Wie würdet ihr das 'perfekte Kind' beschreiben?
Für die meisten Eltern ist ja ihr Kind das "perfekte" Kind und kein Kind ist perfekter als das eigene Kind, was ich auch verstehen kann. Ich selber habe keine Kinder und ich denke, dass die Eltern, wenn sie wirklich mal tief in sich und in ihre Kinder hineinsehen und hören, merken, dass andere Kinder auch bestimmt "perfekter" sind. Ich schreibe das Wort perfekt extra in Anführungsstriche, weil es keinen komplett perfekten Menschen gibt. Aber wie würdet ihr ein "perfektes" Kind beschreiben? Was ist für euch persönlich das perfekte Kind?
Ist es ein Kind, was wirklich lieb und brav ist und immer macht, was die Eltern sagen? Ist es eher das rebellische Kind oder ist es ein Kind, welches einfach so ist, wie es ist und auch manchmal fürchterlich nervt? Warum denkt ihr, ist dieses Kind dann "perfekt"?
Ich bin als Mutter so weit realistisch, dass ich durchaus sehe, dass meine Kinder neben vielen Stärken und tollen Seiten auch Schwächen haben. Von Perfektion sind sie genauso weit weg, wie alle Kinder.
Sicherlich definieren sich einige Eltern über ihre Kinder und peppen damit ihr Selbstbewusstsein auf. Dazu gehört es auch, immer wieder vor anderen zu betonen, dass ihre Kinder so super, hyper und mega sind. Aber auch diese Kinder haben sicher Schwächen. Ein musikalisches Wunderkind ist vielleicht in der Schule nicht so ganz 1 A. Ein Kind mit tollen Schulnoten ist vielleicht nicht unbedingt der beste Sportler.
Ein Kind, was auf allen Disziplinen brilliert, das würde mir Angst machen. Und ich hätte um seine geistige Gesundheit Angst. Da erwartet man nämlich, dass es von den Eltern ständig gedrillt und wahrscheinlich auch überfordert wird. Für mich hat das wenig von Kindheit. Das grenzt meiner Meinung nach eher an eine gewisse Art von Sadismus, wenn man sein Kind so perfekt züchten will.
Ein Kind ist für mich dann perfekt genug, wenn es ein paar Grundbedingungen erfüllt: Es ist sozial kompetent und kann sich in Situationen angemessen und ausreichend höflich verhalten und Konflikte lösen. Es kann mit Aggressionen so gut umgehen, dass es diese sozial verträglich abbaut und weder Gewalt gegen andere ausübt, noch Gegenstände zerstört oder sich sonst wie an illegalen Aktivitäten beteiligt. Das Kind ist ausreichend motiviert, sich seinen Anlagen entsprechend angemessen weiter zu bilden und zu lernen. Das Kind schätzt sich selbst als glücklich ein und liebt seine Familie. Das Kind hat ausreichend Freunde, pflegt ein selbst gewähltes Hobby und kann auch mal entspannen. Das Kind bringt sich auch in die Familie ein, hilft dort mit und übernimmt Alters entsprechend auch einige Aufgaben wie Zimmer aufräumen, Einkaufen oder Pflege der Haustiere selbst. Mehr würde ich einem hinreichend perfekten Kind gar nicht zumuten wollen.
Ich glaube, dass Eltern sich eher solche Kinder wünschen, die am wenigsten Widerstand leisten und immer gehorsam sind und sich leicht lenken lassen. Ich sehe das nur in meinem Elternhaus. Meine Schwester war immer das brave Kind, hat nie widersprochen oder auch nur ansatzweise Widerstand geleistet. Sie hat immer das getan, was man von ihr erwartet oder verlangt hat während ich das komplette Gegenteil war. Ich war immer rebellischer und habe oft widersprochen und auch protestiert, wenn ich beispielsweise eine Strafe oder ein Verhalten meiner Eltern als ungerecht empfand. Meine Schwester hat sich nie beschwert, egal wie ungerecht sie sich behandelt fühlte. Deswegen durfte ich mir auch jahrzehntelang von meiner Mutter anhören, ich hätte einen "beschissenen Charakter", ich hätte mich zu 100% zu ändern und wieso ich nicht genauso sein könnte wie meine Schwester, weil die ja so viel besser ist als ich.
Natürlich möchten Eltern ein pflegeleichtes Kind. Ich selbst habe noch keine Kinder, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es leichter ist, ein Kind zu erziehen, das weniger Widerstand leistet. Viele Eltern müssen ja auch mit ihren Kindern lernen und regelmäßig die Hausaufgaben kontrollieren und achten auch sehr auf die Noten, dass diese nicht schlechter werden. Bei einem "perfekten" Kind müssten die Eltern ja theoretisch nicht mal zum Elternsprechtag gehen und es hätte immer und in jedem Fach Bestnoten.
Ich finde, man sollte das ein wenig differenzierter sehen. Natürlich ist ein braves und gehorsames Kind "pflegeleichter" für die Eltern. Aber was hat das für Folgen für das Kind, wenn es erwachsen ist? Wenn es immer nur gehorsam ist und das tut, was man verlangt und nie Widerstand leistet, wird es sich später meiner Meinung nach von der Gesellschaft herumschubsen lassen. Ich finde, man sollte einem Kind auch beibringen, sich durchzusetzen und so genannte "Ellenbogen" zu entwickeln, damit es sich nicht alles gefallen lässt. Gerade, wenn ein Kind widerspricht, ist das doch ein Zeichen dafür, dass es Selbstbewusstsein entwickelt und lernt, seinen Standpunkt zu vertreten. Das ist meiner Meinung nach durchaus positiv. So kann man als Erwachsener dann direkt protestieren, wenn man beispielsweise sieht, dass die Rechnung in der Autowerkstatt nicht stimmt und man übers Ohr gehauen wurde. Ein Kind, das nie Widerstand geleistet hat, wird das meiner Meinung nach auch nicht als Erwachsener tun.
Meine Schwester beispielsweise hat sich mal ein bestimmtes Computerspiel zu Weihnachten gekauft. Als sie es zu Hause öffnete, hat sie festgestellt, dass der Verkäufer wohl vergessen hatte, die CD in die Hülle zu legen. Sie hatte also im Prinzip nur Geld für eine wertlose Hülle ausgegeben. Sie hat sich nicht getraut zum Laden zurück zu fahren und den Verkäufer darauf hinzuweisen. Sie hatte zu viel Angst anzuecken, dabei war sie schon volljährig und hatte kurz vorher ihr Studium angefangen. Stattdessen sollte ich das für sie regeln, weil ich kein Problem mit solchen Situationen habe.
Gerade deswegen finde ich, dass Eltern ihren Kindern schon sehr früh beibringen sollten, sich durchzusetzen, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln und sich nicht immer blind an andere anzupassen. Dadurch haben die Kinder es später mal sehr viel leichter meiner Meinung nach. Daher würde ich mir persönlich für meine Kinder auch wünschen, dass sie etwas "rebellischer" sind. Das wird vielleicht ein wenig anstrengend in der Erziehung, aber dafür lassen sie sich später nicht alles gefallen. Ich als Mutter würde nicht wollen, dass mein Kind sich von alles und jedem herumschubsen lässt.
Mag sein, dass alle Kinder ihre Stärken und Schwächen haben - das leugne ich auch gar nicht. Aber meiner Ansicht nach ist ein Kind für die Eltern dann "perfekt", wenn die Eltern das Kind so lieben wie es ist und es eben fördern, wenn Bedarf besteht. Es gibt ja auch Eltern, die ihre Kinder am liebsten charakterlich auf links drehen würden, weil sie nicht damit zufrieden sind und vielleicht sogar die eigenen Schwächen und Macken im Charakter des Kindes wiederfinden.
Ein Kind muss ja nicht mal gesund sein, um "perfekt" zu sein, schließlich gibt es auch genug Eltern die Kinder mit Handicap haben und ein Leben mit Handicap ist durchaus auch lebenswert.
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