Lieber in Multikulti-Stadt oder homogener Stadt leben?
Zum Leben bevorzuge ich Städte beziehungsweise Viertel, in denen es bunt zugeht. Ich genieße es, exotisch essen zu gehen, den Asia-Markt genauso um die Ecke zu haben wie den Griechen und auch ausländische Nachbarn zu haben. Bei uns im Haus wohnen unter anderem eine bosnische Familie, eine Französin und eine iranische Familie. In der Grundschule meines Sohnes waren 20 Nationalitäten vertreten, die uns zu den Sommerfesten mit allerlei kulinarischen Köstlichkeiten versorgten. Auch ein Teil meiner Nachhilfeschüler hat Migrationshintergrund. Ich würde mich in einer spießigen, rein deutschen Umgebung gar nicht mehr wohlfühlen.
Fühlt ihr euch auch in einer gemischten Umgebung wohler oder braucht ihr ein homogenes Umfeld, weil ihr euch da sicherer und vertrauter fühlt?
Wo soll es denn diese homogenen Bereiche geben? Man kann doch als Nichtdeutscher überall hinziehen und so wird überall auch Multikulti sein. Ich liebe es, wenn sich eine Gesellschaft durch Einflüsse anderer Gesellschaften weiter entwickelt. Ich denke, dass man nur voneinander lernen kann und es nicht schaden kann, wenn andere kulturelle Einflüsse auf eine Stadt einwirken. Ich bin weltoffen und mag es daher, wenn Menschen einfach so sind wie sie sind und nicht irgendwen gefallen wollen, in so einer Stadt lebe ich dann auch gerne.
Gerade aus einer Großstadt kenne ich kaum homogene Bereiche. Homogenität kenne ich eher vom Dorfleben, wenn ich ehrlich bin. Ich lebe schon seit über einem Jahrzehnt in diversen Großstädten und war immer Multikulti. Es gab sogar keinen mir bekannten Bereich, wo es tatsächlich homogen zugegangen sein könnte. Genau das macht doch den Reiz einer Großstadt aus. Homogenität ist doch langweilig.
Oh, Homogenität gibt es definitiv auch in Großstädten. Ich bin beispielsweise in einem Viertel aufgewachsen, in dem es keinen einzigen Ausländer gegeben hat. Dort leben bis heute Schulleiter, Leiter von Ämtern der Stadt, Ärzte und Rechtsanwälte und es gibt niemanden mit Migrationshintergrund.
Theoretisch hat meine Geburtsstadt 350.000 Einwohner und davon sind 11,9 Prozent mit Migrationshintergrund. Aber es gibt Siedlungen, da gibt es keine. Da bleiben auch Schulklassen homogen. Und wenn man das "richtige" Gymnasium wählt, dann sind maximal zwei Kinder mit Migrationshintergrund in der Klasse.
Solche Bereiche kenne ich in jeder Großstadt. Zu behaupten, dass es die nicht gibt, ist unrealistisch. Es gibt bis heute reiche, dein deutsche Stadtbezirke. Natürlich könnten Menschen mit Migrationshintergrund dort hinziehen. Aber wer gibt Unsummen für ein Haus an einem Ort aus, an dem er massiv abgelehnt wird?
Die Frage macht für mich wenig Sinn, weil das doch in der Regel keine Frage von Vorlieben ist. Die eher homogenen Wohngegenden sind in den meisten Städten relativ teuer und die meisten Leute, die sich eine Villa mit Garten und unverbaubarem Blick leisten können oder ein schickes Loft im gentrifizierten Szeneviertel würden wohl kaum sagen "ach ne, ich wohne lieber in der Zweizimmerwohnung über dem Asia-Imbiss, das ist so schön exotisch".
Bei meiner ehemaligen Studentenwohnung in einer größeren Stadt kam es im Laufe der Jahre zu einem Wechsel der Bewohner. Früher wohnten dort alte Leute und Studenten. Inzwischen wohnen daher mehrheitlich die "Neubürger" und das führte dann schon dazu, dass man dachte, man ist irgendwo in der Türkei, wenn man tagsüber raus geht, weil da wirklich sehr viele Ausländer zu sehen waren. Ich habe mich schon gar nicht mehr am späteren Abend raus getraut.
Daher bin ich umgezogen aufs Dorf und da habe ich in dem halben Jahr, das ich dort lebe, noch keinen Ausländer gesehen, wenn man vom Besitzer des auch dort vorhandenen Dönerladens absieht. Und ich muss sagen, ich vermisse das auch nicht, sondern bin damit sehr zufrieden. Es ist schön ruhig und friedlich und man muss keine angst haben, wenn man spät noch unterwegs ist.
Ich habe schon auf dem Land, in einer relativ gut "durchmischten" Stadt und in einer sehr "homogenen" Stadt in einem Nachbarland Deutschlands gelebt, und ich muss sagen, es hat beides Vorteile. Ich habe keine Angst vor Ausländern an sich, weil ich ja weiß, dass die meisten Leute mit nicht-deutschen Wurzeln sich genauso einen Dreck um mich scheren, wenn ich "abends aus dem Haus gehe", wie die meisten Deutschen. Man muss eben überall aufpassen und Glück haben, aber Multikulti allein würde ich nicht an sich als Einschränkung meiner Lebensqualität ansehen.
Auch gefällt es mir, wenn es viele unterschiedliche Restaurants und Geschäfte gibt. in der "homogenen" Stadt war ein Italiener schon der Inbegriff an exotischer Cuisine und ich habe mich nach ein paar Monaten dabei ertappt, wie ich den gefühlt einzigen dunkelhäutigen Austauschstudenten geradezu angestaunt habe. Diese Erfahrung hat mir auch geholfen zu verstehen, wieso manche Leute Angst vor Menschen haben, die nicht genauso aussehen, sich kleiden oder sprechen wie sie. Wenn man das sein ganzes Leben lang nicht kennt, ist es tatsächlich ziemlich ungewohnt. Aber generell finde ich allzu homogen schnell langweilig und beschränkt.
cooper75 hat geschrieben:Solche Bereiche kenne ich in jeder Großstadt. Zu behaupten, dass es die nicht gibt, ist unrealistisch.
Das hat doch niemand behauptet, wie kommst du denn auf diesen Unsinn? Vielleicht solltest du die Beiträge genauer lesen, das hat niemand der User in diesem Forum behauptet. Und nur, weil etwas nicht bekannt ist, heißt das nicht, dass es nicht existiert.
Du hast aber schon den Beitrag von Ramones gelesen? Die fragt sich, wo es homogene Bereiche geben kann und nimmt an, dass überall multikulti sein muss, weil Ausländer doch überall hinziehen können, Täubchen. Wo liegt also dein Problem?
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-234129.html
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