Hausärzte - Wie Kassengelder verschwendet werden
Gestern habe ich auf Arbeit wieder ein persönliches Highlight erlebt, welches ich euch einmal nahe bringen möchte. Daran sieht man auch, dass es einige Hausärzte gibt die eigentlich schon gar keinen Bock mehr auf ihren Job haben und demnach auch ein bescheidenes Engagement zeigen was manchmal schon in eine Unterform der Unterlassene Hilfeleistung ausartet. Dabei müsst ihr wissen, ich war auch ziemlich angepisst, denn ich hatte gestern Dienst von 7-19 Uhr abends. Um 18:10 Uhr bekommen wir noch von unserer Leitstelle eine Fahrt (Krankentransport) von einem der Altenheime im Ort wo die Rettungswache steht, in das ca. 40 km entfernte Klinikum. Gemeldet war etwas unklares Urologisches als Einweisung von einem Hausarzt. Dort angekommen in dem Altenheim, haben wir gerade einmal eine "Perle aus Osteuropa" gefunden die kein gutes Deutsch gesprochen hat, und uns nur mitgeteilt hat, dass der werte Herr ins Krankenhaus gefahren werden muss. Weswegen konnte sie uns nicht einmal sagen, was mich schon wieder sehr erfreut hatte. Auch gab es vom Hausarzt keinerlei Papiere und so haben wir uns auf die Suche gemacht nach einem deutschsprachigen Personal. Nach 10 Minuten im Haus suchen, haben wir dann sogar eine solche Fachkraft gefunden die sogar eine Krankenschwester und Altenpfegeausbildung hatte ! Diese hat uns dann mitgeteilt, dass unser Patient ins Krankenhaus geht, da sein Penis geschwollen ist und er wohl "starke Schmerzen" hat. Der Hausarzt wurde versucht den ganzen Tag zu erreichen, aber statt er die 200 Meter von seiner Praxis einmal zum Altenheim läuft, hat er nur eine Überweisung und einen Transportschein ausgestellt, und uns mit dem Patienten in die Klinik geschickt. Schon beim anschauen vom Patienten war uns klar, dass es sich nur um eine beginnende Parafimose handelte die aufgrund von Pflegefehlern (das zurückschieben der Vorhaut nach dem Pflegen des Blasenkatheters) entstanden war. Weitere Entzündungsherde konnten wir nicht feststellen, und da der Hausarzt auch noch ein Urologe war, könnte man schon davon ausgehen, dass auch er das Reponieren gelernt hat !
Denn wie wir später erfahren haben, lernt das sogar eine Krankenschwester und eine Altenpflegerin in ihrer Ausbildung, da es auch zu der Pflege von Patienten mit Kathetern mit dazu gehört. Also haben wir um kurz nach 18:30 Uhr in der Praxis bei dem werten Doktor angerufen, der seine Praxis um 18:30 Uhr normal schliesst und haben ihn dezent darauf hingewiesen, dass es eine Sache von nicht einmal 1 Minute ist wenn er seinen Arsch herschiebt und es gerade noch macht. Da hab ich zur Antwort bekommen, ich bin kein Arzt und kann die Situation nicht beurteilen. Das hat mir genau der richtige gesagt, denn die Papiere hat er in seiner Praxis geschrieben und hat den Patienten weder gesehen, noch einmal seinen Hintern erhoben oder wusste worum es geht. Denn er hatte mit der "Perle aus Osteuropa" telefoniert gehabt, die immer gleich was von Krankenhaus und viele Schmerzen labern. Ganz im Gegenteil wollte der Hausarzt noch, dass wir uns die Papiere in seiner Praxis abholen sollen aber bitte innerhalb von 5 Minuten da er heim gehen möchte ... Ich will noch mal sagen, dass ich um 19 Uhr Feierabend hätte und es bereits 18:35 Uhr war und es niemals püntklich werden würde ... Also haben wir den Patienten eingepackt und sind in das Klinikum gefahren. Nachdem ich mich dort 10 Minuten anschnautzen lassen musste, weswegen wir mit so einem "Kinderkram" ankommen und warum das der Hausarzt nicht machen konnte und wo die Papiere sind (bis wir vor der Praxis waren zum Abholen hat sich der Hausarzt längst verpisst gehabt), war die Behandlung genau eine Sache von 47 Sekunden. Danach hat es noch einmal 2 Minuten gedauert, bis der junge Assiszenzarzt einen Arztbrief geschrieben hatte und wir den Patienten direkt wieder ins Altenheim zurück fahren konnten. Dafür sind wir 40 km ins Klinikum gefahren, haben dafür 25 Minuten gebraucht und nochmal das selbe zurück. Bis wir auf der Rettungswache waren, war es bereits 20:50 Uhr - soviel zu meinem pünklichen Feierabend.
Hausärzte sehen inzwischen den Rettungsdienst als fahrendes Taxi, und wen sie keine Lust haben dann gibt es die übliche "Telefoneinweisung" ohne Papiere oder mit dem Vermerk, Papiere müssen abgeholt werden in der Praxis. Da das Altenheim bereits morgens beim Arzt angerufen hatte, war es auch nicht zu viel verlang sich einmal die 200 Meter zu bewegen da ich diese Praxis auch über den Tag mehrmals besucht hatte und dort maximal ein Patient im Wartezimmer gesessen hatte, kann er mir auch nicht sagen, er hatte keine Zeit dafür. Um die Mittagszeit haben wir ihn sogar im Strassencafe sitzen gesehen und das in einem Zeitraum von 2 Stunden auf dem selben Platz, was mich vermuten lässt, dass er seinen Arsch dort nicht einem Millimeter bewegt hatte bei dem super Sonnenschein. Währenddessen haben wir den menschlichen Müll der anderen Hausärzte ins Krankenhaus gebracht, die ebenfalls am gestrigen Tag nichts anderes zu tun hatten. Und dafür wird nun das Gesundheitssystem belastet, eine einfache Fahrt mit uns gestern hat den Patienten 150 Euro gekostet also in Summe 300 Euro. Die Behandlung die vom Arzt im Krankenhaus gemacht wurde, kann mit ganzen 6 Euro angesetzt werden bei den Kassen ! Das steht in gar keiner Relation mehr, und da wisst ihr wo die Gelder verschwendet werden. Aber auf der anderen Seite beschweren sich die Ärzte, dass sie nur ein gewisses Budget zur Verfügung bekommen sollen. Denn dann ist es nicht mehr so einfach, Patienten auf die man keinen Bock hat ins Krankenhaus einzuweisen. Übrigens, die Hausärzte sagen auch immer "ich hab im Krankenhaus angerufen, die wissen bescheid" und dann kommen wir dort hin und keiner weiß etwas, und ich und meine Kollegen müssen uns jede Stunde anranzen lassen was uns den einfällt hier noch Patienten reinzuschleppen.
Schlimm war besonders, da auch die Krankenversicherungskarte vom Patienten beim Hausarzt gelegen hat (aus welchem Grund auch immer) bekommt er die 300 Euro nun als Privatrechnung geschickt, da uns keiner sagen konnte wo er versichert ist. Somit muss er (oder besser gesagt seine Angehörigen) das erst einmal auslegen, und sich dann von den Kassen zurück holen. Das dauert aber einige Zeit, und aus erfahrungen sind das 8-12 Wochen bis die Erstattung da ist. Wobei in dem Falle wird er wohl darauf sitzen bleiben, denn die Ambulanzfahren sind nicht mehr im Kassenkatalog seit 2005 enthalten. Und 300 Euro sind für einen Renter, und insbesondere diesen Patienten sehr viel Geld, da sich seine Angehörigen auch nur mit mühe und Not das Pflegeheim leisten können. Schade, dass wir diese Rechnungen nicht an den Hausarzt schicken können, sonst hätte ich das gestern wieder einmal getan und würde es immer tun, wenn diese sinnlosen telefonischen Einweisungen kommen wegen Nichtigkeiten. Nicht falsch verstehen, ich sage nichts wenn der Hausarzt überfordert ist und nicht mehr weiter weiß, aber zumindest den Patienten sollte er einmal gesehen haben und nicht nur über Telefon seine Diagnosen stellen. Ich sag ja auch nicht wenn ich in der Rettungsleitstelle am Telefon sitze, "rufen sie ein Taxi der sie dann ins Krankenhaus bringt - der hat nichts" sondern muss einen Rettungs- oder Krankenwagen schicken, der nachschaut was vor Ort sache ist. Und das gilt bei jedem Anruf, egal ob es ein Krankentransport ist oder ein Notfalleinsatz ...
Macht euch mal Gedanken darum, ich durfte gestern zwei Überstunden machen wegen diesem Hausarzt, habe 14 Stunden gearbeitet und müsste nicht einmal 11 Stunden später normal wieder auf Arbeit stehen, d.h. ich kann deswegen auch nicht meine Ruhezeiten einhalten. Aber das ist normal für die Hausärzte, solange sie pünklich zumachen können. Und das schlimme ist, es ist ja nicht nur Ausnahmsweise so gewesen - so geht es seit Wochen. Jeden Tag den ich in der letzten Zeit gearbeitet habe, habe ich mindestens eine Überstunde wegen solchen Kinderspielchen machen müssen und auch dieser Hausarzt war bereits mehrfach dabei vertreten ! Zudem rechnet euch es einmal aus, wenn das schon bei zehn Patienten gemacht wird, dann sind wir schon bei 3000 Euro Fahrtkosten alleine, die die Krankenkassen ausgeben müssen. Gelder die für etwas anderes sinnvolleres eingesetzt werden hätten können ! Zehn hört sich jetzt viele an, aber alleine in unserem Kreis wo ich arbeite haben wir 13 Rettungswägen am Tag stehen und ca. 15-25 solcher Patienten pro Tag die den Rettungswagen blockieren, weil der Hausarzt zu faul war aufgrund Telefon Diagnosen. Diese Anzahl an sind ca. 15-20 % unserer ganzen Krankentransporteinsätze am Tag. Und das passiert nicht nur bei uns, sondern in komplett Deutschland zu tausenden - was am Tag schon einmal Kosten von 150.000 Euro ausmacht die zum Fenster rausgeworfen wurden ... Aufs Jahr gerechnet sind das dann knapp 55 Millionen Euro.
Ach ja, der Patient hatte übrigens gar keine Schmerzen deswegen und hat nicht einmal beim Reponieren gezuckt. Und ich durfte es nicht machen, da eine ärztliche Anordnung auf einen Transport ja vorhanden war (auch wenns nur Telefonisch ist) ist es für mich bindent. Und wenn ich schon hinfahre wegen so einem Kack, dann soll es auch der Klinikarzt machen damit der auch was zu tun hat ... damit er auch was davon hat, denn nichts ist wirksamer als ein böser Arztbrief der zurück kommt. Der kam übrigens mit mit dem Vermerk "erst Reponierungsversuch durchführen vor erneuter Einweisung" und auch für die Schwestern im Heim hatte er einen "netten" Zettel, dass es zu ihren Aufgaben gehört wieder zu Reponieren oder sie ansonsten die Vorhaut nicht zurückziehen sollen zur Pflege oder sich einen neuen Beruf suchen ...
Liebe Grüße
Sorae
Hallo Sorae,
ich kann Deinen Frust wegen der Überstunden sehr gut verstehen. Erst recht, wenn man erahnt, für welche "Kinkerlitzchen".
Auch bin ich erstaunt über die Verschwendung, die da betrieben wird. Allerdings frage ich mich jetzt, was können wir als einzelne dagegen tun? Wo können wir dafür sorgen, dass der Hausarzt nicht zu verschwenderisch? Denn ehrlich gesagt hab ich bei meinem Hausarzt nicht das Gefühl.
Es geht mir nicht nur um die Überstunden, damit habe ich mich schon lange abgefunden, dass man immer genau dann welche machen muss, wenn man am Abend oder Tag noch etwas vor hat und dies nicht klappt. So ist das Murphy Gesetz im Rettungsdienst nunmal ... Übrigens habe ich mich oben mit den Zahlen vertan, die Summe oben gibt nur die Hinfahrte an, aber nicht die Rückfahrten. Also die 55 Mio Euro einfach mal zwei nehmen und dann sind wir beim richtigen. Von den Aufwendungen der Kliniken ganz zu schweigen.
Aber zu den Hausärzten, so etwas kommt nur zustande wenn der Hausarzt zu faul ist seinen Hintern aus der Praxis zu bewegen. Gerade wenn er nur einen Fussweg von wenigen hundert Metern hat, kann ich das gar nicht verstehen. Das merkt man auch als Angehöriger, wenn man beim Hausarzt anruft und dort bescheid sagt, dass es einem Angehörigen nicht gut geht. Denn schon dort fängt es an "ja kommen sie vorbei ich schreib Papiere raus, der Rettungswagen/Krankenwagen kommt dann und bringt ihn/sie in die Klinik". So etwas ärgert halt einfach, denn nicht selten wird es am Telefon dramatischer dargestellt als es überhaupt ist, oder es kommt einfach die Aussage "Opa ist krank" und der Arzt weißt ein, ohne vorher einmal selbst einen Blick drauf geworfen zu haben.
Ich hab noch ein paar solche tollen Beispiele der Geldverschwendung für solche Fahrten:
Wir kommen in ein Altersheim hingefahren, Meldung lautet Platzwunde, Hausarzt war vor Ort und muss zum nähen in die Klinik. Vor Ort dann sagen uns die Schwestern, es war kein Arzt vor Ort, sondern wie immer diese Telefonische Einweisung. Beim Patienten (92 Jahre) war eine Platzwunde von 0,7 cm !!! am Hinterkopf zu sehen, die gar nicht blutet. Die Schwestern haben uns etwas von wild blutenend und Druckverband gesagt ... aber auf der Wundauflage war gearde einmal ein Blutklecks mit einem Durchmesser von 1 cm. Das hätte man auch mit Kleber machen können direkt vor Ort, und stattdessen sollten wir in das Krankenhaus fahren welches zwei Städte weiter ist - denn in das erste näherliegende weißt der Hausarzt aus Prinzip nicht mehr ein bzw. hat dort immer einen Anranzer bekommen wenn er etwas nicht vorher gesehen hat. Dieser Arzt hat im selben Ort gewohnt und ist uns sogar noch mit Badeschlappen und Tasche entgegen gekommen (war wohl auf dem Weg zum Schwimmbad). Selbst gesehen hat er den Patienten nie, denn keine Lust und Feierabend war pünklich um 12 Uhr am Mittwoch.
Weiteres Beispiel, Hausarzt hat keine Lust in das Zimmer des Patienten zu gehen das dieser Dement ist und immer Aggressiv wird wenn jemand ihn anspricht und Untersucht. Deswegen erfolgte eine Einweisung ins Krankenhaus, mit der Diagnose "Kreislaufprobleme öfters mal Arrhythmien" und hat einen ganz normalen Krankentransport bestellt. Als wir dann 3 Stunden später da waren (zur Erklärung, Krankentransporte sind planbare Transporte die bis zu 6 Stunden liegen bleiben dürfen bevor sie abgearbeitet werden) war der Mann bereits Mausetot in seinem Zimmer im Sessel gehockt und die Leichenstarre vollständig da mit der ausgeprägten Bildung von Leichenflecken an den unteren Extremitäten und am Hintern. Deswegen kann es nicht sein, dass der Hausarzt angeblich im Zimmer war denn dann hätte er es bemerkt, dass der Mann bereits Stunden vorher Mausetot war und hätte nicht noch eine solche dumme Einweisung geschrieben. Nachvollzogen haben wir die Zeiten über die Rettungsleitstelle, auf der jeder eingehende Anruf mit Uhrzeit dokumentiert ist im System.
Deswegen traue ich es inzwischen jedem Hausarzt zu, ein solches Vorgehen zu praktizieren. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn sie wirklich keine Zeit hätten und die Praxis gerammelt voll ist und deswegen Einweisen aber wenn das immer und permanent eintrifft, dann reicht es einem irgendwann auch. Solang die Hausärzte damit auch durchkommen und sich niemand aufregt, werden sie es immer weiter machen, denn wer möchte es nicht bequem auf der Arbeit haben ? Leider sind den meisten Krankenhausärzten die Knebel von der Leitung auferlegt, und sie können sich zwar bei uns aufregen aber niemals den Kollegen öffentlich anprangern oder ihm mitteilen, dass dieses Verhalten extrem unkollegial und bescheiden ist. Im übrigen weiß ich, dass es auch mein Hausarzt schon praktiziert hat, obwohl man ihm das auch nicht ansieht - normal hat das kein Arzt auf der Stirn tättowiert stehen, wenn man die Arbeit verweigert.
Liebe Grüße
Sorae
Es gibt leider immer wieder schwarze Schafe, die anscheinend ihren Beruf verfehlt haben aber trotzdem finde ich es ungerecht, das so derart zu verallgemeinern, dass sowas alle Hausärzte machen würden. Ich persönlich kenne auch einen Hausarzt (den von meinem Opa), der auch genau in die von dir beschriebene Kategorie passt. Mein Opa lag mit schlimmen Gallenkoliken im Bett und er kam irgendwann als es ihm passte nur widerwillig vorbei. Hat dann ein bisschen auf seinem Bauch rumgedrückt und meinte, dass das bestimmt nur eine Magenverstimmung sei und ist wieder gegangen. Eine Stunde später ging es meinem Opa so schlecht, dass ein Rettungswagen gerufen werden musste und er dann sehr zügig operiert werden musste.
Und eben besagter Hausarzt war letztes Jahr Lehrarzt von einer Kommilitonen von mir und hat zu ihr ganz offen gesagt, dass er jetzt grundsätzlich keine Hausbesuche mehr mache, weil ihm das zu doof sei. Außerdem bekommt mein Opa seit vielen Jahren seine Herzmedikamente regelmäßig von dem Arzt aber ohne auch nur einmal angeschaut zu werden. Die Schwester macht das Rezept fertig und der Arzt unterschreibt es und gut. Natürlich rechnet er aber bei der KV den Satz für eine Untersuchung und eine Beratung ab, sonst müsste er sich ja für das Rezept rechtfertigen. Das finde ich unmöglich weil ich auch der Meinung bin, dass die Medikation meines Opas nicht korrekt ist, da er massive Unterschenkelödeme hat. So einen Arzt müsste man als Patient einfach nur meiden aber mein Opa will mit seinen 80 Jahren den Hausarzt nicht mehr wechseln.
Aber ich habe auch schon sehr positive Gegenbeispiele kennengelernt. Mein Lehrarzt letztes Jahr zum Beispiel war wirklich ein Traum von Arzt. Es war ein typischer Landarzt und er war wirklich mit Leib und Seele dabei. Hat jeden Patinten sehr zuvorkomend und gut behandelt, hat viele Hausbesuche gemacht und war auch regelmäßig mehrmals die Woche im Altersheim. Er hatte also keine Berührungsängste und war sich auch nicht zu fein für nervige Arbeiten. Von daher wäre ich hier nicht ganz so hart zu sagen, dass alle Hausärzte so sind. Schwarze Schafe gibt es in jeder Berufsgruppe.
Die schwarzen Schafe die du meinst, gibt es genug. Und ich verallgemeinere das auf gar keinen Fall, jedoch haben das inzwischen 98 % aller Hausärzte bereits gemacht. Wieviele Hausärzte kennst du denn, ausser den von deinem Opa, deinen eigenen oder auch deinen Lehrarzt ?
Wir haben hier alleine in der Gegend um die 300 Hausärzte und Fachärzte sitzen mit denen ich beruflich jeden Tag zu tun habe, und damit das auch mitbekomme. Wenn ich dann schon einmal nachfrage weshalb denn der Patient ins Krankenhaus muss, dann krieg ich in den meisten Fällen zur Antwort "Der Doktor hat gesagt...." und wenn ich dann nach Papieren frage und ob der Arzt da war "Nein Doktor war nicht da, Papiere sollen Sie aus der Praxis holen". Ich fahre bestimmt nicht über die Praxis und hole die Papiere wenn der Arzt seinen Arsch nicht bewegen kann und nur eine Unterschrift im Vorbeigehen auf den Zettel knallt und kein Bedarf daran hat. Das wäre ja nicht so gewesen, wir hätten ihm dem Patienten auch vor die Praxis fahren können er kommt 5 Minuten runter und schaut drauf, macht alles und geht wieder. Dann hat er weniger Zeitaufwand, keinen Hausbesuch (obwohl nur 100 Meter weiter die Praxis) und wir mussten uns nicht im Krankenhaus damit blamieren. Zudem wäre es vom Zeitaufwand wesentlich geringer gewesen !
Du kannst mir ruhig glauben, dass es inzwischen jeder Arzt macht und die meisten davon auch noch regelmäßig gerade wenn sie eine volle Praxis haben. Und letztens habe ich auch mit einem Arzt gesprochen, der hat gesagt für einen Hausbesuch kann er maximal 30 Euro abrechnen und davon gehen noch die An- und für die Abfahrtskosten sowie das Material weg. Im Endeffekt sind das ca. 10 Euro die man damit verdient und da sich das nicht lohnt, haben die Ärzte darauf keine Lust und verdienen kann man damit auch nichts. Wenn man allerdings einen Patienten einweißt, dann kann man mit wenig Aufwand (zwei Unterschriften) ebenfalls den Grundsatz für eine Versorgung abrechnen, auch wenn man den Patienten nicht gesehen hat. Denn mit einer Einweisung gehen die Krankenkassen davon aus, dass der Patient gesehen wurde egal in welcher Form, ob in der Praxis oder Zuhause ...Was damit eigentlich gemacht wird ist ein Abrechnungsbetrug aber den wengisten kann man es Nachweisen, denn wenn Papiere da sind beweis es einmal dem Arzt, dass er nicht da war. Das geht nur, wenn die Diagnose auf dem Papier gar nicht zu den Symptomen passt und selbst dann kann er sich noch auf andere Dinge herrausreden.
Auch wäre die Verfolgung zu Aufwendig und so wird es von den Kassen geduldet - aber genau diese Kassen weigern sich dann Jahrelang die Rechnungen von Patienten an die Rettungsdienste zu bezahlen, mit der Begründung, dass die meisten Fahrten unnötig waren ... Wir können nur fahren, wenn eine medinzische Indikation vorliegt oder ein Arzt uns einen Transportschein ausstellt, damit wir abrechnen können. Ansonsten gibt es eine Privatrechnung und die Leute zahlen wenigstens Pünklich. Folglich können/dürfen wir das gar nicht alleine entscheiden bei Krankentransporten ob eine medinizsche Indikation vorliegt, sondern das ist auf den Mist der Hausärzte gewachsen. Dann müsste man auch zuerst dort einmal nachfragen, ob der Transport unbedingt notwendig war und nicht dem Ausführenden Transporteuer das Geld verweigern sondern die Rechnung bezahlen und dann von den Kostenverursachern das Geld wieder holen ...
Übrigens, Gestern ein Tag gewesen an dem ich gearbeitet habe. Hausarzt kommt zum Hausbesuch, Oma kann die Tür gerade noch öffnen und wird dann reanimationspflichtig vor seinen Augen. Hausarzt schreibt eine Einweisung mit "Atemstillstand - Asystolie" auf und ruft den Rettungsdienst. Die Leitstelle hat aufgrund seiner Schilderung richtig gehandelt und einen Rettungswagen mit Signal und ein Notarztfahrzeug entsendet die 9 Minuten später dort waren. Der Hausarzt ist gegangen, hat die Papiere im Flur unter dem Telefon hinterlegt wie der Leitstelle mitgeteilt und hat die Frau dort verrecken lassen. Die Oma hatte eine gute Prognose, denn es war beobachtet und auch noch Fachpersonal ! Soviel Glück hat nicht jeder, naja sieht man ja was es gebracht hat. Genauso viel als wenn man alleine auf der Couch abgenippelt wäre. Diesen Hausarzt kann man total vergessen und es war keiner der Generation die eigentlich schon unterm Rasen liegen müssten, sondern einer Anfang bis Mitte 30.
Du kannst einen Arzt (deinen Lehrarzt) nicht als das perfekte Paradebeispiel hinstellen, denn die sind super selten und auch diese Euphorie lässt irgendwann einmal nach. Es gibt keine der das die komplette Berufsära durchgehalten hat, aber mir ist klar, dass du deine Zunft verteidigen möchtest. Aber mach du das einmal ein paar Jahre womöglich mit eigener Praxis, dann wird es dir nicht anders gehen und du musst auch deine Arbeit delegieren gehen weil du sonst nicht mehr nachkommst bzw dir nichts zu essen kaufen kannst vor lauter Menschenfreundlichkeit und Hausbesuchen. Wieviele Hausbesuche möchtest du denn machen damit es zum Leben für dich reicht ? Da gehen wir an die tausend Stück pro Monat, damit auch deine Kosten für die Praxis mit inbegriffen sind und das schaffst du alleine Zeitlich schon mal gar nicht.
Liebe Grüße
Sorae
Wie gut, dass ich kein Hausarzt werden möchte aus eben den von dir genannten Gründen. Man hat einen Haufen Arbeit, müsste sich eigentlich vierteilen, um jedem Patienten gerecht zu werden und unterm Strich kommt neben einem Burn Out Syndrom ein Nettoeinkommen von 1500€ dabei raus. Dafür habe ich wirklich keine Lust zu arbeiten und wenn da nicht bald mal etwas passiert, wird wohl in der Zukunft ganz Deutschland ohne Haus- und vor allem Landärzte dastehen denn da verdient man an jedem Fließband in der Autoindustrie mehr, muss weniger arbeiten und hat keine Verantwortung.
Ich habe vor, Dermatologin zu werden und da sind Hausbesuche eher selten indiziert, von daher kann ich dann meine Hände in Unschuld waschen, da auch ein Dermatologe eher selten einen Rettungswagen anrufen muss. Hautkrankheiten sind zwar schlimm aber die allerwenigsten sind akut lebensbedrohlich
Natürlich ist es für dich in deiner Situation sehr ärgerlich, dass ihr am Ende alles ausbaden müsst und soviel mehr Arbeit habt aber wie gesagt, erstens sind mit Sicherheit nicht alle Ärzte so und zweitens kann man viele Entscheidungen auch irgendwo nachvollziehen. Ein Handwerker kommt auch nicht auf den Bau gefahren, wenn er vorher weiß, dass er nichts dabei verdient und sogar noch bares Geld verliert weil er in der Zwischenzeit 3 andere Kunden vor Ort hätte bedienen können. Und nur weil es hier um Menschenleben geht sind Ärzte noch lange keine Götter in weiß, die haben auch Familie und die müssen sie auch irgendwie ernähren.
Hallo,
aber so ein änliches Spiel hatte ich auch mal mit einem Krankenhaus Arzt in Berlin.
Ich hatte im März 2007 eine Fehlgeburt und musste ausgescharbt werden. Soweit sogut. Bin dann nach 3Tagen wieder entlassen worden. Am Tag der Entlassung am Abend hatte ich dann aufeinmal ganz dolle Schmerzen bekommen, (Blutungen hatte ich ja auch noch durch die Ausschabung) und konnte mich nicht mehr bewegen. Also bin ich mit mein Schwiegervater im Schneckentempo mit Straßenbahn ins Krankenhaus. (für eine Strecke von 3km haben wir 2Stunden gebraucht, weil ich so Schmerzen hatte. Naja haben mich dann auch in der Rettungsstelle aufgenommen bzw. untersucht. Aber nix gefunden. Also wieder im Schneckentempo nachhause. Weil ich vor Schmerzen nichts Essen und Trinken konnte, bzw. ich es wieder erbrochen habe, bin ich dann nächsten Tag wieder ins Krankenhaus gefahren. Wieder nix gefunden. Am Sonntag wieder das gleiche Spiel.
Am Montag bin ich dann zur Nachuntersuchung und aufgrund wegen meiner Schmerzen zu meinem Frauenarzt gegangen die bei mir dann ein Ultraschall machte, und entdeckte das die garnicht alles raus geholt haben, sondern die hälfte drin gelassen haben des Embryos.
Meine Frauenärztin hat mich dann direkt in die Notaufnahme in die Charite einweisen lassen mit der bitte den Rest noch zu entfernen, da das Krankenhaus xy nicht geschafft hat.
Hätten die Ärzte im besagten Krankenhaus nach der Ausschabung und bevor sie mich entlassen hätten mal ein Ultraschall gemacht, dann hätten sie gesehen das da noch was drin ist und ich hätte nicht 3Tage aufs neue ins Krankenhaus fahren müssen. Und es wären vorallem auch weniger Kosten entstanden.
Mfg
Sissi1 hat geschrieben:Hätten die Ärzte im besagten Krankenhaus nach der Ausschabung und bevor sie mich entlassen hätten mal ein Ultraschall gemacht, dann hätten sie gesehen das da noch was drin ist und ich hätte nicht 3Tage aufs neue ins Krankenhaus fahren müssen. Und es wären vorallem auch weniger Kosten entstanden.
Dein Thread ist ja ganz schön und auch gut, aber das hat eigentlich die Thematik hier verfehlt. Es geht darum, dass die Hausärzte ohne einen Patienten zu sehen diesen ins Krankenhaus einweisen und die mit dem Rettungswagen gefahren werden. Da dies unter die sogenannten "Ambuolanzfahrten" fällt, also wenn der Patient noch am selben Tag nach Hause geht, kostet das die 150 Euro für eine einfache Wegstrecke. Davon wird die Leitstellengebühr bezahlt, die Vorhaltung für den Rettungswagen, und die laufenden Kosten (Sprit, Versicherung etc.).
Nachdem der Patient nach einer 5 Minuten Behandlung im Krankenhaus wieder "fertig" ist und bereit um nach Hause abgeschoben zu werden, genau das selbe Spielchen noch einmal. Dann sind wir bei 2 Stunden Zeitaufwand (mit Ausladen, Umlagern, Einladen) und Kosten von 300 Euro, die man sich schenken könnte, wenn der Hausarzt mal seinen Hintern hebt und sich seinen Patienten anschaut anstatt telefonische Einweisungen zu machen !
Allerdings wird das nicht geschehen, bis die Kassen einem Arzt mehr Abrechnen lassen für einen Hausbesuch. Wie oben bereits geschrieben, bleiben bei jedem Hausbesuch ca. 10-15 Euro übrig. Damit der Arzt aber das alles an laufenden Kosten zahlen kann mit Praxis, Personal etc. müsste der schon einige hundert Hausbesuche machen damit es sich lohnt. Und da scheitert es mit der Zeit, denn die Fahrzeiten fressen die meiste Zeit und da verdient er nix. Ist ja nicht so, dass die Patienten sich in einer Reihe vor dem Haus aufstelle und er in 30 Minuten 20 Leute untersucht hat.
Geht nicht ... und solang wird das ganze auf dem Rücken des Rettungsdienstes ausgetragen, die sich dann mit den Krankenkassen rumärgern dürfen da diese die Fahrten nicht bezahlen wollen (es sind gerade erst die Gelder für 2003/2004 bezahlt worden, auf den Rest wird gewartet) und wir deswegen schon ein paar mal kein Gehalt bekommen haben, weil kein Geld mehr in der Kasse ... und zum anderen auch auf der Krankenkasse die sich auch teiweise zurecht auf die Hinterbeine stellt und der Zahlung widerspricht, da auch viele Transporte (siehe erstes Beispiel) absolut unnötig und nicht indiziert wären. Das würde auch auffallen, wenn der Arzt vor Ort wäre. Aber was man nicht vergessen darf, auch die Ärzte sind die dummen für das bisschen Geld fürn Hausbesuch, da würd ich ebenfalls drauf verzichten ... Das ist so eine Ringelpitz Geschichte mit Anfassen, und solang nicht wesentlich mehr Geld in die Krankenkasse investiert wird, wird sich daran nichts ändern. Und wer müsste da bezahlen ? - Richtig, auch wieder die Allgemeinheit die aus ihrer kleinen Tellerrand Welt nicht rausschaut und nicht rafft, dass es um sie geht sondern nur jammern, dass wieder mehr Abgaben geleistet werden müssen.
Liebe Grüße
Sorae
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