Ursachen von immer zunehmenderer Gewalt gegen Frauen

vom 05.03.2014, 20:56 Uhr

In den heutigen zivilisierten Gesellschaften Europas glaubte man ja sicherlich, dass Gewalt gegen Frauen wohl eher rückläufig wäre. Nun bringt ja eine EU Studie eine erschreckende Bilanz zutage. Demnach liegt der Anteil der durch Gewalt gepeinigten Frauen im EU Durchschnitt bei 33 Prozent. Die Zahl für Deutschland liegt mit 35 Prozent auch noch über dem EU Durchschnitt.

Erstaunlicherweise liegen drei skandinavische Länder mit 46 bis 52 Prozent an der Spitze. Welche Gedanken bewegen euch bei diesen Zahlen? Wie erklärt ihr euch diese erschreckenden Zunahmen von Gewalt und wie sehr beunruhigt euch solch ein Trend? Nun handelt es sich hierbei ja um die offiziellen (bekannten) Zahlen, glaubt ihr dass die Dunkelziffer womöglich noch höher liegen könnte?

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» schraxy » Beiträge: 1085 » Talkpoints: 52,15 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich glaube, die Dunkelziffer liegt generell bei Straftaten immer höher als die tatsächlich erfassten Zahlen. Es gibt in der Kriminalistik sogar eine sogenannte Dunkelfeldforschung, wobei ich mir nicht genau vorstellen kann, wie man eben dieses Dunkelfeld eigentlich genau erforschen will...

Die Zahlen sind natürlich erschreckend und alles andere als schön. Eine Erklärung dafür habe ich nicht wirklich. Es wäre sicherlich wichtig, die Zahlen in einen Zusammenhang zu setzten: Sind generell Gewalttaten angestiegen, so dass sozusagen "automatisch" auch Frauen öfter Opfer wurden? Oder sind wirklich explizit die Gewalttaten gegen Frauen häufiger geworden, während Taten mit Männern (oder Kindern) als Opfern gleichbleibend oder rückläufig waren? Das kann ich nicht beurteilen, daher kann ich auch die Aussagekraft der EU-Studie letztlich nicht beurteilen.

Da ich selbst eine Frau bin, ist natürlich der erste Gedanke "Oh Gott, ich könnte auch Opfer einer Gewalttat werden!" Im nächsten Moment versuche ich mir natürlich dann wieder zu sagen, dass generell die statistische Wahrscheinlichkeit, Opfer einer mit Gewalttätigkeit verbundenen Straftat zu werden doch eher gering ist. Man (beziehungsweise frau) kann ja jetzt auch nicht nur noch zu Hause bleiben, weil man Angst hat, nach draußen zu gehen... Daher bewegen die Ergebnisse der Studie mich zwar emotional, verändern aber nicht mein alltägliches Verhalten.

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube ganz sicher, dass es eine wesentlich höhere Dunkelziffer gibt. Die überwiegende Mehrzahl der Männer sehnen sich nach früheren Zeiten zurück, wo sie noch ihre übernommene Rolle als der Herr im Hause spielen konnten und die Frau nur das Heimchen am Herd sein durfte und ihn zu bedienen hatte. Frau und Kinder hatten ihm zu gehorchen. So wurden die Männer erzogen und so haben sie sich benommen und teilweise ihre Rolle missbraucht.

Diesem Machtverlust durch geänderte Geschlechterrollen setzen sie Gewalt entgegen und Demütigungen. Es wird auch noch lange dauern, bis sie die Frau als gleichberechtigte Partnerin anerkennen. Heute muss keine Frau mehr abhängig sein von einem Ehemann oder Partner. Die meisten Frauen verdienen selbst Geld und viele haben einen besseren Beruf als ihr Partner. Auch das trägt zum Unwillen der Männer bei und schürt noch ihre Wut, die sie dann in den eigenen vier Wänden an den Frauen auslassen. Warum diese das mitmachen und auch schweigen, kann ich nicht verstehen. Eine solche Hörigkeit hat nichts mehr mit Liebe zu tun. Die Frustration der Männer nimmt durch Alkohol noch zu und sie fühlen sich noch stärker als sie sind.

Ich glaube, dass hauptsächlich die Söhne in den Familien von klein auf anders erzogen werden müssen, damit sie später mit der Gleichberechtigung von Frauen besser umgehen können. Aber in vielen Familien gibt es kaum noch ein Familienleben. Es bleibt zu wenig Zeit, sich auszutauschen und sich mehr um die Kinder zu kümmern, da beide Elternteile arbeiten, was in vielen Fällen auch nötig ist.

Das Lotterleben auf den Straßen, das viele Jugendlichen führen, bedingt durch Arbeitslosigkeit oder „keinen Bock auf Arbeit“, macht aus ihnen ganz sicher nicht die Partner, die man sich wünscht. Sie lernen auf der Straße, in Gruppen sich zu behaupten und prügeln sich oder verletzen Passanten. Was soll da jemand später erwarten?

Das Arbeitsleben ist in vielen Fällen kein Zuckerschlecken mehr und demütigt und stresst die Menschen. Kommen sie nach Hause, fehlt nur ein falsches Wort und sie lassen den ganzen Frust raus und schlagen zu. Es gibt nur wenige Männer, die dann alles Frustrierende selbst verarbeiten können. Männer in den Chefetagen verarbeiten den Frust oft anders. Ihr Bildung verbietet ihnen, sich so gehen zu lassen. Sie beginnen lieber heimlich zu trinken.

Die Anmache in den Firmen mit unangenehmen Berührungen gibt es gehäuft von Chefs und anderen Führungskräften. Wenn man sich nicht sofort zur Wehr setzt und entsprechend etwas sagt, wird es schlimmer. Da werden die raffiniertesten Tricks ausprobiert. Ich kann nur jedem raten, sich sofort zu wehren und wenn es nicht anders geht, eine Anzeige zu machen.

Was mich doch wundert, ist gerade die hohe Prozentzahl in den skandinavischen Ländern. Ich schrieb ja schon mal, dass hier über meinen Kopf hinweg einfach bestimmt wurde. Aber das hat natürlich nichts mit Gewalt zu tun. Die habe ich bisher in meinem Leben noch nicht kennen gelernt und würde aber auch nicht die andere Wange hinhalten.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Aus der Studie kann überhaupt nicht geschlossen werden, dass die Gewalt zugenommen hat, denn es ist die weltweit erste systematische Erhebung der WHO. Ich denke sogar, dass die körperliche Gewalt früher insgesamt höher war, als die körperliche Züchtigung von Kindern und Ehefrauen noch erlaubt war. Fast jedes Kind ist früher geohrfeigt worden, war also Opfer körperlicher Gewalt. Und wenn ich mir alte Filme anschaue, dann ist die Ohrfeige, die die Frau dem Mann gibt, ein beliebtes Flirtmittel.

Natürlich ist Gewalt, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung schlimm, aber ich kann die Zunahme einfach nicht glauben. Früher vor 50 Jahren, als ich jung war, war es völlig normal, dass den Mädchen von den Baustellen aus zugepfiffen wurde und dazu oft schlüpfrige Bemerkungen gemacht wurden. Ich weiß noch wie peinlich das war. Heute ist das zu recht verpönt und zählt wahrscheinlich als sexuelle Belästigung. Demnach sind früher nahezu 100 Prozent der jungen Frauen sexuell belästigt worden. Gerade auf Volksfesten ist man als Teenager oft von Männern aller Altersklassen begrapscht worden. Heute ist man da vorsichtiger. Früher war das aber legitim.

Man müsste die genaue Fragestellung der Umfrage kennen, um die Statistik beurteilen zu können. Die Männer sind auch oft Opfer, gerade von Demütigungen, die ihnen als Heranwachsende von Mädchen zugefügt werden, wenn sie nicht gerade Adonisse sind.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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