Kind will nicht mehr zum Vater - Welcher Grund?

vom 03.03.2014, 19:40 Uhr

Heute hat ich ein ausführliches Gespräch mit meiner Kollegin. Ihr Kind will nicht mehr zum Erzeuger. Sie ist schon seit ein paar Jahren von ihm getrennt. Ein Kontakt bestand bis vor langer Zeit noch. Das Kind liebt auch ihren Vater. Aber sie äußerte dann aufgrund der Lebenssituation, dass sie nicht mehr zum Vater möchte. Dazu ist zu sagen, dass das Kind mit der neuen Partnerin nicht klar kommt. Mit ihren Kindern dagegen schon. Dennoch will sie ihren Vater nicht mehr sehen. Sie wollte auch zu ihren Geburtstag kein Bild von ihren Vater aufgestellt bekommen. Selbst die Kamera des Vaters fässt sie nicht mehr an.

Die Mutter konnte beim Vater nichts erreichen. Er hörte nicht zu. Somit musste die Mutter es übers Gericht laufen lassen. Nach der Kindesanhörung hat die Richterin dafür gesprochen, dass das Kind wegen ihres Willens zunächst nicht zum Vater muss. Sie wird schon von selbst den Kontakt zu ihrem Vater wieder suchen. Die Mutter verbietet es ihr nicht. Der Vater denkt wohl, dass die Mutter es dem Kind aufgequatscht hat, aber dem ist nicht so.

Mir kommt die Geschichte sehr komisch vor. Klar kann ein Kind mit 11 Jahren seinen Willen so durchsetzen. Ich frage mich halt nur, was dort vorgefallen ist. Sie redet nicht und der Vater sagt auch nichts. Ist es zu hoch wenn ich an Gewalt am Kind denke? Welcher Gründe könnte es aus euren Blickwinkel haben?

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das ist natürlich schwer zu sagen. Kinder reagieren ja auch manchmal auf Dinge sehr extrem, die ein Erwachsener eher als Kleinigkeit abtun würde. Vielleicht hatte sie einen Streit mit der Freundin des Vaters und der Vater hat sich nicht oder nicht klar genug auf die Seite seiner Tochter gestellt, sodass sie nun auch auf ihn sauer ist. Es könnte auch noch schlimmer sein, zum Beispiel, dass die Freundin sie geschlagen hat. Oder der Vater selbst, aber wenn es sowas bisher nicht gab, würde ich davon erstmal nicht ausgehen.

Es ist natürlich schade, dass der Vater so uneinsichtig ist. Wenn ihm seine Tochter wichtig ist, dann sollte er eigentlich einen Schritt auf sie zumachen. Falls er sie bewusst oder unbewusst verärgert haben könnte, sollte er sich erstmal entschuldigen und vielleicht vorschlagen, dass man sich einfach zunächst nicht beim Vater zu Hause trifft, damit die Lebensgefährtin nicht dabei ist.

Ansonsten kann die Mutter wohl nur versuchen, weiter das Gespräch mit ihrer Tochter zu suchen, vielleicht verrät sie irgendwann doch, was los ist. Man sollte der Tochter auch klarmachen, dass es keine Konsequenzen für sie haben wird, wenn sie es erzählt, egal was war. Eine andere Möglichkeit wäre nämlich noch, dass die Tochter beim Vater zu Hause irgendwas angestellt hat und nun so massiv abwehrt, weil sie Angst hat, der Lebensgefährtin unter die Augen zu treten. Der Vater wird davon dann wohl auch wissen, es aber vielleicht als nicht so schlimm ansehen oder die Tochter einfach nicht bloßstellen wollen.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wenn hier die Richterin nach dem Willen des Kindes entschieden hat, dann muss sie schon eine sehr hohe geistige Reife bewiesen haben. Denn der Wille der Kinder wird eigentlich erst berücksichtigt, wenn sie 12 Jahre alt sind. Und ich vermute, dass die Richterin auch allein mit dem Mädchen gesprochen hat. Vielleicht weiß sie dadurch mehr, als die Mutter, was auch in Ordnung ist.

Du schreibst selbst, dass der Vater eine neue Partnerin hat und diese versteht sich nicht mit der Tochter. Da sie sich aber mit ihren Kindern versteht, kann es kaum an der Tochter liegen. Wobei mir mehrere Fälle bekannt sind, wo die neue Partnerin vom Vater kein gutes Verhältnis zum Kind aufbauen konnte. Selbst wenn sie eigene Kinder mit in die Beziehung gebracht hat.

Dass die Tochter der Mutter gegenüber nichts erzählt, ist auch zu verstehen. Kinder neigen dazu den anderen Elternteil nicht in die Pfanne zu hauen. Und so wird sie auch beim Vater nichts berichtet haben, was die Mutter hätte in ein schlechtes Licht rücken lassen. In der Situation sollte die Mutter auch nicht weiter fragen, sondern es einfach so belassen. Wenn die Tochter der Meinung ist sich zu öffnen, wird sie das tun.

Bis dahin sollte die Mutter einfach nur zeigen, dass die Tochter ihr alles anvertrauen kann. Wenn es wirklich einen ernsteren Vorfall zwischen Vater und Tochter gab, wird es einige Zeit brauchen, bis sie das der Mutter erzählt. Und wenn sie bei der Meinung bleibt keinen Kontakt mehr zum Vater haben zu wollen, dann muss er das einfach akzeptieren.

Oder hat vielleicht auch die Mutter einen neuen Partner der mehr Verständnis für das Kind aufbringt, als der eigene Vater? Auch das wäre eine Möglichkeit. Denn bei uns ist das ähnlich, dass meine Töchter mehr Vertrauen zu meinem Mann haben, als zu ihrem Vater. Aber sie versuchen eben das eine Jahr noch irgendwie zu überstehen und nutzen jede Gelegenheit, wo der Vater eine Absage des Besuches hinnehmen muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Vielleicht steckt ein total banaler Grund dahinter. Es kann doch sein, dass der Vater versucht, seine Tochter und die Kinder seiner neuen Partnerin gleich zu behandeln, dies aber bei seiner leiblichen Tochter nicht so ganz angekommen ist. Kinder meinen schnell, dass andere bevorzugt werden, dabei stimmt das gar nicht immer. Vielleicht gibt die Tochter auch der neuen Partnerin die Schuld, dass deren Kinder besser von ihrem Vater "akzeptiert" werden als sie selbst.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Du willst hier nicht wirklich Spekulationen über einen Mann hören, den wir alle nicht kennen? Das finde ich dann schon etwas unfair. Er kann sich ja nicht wehren. In dem Alter kann es so ziemlich alles sein, was sie dazu bewegt dort nicht mehr hinzugehen. Vielleicht hat er etwas Böses gesagt oder etwas falsches getan, es muss ja für einen Erwachsenen nicht schlimm sein, aber in dem Alter legt man alles auf die Goldwaage. Sie fühlt sich sicherlich gekränkt, weniger liebgehabt oder ähnliches.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


@Ramones: Nein, ich möchte nicht den Grund für dieses Kind. Ich wollte generell über Gründe wissen. Oder was ihr zu der Situation meint? Kann ja sein, dass ich mehr in die Situation hinein interpretiere, als wirklich ist. Mich hätten einfach die möglichen Gründe interessiert. Natürlich sollte es hier nie um Spekulationen geben, was der Vater falsch gemacht hat. Wir werden es eh nicht erfahren, denn bald verlasse ich die Firma und habe keinen Kontakt mehr und ich glaube eben nicht, dass das Kind in zwei Wochen mit der Sprache raus kommt, was nun war.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das kann vielfältige Ursachen haben. Meine Schwester und ich sind auch Scheidungskinder gewesen, und wenn ich mich so zurück erinnere, gab es auch bei uns eine Zeit, in der wir schlicht und ergreifend keinen Wert darauf gelegt haben, unseren Vater zu sehen. In unserem Fall hatte das nicht mal wirkliche Gründe, wir hatten einfach kein Interesse.

Unser Vater wohnte damals etwa 120 km weit weg und kam einmal in der Woche extra die ganze Strecke zu uns gefahren, um uns zu sehen. Das war uns, damals gerade das Teenager - Alter erreichend, aber herzlich egal, und nicht selten kam es vor, dass weder meine Schwester noch ich zu Hause waren, wenn er kam, oder wir stritten uns darum, wer daheim bleiben muss, wenn er kommt. Irgendwann wurde es ihm dann zu viel, schließlich wollte er nicht unsere Mutter besuchen, sondern uns. So schlief der Kontakt dann irgendwann leider ein, und es dauerte einige Jahre, bis ich von mir aus auf die Idee kam, den Kontakt wieder aufleben zu lassen. Die Zeit hatten wir natürlich verloren, schade drum. Ein Problem mit der Freundin meines Vaters hatte ich zumindest nicht, ich fand sie nett und sah sie eher als Freundin, daran hat es also bei uns nicht gelegen.

Vielleicht ist das bei dem Kind ähnlich? Mit 11 Jahren sind die Interessen heute oft schon ganz anders, als noch vor 20 Jahren. Sind Freunde vielleicht gerade wichtiger? Ist die Bindung momentan einfach schlecht, weil das Kind einen Entwicklungsschub durchläuft, und der Vater einfach außen vor ist, weil er nicht daran teilhaben kann? Wurden vielleicht falsche oder halb wahre Informationen an das Kind weitergegeben, von denen man nichts weiß? Hat jemand, der dem Kind wichtig ist, etwas schwerwiegendes, negatives über den Vater gesagt?

Oder ist vielleicht doch etwas vorgefallen, von dem man annehmen könnte, dass es ein elfjähriges Kind so belastet, dass es keinen Kontakt möchte? Gab es einen Streit, wurde etwas verboten? Mischt sich die neue Partnerin des Vaters eventuell in Dinge ein, die sie nichts angehen, oder versucht sie, einen auf Freundin und Vertraute zu machen, und das Kind denkt, die Frau gräbt an der Position der Mutter? Spricht sie vielleicht manchmal schlecht über Mutter oder Vater?

Vielleicht regelt sich das mit der Zeit von selbst, obwohl ich fast wirklich annehme, dass es einen triftigen Grund für die Ablehnung der Besuche geht, sonst würde das Kind nicht sogar die Dinge des Vaters nicht mehr anfassen und kein Foto aufstellen wollen. Dass das Ganze sogar vor Gericht ging, ist natürlich belastend, und ich denke, je mehr der Vater auf sein Recht pochen wird, desto mehr wird sich das Kind eventuell dem gegenüber verschließen. Sturheit ist in dem Alter keine Seltenheit. Je weniger Druck das Kind in der Richtung bekommt, desto eher wird es seine ablehnende Haltung vielleicht wieder aufgeben.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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