Das Interesse eigene Stasi-Akte zu lesen oder eher nicht?

vom 06.03.2014, 22:10 Uhr

Nach der Wende ist es für alle damaligen DDR-Bürger möglich gewesen die Stasi-Akten anzufordern und einzusehen. Einige haben das mit großem Interesse wohl auch auf sich genommen und haben Einsicht bekommen. Andere aber die ich kenne wollten das nicht machen, weil sie Angst hatten, dass dann Dinge ans Tageslicht kommen, die sie nicht wissen wollen. Denn einige hatten wohl das Gefühl, dass in der Familie Mitglieder waren, die sehr linientreu waren und alles gemacht hätten um gut da zu stehen.

Da hier ja auch sehr viele ehemalige DDR-Bürger im Forum vertreten sind, würde es mich mal interessieren ob ihr Interesse hattet eure Stasi-Akten nach der Wende zu sehen oder wolltet ihr das eher nicht? Haben eure Eltern ihre Stasi-Akten einsehen wollen? Kann man das auch noch ein viertel Jahrhundert nach der Wende?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Einer meiner Kollegen hat das gemacht. Nach der Wende hat er seine Stasi-Akten eingesehen und gelesen. Er war ziemlich erschüttert und sagte, dass er das Gefühl hatte, niemandem mehr vertrauen zu können. Er fand darin Vermerke, welche Poster er auf dem Klo hängen hatte und ob die systemkritisch waren und welche Bücher in seinem Schrank standen. Das waren alles Informationen, die von Leuten stammten, die er eigentlich als seine Freunde bezeichnet hatte.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Soweit ich weiß, hat nur mein Onkel die Aktes seines Vaters angefordert. Das aber auch nur, weil er eben meine Mutter, seine Halbschwester, finden wollte. Mein Großvater und mein Onkel sind sich erst nach der Wende einmal begegnet und da hat mein Großvater eben keine Auskünfte über seine Tochter geben wollen. Ansonsten wüsste ich niemanden aus der Familie der seine Akte angefordert hat. Ich selbst habe daran auch kein Interesse gehabt in meine Akte zu sehen, wenn denn eine vorhanden ist.

Wobei man auch wissen sollte, dass nicht nur offizielle Zuträger der Staatssicherheit Informationen gebracht haben. Es gab genug Leute, denen gar nicht bewusst war, dass sie Informationen beschaffen, die dann in die Akten gelangt sind. Es hat sich also nicht jeder Bürger der DDR bewusst dagegen oder dafür entschieden, ob er Informant wurde. Viele wurden auch einfach als Informant missbraucht und haben es selbst erst nach der Wende erfahren.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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