Ist nach 'wegen' der Dativ jetzt auch korrekt?

vom 03.03.2014, 08:30 Uhr

Nach dem Wort "wegen" steht bekanntlich der Genitiv. Es heißt "wegen des Wetters" und nicht "wegen dem Wetter". Ich weiß das natürlich und verwende den Genitiv in der Schriftsprache und in Umgebungen, wo ich keinen schlechten Eindruck hinterlassen möchte - etwa beruflich in Vorstellungsgesprächen - richtig. Aber im Alltag kommt es mir darauf nicht so sehr an. Meine Schwägerin ist da sehr penibel. Als ich neulich den Dativ verwendete, weil er sich natürlicher anhörte, entschuldigte ich mich gleich übertrieben und korrigierte mich. Sie meinte aber zu meinem Erstaunen, dass jetzt der Dativ auch offiziell erlaubt sei. Könnt ihr das bestätigen? Habt ihr auch davon gehört, vielleicht in der Schule? Fändet ihr es richtig, dass man diese Regel ändert, weil eh die meisten Leute den Dativ nehmen?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke mal, dass es früher oder später dazu kommen wird, dass der Dativ als korrekt angesehen wird. Die deutsche Sprache hat sich immer schon geändert. Früher war es beispielsweise üblich "ich trank des Weines" zu sagen. Meiner Meinung nach klingt das zwar schön aber antiquiert. So wird es wahrscheinlich auch mit dem Genitiv insgesamt gehen. Die Mehrheit wird es zwar als schön empfinden, aber als antiquiert.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das Stichwort ist Sprachwandel. Welchen Fall diese Wörter wie wegen regieren, ändert sich zur Zeit eindeutig. Im eher süddeutschen Raum sagte schon zu meiner Kindheit kein Mensch "wegen des Regens kam ich nicht". Das ist eindeutig sehr hochsprachlich. Im süddeutschen Dialekt hat man schon lange gesagt, dass man wegen dem Regen nicht gekommen ist. Da wundert sich auch längst keiner mehr. Allerdings sind regionale Dialekte und das, was dort als akzeptabler Sprachgebrauch gilt noch lange nicht die Standardsprache.

Man kann für die deutsche Sprache mittlerweile auch eine andere Tendenz fest stellen. Früher war deutsche Grammatik sehr präskriptiv. Das heißt, den Schreibern und Sprechern wurden genaue Vorgaben und Richtlinien erlassen, was geht und was nicht. Dabei wurde sich an einem Ideal orientiert, was gutes Deutsch zu sein habe. Das war teils auch recht willkürlich fest gelegt. Das hat sich dahingehend geändert, dass die deutsche Grammatik mehr und mehr deskriptiv wird, wie in vielen anderen Ländern auch. Sprich, man erklärt, was im zeitgenössischen Sprachgebrauch üblich ist und von vielen Sprechern als korrekt empfunden wird. Es lockert sich eben vieles.

Am besten besorgt man sich in solchen Fällen eine möglichst auktuelle Ausgabe "Richtiges und gutes Deutsch" aus dem Hause Duden. Da steht so etwas genauer erkäutert. Auch auf der Webpräsenz dieses Verlages findet man einige Angaben zur korrekten Verwendung verschiedener Wörter. Teils ist die Homepage etwas aktueller, als die Bücher in der jeweils aktuellen Auflage. Das ist aber auch interessant, weil man dann Veränderungen besser sehen kann.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Grammatikalisch korrekt folgt auf wegen der Genitiv (wegen des Hundes), bzw. der Genitiv steht vor wegen (des Hundes wegen). Es gibt allerdings eine Ausnahme: Wenn sich bei einem Wort in der Mehrzahl der Genitiv nicht vom Nominativ unterscheidet, wird der Dativ nach wegen verwendet. Man sagt z.B. wegen Hunden (aber: wegen der Hunde, wegen vieler Hunde!).

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» Vega » Beiträge: 207 » Talkpoints: 137,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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