Habt ihr Mitleid mit jungen obdachlosen Menschen?

Hier in der Stadt sind sehr viele junge und kräftige Menschen obdachlos und schnorren sich durch die Gegend. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit diesen Menschen kein Mitleid habe. Sie sind jung, kräftig und gesund und können arbeiten und Geld verdienen und müssen nicht auf der Straße leben und die Leute anschnorren, die durch ehrliche Arbeit Geld verdienen.

Ein guter Freund von mit ist selbstständig und suchte für sein Unternehmen einen Mann, der das Außengelände sauber hält und so ein wenig "Mädchen für alles" ist. Diesen Menschen suchte er gezielt bei den obdachlosen jungen Menschen, weil er eine kleine Wohnung auf dem Firmengrundstück hat, die er dann gleichzeitig mit vermieten wollte. So hätte er mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen und hätte einen kräftigen Menschen für die Arbeit, jemanden, der immer auf dem Grundstück ist und auch noch einen obdachlosen Menschen geholfen. Er hat 8 dieser Leute gefragt und wurde nur ausgelacht. So hat er sich dann einen Mitarbeiter von der Arbeitsagentur geholt.

Seitdem habe ich noch weniger Mitleid, weil ihnen ja quasi ein goldener Löffel gereicht wurde. Gebt ihr jungen obdachlosen Spenden oder habt ihr Mitleid mit ihnen? Denkt ihr auch, dass sie arbeiten gehen könnten wenn sie wollten? Gerade junge Menschen sollten doch die Chance ergreifen, wenn sie obdachlos sind, wieder in die Gesellschaft eingeführt zu werden.

Ich denke, bei vielen Obdachlosen ist der Wunsch gar nicht da, wieder zur Gesellschaft zu gehören. Das trifft auf viele erwachsene und ältere Obdachlose zu, aber wahrscheinlich auf sehr, sehr viele jugendliche Obdachlose. Ich glaube, sie können auch gut auf Mitleid verzichten und wollen auch das nicht. Natürlich betteln sie und benutzen dabei auch die "Mitleidstour", um die Leute zu überreden, etwas zu geben. Aber das müssen sie tun, um überleben zu können. Nicht, weil sie wirklich gerne unser Mitleid haben wollen.

Sie passen nicht in unsere Gesellschaftsform, sie wollen auch gar nicht hineinpassen, aber leider sind sie nun mal in sie hineingeboren worden. Und so grenzen sie sich so weit ab wie es ihnen möglich ist. Aber dennoch leben sie in einer Gesellschaft, in der man Geld braucht, um sich etwas zu essen zu kaufen.

Ich finde es sehr nett, was dein Freund tun wollte. Aber es ist etwas vermessen, zu glauben, dass jeder gerne so leben möchte. Meiner Meinung nach hätte er einfach einen Aushang machen sollen. Damit hätte er sehr viel mehr Leute erreicht als nur 8 und dann hätten sicherlich auch welche davon erfahren, die ihr Leben ändern wollen.

Und vor allem finde ich die Art und Weise, sie einfach auf der Straße anzusprechen, falsch. Was hat er erwartet? Dass sie ihm sofort glauben, von einer Sekunde auf die andere ihr Leben und Freunde dort zurücklassen und ihm sofort hinterherrennen. Wahrscheinlich haben sie das Angebot gar nicht ernst genommen. Wahrscheinlich haben sie geglaubt, dass sexuelle Dienste inbegriffen sind und er einen kleinen Sklaven wollte.

Und auch wenn wir ihr Leben auf der Straße erbärmlich finden, ist es ihr Leben. Auch dort packt man nicht einfach seine Tasche und fängt mir nichts dir nichts ein neues Leben an. Jeder muss über lebensverändernde Maßnahmen eine Weile nachdenken. Also meiner Meinung nach, ist dein Freund die Sache ganz falsch angegangen. Netter Gedanke, falsche Umsetzung. Da er sich kein bisschen in die jugendlichen Obdachlosen hineinversetzt hat.

So etwas ist immer ein bisschen schwierig. Man kann doch auch nicht von 8 Leuten auf alle schließen. Manche sind einfach in dieser Welt gefangen, stehen unter Drogeneinfluss und sind noch nicht an dem Punkt, an dem sie wieder etwas leisten wollen und von der Straße weg wollen.

Die Idee deines Kumpels finde ich auch klasse. Jedoch hat Bienenkönigin recht, man kann das auch besser angehen und beispielsweise Plakate in bestimmten Obdachloseneinrichtungen aufhängen oder eben mehr Leute ansprechen und das dann auch weitergeben lassen.

Ich denke, dass sich das nicht jeder aussucht und viele einfach auch einen sehr miesen Backround haben. Diese haben dann eben auch miese Freunde von der Straße und landen schnell bei Drogen. Da wieder einen normalen Bezug zum Leben zu finden ist schwierig. Ich habe schon eher Mitleid mit Menschen, die so abstürzen.