Eltern nach Jahren wiedertreffen - was unternehmen?
Ich habe kein sonderlich enges Verhältnis zu meinen Eltern. Nachdem sie sich, damals war ich noch im Kleinkindalter, scheiden ließen, blieb ich bei meinem Vater. Irgendwie wurde daraus nie ein wirklich inniges Verhältnis, und zu meiner Mutter, die ich seitdem am Wochenende immer wieder sah, festigte sich auch keines.
Genau genommen empfand ich es sogar eher als unangenehm, wenn ich zu ihr musste. Es kam mir immer so vor, als würde ich dort hingesetzt, und man würde mir sagen: "So, da hast Du Deine Mutter. Jetzt sei mal spontan eine Tochter." Irgendwie war mir das immer fremd und ich wusste nie so recht, was ich jetzt machen sollte. Dabei hatte ich schon das Gefühl, dass man von mir ein bestimmtes "Tochter-Verhalten" erwartete. Nur hatte ich davon eben keine Ahnung. Ich frage mich übrigens gerade, wie man das auch lernen soll, wenn man keinen "richtigen" Umgang miteinander hat. Oder liegt einem das wirklich im Blut?
Diese permanente Ratlosigkeit in Sachen "korrektes Kindesverhalten" habe ich aber irgendwie schon immer gehabt. Ich werde allgemein mit wenigen Menschen wirklich "warm". Es wird oft vermutet, dass ich möglicherweise am Asperger-Syndrom "leide". Ehrlich gesagt macht mir das nicht viel aus, weil ich mich so eigentlich ziemlich wohl fühle. Es sind eher Mitmenschen, die meine ungewöhnlichen Empfindungsweisen oftmals seltsam finden, und die daraus ein Problem entwickeln, weil sie mit "fremdartigem" Denken nicht wirklich klarkommen.
Aber das mal beiseite. Jedenfalls ist meine Mutter nun schon vor etlichen Jahren ins Ausland ausgewandert. Ich habe sie jetzt bald zehn Jahre nicht mehr gesehen. Nun möchte sie mal im Urlaub hierher reisen und mich treffen. Diese Freude möchte ich ihr natürlich machen, weil ich weiß, dass es ihr etwas bedeutet.
Aber nun bin ich eben auch wieder etwas ratlos. Was macht man da wohl am Besten? Worüber kann man sprechen? Was unternimmt man bestenfalls? Ich weiß nicht wirklich etwas über ihre Hobbies oder darüber, was sie denkt und was sie beschäftigt. Und sie weiß es bei mir auch nicht wirklich. Das ist schon eine kuriose Situation.
Ich habe mir überlegt, ob man das alles so angehen sollte, als halte mal Smalltalk mit einem Fremden oder mit einer neu kennengelernten Person. Aber das wäre vielleicht auch verkehrt, wenn es um ein eigenes Elternteil geht?
Wir sind übrigens nicht im Streit auseinander gegangen. Das wäre noch eine ganz andere Situation. Sondern wir hatten einfach nie wirklich eine Bindung, weshalb wir uns dann eben irgendwann auch nicht mehr trafen. Hat hier irgendjemand Tipps für das Treffen parat? Was würdet Ihr in so einer Situation unternehmen? Wobei es sicher schwer ist, sich das vorzustellen, wenn man das selber nie erlebt hat und ein ganz anderes, viel engeres, Verhältnis zu seinen Familienmitgliedern hat.
Ich kann Deine Situation nur bedingt nachempfinden. Ich habe vor Jahren den Kontakt zu meinen Eltern aus bestimmten Gründen abgebrochen. Es ist schwer in dieser Situation einen Rat zu geben. Ich stelle mir also vor, wenn ich in Deiner Lage wäre und was ich machen würde.
Ich würde an Deiner Stelle einen Ort suchen, der neutral ist, wie ein Restaurant. Hier hat man zumindest die Gelegenheit, das Treffen schnell und unkompliziert zu beenden, falls es doch zu Schwierigkeiten kommen sollte. Zu Hause würde ich kein Treffen machen, denn es ist mein "Territorium", wo meine Eltern sich vielleicht anfangs nicht wohl fühlen würden.
Wenn Du nicht still sitzen könntest, weil Du zu aufgeregt bist, würde ich einen Treffpunkt in der Stadt vereinbaren, wo ein Park ist. Hier kann man Spazieren gehen, ohne einem vorerst zu Nahe zu kommen. Wenn das Gespräch gut läuft, kann man sich von da aus in ein Café setzen und einen Kaffee trinken.
Das Gespräch an sich wird am Anfang sicher sehr stockend sein, wo Du Dir aber keine großen Gedanken machen solltest. Der Gesprächsinhalt wird schon von allein kommen. Lasse Dich nicht unter Druck setzen und gehe es langsam an. Es ist eine lange Zeit vergangen, wo jeder für sich sein Leben gelebt hat. Da kommt das "Tochter - Verhältnis", wie Du es nicht nennst, nicht über Nacht.
Ich kenne so eine Situation sehr gut, da ich zu meiner Mama mittlerweile auch keine besonders gute Beziehung habe. Im Gegenteil, ich bin eigentlich sehr froh, wenn ich die Frau aus meinem Leben streichen kann. Dein Fall ist auch nicht so einfach, jedoch würde ich alles auf mich zukommen lassen. Deine Mama wird sich bestimmt freuen, dich wieder zu sehen und solange du so bleibst, wie du jetzt bist, dann kann schon mal nichts schief gehen.
Ich würde sie im Vorfeld des Besuches fragen, wie sie sich den Aufenthalt vorstellt, ob sie gerne einen Ausflug machen, lieber spazieren gehen, ins Museum gehen oder shoppen möchte. Kulturelle Veranstaltungen wie Theater kämenauch in Frage. Man müsste mehr über deine Umgebung wissen, was da möglich ist. Du schreibst auch nicht, wie lange deine Mutter bleibt. Ich würde die Sache so planen, als ob mich ein alter Bekannter besucht, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe, der mich eigentlich nicht interessiert, den ich aber auch nicht vor den Kopf stoßen möchte.
Das Allererste, was man fragt, ist natürlich, wie die Fahrt war. Je nach Gesprächigkeit deiner Mutter kann das schon ein gutes Gespräch ergeben. Es bietet sich auch an, ein paar Komplimente über das Aussehen zu machen. Du hast dich ja gar nicht verändert! oder Du siehst gut aus! Für den Anfang ist ein Restaurantbesuch geeignet. Damit hat ein neues Gesprächsthema, nämlich das Essen und Trinken. Je nachdem, was du von deiner Mutter weißt, solltest du genauer fragen, was sie so macht, wo sie wohnt, welche Leute sie kennt, welche Zukunftspläne sie hat.
Viel kann man natürlich nicht raten, weil deine Mutter für uns ja unbekannt ist. Im Normalfall wird sie von sich aus reden, wobei es wichtig ist, dass du verbal und körpersprachlich Feedback gibst und auch ein paar Mal nachfragst, also Interesse zeigst. Normalerweise wird deine Mutter auch fragen, wie es dir geht. Da solltest du auch Dinge erzählen, die dir vielleicht unwichtig vorkommen. Auch Zukunftspläne sind für Eltern nicht uninteressant.
Ich kann mich schon (auch aufgrund eigener Erfahrungen) recht gut in Deine Situation hineinversetzten, glaube ich zumindest. Ich finde den Ansatz mit dem "Smalltalk", zumindest zum Warmwerden, erstmal gar nicht schlecht. Auch Deine Mutter wird vermutlich ja nicht gleich auf Dich zustürzen, "Mein Kind!" ausrufen und Dich mit den allerpersönlichsten Informationen überhäufen - jedenfalls fände ich das ziemlich merkwürdig und auch grenzüberschreitend, wenn sie es tun sollte. Vielleicht solltest ihr euch beim allerersten Mal in einem Café oder Restaurant treffen. Auf diese Weise habt ihr zumindest schon mal die Möglichkeit, euch beispielsweise über die Location beziehungsweise die Atmosphäre dort oder über die Qualität der Speisen auszutauschen, falls euch (oder Dir) sonst nichts einfallen sollte als Anknüpfungspunkt für ein Gespräch.
Wenn Du ein echtes Interesse an Deiner Mutter hast und Dich nicht nur aus einer Art Pflichtgefühl heraus mit ihr triffst, dann werden Dir sicher "ganz von selbst" Gesprächsthemen einfallen, sobald ihr euch erstmalig ein bisschen aneinander angenähert habt. Da Du geschrieben hast, dass Du nichts über ihre Hobbies, Einstellungen und Denkweisen weißt, gehe ich davon aus, dass dies jedoch Dinge sind, über die Du manchmal nachdenkst und die Dich beschäftigen. Ein solches ehrliches Interesse ist doch eigentlich die beste und wichtigste Voraussetzung für ein gutes Gespräch!
Ich finde generell solltest Du Dich selbst nicht zu sehr unter Druck setzen, indem Du viel darüber nachdenkst, welches Verhalten womöglich von Dir erwartet werden könnte. Im Endeffekt kannst Du nicht wissen, was andere Menschen oder insbesondere Deine Mutter von Dir als Tochter erwarten. Dazu kommt noch, dass ihr eben nie dieses "typische Mutter-Tochter-Verhältnis" hattet. Du solltest Deine eigenen Gefühle ernst nehmen und Dich nicht zu einem Verhalten gezwungen fühlen, bei dem Du Dich vielleicht gar nicht wohl fühlst. Sei einfach Du selbst und höre auf Deine innere Stimme - wenn Du Dich in ihrer Gegenwart etwas entspannen kannst, wird auch die Stimmung zwischen euch automatisch entspannter werden, als wenn Du Dich andauernd innerlich unter Druck setzt.
Das ist keine leichte Situation, aber ich finde es gut, dass du dich dem stellst. An deiner Stelle würde ich sie wahrscheinlich durch die Stadt führen, ein bisschen spazieren gehen und dann noch in einem Restaurant zum Essen gehen. Jedoch muss man sich dann eben auch viel unterhalten.
Wenn man sich so lange nicht gesehen hat, kann man sich doch einige Fragen stellen, was sie gerade so macht wo sie lebt, wie sie da lebt und so weiter. Du kannst dir ja auch Bilder zeigen lassen, dann solltest du aber vorher Bescheid sagen, dass du gerne mal ein paar Bilder von ihrem neuen Leben sehen willst. Da vergeht sicherlich schon einiges an Zeit, wenn man sich so etwas ansieht.
Gespräche ergeben sich ja auch. Du kannst ja ein bisschen etwas von dir erzählen, in alten Erinnerungen schwelgen oder auch einfach mal erzählen was dir gefällt, was du gerne machst und so weiter. Deine Mama interessiert sich nach der langen Zeit sicherlich für die Dinge, die du magst.
Meine Mutter wird wohl mehrere Wochen hier sein. Angesetzt wurde bisher aber nur ein einzelner Nachmittag. Wobei das nicht automatisch heißt, dass es nur bei dem einen Treffen bleiben muss. Andererseits weiß ich aber auch nicht, was sie sonst noch so für Verpflichtungen hat. Und ich weiß auch noch nicht, was für Arbeitszeiten ich in mehreren Monaten haben werde. Das wird man alles noch genauer klären müssen. Es ist ja aber auch noch etwas Zeit bis dahin.
Die Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, sind schon ausgiebig vorhanden in Berlin. Das ist wohl einer der Vorteile einer Großstadt, es gibt hier fast nichts, was es nicht gibt. Allerdings eignen sich ja auch nicht alle Dinge für Damen über 50 mit Tochter knapp unter 30. Und so sonderlich viele identische Interessen hatten wir früher auch nie, und das, obwohl ich eigentlich immer altersuntypische Hobbies hatte. Wahrscheinlich wäre ein Restaurantbesuch oder ein Nachmittag in einem Café vorerst wirklich das Beste. Fotos mitzubringen, wäre auch eine gute Idee, denke ich.
Ich hoffe einfach mal, dass das gut abläuft, und vor allen Dingen ohne Konflikte. Ich möchte ungern streiten, weiß aber allerdings, dass meine Mutter dazu neigt, zu kritisieren. Zumindest war es früher immer so, dass sie oftmals Dinge, die eigentlich Geschmackssache waren, negativ kommentieren musste. Ich habe damals immer geschwiegen und mir still meinen Teil gedacht, und ja, natürlich weiß ich auch nicht, ob sie heute noch so ist. Aber ein wenig Gedanken mache ich mir schon, ob dann bei diesem Treffen nicht auch wieder Vorwürfe über meinen Lebensstil kommen, und die Situation dann nicht möglicherweise zu einem sehr unschönen Streit hochkocht. Das würde ich irgendwie nicht wollen.
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