Als Erwachsener Dinge von Eltern bezahlen lassen schlimm?
Gerade wenn man vielleicht gerade erst ausgezogen ist und noch nicht wirklich genug eigenes Geld verdient, ist es vielleicht manchmal ganz hilfreich, wenn einen die eigenen Eltern nochmal unterstützen. So war das auch bei uns. Wir wurden noch etwas von den Schwiegereltern unterstützt, weil mein Mann diese eben auch unterstützt hat, in der Zeit als er noch vor dem Studium auf den Platz gewartet hat. Wir haben diese Hilfe nicht lange in Anspruch genommen, aber es war ganz nett und letztendlich haben wir es dann auch wieder gut gemacht.
Natürlich sollte man dies nicht machen, wenn man eigenes Einkommen hat und davon auch leben könnte. Man muss sich dann eben mal zusammenreißen und auch als Student kann man ja vielleicht etwas wieder zurückgeben, einen Ferienjob annehmen oder was auch immer.
So einfach kann man das doch gar nicht auf ein okay oder nicht okay runterbrechen, dafür gibt es zu viele denkbare Situationen, wo eine solche Konstellation auftreten kann. Auch das Alter und die Lebensumstände aller Beteiligten spielen eine Rolle. Formal juristisch ist man schon mit 18 volljährig, aber es würde wohl niemand komisch finden, wenn man in dem Alter noch zuhause lebt oder mit Anfang zwanzig ein Studium finanziert bekommt.
Auch Unglücksfälle, plötzlich unerwartet hohe Kosten, die nicht absehbar waren, temporäre Arbeitslosigkeit oder Verdienstausfall durch Krankheit, die von den Ersparnissen nicht mehr abgedeckt werden können, sind Notfälle, wo man auch als Erwachsener froh über die finanzielle Hilfe Verwandter wäre. Das gilt natürlich auch umgekehrt als Kind den Eltern gegenüber.
Dann gibt es aber wieder Konstellationen, wo ich so eine Alimentierung kritisch sehe. Mir fällt auch das Beispiel des Millionärssöhnchens ein, der sich auch als Erwachsener noch seinen dekadenten Lebensstil von den reichen Eltern finanzieren lässt, weil man sich das so gewöhnt ist und keine Abstriche machen will. Oder Leute, die sich mit Mitte Dreißig noch den Wagen oder mit Anfang 40 das halbe Leben bezahlen lassen. Gerade bei Menschen, die mit ihren Eltern psychisch sehr verstrickt sind, kann man solche Verhältnisse beobachten.
Und da wird es dann auch für den finanziell Bedachten schädlich. Es kann nicht gesund sein, sich mit über 40 noch von den vermögenden Eltern die zu teure Wohnung oder das Auto finanzieren zu lassen und dauerhaft in einem kindlichen Abhängigkeitsverhältnis zu stehen. Und selbst das gelegentliche unaufgeforderte Kaufen von Kleidung und Hausrat durch die Mutter für eine im Berufsleben stehende Frau finde ich persönlich auch etwas seltsam und im Kinderstadium verharrend.
Nun ja, was heißt schon "schlimm"? Muss jede/r selber wissen, denke ich mir. Tatsache ist nun mal, dass auch hierzulande die ältere Generation finanziell oft besser dasteht als die, die jetzt im Berufsleben wirbelt, am Ende noch Kinder großzieht und auch schon anfangen muss, sich um die alternde Verwandtschaft zu kümmern.
Meine Eltern konnten von Teilzeitarbeit und einem Arbeiterlohn ein bescheidenes Häuschen bauen, drei Kinder großziehen und auch noch etwas beiseite legen. Viel Glück dabei heutzutage! Und jetzt hat mein Vater eine Rente, die ungefähr meinem monatlichen Vollzeitlohn entspricht, ein abbezahltes Zuhause und die laufenden Kosten stemmt er locker. Von daher habe ich auch als solide erwachsene Person keine Hemmungen, gelegentliche Spenden dankend anzunehmen. Umgekehrt tue ich ja auch genügend dafür.
Und auch die Klischees von den hauptberuflichen Söhnen und Töchtern, die auch noch mit 40 den Eltern auf der Tasche liegen und schon mal anfangen, das Erbe zu verjubeln, finde ich eigentlich nicht "schlimm". Schadet mir ja nichts. Manche Leute scheinen mit der daraus resultierenden latenten Abhängigkeit für einen Großteil ihres Lebens ja ganz glücklich zu sein. Und wenn sich jemand freut, wenn Mama mit 75 noch Klamotten kauft oder die Schwiegereltern die Kreuzfahrt bezahlen und die Kabine nebenan bewohnen, ist ja alles wunderbar.
Ich denke, dass man es differenziert betrachten muss und nicht über einen Kamm scheren sollte. Vor allem bin ich dabei der Meinung, dass die Eltern einem schon mal nichts bezahlen “müssen”. Wenn man sein eigenes Geld verdient, dann kann man auch damit entsprechend haushalten und kann nicht von seinen Eltern verlangen, dass sie einem Sachen bezahlen, die man eben auch aufgrund des eigenen Einkommens selbst bezahlen könnte. Wenn sie es von sich aus machen, dann ist es etwas Anderes, aber einfach “Forderungen stellen” sollte man hier nicht.
Wie gesagt: Wenn die Eltern es einem freiwillig bezahlen wollen oder auch einfach so bezahlen ohne dass sie fragen, dann ist es eine andere Situation. Dann kommt es ja auch freiwillig von den Eltern und man kann es gerne annehmen, weil sie es ja auch von sich aus geben wollen und nicht dazu gezwungen werden. Wahrscheinlich wollen sie einen nur finanziell entlasten oder ihren Kindern einfach so eine Freude machen.
Ich selbst hatte schon immer den Anspruch an mich, dass ich möglichst viel alleine bezahlen will. Seit ich mein eigenen Geld verdiene habe ich also versucht alles an eigenen Ausgaben selbst zu bestreiten. Leider hat es nicht immer ganz geklappt, aber in fast allen Fällen schon und darauf bin ich auch stolz. Seit ich aber nach einem erstmaligen epileptischen Krampfanfall eine ganze Weile krankgeschrieben bin, unterstütz meine Mutter mich öfter finanziell und dafür bin ich sehr dankbar, weil ich dadurch nicht jeden Cent zweimal umdrehen muss um über die Runden zu kommen. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen das von ihr zu erwarten oder gar zu fordern.
Mittlerweile hat sich das Verhältnis zu meiner Mutter gekippt und es ist von ihrer Seite her so, dass sie auch mal Dinge bezahlt, insbesondere wenn es sich um größere Dinge handelt. Eine Zahnfüllung würde sie wahrscheinlich auch sofort übernehmen, wenn ich ihr erzählen würde, dass eine solche Rechnung ansteht. Ich sehe darin jedoch absolut kein Problem und sie würde auch von mir nicht verlangen, die günstigste Variante zu nehmen, nur weil ich erwachsen bin und gelernt haben sollte, selbstständig zu haushalten und weil es um meine Gesundheit geht.
Ich verdiene nicht schlecht, aber es kann durchaus auch mal knapp bei mir werden, besonders wenn Versicherungen oder Ähnliches ansteht. Oder wenn manche Dinge Schlag auf Schlag einfach eintreffen. Letzten Monat habe ich ein paar neue Sportschuhe gebraucht und meine Mutter gefragt, ob sie sie übernehmen könnte, weil ich unheimlich viele Rechnungen zu bezahlen hatte und mein Gehalt ausnahmsweise nicht gereicht hat. Sie hat sie anstandslos übernommen und sogar noch eine der Rechnungen gezahlt. Aber es war kein Muss, sondern es war ein Angebot von ihr.
Aber es ist teilweise wirklich so wie Gerbera es dargelegt hat. Die ältere Generation konnte sich von ihrem Gehalt tatsächlich mehr leisten. Die Preise sind aber auch teilweise echt heftig gestiegen, also ein Eigenheim in Form eines Hauses wäre bei uns nicht drin. Wenn ich mir anhöre, zu welchen Konditionen meine Mutter Kredite bekommt, dann schlackern mir die Ohren. Solche Konditionen bekomme ich absolut nicht angeboten und ich sehe zwischen den Generationen schon gewisse finanzielle Unterschiede.
Wenn die Eltern es anbieten, sehe ich kein Problem darin. Man kann natürlich auch fordern, so wie ich es bei meinem Vater getan habe, weil er keine Alimente bezahlen wollte. Das lief dann am Ende über den Anwalt. Aber wenn das Verhältnis stimmt, dann sollte man die Eltern zumindest fragen können, ob sie einem etwas finanzieren. Ich denke nicht, dass die meisten Eltern Nein sagen würden, selbst wenn man als Erwachsener sein eigenes Geld verdient. Aber Forderungen stellen ist nur in manchen Fällen sinnvoll, aber nicht bei besagten Fall von dem Studenten.
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