„Welche Bücher lesen Sie“ - Frage im Vorstellungsgespräch

vom 01.03.2014, 08:16 Uhr

Manchmal wird man ja im Vorstellungsgespräch nach Stärken und Schwächen oder ähnlichen Dingen gefragt. Auch die Frage „Welche Bücher lesen Sie?“ soll vorkommen. Ich wurde das zum Glück noch nie gefragt, denn wenn ich ehrlich antworte, dann müsste ich sagen „keine“ und das käme sicherlich nicht so gut an. Ich lese halt wirklich nicht gerne, ich habe in der Schule und im Studium die Bücher gelesen, die ich lesen musste und was man nicht umgehen konnte, aber freiwillig lese ich eigentlich keine Bücher. Wenn ich etwas wissen möchte, dann gucke ich das im Internet nach und das reicht meistens. Na gut, ich hab schon mal eine Fachstudie gelesen – aber das ist auch kein Buch.

Was soll man also antworten, wenn man so eine Frage im Vorstellungsgespräch gestellt bekommt? Ich würde mir vermutlich was ausdenken; schließlich kenne ich Fachbücher und habe halbwegs eine Vorstellung, was da drin steht, nur dass ich sie trotzdem nie gelesen habe. In Ratgebern heißt es ja, man soll an dieser Stelle keine privaten Romane oder Freizeitbücher aufführen, sondern wirklich Fachbücher nennen. Also würde ich dann wohl mehr oder weniger lügen müssen. Was würdet Ihr denn auf die Frage nach den gelesenen Büchern antworten? Würdet Ihr ehrlich sein, wenn Ihr nichts lest oder Euch dann auch was ausdenken?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 01.03.2014, 11:39, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Diese Frage hatte ich im Vorstellungsgespräch auch noch nie. Allerdings bin ich gelernte Bibliothekarin, da steht es wohl ganz außer Frage, dass ich eine gewisse Affinität zum gedruckten Wort hege. Ich würde bei Vorstellungsgesprächen nie versuchen, falsche Tatsachen vorzuspiegeln, um mich positiv darzustellen. Das liegt in erster Linie daran, dass ich eine miserable Lügnerin bin und jeder Versuch, mich als gesellig und sozial engagiert darzustellen, spätestens bei der Frage nach konkreten Beispielen als Schutzbehauptung auffliegen würde.

Aber man kann ja die Tatsachen immer positiv darstellen. Wer sich im Internet über das Tagesgeschehen informiert, zeigt, dass er mit den neuen Medien umgehen kann. Viele Leute haben ja auch "keine Zeit" zum Lesen, da sie sich lieber für ihre Mitmenschen engagieren, ein angesagtes technisches Hobby haben oder gerne an der frischen Luft sind, je nach dem, ob das Unternehmen einen Sozialpädagogen, eine IT-Spezialistin oder einen Bademeister sucht. ;)

Bei solchen Fragen geht es ja vor allem darum, den Bewerber besser kennen zu lernen und nicht um eine längliche Liste von Buchtiteln und Autoren zu hören zu bekommen. Es gibt genug Berufe, für die Leseratten und Bücherwürmer sowieso weniger geeignet sind und genügend andere brauchbare Hobbys, die sich im Lebenslauf gut machen. Doof ist es nur, wenn man bei der Bewerbung Lesen als Hobby angegeben hat und dann kein einziges Buch nennen kann.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich würde eine solche Frage als sehr schwierig empfinden. Nicht, weil ich nicht lese, sondern weil ich eher Sachen lese, die mich bei Fremden in einem schlechten Licht dastehen lassen. Ich lese nämlich vornehmlich Bücher über eigene schlimme Erfahrungen, beispielsweise wenn man misshandelt wurde. Oder auch über die Psyche von Mördern. Mich interessiert das eben. Daneben lese ich natürlich noch Psychologiebücher, aber ich denke nicht, dass es die Sache besser machen würde.

Ich denke, dass ich in so einem Fall einfach die Antwort der Arbeitsstätte anpassen würde. Klar wäre das nicht die Wahrheit, aber lieber lüge ich wegen so einer Kleinigkeit als dann den Job nicht zu bekommen. Ich lese ja schon ziemlich viel und da wäre es nicht so schlimm gelogen, als würde ich nichts lesen und würde dann sagen, dass ich eine Leseratte bin.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Mich würde diese Frage nicht sonderlich aus der Bahn werfen. Immerhin lese ich gerne historische Romane mit Wahrheitsbezug, was sicherlich positiv ist, weil es auch das Allgemeinwissen erhöht. Und wenn man nur Fachbücher kennt, weil diese eben in der Ausbildung zur Pflichtlektüre gehörten, dann kann man einfach sagen, dass man sich nur für Fachliteratur interessiert. Diese Aussage ist am Ende auch positiv, weil der Arbeitgeber davon ausgeht, dass sich mit seinem Beruf und die Entwicklungen dazu befasst.

Selbst wenn man eben so gar keine Bücher liest, kann man die Aussage so formulieren, dass sie vorteilhaft wirkt. Es kommt eben dabei auch sehr stark auf die Wortwahl an. Bei Ramones würde ich es so formulieren, dass vor allem Bücher interessieren, die psychologisch sehr tiefgründig sind. Gut, es ist nun nicht meine bevorzugte Literatur, aber es zeugt eigentlich davon, dass man sich dann sehr gut in andere Menschen hinein versetzen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Diese Frage wurde mir bei einem Vorstellungsgespräch noch nicht gestellt, worüber ich auch nicht wirklich traurig bin. Wenn es wirklich so ist, dass man bei dieser Frage nur Fachbücher nennen sollte, dann wäre es für mich nicht gerade einfach, obwohl ich privat sehr gerne lese. Aber bei Fachliteratur ist es eigentlich so, dass ich zwar eine Zeitschrift abonniert habe, die ich lese, aber bei den Büchern bin ich froh, wenn ich diese nur bei der Arbeit sehe und davon zu Hause abschalten kann.

Wahrscheinlich würde ich bei dieser Frage zurück fragen, ob es nur um Fachliteratur, oder auch um andere Bücher geht. Bei Romanen habe ich viele verschiedene Genres, die ich gerne lese und dabei würde es mir absolut nicht schwer fallen, zu sagen, was ich bevorzugt lese.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Die Frage wurde mir einmal in einem Vorstellungsgespräch gestellt und ich habe sie wahrheitsgetreu beantwortet. Warum sollte ich sagen, dass ich mich immer nur mit Fachliteratur auseinandersetze? Mal im Ernst, ein gut gebildeter Personaler wird mir das nicht abkaufen. Natürlich lese ich auch mal Fachliteratur, aber ich bevorzuge ein bis zwei Genres bei Büchern und dazu würde ich auch stehen. An die Arbeitsstelle würde ich die Bücher nicht anpassen, irgendwann fliegt es doch eh auf, spätestens wenn man in der Pause ein "fachfremdes" Buch liest.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Zitronengras hat geschrieben:In Ratgebern heißt es ja, man soll an dieser Stelle keine privaten Romane oder Freizeitbücher aufführen, sondern wirklich Fachbücher nennen.

Ich lese sehr gerne und das trifft auch für den größten Teil meines Freundeskreises zu. Ich kenne aber niemanden, der sich hauptsächlich mit Fachbüchern beschäftigt. Wir lesen alle in der Regel Romane oder Bücher, die sich irgendwie mit den Hobbys beschäftigen. Wenn ich einem Bewerber dieser Frage stellen würde und der würde mir dann irgendwelche Fachbücher aufzählen würde das auf mich deshalb keinen ehrlichen Eindruck machen.

Ich würde dann auf jeden Fall nachfragen und wissen wollen, warum die Person keine Romane ließt. Und wenn ich wirklich den Eindruck hätte, dass das mit der Fachliteratur eine ehrliche Aussage ist würde die Person für mich mit Sicherheit nicht der perfekte Mitarbeiter sein. Ich möchte ja niemanden, der sich auch in seiner Freizeit mit der Arbeit beschäftigt und nicht abschalten kann. Das wirkt sich schließlich auf Dauer negativ auf seine Arbeitsleistungen aus. Andere, zum Beispiel die Verfasser deines Ratgebers, sehen das vielleicht anders, aber ich würde diesem Rat sicher nicht folgen.

Was würdet Ihr denn auf die Frage nach den gelesenen Büchern antworten?

Da ich viel lese muss ich schon mal nicht die begeisterte Leserin spielen. Ich würde eine allgemeine Antwort zu den Genres geben, die ich bevorzuge und vielleicht noch zwei, drei Titel nennen, die ich aktuell lese. Wenn sich mein Gesprächspartner weiter für das Thema interessiert wird er sicher näher darauf eingehen und weitere Fragen stellen. Wenn sich die Frage nur auf Fachliteratur bezieht würde in dem Fall dann sicher auch die konkrete Frage danach kommen.

Wenn ich nicht lesen würde, würde ich das wahrscheinlich irgendwie so formulieren, dass ich nicht dumm und ungebildet erscheine. Frei nach dem Motto "im Moment komme ich nur dazu die Zeitung zu lesen". Irgendwas von Büchern zu erzählen, die ich gar nicht gelesen habe, fände ich suboptimal. Es kann ja immer passieren, dass man auf jemanden trifft, der das Buch tatsächlich gelesen hat und sich darüber unterhalten möchte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich hätte absolut kein Problem damit, wenn ich diese Frage in einem Vorstellungsgespräch gestellt bekommen würde. Stattdessen würde ich mich eher über diese Frage freuen, da ich sie problemlos sofort beantworten könnte, ohne lange darüber nachdenken zu müssen. Dabei denke ich, dass es nicht gerade unwahrscheinlich ist, dass ich diese Frage tatsächlich irgendwann einmal in einem Vorstellungsgespräch gestellt bekomme. Immerhin studiere ich Germanistik und ich möchte auf jeden Fall einmal später in einem Verlag oder in einer Bibliothek arbeiten. Da werde ich dann auch viel mit Büchern zu tun haben und von daher ist es auch sehr wahrscheinlich, dass ich dann auch nach meinen eigenen Vorlieben gefragt werde.

Ich selbst lese sehr gerne historische Romane, was eigentlich auch perfekt zu meinem Studium passt, da ich neben Germanistik auch noch Geschichte studiere. Zudem wäre es mein Traum, in einem Verlag für historische Romane zu arbeiten und von daher würde das natürlich auch perfekt passen. Dabei habe ich auch einige Autoren, die ich ganz besonders gerne mag und von daher könnte ich auch auf Anhieb einige Werke nennen, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Aufgrund von meinem Studium lese ich auch immer wieder Klassiker der deutschen Literatur, welche ich jedoch auch in meiner Freizeit sehr gerne lese. Mir gefallen diese Bücher einfach und ich kann mich auch sehr dafür begeistern. Dabei mag ich jedoch die amerikanische und die britische Literatur sehr gerne und lese davon auch immer wieder das eine oder andere Buch. Von daher könnte ich da auch auf Anhieb einige Werke nennen und ich denke, dass das auch gut ankommen würde. Immerhin mag ich anspruchsvolle Bücher einfach am liebsten und ich denke, dass das auch wesentlich besser ankommt, als wenn man zugibt, typische Romane für Frauen zu lesen.

Ich würde auf keinen Fall lügen und behaupten, etwas zu lesen, was gar nicht stimmen würde. Immerhin kann der Arbeitgeber auch jederzeit detaillierte Fragen stellen, wobei man dann auch keine Antwort weiß. Das kann schnell peinlich werden und von daher würde ich dann auch bei der Wahrheit bleiben. Dabei kann man auch einfach sagen, dass man lieber wissenschaftliche Zeitschriften anstatt Bücher liest, was auch nicht schlecht ankommen wird. Ansonsten kann man auch einfach sagen, dass man lieber täglich die Tageszeitung liest oder spezielle Seiten im Internet nennen, auf denen man sich regelmäßig informiert.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ist so eine Frage eigentlich bei Bewerbern mit Hochschulabschluss üblich? Ich würde eher vermuten, dass so etwas Leute mit Hauptschulabschluss eher gefragt werden. Damit möchte ein Personaler durch das Hintertürchen abfragen, ob der Bewerber überhaupt lesen kann. Zumindest würde ich das so vermuten.

Ich persönlich lese gerne und hätte mit der Frage kein Problem. An deiner Stelle würde ich vielleicht einfach sagen, dass man ehrlich sein möchte und eher ein nüchterner Typ ist und mit Belletristik nicht mehr so viel am Hut hat. Ich würde dann an deiner Stelle sagen, dass ich lieber Zeitungen oder Blogs lese, um mich über das aktuelle Zeitgeschehen zu informieren und auch immer mal wieder Fachliteratur zu Rate ziehe, um mich weiter zu bilden.

Eventuell könnte man, je nach Job, auch danach fragen, warum das möglicherweise für den Job von Bedeutung sein könnte, dass man Belletristik liest, denn man möchte ja auch als Bewerber für sich selbst entscheiden, ob die angebotene Stelle zu einem passt. Vielleicht bekommt man so erstens dem Personaler etwas Wind aus den Segeln genommen und auch Klarheit, warum gefragt wurde. Aber das ist sicherlich nicht jedermanns Sache einen Personalchef mit Gegenfragen zu behelligen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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