Umgang mit Menschen, die ständig Moralapostel spielen

Wir haben in unserem Bekanntenkreis jemanden, der ständig den Moralapostel spielt. Jeder zweite Satz "Das würde ich aber nicht machen" oder "Wieso konntest du das so machen". Mein Sohn ist ein paar Monate alt und hat im Laden beispielsweise aus dem Kinderwagen heraus nach ein paar Socken in einem Geschäft gegriffen. Erst im Bus ist mir das aufgefallen. Mir war es peinlich, aber ich habe die Socken nicht zurück in den Laden gebracht. Als unser Bekannter, der an dem Tag bei meinem Mann zu Besuch war das mitbekommen hat, kam sofort wieder sein Moralapostel raus. "Das musst du zurückgeben", "Das ist Diebstahl" usw. musste ich mir anhören.

Die Socken hatten einen Preis von 99 Cent und sie passen nicht mal meinem Jüngsten. Ich habe also nicht mal was davon. Und ich weiß nicht, ob ich sie doch noch zurück bringen soll, weil ich nun von ihm ein schlechtes Gewissen eingeredet bekommen habe.

Eigentlich sollte es mir egal sein. Ich kenne ihn kaum. Aber dennoch geht mir sein Moralaposteldasein ziemlich auf den Nerv. Wie geht man mit solchen Menschen um, die meinen alles richtig zu machen und alles falsch sehen was andere machen und einem moralisch dann auch noch ein schlechtes Gewissen einreden?

An deiner Stelle würde ich ihm einfach mal sagen, dass es jeder anders machen kann. Ansonsten wird man da aber nicht viel machen können, da es ja einer seiner Charakterzüge ist und wenn es dich wirklich so sehr stört, ihr euch aber selten seht, dann würde ich es ignorieren und einfach nicht hinhören, wenn er so etwas sagt.

Ich fürchte, bei einem "richtigen" Moralapostel kann man nicht viel ausrichten. Es gibt Menschen, die wissen immer alles besser und nur die allein machen immer alles richtig und alle anderen machen alles falsch. Ich meide solche Menschen nach Möglichkeit oder ich ignoriere sie. Solche Menschen ruinieren mir nur den ganzen Tag.

Du kannst höchstens versuchen dir Respekt zu verschaffen. Wenn du ihm ein paar Takte sagst, vielleicht lässt er dich dann mit seinen zukünftigen Predigten in Ruhe. Allerdings würde ich mir nicht zu große Hoffnungen machen an deiner Stelle. Die Moralapostel, die ich bisher getroffen habe, waren sehr gut darin andere zu belehren, waren selbst aber absolut resistent gegenüber jede Form von Beratung, Kritik oder Belehrung.

Wenn man so jemandem einen Vortrag darüber hält, dass jeder sein eigenes Ding machen soll, stellt man sich doch auf die gleiche Stufe. Man wird kritisiert und antwortet selber mit Kritik und gibt dem anderen damit ja auch zu verstehen, dass man sein Argument ernst nimmt.

Ich antworte in solchen Fällen lieber mit Ironie um der Person zu zeigen, wie irrelevant und lächerlich ich seine Kommentare finde. Frei nach dem Motto "früh übt sich, wer ein guter Ladendieb werden will" oder wenn er dann selber etwas erzählt würde ich ihm selber irgendwelche Fehler vorhalten, aber so übertrieben, dass er merkt, dass ich das nicht ernst meine und ihm nur den Spiegel vorhalten möchte.

Auf einem Gelassenheitsseminar habe ich für solche und andere Zeitgenossen die Strategie des freundlichen Rückfragens kennengelernt. Hier könnte man etwa fragen: „Was genau möchtest du mir eigentlich sagen?“ oder „Wie genau meinst du das eigentlich?“. „Verstehe ich dich richtig, dass du findest, dass ich für mein Leben Ratschläge brauche?“ Das wirkt tatsächlich manchmal Wunder.

Ich muss gestehen, dass ich diese Art Mensch möglichst meide und generell versuche mit diesen nicht in Kontakt zu treten. Leider ist das nur bedingt möglich, denn auf meiner Arbeit habe ich einen großen Moralapostel sitzen und dieser ist leider Gottes auch noch mein Chef. Er ist ein sehr umgänglicher Mensch, wenn er jedoch den Moralapostel raushängen lässt bin ich immer extrem angespannt und koche innerlich vor Wut. Ich muss mir ständig Sätze anhören wie: "Also ich hätte das ja lieber anders gemacht, aber naja." oder "Ich hätte jetzt anders reagiert, aber naja." und das nervt einfach nur. Ich weiß wie ich zu arbeiten habe und ich erledige meinen Job wirklich gut. Mir kommt es so vor, als wäre es von ihm schon fast ein Zwang und als müsse er einfach irgendwas sagen.

Der Tipp mit den freundlichen Rückfragen hört sich gut an. Ich sollte vielleicht wirklich mal höflichst auf so etwas hinweisen und dann wird sich ja zeigen, ob solch ein Gelassenheitsseminar etwas im Falle meines Chefs bringt oder nicht. Probieren geht ja bekanntlich über studieren.

Ich würde ihm sagen, dass er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern soll. Ich meine, sicherlich hat er Recht. Es wäre das Richtige die Socken zurück zu bringen. Aber du wirst bestimmt auch nicht im Höllenfeuer schmoren, wenn du es nicht tust.

So etwas ist doch schon vielen passiert. Ich habe auch ein mal aus Versehen etwas mitgenommen, von sehr geringem Wert und habe es nicht zurück gebracht. Es wäre mir viel zu peinlich gewesen das Malzbier für fünfzig Cent bei Aldi zurück zu geben.

Es war keine böse Absicht und in den Ruin habe ich das Unternehmen damit auch nicht getrieben. Hört sich vielleicht auch ein bisschen dreist an, aber wir sind eben alle nur Menschen und machen auch mal etwas, das nicht so Grundgut ist. Leben und leben lassen.