Zentralabitur nicht gerne gesehen?

vom 02.03.2014, 23:32 Uhr

Da es ja seit 2007 ein Zentralabitur ist, haben auch die Lehrer keinen Einfluss mehr auf die Aufgaben. Viele Lehrer meinen, dass man früher - als man die Abiturklausur selber gestellt hat - gezielter dann den Unterrichtsstoff den Schülern andeuten könnte, was vorkommt.

Da dies nun nicht mehr möglich ist, haben auch die Lehrer einen größeren Druck. Dieser Druck wird noch durch G8 erhöht, da der gleiche Unterrichtsstoff nun in 8 Jahren durch muss. Viele Lehrer meinen deshalb allgemein, dass sich G8 nicht lange hält, da es teilweise ohne Kürzungen des Stoffes nicht möglich ist, alles zu unterrichten.

Wie seht ihr das mit G8 in Kombination mit dem Zentralabitur? Sollte man entweder G8 wieder abschaffen und das Zentralabitur lassen oder G8 lassen und das Zentralabitur wieder abschaffen? Wäre das Zentralabitur weg, könnten die Lehrer besser die Abiturklausuren stellen - ohne große Überraschungen für die Schüler.

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» x_MKD_x » Beiträge: 262 » Talkpoints: 18,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wir bekommen in Österreich auch bald diesen Müll. Eigentlich will keiner so ein Zentralabitur haben. Dass alles gleich ist, wird es nie geben, es gibt keine gleichen Ärzte, keine gleichen Lehrer und keine gleichen Schüler. Ich bin froh, dass ich noch eine alte Matura habe und mich nicht, wie mein Neffe bald, mit absolut vertrottelten Vorgaben für die Zentralmatura abquälen musste.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Zentralabitur ist das beste, was es gibt, um das Niveau wenigstens eines Bundeslandes zu vergleichen. Die Erfahrungen der Länder wie NRW zeigten, dass ein nicht zentral gesteuertes Abitur eine totale Ungerechtigkeit ist und insgesamt dem Bildungsniveau des Landes schadet. Länder, die schon seit Jahrzehnten zentrale Prüfungen im Gymnasium, in der Realschule und in der Hauptschule haben, wie etwa Bayern, zeigen: Eine zentrale Prüfung ist machbar und auch zu bestehen. Sie ermöglicht einen Landesweiten Vergleich der Schülerleistungen. Und auch im Pisa-Ranking liegen die Länder mit Zentralprüfungen deutlich über denen, die keine haben.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Kann man nicht von jemandem, der Abitur machen möchte und damit die Möglichkeit erhält zu studieren, erwarten, dass er auch mit Aufgaben klar kommt, die er nicht schon vorher kennt? Und was heißt hier "große Überraschungen"? Man kennt doch die Themen, die dran kommen. Man bereitet sich doch nicht auf Hamlet vor und wird dann mit einer Liste Fragen zu Macbeth konfrontiert. Es kann höchsten vorkommen, dass man auf seiner Liste mit Fragen zu Hamlet welche findet, die man nicht im Unterricht schon zig mal durchgekaut hat. Da muss man dann eben selber denken und wie gesagt, ich finde, dass man das von jemandem, der eine Hochschulreife erhalten möchte, erwarten kann.

Ich komme aus einem Bundesland, in dem es schon ganz lange ein Zentralabitur gibt und die Schüler aus diesem Bundesland schneiden im Ländervergleich immer gut ab, also bekommen es die Lehrer dort irgendwie hin mit dem Unterrichten. Ich habe während meiner Prüfungen keine großen Überraschungen erlebt. Es wurde nichts abgefragt, auf das ich mich nicht vorbereitet hatte, wobei man sich auf gewisse Teile der Prüfung in Fremdsprachen und der praktischen Prüfung in Kunst ja eh nicht vorbereiten kann.

Mit der G8 Geschichte habe ich keine Erfahrungen, aber mit dem Zentralabitur hat das ja eigentlich auch nichts zu tun. Das Problem dabei scheint ja wohl zu sein, dass die Lehrpläne nicht richtig angepasst wurden und, dass es an vielen Schulen auch gar nicht die nötigen Einrichtungen - Mensa, Aufenthaltsräume - gibt, um einen Ganztagsunterricht vernünftig durchführen zu können. Meine alte Schule hat G8 wieder abgeschafft und denen hat man die Türen eingerannt. Das ist eigentlich ein kleines Gymnasium mit ein bis zwei Klassen pro Jahrgangsstufe und jetzt hatten sie so viele Neuanmeldungen, dass sie vier Klassen haben. Gegen das Zentralabitur hat hier niemand etwas, aber G8 scheint extrem unbeliebt zu sein.

Dass alles gleich ist, wird es nie geben, es gibt keine gleichen Ärzte, keine gleichen Lehrer und keine gleichen Schüler.

Was ist denn das für ein dummes Argument? Alle Ex-Schüler bewerben sich auf die gleichen Studienplätze und bei der Vergabe ist oft die Abiturnote ausschlaggebend. Ist es da nicht gerechter, wenn diese Abiturnoten unter den gleichen Bedingungen zustande gekommen sind?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich beziehe eindeutig Stellung für das Zentralabitur. Ich komme aus Bayern, in dem das Zentralabitur seit Jahrzehnten völlig üblich ist, zudem habe ich mein Abitur schon unter den verschärften Bedingungen des G8 absolviert. Dennoch empfand ich das Zentralabitur als sehr fair und kann auch nicht behaupten, dass aufgrund dessen viele meiner Mitschüler durch das Abitur gerasselt wären. Ein zentrales Abitur, zumindest in den Bundesländern, schafft eine annähernde Vergleichbarkeit der Schulabgänger untereinander und sorgt dafür, dass ein gewisses Niveau der Abiturienten gewährleistet bleibt.

Im Grunde genommen denke ich sogar, dass auch ein Zentralabitur in der jetzigen Form noch nicht genügt, immerhin errechnet sich der Abiturschnitt zu einem nicht unerheblichen Teil auch aus Noten der vorangegangenen Jahre, die somit von Lehrern der eigenen Schule erstellt wurden und nur bedingt als vergleichbar und objektiv bezeichnet werden können. Zudem bin ich für eine komplette Vereinheitlichung des Schulsystems und das deutschlandweite Zentralabitur, nur so können einheitliche Bildungsstandards in Deutschland gewährleistet werden.

Ob man sich nun für oder gegen das Gymnasium in acht Jahren ausspricht, ist meiner Meinung nach völlig unerheblich für die Frage nach der Sinnhaftigkeit und Zumutbarkeit eines Zentralabiturs. Ich sehe durchaus, dass gerade jüngere Schüler in den niedrigeren Klassenstufen unter dem G8 zu leiden haben, mir erschließt sich aber die im Eröffnungsbeitrag aufgeworfene Fragestellung absolut nicht. Warum sollte Schülern des G8 keine zentrale Überprüfung zugemutet werden können? Und warum wäre diese zentrale Überprüfung fairer, wenn sie stattdessen neun Jahre lang auf möglicherweise sehr niedrigem Niveau unterrichtet worden wären?

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe mein Abitur auch in Bayern gemacht, auch damals schon als zentrale Prüfung. Allerdings gab es damals das G8 noch nicht. Die zentralen Prüfungen finde ich durchaus fair. Da haben alle eines Bundeslandes die gleichen Chancen und es besteht nicht die Gefahr, dass einzelne Klassen oder Einzelschüler bevorzugt werden, wenn der Lehrer die Abituraufgaben erstellt. Ich würde es sogar begrüßen, wenn es ein Zentralabitur gäbe, das für alle deutschen Bundesländer die gleichen Aufgaben stellt. Dazu müsste sich im Schulsystem aber so viel ändern, dass das erst mal Zukunftsmusik ist.

Und ja, man konnte sich auch auf das Zentralabitur vorbereiten. In sprachlichen Fächern wie Deutsch oder Fremdsprachen war es zugegeben sehr schwer, gezielt zu lernen. Aber gerade bei den Naturwissenschaften zeichnete sich über die Jahre schon ein Trend ab, welche Aufgaben gerne mal vorkommen. Man konnte sich da gut mit speziellen Büchern vorbereiten, die schon einmal gestellte Aufgaben der vorhergehenden Jahre zusammengestellt anboten und auch für die Schüler mit Lernhilfen versehen heraus gegeben haben.

Dem Modell G8 und der Bildung im Schnelldurchlauf stehe ich eher skeptisch gegenüber. Da bleibt vieles auf der Strecke. Ich halte es nicht für richtig, den Schülern und Lehrern noch mehr Zeitdruck zu machen. Schon zu meiner Schulzeit stöhnten die Lehrer oft, wie man so viel Stoff in so kurzer Zeit ausreichend vertiefen kann. Wenn einem dann noch ein Jahr mehr fehlt, dann wird das ganz schön eng. Für die Schüler hat sich, nach meiner Erfahrung mit Nachhilfeschülern, deutlich der Druck verstärkt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich mache auch gerade mein Abitur und muss eigentlich sagen, dass es vom Grundgedanken nicht schlecht ist; das Zentralabitur? Warum? Weil man so die Schüler am Besten vergleichen kann und keine Verfälschungen der Ergebnisse hat. Wenn der Lehrer dann noch schlau genug ist, bereitet er die Schüler halt auf das Zentralabitur vor, also versucht einigermaßen an Informationen zu bekommen und gestaltet dann so den Unterricht ;).

Allerdings habe ich auch eine Meinung als Schüler. Ich habe meine mittlere Reife als externer Schüler gemacht. Das heißt, dass ich keine Lehrer kannte. Das war vorallem ein Nachteil bei den mündlichen Prüfungen, da ich die Lehrer nicht kenne und die Lehrer mich ebenso nicht. Das ist natürlich blöd, da der eigene Lehrer weiß wo die Schwächen beziehungsweise die Stärken des Schülers sind, aber wenn man gewissenhaft lernt, dann sollte das auch kein Problem sein.

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» turkeyboii » Beiträge: 601 » Talkpoints: 3,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe das Zentralabitur vor einigen Jahren abgeschlossen und ich finde es als Grundlage gar nicht mal so schlecht. Das einzige, das ich daran zu kritisieren habe ist, dass die Aufgaben von irgendwelchen Trotteln zentral vergeben werden. Ich finde, dass man da richtige Experten hinsetzen sollte, die sich auch mit den entsprechenden Fächern auskennen und diese möglicherweise auch selbst studiert haben. Wenn man da irgendwelche unqualifizierten Politiker nur wegen der Vetternwirtschaft hinsetzt, hat das für mich überhaupt keinen Sinn.

Es ist an unserer Schule damals vorgekommen, dass einige Abiturklausuren kollektiv nachgeschrieben werden mussten, weil hinterher herauskam, dass die Klausur erhebliche Mängel besonders in Mathematik und Physik vorwies, sodass die Aufgaben unlösbar waren. Solche Fälle gibt es an meinem ehemaligen Gymnasium in fast jedem Jahrgang. Einem Expertenteam wäre das sicherlich nicht passiert.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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