Als Laie durch Eigenleistung am Bau viel sparen?
Bekannte wollen bauen und sie wollen so viel wie möglich selber machen und deswegen die Kosten senken. Sie wollen schauen, dass sie sich viel aneignen, was sie noch nicht können und glauben, dass sie dadurch die Kosten gut senken können.
Ich frage mich, ob es wirklich machbar ist, dass man als handwerklicher Laie wirklich Geld sparen kann und nicht doch eher drauf zahlt, weil man es doch nicht fachmännisch kann. Denn nicht umsonst müssen Handwerker viele Jahre lernen um richtig arbeiten zu können. Denkt ihr, dass auch Laien da richtig Geld sparen können? Oder sollte man bei Bauarbeiten doch lieber Fachmänner ran lassen?
Nein, ich denke nicht, dass man so Geld sparen kann. Wenn man eine Sache nicht kann, wird man sie beim ersten Mal auch nicht besonders gut machen. Man hat aber beim Hausbau keine vielen Versuche, sondern es muss gleich passen, wenn man nicht draufzahlen will und Material ist teuer. Ich würde es also schon mit Fachpersonal versuchen und dann eben die Dinge machen, bei denen ich mir sicher bin. Wenn man etwas nicht richtig macht und dann der Fachmann ran muss, kostet es ja auch mehr.
Ich denke es kommt darauf an, wie gut die Kontakte sind und wie viele Bekanntschaften man pflegt. Ein alter Schulfreund meines Vaters hat vor sehr vielen Jahren mal sein Haus gebaut. Er hatte so viele Freunde und Verwandte, die zufälligerweise auch handwerklich ausgebildet waren, dass er im Prinzip nur die Baumaterialien bezahlen musste. Er hat keine Baufirma oder so etwas angestellt und trotzdem lief alles glatt, eben wegen den befreundeten Handwerkern, die sich wirklich gut auskannten auf dem Gebiet. Sie haben ihm auch gezeigt, wie er was richtig macht, dass er selbst auch mit anpacken konnte. Der Hausbau ging relativ flott voran und man hat sehr gewissenhaft gearbeitet. Das Haus steht schon seit fast 10 Jahren und es sind keine Mängel oder sowas bekannt geworden.
Ich denke, es kommt auch immer auf den Kulturkreis an, dem man angehört. Bei den Osteuropäern ist eine derartige Hilfe total selbstverständlich und jeder stellt gut und gerne seine Arbeitskraft und seine Fachkenntnisse zur Verfügung ohne etwas dafür zu verlangen. Die einzige Gegenleistung, die seine Mitarbeiter "verlangt" haben war, dass sie jeden Tag etwas zu Essen vom Bauherren bekommen. Das war aber auch so total selbstverständlich.
Ich wäre da eher zurückhaltend. So was kann gut gehen, klappt aber meistens nur dann, wenn man Bekannte hat, die gut handwerken können. Ohne große Ahnung alleine bauen wird in den meisten Fällen eher dazu führen, dass man entweder nicht gut baut und sich dann Jahre lang seine eigenen Fehler anschauen und damit leben muss oder sie dann teuer ausbessern muss.
Etwas anderes ist es dann, wenn man Bekannte hat, die selber Handwerker sind und einem dann helfen und über die Schultern schauen und dann auch gleich sagen, wenn etwas schlecht läuft. Das ist glaube ich auch die einzige Art wirklich sinnvoll beim Hausbau Geld zu sparen.
Viel schwieriger finde ich aber den Bau dann auch noch zeitlich geregelt zu bekommen. Man muss ja erstmal die Zeit dafür haben, viel selber zu machen und dann auch schauen, dass durch die eigenen Baustellen nicht die anderen Handwerker, die mit am Haus bauen in Verzug kommen.
Für mich wäre das nichts, hin und wieder mal ein paar kleinere Reparaturen sind ja ok, aber selber am Haus bauen ohne davon richtig Ahnung zu haben würde ich mir nicht zutrauen. Zumal ich mich dann wenn irgendwas nicht so richtig schön wird, ewig darüber ärgern würde.
Diese Denkweise kann am Ende sehr teuer werden. Denn man hat ja die Kosten dann recht niedrig angesetzt und wenn man es dann doch nicht allein schafft, benötigt man Handwerker, die ihr Fach verstehen, das wird teuer. Ich habe ja mit meinem Ex-Mann damals ein sogenanntes Selbstbauhaus gebaut. Wir hatten aber eben auch fast alle nötigen Handwerker in unserem Umfeld. Einzig den Dachstuhl und den Estrich haben wir von einer Firma machen lassen.
Und eine einzelne Person, die handwerklich recht unbedarft ist, kann sich in kurzer Zeit gar nicht so viel aneignen, um wirklich viele Arbeiten selbst auszuführen. Zumal für gewisse Dinge trotzdem Fachleute bestellt werden müssen. So muss die gesamte Heizungsanlage von einem Meister abgenommen werden. Und selbst das darf auch nicht jeder Meister, wenn es eine Gasheizung ist. Auch bei der Elektrik muss ein Elektrikermeister am Ende alles abnehmen, wenn man seinen Versicherungsschutz nicht verlieren will.
Ja, das ist schon richtig. Aber ob man wirklich so viel dabei sparen kann glaube ich nicht wirklich. Je nach Umfang der Arbeiten benötigt man Helfer die man auch bezahlen oder zumindest bewirten muss. Auch ist man moralisch verpflichtet bei deren eventuell späteren Baumaßnahmen kräftig mit anzupacken. Es ist also absehbar dass ich noch nach Jahre nach meinem Bau auf so manches freies Wochenende verzichten muss um woanders auszuhelfen.
Für mich aber immer entscheidend ist der Zeitfaktor. Sicherlich kann jeder einen Kabelkanal ziehen, Laminat verlegen oder die Wohnung komplett tapezieren. Der Nachteil ist aber dass man zu solchen Arbeiten nur am Wochenende kommt welches eigentlich zum regenerieren gedacht ist. Auch dauern diese Tätigkeiten meistens sehr viel länger als wenn Profis sie ausführen, jedenfalls ist das bei mir so, so dass ich wochenlang auf einer Baustelle leben muss ohne dass es wirklich voran geht. Auch ist der Gedanke nicht gerade berauschend wenn man weiß dass sich nach Feierabend die zweite Schicht bis spät in die Nacht erstrecken wird, und das für einen längeren Zeitraum.
Es dauert dann auch nicht lange bis die Nerven aller Beteiligten blank liegen und auch die Freunde immer neue Ausreden erfinden um nicht mehr kommen zu müssen. Wie schnell hat man sich dann mit seinem Zeitplan verschätzt oder man muss gar seinen Urlaub opfern um überhaupt voran zu kommen. Verletzungen sind natürlich auch ein Dauerthema. Ich will ja nicht vom Schlimmsten sprechen wenn jemand vom Dach stürzt, aber selbst mit einem Bandscheibenschaden und Zerrungen wegen falschem Heben und Tragen von Lasten hat man dann mitunter noch jahrelang ein Andenken an diese Eigenleistungen.
Das es meistens teurer wird als geplant ist eine andere Geschichte. Für viele Dinge die ich in Eigenregie erledigen will benötige ich auch Spezialwerkzeuge oder überhaupt Werkzeug und das kostet richtig Geld. Sicherlich kann man das meiste davon auch noch jahrelang weiter benutzen, aber die Ausgabe hat man erst einmal obwohl man es sich nicht richtig leisten kann.
Ein anderes Problem ist die Qualität der Arbeiten. Was nützt es wenn ich die Fliesen zwar ordentlich verlegt habe, sie aber nach ein paar Jahren plötzlich von der Wand abfallen weil ich den falschen Kleber oder einen falschen Zahnspachtel verwendet habe? Selbst bei akurater Ausführung meiner Arbeiten könnte ich nie sicher sein dass auch wirklich alles entsprechend der Vorgaben erledigt wurde.
Ich muss da immer an unseren Hausmeisterservice denken der mir innerhalb von 1,5 Tagen mein Wohnzimmer komplett tapezierte, die Wände vorher mit Spachtelmasse ausglich, den Teppich verlegte und auch die Decke abhängte. Ich hätte dafür einen Monat mindestens benötigt, das Wohnzimmer wäre für diesen Zeitraum auch blockiert gewesen und der Staub wäre in jede Ritze unseres Hauses gekrochen. So bezahlte ich einen vergleichbar günstigen Preis, profitierte noch von Großabnehmerrabatten der Handwerker und ich hatte auch noch etwas von der Steuer abzusetzen.
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