für weniger Anstrengung mehr verdient?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich könnte mehr verdienen, aber offen gestanden fehlt mir momentan die Motivation. Aktuell bin ich eher in der Situation, dass ich lernen will. Ich will weitere Gebiete aufsaugen und meinen Job gut machen. Ich liebe nämlich meinen Job und einen Beruf in der IT-Branche zu erlernen, es war das Beste was ich tun konnte. Und nein, ich habe nicht studiert, werde aber gleichberechtigt mit Studierten behandelt. Kurz gesagt, der Beruf war die beste Entscheidung meines Lebens.

Mein Verdienst ist noch nicht so extrem gut, aber er reicht vollkommen, um einen gewissen Lebensstandard zu halten. Man muss auch bedenken, dass erst zwei Jahre seit dem Bestehen der Ausbildung vergangen sind und ich durchaus noch aufsteigen kann. Deswegen ist Geld nicht das Wichtigste am Beruf, jedenfalls im Moment. Ich bin nicht blöd, ich habe nur vor meiner absolvierten Ausbildung viel zu viel Zeit verloren, weil meine Mutter mich in einen Beruf gedrängt hat, den ich nicht lieben konnte.

Ich denke, dass ich auf kurz oder lang auch deutlich mehr als mein Freund verdienen werde, aber es macht auch ihm nichts aus. Ich kann noch weiterkommen, ich kann noch Weiterbildungen absolvieren oder ein Studium neben dem Beruf schaffen. Und er unterstützt mich voll und ganz, weil er weiß, dass ich nicht dumm bin, sondern absolut nur in eine scheiß Situation geraten bin, als meine Mutter mich gezwungen hat, einen "falschen" Beruf zu lernen. Ich helfe den Menschen nur minimal, sprich wenn etwas an einem Rechner defekt ist. Ansonsten stelle ich meine Arbeitskraft zur Verfügung, damit die Systeme weiterlaufen und andere Menschen auch arbeiten können. Deswegen sehe ich meinen Beruf nicht als selbstlose Aktion.

Teilweise finde ich es schon unverschämt. Man sieht es aber auch überall, sogar in der eigenen Branche. Irgendwo sitzt immer so eine Pflaume, die sich dumm und dämlich verdient und sich tagtäglich nur den Arsch plattsitzt, während man selbst mal froh ist, wenn man ein Päuschen machen kann. Das hat man überall und ich mache mir keinen Kopf mehr drum. Mich regt es nur auf, wenn Kollegen nicht mitarbeiten und man dann die Arbeit aufgedrängt bekommt. Ich habe mich bei der Wahl meines Berufes nicht aufs Geld beschränkt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Natürlich wäre es schön, für seine Anstrengungen entsprechend entlohnt zu werden, aber die Realität tickt eben etwas anderes. Dort wird viel Geld für etwas bezahlt, mit dem man auch Geld verdienen kann. Im Sport ist das ja auch so. Ein Profi-Basketballer oder Handballer wird sicherlich auch Leistungen auf einem sehr hohen Niveau liefern müssen; trotzdem verdient er um Größenordnungen weniger als ein Fußballer. Genauso kann man Frauen- und Herrenfußball vergleichen. Es ist einfach so, dass im Herrenfußball Millionen verdient werden und deshalb dort höhere Gehälter bezahlt werden.

Genauso funktioniert es im Beruf. Die großen Autohersteller verdienen richtig viel Geld, deshalb können sie es sich leisten, ihren angelernten Produktionshelfern mehr zu bezahlen als einem promovierten Ingenieur in einem Kleinunternehmen. Und ein normaler Entwicklungsingenieur in einem Großkonzern verdient wiederum mehr als ein Entwicklungsleiter oder gar Geschäftsführer in einem kleinen mittelständischen Unternehmen.

So ist eben die Welt. Das muss man hin nehmen; ändern kann man es nicht. Entweder man spielt mit dem System oder man findet sich damit ab.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Naja, man sollte schon angemessen bezahlt werden. Wenn ich jahrelang studiert hätte, würde ich schon erwarten auch dementsprechend zu verdienen. Immerhin will man das alles ja auch nicht umsonst gemacht haben. Ich kann aber auch deinen Freund verstehen. Wenn er das macht weil ihm wirklich was an dem liegt was er anschließend ausführen darf, ist es schon verständlich das sein Gehalt ein wenig in den Hintergrund rückt. Eine bewundernswerte Einstellung die er da hat. Das er sein Wissen nutzen möchte um etwas Gutes zu bewirken. Wenn ich das richtig verstanden habe.

Aber es ist doch nicht nur bei Studierten so. Selbst wenn ich nicht studiert habe möchte ich meiner Leistung entsprechend entlohnt werden. Wenn ich hart arbeite und mich bemühe, vielleicht auch Fortbildungen oder ähnliches besuche. Dann ist es ein schönes Gefühl mehr Geld dafür zu erhalten. Weil man auch weiß man hat es verdient.

Bei mir persönlich liegt der Hauptaspekt nicht auf dem Geld. Genug Geld zum Leben ist mir schon wichtig. Also so das man sich keine Sorgen machen muss und sich auch mal was gönnen kann. Allerdings ist es mir viel wichtiger das ich mich wohl fühle bei dem was ich mache. Ich dort geschätzt werde. Es gibt doch nichts schlimmeres als jeden Morgen aufzustehen und sich vor der Arbeit zu fürchten. Sei es wegen dem Berufsklima oder auch wegen dem Druck. Der Verantwortung.

Ich sehe da ganz speziell meinen Vorgesetzten als Beispiel. Natürlich, er verdient mehr Geld als ich. Aber was hat er davon. So viel Druck von oben das er körperlich und seelisch krank dran wird. Aus diesem Grund habe ich bisher auch jede Beförderung abgelehnt. Was die Wenigsten verstehen. Mir jedoch liegt mehr an meinem Privatleben, und meinem körperlichen- und seelischem Wohlbefinden, als an der Philosophie möglichst viel Geld zu verdienen.

» Maddie » Beiträge: 196 » Talkpoints: 63,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass du viel zu materialistisch und auch blauäugig eingestellt bist. Du träumst von einer hoch dotierten Stelle ohne wirklich einen Gedanken daran zu verschwenden, dass du am Ende auch als arbeitsloser Akademiker dastehen könntest. Und dieses Risiko ist halt auch nicht so gering. Daher sollte man eben nicht nur Plan A mit tollem Job und hohem Gehalt in den Vordergrund stellen, sondern auch einen Plan B in Betracht ziehen.

Und ich gehe davon aus, dass jeder Mensch gern mehr Geld verdienen würde, als er aktuell bekommt. Das ist einfach ein natürlicher Wunsch und hat die Menschheit auch in ihrer Entwicklung auch voran getrieben. Nur Geld allein ist eben auch nicht alles. Ehrlich gesagt bin ich lieber mit weniger Geld zufrieden, solange ich damit mein Leben finanzieren kann, aber eben dabei auch glücklich.

Wenn ich so wäre wie du, scheinbar oberflächlich und nur darauf erpicht anderen Menschen regelmäßig zu zeigen, wie toll und erfolgreich ich bin, wäre ich nicht zufrieden mit meinem Leben. Denn es ist wesentlich anstrengender einen gewissen Status zur Schau zu stellen, als wenn einfach nur Natürlichkeit ausstrahlt.

Ob man am Ende mehr Zeit und Anstrengung in die eigene Ausbildung investiert hat, ist das relativ egal. Ein Beruf der glücklich und zufrieden macht, ist mehr Wert als ein Gehalt, wo man sich Haus, Auto, Kindermädchen und Putzfrau leisten kann. Denn es baut auch irgendwo einen Druck auf, dass man gewisse Dinge wirklich bringen muss, um diesen Luxus auch zu halten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich stehe noch nicht in der Berufstätigkeit, sondern erst im Studium, kann aber mit Fug und Recht von mir behaupten, dass ich mir mein jetziges Studium nicht vorwiegend nach dem Verdienst ausgesucht habe, sondern danach, was mir auch später Freude bereiten wird. Wenn alles so funktioniert, wie ich mir das vorstelle, und ich einen Job in der von mir angestrebten Branche bekommen sollte, werde ich ein Gehalt bekommen, von dem ich leben kann und nicht jeden Cent dreimal umdrehen muss. Auch wenn ich keine Reichtümer brauche, diese Aussicht war mir bei der Wahl meines Studienfaches nicht unwichtig. Es hätte auch andere Dinge gegeben, die ich interessant gefunden hätte; nur was wäre der Sinn gewesen, wenn man mir schon in der Studienberatung nicht genau sagen konnte, welchen Job man damit später einmal ausüben könnte?

Solange ich mehr oder minder sorgenfrei davon leben kann, ist der potentielle Verdienst in meinem zukünftigen Beruf eher ein zweitrangiges Kriterium für mich. Mir ist es fast wichtiger, Spaß in meinem Beruf zu haben und vor allem einen Sinn darin zu sehen. Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten und sie in ihrem Sein zu begleiten. In einem Job, in dem ich überwiegend mit Akten zu tun hätte, würde ich als aufgeschlossener und kontaktfreudiger Mensch vermutlich eingehen, auch wenn ich Reichtümer nach Hause bringen würde. Und da ist es mir auch völlig egal, ob ein Anderer in diesem weniger anstrengenden Job deutlich mehr verdient als ich - Hauptsache, ich habe Spaß an meinem Job und komme über die Runden.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe mir während meines Studiums fast überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie viel ich mit meinem Abschluss später mal verdienen kann. Das kam erst ganz am Ende, als ich angefangen habe mich mit dem Thema Jobsuche auseinander zu setzen und als ich in Bewerbungsgesprächen dann auch irgendwann mit konkreten Zahlen konfrontiert wurde.

Mir war es wichtig das zu studieren, was mir Spaß macht und mir war es wichtig, dass ich dann später einen Job finde, in dem ich mich wohl fühle und der mich kreativ fordert. Geld hat dabei nie eine Rolle gespielt und um meinen zukünftigen sozialen Status habe ich mir auch nie Gedanken gemacht. Wenn ich bei einem großen Konzern angefangen hätte, würde ich heute sicher mehr verdienen, aber mich macht ein dickes Bankkonto halt nicht glücklich und ich definiere mich als Person auch nicht über meinen tollen Job oder den Job und Doktortitel meines Partners.

Natürlich hätte ich keine Lust unter Bedingungen zu arbeiten, die praktisch an Ausbeutung grenzen. Die Gefahr besteht für Menschen, die frisch von der Uni kommen und keine Berufserfahrung haben ja durchaus - sie werden dann deshalb erst mal als "Praktikanten" eingestellt, machen im Endeffekt aber fast die gleiche Arbeit wie fest angestellte Mitarbeiter mit normalen Gehalt. Zum Glück bin ich von solchen Erfahrungen verschont geblieben, aber ich kenne Leute, die das wohl oder über mitgemacht haben, auch Leute,die dachten, dass sie nach dem Studium ganz toll verdienen werden. Die finanzielle Lage wäre für mich dann nicht mal das schlimmste, aber der Spaß am Beruf leidet ja enorm, wenn die Arbeit nicht durch einen gerechten Lohn anerkannt wird.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



In erster Linie ist mir wichtig, dass mir mein Beruf Spaß macht und dass ich mich wohl darin fühle. Immerhin werde ich für den Resat meines Lebens in dieser Branche arbeiten, wenn ich einmal mit dem Beruf angefangen habe. Von daher muss mir der Job natürlich auch Spaß machen und es muss auch mein Trauberuf sein, da ich es mir sonst absolut nicht vorstellen könnte, so viele Jahre in dem Beruf zu arbeiten. Immerhin muss man bedenken, dass man wirklich jeden Tag und mehrere Jahrzehnte zum gleichen Arbeitsplatz gehen muss, so dass man in erster Linie nach dem Spaß und nach den Interessen gehen sollte. Und das möchte ich auf jeden Fall machen. Immerhin war es schon immer mein Traum, mit Büchern arbeiten zu können, wobei ich den Traum auf jeden Fall auch verwirklichen möchte.

Mir ist es einfach wichtig, dass ich nach meinem Studium auch in dem Bereich bleiben kann. Und da ich Germanistik studiere, möchte ich gerne in einem Verlag arbeiten. Das ist mir am Wichtigsten, wobei ich es mir natürlich auch sehr wünschen würde, in einem bekannten Verlag zu arbeiten. Von daher werde ich mich sicherlich bei mehreren verschiedenen Verlagen bewerben, so dass ich dann vielleicht auch selbst auswählen kann, wohin ich möchte. Dabei fände ich einen Verlag mit Büchern toll, wobei durchaus auch Zeitschriften für mich in Frage kommen würden. Außerdem könnte ich es mir vorstellen, in einer Bibliothek zu arbeiten. Dabei müsste ich mich einfach da wohl fühlen und mir wäre es auch wichtig, dass mir mein Arbeitsplatz gefallen würde und dass die Atmosphäre stimmen würde.

Der Verdienst wäre mir natürlich auch wichtig, wobei das für mich auf keinen Fall an erster Stelle steht. Immerhin weiß ich auch gar nicht, was man in der Branche überhaupt verdienen kann und von daher habe ich da auch keinerlei Erwartungen. Stattdessen ist es mir nur wichtig, dass ich so viel Geld verdiene, dass ich mir ein schönes und erfülltes Leben haben kann. Ich möchte es mir dann durchaus auch leisten, einmal im Jahr in den Urlaub zu gehen, wobei ich jedoch auch nicht in absolutem Luxus leben muss. Viel wichtiger ist mir hingegen, dass mir der Job Spaß macht und dass ich mich wohl fühle.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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