Geburtsvorbereitung heute zu viel und zu stressig?

vom 28.02.2014, 12:18 Uhr

Ich habe keine Kinder. Aber meine Oma erzählt oft, dass sie sich auf die Geburt ihrer Kinder nie groß vorbereitet hat. Sie ist schwanger gewesen, hat bis zum Schluss mit gearbeitet und auf dem Hof geholfen und dann kamen die Kinder und sie hat auch weiter gearbeitet, als sie sich dazu in der Lage fühlte. Eine Vorbereitung gab es nicht. Auch meine Uroma hat davon noch viel erzählt. Meine Mutter hingegen hat sich schon mehr auf die Geburten vorbereitet und hatte auch eine Hebamme, die regelmäßig zu ihr gekommen ist und sie hat auch die Untersuchungen alle mit gemacht.

Als meine Cousine jetzt schwanger wurde, hat sie sich wirklich sehr viel vorbereitet. Neben Geburtshilfekurse, Joga für Schwangere, Babywickelkurse und ich weiß nicht was sonst noch alles, hat sie alle Untersuchungen und auch noch Untersuchungen, die sie aus eigener Tasche bezahlte mit gemacht. Ihr Kind ist mit Kaiserschnitt auf die Welt gekommen, weil sie sich viel zu sehr auf die Vorbereitungskurse fixiert hat und alles falsch gemacht hat. Die Hebamme und auch die Ärzte meinten, dass sie viel zu verkrampft an die Sache heran gegangen ist und dass sie viel zu sehr das machen wollte, was sie in den Kursen gelernt hat.

Ich frage mich, ob man heute einfach viel zu viel Vorbereitung macht und ob man der Natur nicht einfach freien Lauf lassen sollte. Ich kenne viele, wo die Geburt ins Stocken geraten ist und dann doch ein Kaiserschnitt gemacht werden musste oder die Saugglocke genommen werden musste. Denkt ihr, dass sich die werdenden Mütter heutzutage zu viel Gedanken machen und dass man es eher auf sich zukommen lassen sollte? Wie habt ihr euch vorbereitet und in wie weit hat die Vorbereitung dann letztendlich bei der Geburt geholfen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Jeder muss selber für sich wissen, was gut für ihn ist. Ich finde das Verhalten deiner Cousine zum Beispiel sehr für übertrieben. Ich selber habe nur einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht und bin hin und wieder schwimmen gewesen, weil das eben mein Sport ist, den ich seit Jahrzehnten nun schon betreibe. Ansonsten habe ich weder Pilates noch Schwangerenyoga oder sonst etwas dergleichen gemacht. Einen Babywickelkurs hatte ich auch nicht, weil ich so etwas für Humbug und Geldmacherei halte. Schließlich lernt man im Krankenhaus von den Hebammen genau das, was man dann später zu Hause für die Babys braucht, somit auch das Wickeln.

Ich bin gut damit klar gekommen, so wie ich es gemacht habe. Ebenso habe ich beim ersten Kind zwar auch zusätzliche Untersuchungen machen lassen, weil ich auch die Ultraschallbilder haben wollte, aber schon beim zweiten Kind war ich gerade einmal zu den drei Vorsorgeuntersuchungen, die vorgeschrieben sind. Alles andere habe ich dann meine Hebamme machen lassen, so dass ich den möglichst geringsten Stress in meiner Schwangerschaft hatte, zumal ich da ja auch schon mein erstes Kind hatte, um das ich mich selbstverständlich kümmern musste und schon einmal gar nicht die Zeit für irgendeinen Schnickschnack gehabt hätte, den man sowieso nicht braucht.

Klar hat man inzwischen sehr viel mehr Möglichkeiten wie zu Zeiten deiner Großeltern oder sogar Urgroßeltern. Wir leben in einer komplett anderen Zeit, wo es inzwischen sehr viel mehr Angebote hinsichtlich Erholung, Gesundheit und dergleichen gibt. Früher gab es das einfach nicht, zumal deiner Urgroßmutter vielleicht sogar noch ein Nachkriegskind ist und da war alles ja sowieso anders.

Heutzutage ist das Angebot an bestimmten Kursen riesig und man muss für sich selber herausfinden und herausfiltern, was für einen das Beste und Sinnvollste ist. Dem ein oder anderen reicht ein Buch, der nächste muss eben irgendwelche Kurse besuchen, um sich sicher und vorbereitet zu fühlen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe keine Kinder und hätte auch ehrlich nicht viel Ahnung, was auf mich zukommen würde, wenn ich denn nun schwanger werden würde. Ich habe keinerlei Kenntnisse bzw. Erfahrungen mit Babys und wäre da sicherlich auch etwas unbeholfen. Daher würde ich dann wohl auch sehen, dass ich einen Kurs machen, indem man etwas über den Umgang mit Säuglingen lernt und vielleicht auch etwas auf die Geburt vorbereitet wird. Aber ich würde nicht sämtliche Kurse besuchen, die es gibt.

Früher gab es ja auch öfter Komplikationen bei Geburten, weil dann eben keine Hebammen oder Ärzte zur Stelle waren. Das ist heute sicherlich besser und auch sinnvoll. Aber wie bei allem, kann man auch hier bei übertreiben und sich hinein steigern. Das kann meiner Meinung nach, nie gut sein.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich feire keine Geburtstage mehr, weil die Vorbereitung immer teuer und nervig war. Allein die Einladungen zu verschicken, war nicht meine Sache. Außerdem muss man vorher die Wohnung putzen und nachher noch mehr, als vorher. Im Prinzip hat man auch nichts von der eigenen Geburtstagsparty.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich habe zwei Kinder und insgesamt genau einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht, nicht mehr und nicht weniger. Keine Schwangerengymnastik, kein Schwimmen, keinen Wickelkurs oder sonst was. Ich glaube, dass manche Frauen, die alles ganz besonders richtig machen wollen, sich dermaßen verkrampfen und auf etwas fixieren, dass im Ernstfall gar nichts mehr geht.

Als ich zur Entbindung meiner Großen ins Krankenhaus kam, hatte ich besagten Kurs hinter mir und wähnte mich gut vorbereitet. Ich wusste, was auf mich zu kommen würde, ich wusste, wie die PDA funktioniert und fertig. Das einzige, was ich in dem Geburtsvorbereitungskurs (kennen)gelernt habe, waren die Kreißsäle und die Empfehlung, tief ein und aus zu atmen, eben die Wehen zu veratmen. Dass es schlussendlich zum Kaiserschnitt kam, war nicht übermäßiger Nervosität geschuldet, sondern lediglich meinen anatomischen Gegebenheiten.

Ich hatte auch keinerlei Probleme, mit meinem Kind umzugehen. Manche Leute sind dann extrem vorsichtig und machen sich eine Menge Gedanken, was man denn alles falsch machen könnte, schmieren tausend Sachen auf den kleinen Popo und packen alles in Watte. Ich habe meine Tochter auf dem Wickeltisch gelegt, Pampers aus, Popo abwischen, nachsehen, ob eine Rötung da ist, wenn nicht, Pampers an, fertig. Mütterliche Unsicherheit überträgt sich auch auf das Kind. Wenn ich ruhig und gelassen mit meinem Kind umgehe, dann spürt es, dass ich weiß, was ich tue und fühlt sich sicher. Zumindest sehe ich das so.

Früher ging das alles auch ohne dieses Aufhebens um die Geburt und das Danach. Damit will ich nicht sagen, dass das überbewertet wird, ich habe das ja auch schon zweimal mitgemacht, aber ich denke, durch diese ganzen Angebote und Kurse kann man leicht verunsichert werden. Dinge, die man wahrscheinlich als Mutter sowieso instinktiv richtig machen würde, werden auf einmal hinterfragt.

ich habe alle Untersuchungen selbstverständlich gemacht, auch oft Ultraschall. Vom medizinischen Aspekt her finde ich die Überwachung gut, nur die Panikmache drumherum ist vielleicht nicht für jeden zuträglich.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Machen sich werdende Eltern zu viele Sorgen? - Definitiv! Aber ein Geburtsvorbereitungskurs ist sehr sinnvoll. Ich war auch erst skeptisch, ob wir da wirklich hingehen sollen. Aber ich denke es ist doch sehr gut! Es lohnt sich gerade, wenn du nicht deine halbe Schwangerschaft damit verbringen willst, dir tausend Dinge durchzulesen.

Denn du lernst im Geburtsvorbereitungskurs gerade Dinge die eine rein natürliche Geburt erleichtern. Du musst dir überlegen, früher wurde dieses Wissen einfach so weitergegeben und heute findet das nicht mehr statt. Wie gut oder schlecht die Geburt läuft, hängt viel davon ab, wie sich die Mutter verhält! Gerade wenn die Geburt ohne Hilfsmittel stattfindet!

» xjanx » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,24 »


Als Mann kann ich die Gefühle und den Stress natürlich nicht nachvollziehen und habe Verständnis, wenn diese doch große Verantwortung zu viel Grübeln und womöglich übertriebenen Handlungen führt.

Generell würde ich aber mir herausnehmen zu behaupten, dass es schon fast zu einer Art Trendsport ausgeufert ist. Da steckt natürlich auch eine Menge Geld für einige Leute drin, Bücher, Berater, Kurse und so weiter. In den USA gibt es einen richtigen Markt für Promimütter. Mit Essensberatung, Training für den Körper vor, während und nach der Schwangerschaft und vieles anderes. Da frage ich mich schon: Wie sind denn früher die Menschen auf die Welt gekommen?

Insgesamt hat es wohl auch mit unserer Gesellschaft und dem Hang zur Optimierung zu tun. Man bekommt den Eindruck Kinder wären vor allem ein Projekt, das man optimieren muss. Frühkindliche Spracherziehung, ein Musikinstrument lernen, Sportverein, Nachhilfe auch bei guten Schülern und so weiter. Das überträgt sich natürlich auch auf ein noch ungeborenes Kind.

Absolut nötig ist das Alles wohl nicht. Wenn es allerdings der Schwangeren Ruhe gibt oder sogar die Geburt erleichtert gibt es natürlich nichts einzuwenden.

» Pandrodor » Beiträge: 12 » Talkpoints: 4,68 »



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