Mutter nimmt schlechte Noten des Kindes nicht ernst

In meinem Bekanntenkreis ist eine Mutter, die eine Tochter hat. Die Tochter ist mittlerweile in der 5. Klasse. Schon in der Grundschule hat sie die schlechteren Noten immer auf die Lehrer geschoben. Vor dem Kind wurde dann die Problematik mit den Lehrern besprochen und das Kind ist immer weniger gerne zur Schule gegangen. Eigentlich wollte das Kind selber mal zumindest auf die Realschule gehen. Aber das hat nicht geklappt und so ist die Tochter auf der Hauptschule.

In der 5. Klasse in der Hauptschule sind die Ansprüche ja noch nicht so hoch gestellt und das letzte Zeugnis im Januar hatte ein "Gut" in Sport und zwei "Befriedigend" und der Rest war ein "Ausreichend". Man könnte ja nun sagen, dass ein "Ausreichend" eben ausreicht. Aber es reicht ja nur aus um nicht sitzen zu bleiben. Aber nicht um eben viel zu erreichen.

Wenn man die Mutter im Gespräch dann darauf anspricht kommen Sätze wie "Sie träumt eben gerne" oder "Sie kann es, aber sie ist abgelenkt" auch "Eigentlich ist sie wirklich schlau, aber in der Schule ist sie einfach zu abgelenkt". Ich habe den Eindruck, dass das Kind einfach zu wenig gefördert wird und die Eltern es nicht ernst nehmen, wenn die Tochter wieder mal keine Hausaufgaben macht und vor dem Fernseher sitzt oder mit der Konsole spielt usw.

Wie kann ich da helfen. Die Mutter ist eine sehr gute Bekannte von mir und wir reden auch über viele Dinge. Nur was die Tochter betrifft ist sie einfach wie taub und sucht Entschuldigungen für ihre Leistungen. Denkt ihr, dass das Kind dadurch einen Schaden nimmt und irgendwann gar nicht mehr weiter kommt in der Schule? Wie kann man der Mutter die Augen öffnen?

Ich bin auch der Meinung, dass die Noten nicht überbewertet werden sollten. Ein Ausreichend reicht doch, wie der Name schon sagt. Bis zur Abschlussprüfung, wo die Noten dann zählen, ist es noch weit. Man schadet dem Kind eher, wenn man zu viel Druck ausübt. Träumen ist auch wichtig und kann besser für den Geist sein als stures Pauken.

Also bei einem Fehltritt mache ich mir bei meinen Töchtern auch nicht gleich Sorgen. So was kann passieren und wäre dann sogar von mir vererbt, da ich auch so ein Kandidat war, der in jedem Schuljahr pro Fach mal eine schlechte Note mit nach Hause gebracht hat. Aber wenn man das insgesamt so locker sieht und auch nicht darauf achtet, dass das Kind die Hausaufgaben macht, dann ist schon einiges schief gegangen. Wobei wir solche Kinder schon in der Grundschule haben.

Bei uns in Sachsen ist es auch so, dass man nach der vierten Klasse erst mal nur nach Oberschule und Gymnasium aufteilt. In der Oberschule wird dann nach der sechsten Klasse erst entschieden, ob ein Kind nun in Richtung Realschulabschluss oder Hauptschule geht. Wobei die Schüler an der Schule bleiben und nur einen kleinen Teil des Unterrichts zusammen verbringen. Sport, Kunst und Musik sind wohl Fächer, wo beide Schulabschlüsse den selben Unterrichtsstoff haben. Sollte das bei euch ähnlich sein, wäre also der Realschulabschluss durchaus noch machbar.

Aber die Eltern unterstützen ja hier die Tochter noch in ihrer Faulheit. Und was anderes sehe ich gar nicht in dem Verhalten. Da ist weder die Träumerei oder die Ablenkung durch andere Kinder schuld. Das Kind will einfach nicht mehr erreichen und es wird zu Hause eben auch so toleriert. Machen kann man da kaum etwas, denn die Mutter entschuldigt alles und fragt ja nicht nach Rat.

Ich dachte immer, dass das Zeugnis meines Kindes, das sich in der ersten Klasse befindet, schlimm ist, aber das, was du da gerade geschildert hast, übersteigt mein Verständnis. Es ist zwar sehr schön, dass die Kleine so gerne träumt, aber da sie bereits in der fünften Klasse ist, sollte sie mittlerweile wissen, dass es so nicht funktionieren kann.

Wenn dir deine Bekannte so auf dem Herzen liegt, dann würde ich sie über spätere mögliche Konsequenzen aufklären, die ihre Tochter eines Tages durchstehen muss. Es wäre doch Schade, wenn die kleine eines Tages ausgelacht wird oder sogar kein Ausbildungsplatz findet. Im schlimmsten Fall könnte es sogar damit enden, dass sie in einem Erwachsenen Alter das Geld von Hartz 4 beantragen muss. Ich kenne keine Mutter, die dem eigenen Kind so eine Zukunft wünscht.

Ich verstehe da die Aufregung nicht so ganz. Ich verstehe auch diesen ständigen „Perfektionismus“ mancher Mütter nicht, wenn die Kinder in den Arbeiten dann mal 2 kleine Flüchtigkeitsfehler gemacht haben. Ich könnte schon froh sein, wenn meine Tochter „Durchschnittsleistungen“ erbringen würde, aber das kann ich nun einmal nicht von ihr verlangen und seit dem ich das weiß, sehe ich die Sache mit Benotungen auch etwas lockerer. Ich hatte in der Schule auch recht oft schlechte Noten, weil ich die Sachen einfach nicht so schnell verstanden habe und sehr oft erst „zu spät“, eben halt nachdem die Arbeiten geschrieben wurden.

In Mathe stand ich beispielsweise immer auf 5 und bei einem Kompetenz Check der Arbeitsagentur, habe ich im mathematischen Verständnis eine 1 erreicht. Es muss also nicht immer auf biegen und brechen gute Noten in der Schule hageln, um später mal was aus sich zu machen und sei dann eben halt später mal über einen zweiten Bildungsweg. Kinder müssen halt auch mal Kinder bleiben dürfen, egal ob erste Klasse, fünfte Klasse oder sonst eine Klassenstufe. Das Leben wird später mal noch ernst genug werden.