Lasse ich mich ausnutzen?

vom 11.03.2014, 04:54 Uhr

Ich bin Mitte 20 und lebe mit meinem Freund zusammen in einem kleinen Häuschen mit Garten drumherum. Wir sind beide berufstätig. Kurz nachdem wir zusammenzogen kam dann schon der erste Schock. Er ist genauso alt wie ich, und doch hab ich mehr und mehr das Gefühl er wäre der Teenager und ich die Mutter. Ihr wisst schon, nach Hause kommen, Sachen in die Ecke und ab an den Rechner. Er räumt vielleicht ein paar mal im Monat den Geschirrspüler ein und bringt den Müll raus, übernimmt ab und an das Rasenmähen, aber das war es dann auch so ziemlich. Geschirr ist im Spüler, okay. Aber die Küche ist immer noch dreckig.

Anfangs hab ich ihn gebeten auch solche Dinge zu erledigen wie Bad putzen und Staubsaugen. Aber er putzt nicht richtig, danach ist immer noch alles dreckig. Und Staubsaugen tut er nur grob, da wo man langläuft. Staubwischen hält er eh für unnötig. Muss man seiner Meinung nach NIE machen. Macht er auch nicht..Kühlschrank saubermachen, ect... Ich arbeite in der Nachtschicht, komm Nachts nach Hause und sehe das wieder nichts gemacht wurde. Hauptsache zocken. Und bitte ich ihn um etwas sagt er erledigt er im Laufe des Wochenendes. Sprich, Sonntag Abend kurz bevor er ins Bett geht. Und ich darf bis dahin mit dem Dreck leben.

Ich denke mir aber auch, kann ich von ihm verlangen richtig zu Putzen, wenn es ihm egal ist ob es sauber ist? Wenn es nur mir wichtig ist? Auf der anderen Seite fühle ich mich halt ausgenutzt. Ich arbeite auch, schmeiße den Haushalt und den Garten alleine und er macht sich hier einen schönes Leben. Ich empfinde sehr oft Wut deswegen und das vergiftet die Beziehung langsam, wir wohnen hier jetzt seit eineinhalb Jahren.

Ich weiß nicht mehr wirklich was ich davon halten soll, wie ich das ändern soll.

» Maddie » Beiträge: 196 » Talkpoints: 63,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mit diesem Problem stehst du, glaub mir, nicht alleine da. Es gibt noch einige andere Menschen, die das gleiche Problem haben. Meist ist der eine ordentlicher als der andere und das schafft Unmut bei dem Partner, der die Ordnung eben liebt. Aber meist ist es zwecklos, diesen Menschen um zu erziehen. Das wäre auch nicht richtig. Du kannst ihn nicht ändern und zu einem Putzfimmel erziehen. Anscheinend wurde das in seiner Erziehung eher vernachlässigt und seine Mutter hat ihm alles nachgeräumt. Gibt es ja auch öfters. Du kannst höchstens versuchen, ihn zu ein paar ganz kleinen Arbeiten mehr zu motivieren. Aber versuch nicht ihn zu ändern. Und mach ihm nicht ständig deswegen Vorwürfe. Damit sieht er dich sonst irgendwann nur noch als Nervensäge, die Liebe geht flöten und er hat auf eine Beziehung auf gut Deutsch keinen Bock mehr.

In meiner Beziehung ist es ähnlich. Für den Haushalt bin ich so gut wie allein verantwortlich. Aber das ist einfach nicht sein Ding. Er gleicht es jedoch wieder aus, indem er sich um die Instandhaltung der Autos kümmert, was Männern viel mehr Spaß macht. Außerdem kümmert er sich um Reparaturen in der Wohnung, also wenn etwas kaputt ist. Er kümmert sich darum, wenn schwer geschleppt werden muss und wenn etwas installiert werden muss, Lampen oder so. Außerdem ist er täglich, da voll berufstätig, mindestens zwölf Stunden am Tag unterwegs, wenn er nicht gerade in der Schule ist und für seinen Meister lernt.

Aber gerade weil wir beide beruflich voll eingebunden sind und ziemlich viel um die Ohren haben, unterstützen wir uns gegenseitig, wenn der andere nicht mehr kann. Egal um was es sich handelt. Diesen Ausgleich braucht ihr auch und ich denke, er fühlt sich da nicht genug ausgelastet. Er bräuchte eine sinnvolle Aufgabe, die ihn beschäftigt und ihm vielleicht auch Spaß macht. Andererseits ist zu viel zocken auch nicht gut, denn es macht süchtig und man kann nicht mehr aufhören und sich für andere Dinge begeistern. Versuch ihm das ein bisschen abzugewöhnen und ihn systematisch vom PC wegzulocken. Dann muss er sich ja sowieso mit was anderem beschäftigen. Handwerkt er gerne? Liebt er Autos? Dann schau, ob er nicht vielleicht hier etwas sinnvolles machen kann. Vor allem können sich viele Männer für so was eher begeistern als Hausarbeit. Und tun damit immer noch was sinnvolles. Weil diese Arbeiten stehen sicherlich auch mal an, wenn man in einem Häuschen wohnt.

» YariXxX » Beiträge: 635 » Talkpoints: 21,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne einige Männer und Frauen, die so sind, wie du deinen Freund beschreibst und ich denke, dass man da nichts machen kann. Dein Freund wird sich nicht verändern, weil ihm einfach die eigene Überzeugung fehlt, dass es wichtig ist, im Haus Ordnung zu haben, er sieht das als unnötig an und macht es daher nicht. Deswegen ist es eigentlich auch Unsinn hier von ''Ausnutzen'' zu sprechen, denn dein Freund braucht keine Sauberkeit und wenn er alleine wohnen würde, würde es dort vermutlich aussehen wie im Saustall, weil er trotzdem nicht mehr, vielleicht sogar ehe noch weniger machen würde, als jetzt.

Ich habe mich schon sehr viel über solche Menschen geärgert und habe im Nachhinein für mich den Schluss gezogen, dass es einfach keinen Sinn hat. Es ist zwecklos jemandem zu etwas zu zwingen, wo im schlicht und einfach die Überzeugung fehlt. Ich habe daher für mich auch beschlossen, dass ich solche Männer meiden möchte, es kommt für mich daher nicht in die Tüte, dass mein Freund sowas macht. Ich möchte keinen Partner, der keinen Wert auf Sauberkeit legt und fertig. Das ist für mich ein Ausschlusskriterium, weil ich mich nicht mein Leben lang damit herumärgern möchte, dass mein Partner eine kleine Sau ist.

Zum Glück legt mein Freund sehr viel Wert auf Ordnung und Sauberkeit und ich habe diesbezüglich keinen Stress mehr. Ich wüsste auch keine wirklichen Tipps für dich. Dein Freund scheint sehr viel Zeit am Computer zu verbringen, dass schreit dann vielleicht auch irgendwo nach einer Sucht und Therapie, auch Putzpläne oder andere Regelungen würden ihm da vermutlich nicht weiterhelfen. Wenn dich das so sehr ärgert und du nicht damit leben kannst, dann würde ich eine Trennung in Betracht ziehen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich nehme an, das dein Freund in einem entsprechenden Haushalt aufgewachsen ist: entweder war es dort nicht besonders sauber oder er hatte eine Mutti, die allen ständig hinterher geputzt und ihn nicht auch mal in die Verantwortung gezogen hat. So eine Prägung aus der Kindheit aus einem erwachsenen Menschen wieder raus zu bringen ist natürlich schwierig. Allerdings ist er jetzt ein erwachsener und selbstverantwortlicher Mensch und sollte nach einem ruhigen Gespräch schon allein aus Liebe zu dir etwas an seinem Verhalten ändern können, auch wenn das sicher nicht von heute auf morgen geht.

Unterschiedliche Menschen haben ein unterschiedliches Empfinden darüber, was dreckig ist und was nicht. Solange das nicht zu extrem ist, macht das auch nichts. Dann putzt der eine halt minimal mehr als der andere. Kann einer aber im absoluten Saustall versumpfen und der andere nicht, wird das Ganze zu einem großen Streitpunkt. Mein Mann kann auch mehr Dreck sehen als ich, da ich als Hausfrau daheim bin, ist das Putzen aber sowieso zu 99% meine Aufgabe. Sind beide berufstätig, ist der Haushalt meiner Meinung nach aber eine fifty-fifty Angelegenheit und da muss man dringend Kompromisse finden, die beiden einigermaßen gerecht werden.

Versuche doch mal, dass ihr das Putzen gemeinsam an einem bestimmten Tag oder zu einer bestimmten Zeit erledigt und du ihn da auch ein bisschen anleiten kannst. Er hat´s ja vermutlich auch gar nicht gelernt und sieht vieles nicht. Sollte er sich darauf nicht einlassen, kannst du höchstens noch versuchen, für ihn nichts mehr zu erledigen: seine Wäsche nicht mehr zu waschen, nur noch für dich selber kochen und nur dein eigenes Geschirr zu spülen (das danach an einen anderen Platz kommt). Irgendwann wird die Bude zwar aussehen wie die Sau, aber vielleicht kommt der Moment, wo er sich auch nicht mehr wohl fühlt und kapiert, was Sache ist.

Das würde für dich natürlich eine harte Zeit werden, stellt sich für mich aber als die letzte Möglichkeit dar, etwas zu ändern. Wenn selbst das nicht funktioniert musst du dir überlegen, ob du dein Leben als Putzfrau für deinen Partner verbringen kannst oder dir doch lieber einen anderen suchst.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es ist schon klar, dass du dir irgendwo ausgenutzt vorkommst. Es ist aber sicherlich nicht so. Immerhin scheint er ein ganz anderes Verständnis davon zu haben, was sauber ist und deswegen würde ich nicht meinen, dass man hier von ausnutzen sprechen kann. Dennoch ist es eine absolut ärgerliche Situation und dein Freund erscheint mir ziemlich faul und wenig verständnisvoll.

So etwas würde ich mir wirklich nicht gefallen lassen. Man sollte ihm mal eine Ansage machen. Es kann nicht sein, dass du dein ganzes Leben für ihn putzen musst. An deiner Stelle würde ich ganz klar sagen, dass ich das nicht mehr mache und wenn er nicht putzt, wirst du jemanden zum Putzen holen, den er dann bezahlen muss, weil er ja nichts macht. Das ist hart, weil du eben eine Weile aushalten musst und dann würde ich es aber so machen.

Solltest du das nicht machen wollen muss eben ein Gespräch her. Du musst mit ihm darüber reden, was dich stört. Du kannst ihm ja auch anbieten, das ihr zusammen putzt. So kann er sich ein paar Grundlagen beim Putzen erarbeiten. Vielleicht traut er sich auch einfach nicht zu putzen, weil er nicht weiß wie und du mit ihm meckerst, wenn er es versucht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne die Situation gut, wie ich bereits erklärt habe. Aber dennoch bin ich nicht der Meinung, dass man das dramatisieren sollte. Das macht nur die Beziehung kaputt und schafft Unmut. Auf keinen Fall sollte man es darüber des Öfteren zum Streit kommen lassen. Das habe ich hinter mir und was hat es geholfen? Nichts... Es hat nur unserer Beziehung extrem geschadet und wäre sogar fast zum Bruch gekommen.

Zum Glück haben wir die Kurve gekriegt und zwar mit der Lösung, dass ich mich um Wäsche, Essen, sauber machen und Papierkrieg kümmere, weil das meine Stärken sind und ich im Büro tätig bin und davon ein wenig mehr Ahnung habe wie er. Dafür hält er unsere Autos instand, repariert alles was kaputt ist und mit handwerklichem Geschick zu tun hat oder was Mann eben meist besser kann wie zum Beispiel schwer schleppen oder Holz schlagen.

Davon abgesehen dass er selbständig ist und die Abendschule besucht... Aber wenn etwas zu tun ist, was der eine zeitlich nicht mehr schafft, hilft der andere aus der Patsche. Also kann es sogar mal sein, dass er kocht und ich mal Hänger fahre und Schutt ablade. Das ist alles so ein Ding des Geben und Nehmen. Dazu muss er bereit sein. Also ich würde ihm das halt mal sagen. Dass du einfach der Meinung bist, es ist nicht gleichberechtigt zur zeit zwischen euch. Und wenn dann immer noch kein Entgegenkommen von ihm zu sehen ist , egal in welcher Art auch immer, dann ist er eh der Falsche.

» YariXxX » Beiträge: 635 » Talkpoints: 21,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Also erstmal dankeschön. Ich fand vieles davon sehr hilfreich, es ist schön das Ganze mal aus der Perspektive von anderen zu sehen. Ich denke ich könnte mich auch besser damit arrangieren als Einzige hier richtig für Ordnung zu sorgen wenn er eben auch nicht in allen anderen Bereichen so faul wäre. Er schiebt halt alles, alles ewig vor sich her. Wenn was am Auto ist kümmert er sich darum und er übernimmt auch Aufgaben wenn ich ihn darum bitte. Aber halt immer in letzter Minute. ;)

Aber ich sehe das heute schon alles viel entspannter. Wenn es um was Wichtiges geht muss ich ihn halt einfach ein wenig treten. Da hilft sonst nichts. Und was die Sache mit dem Zocken angeht. Oh ja, es ist eine Sucht. Und das hat er auch bereits zugegeben. Vielleicht sollte ich ihn einfach mit Aktivitäten die ihm gefallen davon weglocken, ohne das ich dabei das Zocken schlecht mach oder irgendwie angreift, sondern den Fokus auf die Aktivität lege.

Ich empfinde viel für ihn und möchte an seiner Seite sein, kann mich dem Gedanken aber auch nicht verwehren das ich schon gerne einen fleißigeren Partner hätte.

» Maddie » Beiträge: 196 » Talkpoints: 63,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde nicht sagen, dass du dich ausnutzen lässt. Du würdest dich dann ausnutzen lassen, wenn dein Freund von dir verlangen würde, dass du ständig sauber machst und dich um den Haushalt kümmerst, während er es sich gemütlich macht. So wie ich es verstanden habe, stört es ihn jedoch nicht weiter, wenn du nichts im Haushalt tust, da er es einfach nicht als nötig sieht, regelmäßig sauber zu machen. Von daher nutzt er dich auch nicht aus, zumal es dir eigentlich auch klar ist, dass du auch selbst nicht zwangsläufig etwas im Haushalt machen musst. Stattdessen könntest du es dir auch jederzeit selbst bequem machen, wobei ihr dann jedoch beide nichts für das Haus tun würdet.

Ich denke, dass es sicherlich sehr schwer werden wird, deinen Freund davon zu überzeugen, dass er auch etwas im Haushalt tut. Immerhin müsste er es dafür selbst einsehen, dass es wichtig ist, Ordnung zu halten. Allerdings stört es ihn jedoch absolut nicht, wenn es nicht sauber ist und von daher wird er auch einfach kein Verständnis dafür haben, wenn du ihn versuchst dazu zu überreden, aufzuräumen. Immerhin fühlt er sich wohl im Chaos und er sieht es nicht ein, aufzuräumen.

An deiner Stelle würde ich deinem Partner einfach ganz klar sagen, dass es so nicht weiter geht. Immerhin geht es einfach nicht so weiter, dass du ständig immer alles im Haushalt machst, während er sich ein schönes Leben macht. Von daher würde ich ihm einfach klar sagen, dass er mit meinem Auszug rechnen kann, wenn er nicht bald auszieht. Dabei könntest du ihm auch anbieten, eine Putzfrau zu engagieren, wenn er nicht selbst putzen möchte. Diese Varianten sind beide sehr radikal, wobei ich denke, dass so etwas auch einfach nötig ist, wenn er es nicht einsieht, von selbst etwas zu tun.

Ich glaube kaum, dass es etwas bringt, wenn man mit ihm Kompromisse schließen oder ihn zum Aufräumen überreden möchte. Wenn er das ganz einfach nicht möchte und auch in keiner Weise Verständnis dafür hat, dann wird man mit einfachen Kompromissen nicht weiter kommen. Von daher sind radikale Schritte einfach nötig, wie ich finde. Das rüttelt deinen Partner vielleicht auch endlich wach, so dass er dann eventuell auch von selbst im Haushalt helfen wird.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Er hilft ja schon, wie bereits gesagt. Nur hat das wenig mit wirklich sauber machen zu tun. Und ich sehe es auch nicht ein das man alles ein paar Tage stehen lässt, anstatt es einfach zu machen. Oder zumindest im Laufe des Tages. Das wäre ja schon mal was.

Immerhin bin ich jetzt über den Punkt hinaus, wo ich denke, er nutzt mich aus. Es sind halt immer nur diese Momente wo dieser Gedanke auftaucht, wenn ich nachts nach Hause komme und sehe es ist wieder nichts gemacht worden. Und ich dann noch nachts um 2 durchs Haus wirbel weil ich den Dreck nicht mehr sehen möchte.

Die Frage scheint wirklich zu sein ob ich mich damit abfinde und selbst putze, oder ausziehe. Wobei ich im Moment dazu tendiere mein Wut darüber loszuwerden, da ich von seiner Faulheit mal abgesehen sehr gerne mit ihm ein Heim teile. In diesem Forum darüber zu schreiben und eure Beiträge zu lesen hat mir beim loswerden dieser Wut durchaus bereits geholfen. Es tut gut sich Luft zu verschaffen und darüber zu diskutieren.

» Maddie » Beiträge: 196 » Talkpoints: 63,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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