Arbeiten nach Zahlen, eure Erfahrungen damit?!

Ich habe nebenbei als Mitarbeiterin in einer Firma gearbeitet, die sich um Schadensregulierung kümmert. Jetzt habe ich letzte Woche die Kündigung erhalten, da meine Zahlen nicht stimmten, sie wären nicht so gut, wie die der Vollzeitkräfte. Ganz ehrlich, wenn die gleich wären, dann wäre da wohl was falsch! Man hat mich also mal eben von heute auf morgen vor die Türe gesetzt. Ärgert mich sehr, da natürlich der Verdienst wegfällt, muss aber auch sagen, das ich nicht mehr gerne gegangen bin.

Die Vollzeitkräfte stehen sehr unter Druck, ihre Zahlen nicht zu schaffen. Man muss wirklich sagen, das dort jeder fliegt, der seine Zahl nicht schafft. Oft sind Mitarbeiter erkrankt, da sie vermutlich völlig erschöpft sind. Die Mitarbeiter arbeiten 8-10 Stunden ohne Pause durch, essen am Arbeitsplatz, und unterhalten sich nicht mal, damit sie es bloß schaffen.

Ich habe so etwas noch nie erlebt, das man so unter Druck arbeiten muss. Es würde sogar mal eine Tafel im Raum aufgestellt, an die stündlich die Zahl geschrieben wurde, die bereits gemacht wurde, mit der Differenz die noch fehlt. Dabei arbeiten die jenigen, die den Druck machen, am wenigsten!

Welche Erfahrungen habt ihr denn so schon mal gesammelt?

Das hört sich sehr nach Akkordarbeit an, für die eigentlich strenge Regeln gelten. Es ist deiner Beschreibung nach ein Job, bei dem die Mitarbeiter gnadenlos ausgebeutet werden. Von heute auf morgen vor die Tür setzen geht eigentlich selbst in der Probezeit nicht, wenn du ein angestelltes Arbeitsverhältnis hast. Leider gibt es heutzutage immer mehr solcher Jobs, in denen die Arbeitsbestimmungen nicht eingehalten werden. Beispielsweise hat man ein Recht auf eine Pause, die man nicht am Arbeitsplatz verbringen muss. Natürlich ist es schade für dich, dass der Verdienst wegfällt. Prozesse vor dem Arbeitsgericht sind übrigens kostenlos und man braucht auch keinen Rechtsanwalt.

Ich kenne so etwas nur von amerikanischen Großunternehmen. Ich habe in solch einem bereits nebenbei gearbeitet. Auch dort war es üblich, dass die Mitarbeiter gewisse "Zielvereinbarungen" erfüllen mussten. Ich habe im Bereich der Kundenbetreuung gearbeitet und hier war es üblich, dass jeder Mitarbeiter eine gewisse Zahl an "Tickets", also Kundenfragen oder ähnliches, abarbeiten musste.

Ich hatte einen bestimmten Schnitt den ich am Tag erreichen musste. Hat man seinen Schnitt nicht erreicht, musste man den Tag darauf halt mehr machen. War man nach einer Woche im Minus musste man sofort beim Chef antanzen und Rede und Antwort stehen. Kam man weiterhin nicht hinterher, so konnte man seine Kündigung sehr schnell in Empfang nehmen.

Auch ich empfand diese Arbeit als sehr stressig. Um seinen Schnitt zu erreichen musste man im Prinzip sehr schnell tippen können, was für mich kein Problem ist, möglichst zeitsparend essen und trinken, also am Arbeitsplatz und am besten ohne Ablenkung arbeiten, also ohne Kollegen, Toilettengänge, Radio und so weiter. Jede Stunde öffnete sich oben rechts am Bildschirm ein kleines Fenster, welches angezeigt hat wie viele Tickets man bereits bearbeitet hat, seinen Schnitt pro Stunde und wie viele noch fehlen. Für mich sorgte nur dieses Fenster schon für deutlich mehr Stress.

Meine Quote habe ich immer gehalten und war oft sogar über dem Schnitt, weshalb ich oft Zuschläge und Prämien erhalten habe. Natürlich war das ein gutes Gefühl für mich, aber die Blicke der anderen Mitarbeiter waren schon sehr belastend, genauso zu wissen, dass ständig irgendwer gekündigt wurde.

Ich kann von solchen Unternehmen, die auf Akkordarbeit aus sind nicht empfehlen, weil diese meist sehr schlechte Arbeitsbestimmungen besitzen. Wenn man es nicht unbedingt muss, dann sollte man sich davon fern halten und etwas anderes suchen. Sofern jemandem solche Arbeit liegt und kein Problem mit Stress hat oder sogar dann erst richtig gut arbeitet, der kann sich gerne an solch einem Arbeitsmodell versuchen.