Habt ihr schon mal unzumutbare Arbeitsbedingungen erlebt?
Man hört ja in vielen Talkshows und in den Nachrichten oft von unzumutbaren Arbeitsbedingungen und auch bei Amazon soll es ja so sein bzw. durch die Leiharbeiterfirmen die Arbeiter nach Amazon schicken. Ich kenne keinen der unzumutbare Arbeitsbedingungen hat und ich selber bin davon auch nicht betroffen. Mich würde mal interessieren, ob ihr schon mal irgendwo unzumutbare Arbeitsbedingungen erlebt habt und wie ihr diese erlebt habt. Wurden die Arbeitsbedingungen dann besser oder habt ihr deswegen gekündigt?
Also meine Erfahrungen weisen sicher nicht das gleiche Ausmaß auf wie bei den Mitarbeitern von amazon oder ähnlichem. Aber ich habe schon einmal gekündigt, weil es mir zu bunt wurde. Ich habe eine Zeitlang in einem, sagen wir mal, Sandwichladen gearbeitet. Ich habe dort die Sandwiches, sogenannte Paninis, nach Bestellung nur noch auf den Grill gelegt und dann über die Theke gereicht. Selber belegen musste ich die Dinger nicht.
Wie das so ist, war um die Mittagszeit viel los, weil die Angestellten aus den umliegenden Büros zu uns kamen. Vormittags und nachmittags war nicht viel los. Teilweise kam zwei Stunden lang niemand in den Laden. Da ich aber wie gesagt die Sandwiches nicht vorbereiten musste und somit höchstens mal die Theke abwischen musste, war das immer sehr langweilig.
Ich hatte also immer ein Buch dabei und habe mich auf´s Fensterbrett gesetzt. Wenn dann mal ein Kunde reinkam, sprang ich auf. Die Kunden haben darauf auch niemals negativ reagiert, sondern hatten immer viel Verständnis. Als aber die Eigentümer des Ladens wechselten, änderten die sehr bald die Regeln und verbaten unter anderem, dass wir in langweiligen Phasen ein Buch zur Hand nahmen.
Man durfte sich nicht mal mehr hinsetzen. Wir sollten allzeit bereit hinter der Theke stehen. Und das obwohl sie sogar zu wenig Mitarbeiter hatten und wir teilweise 12 Stunden am Stück gearbeitet haben. Das hat mich unglaublich geärgert. Nicht nur, dass es einfach zu anstrengend war, dort 12 Stunden lang in Habachtstellung rumzustehen. Es war ja zudem noch total weltfremd, weil es die Kunden doch gar nicht gestört hat, wenn wir uns setzten oder sogar lasen. Den Kunden war es sympathisch.
Somit habe ich gekündigt und die Sache hinter mit gelassen. Die Sache anzusprechen, habe ich ehrlich gesagt, gar nicht versucht. Ich denke nicht, dass sie mir viel Gehör geschenkt hätten. Wer den Laden nicht von innen kennt, sondern nur weitab davon abstruse Regeln aufstellt, lässt nicht mit sich reden. Den Stress war der Job auch einfach nicht wert. Es war für mich ja auch nur ein Nebenjob, beziehungsweise eine Übergangsgeschichte.
Ich hatte mal einen Nebenjob, der in meinen Augen unzumutbare Bedingungen hatte. Es war vereinbart, dass ich eine bestimmte Pauschalvergütung für X Stunden pro Monat bekommen sollte. Dummerweise waren die genannten Aufgaben aber gar nicht im jeweiligen Stundenmaß zu schaffen. Entweder man hat die Aufgaben schlampig bis gar nicht erledigt oder aber man hat es gründlich gemacht, aber deutlich mehr gearbeitet als bezahlt worden ist. Freizeitausgleich gab es auch nicht.
Ich wurde dann ziemlich unter Druck gesetzt, dass ich alles in der vorgegebenen Zeit schaffen sollte, denn wegen dem Mindestlohn hätte es sonst Probleme gegeben. Soll heißen, wenn man pauschal vergütet wird, aber mehr Stunden arbeitet, dann kriegt man halt weniger Lohn pro Stunde. Wenn ich also länger gearbeitet habe, gab es Probleme vom Chef. Wenn ich mich allerdings beeilt habe, konnten die Aufgaben nicht vernünftig und gewissenhaft ausgeführt werden und es gab dann auch noch eins auf den Deckel.
Also egal wie man es gedreht hat, man hatte sowieso die A-Karte. Ich habe mir den Job 6 Monate angetan und bin dann da weg. Denn ich habe gemerkt, trotz Routine und Einarbeitung wird man nicht schneller, sodass die Ansprüche gar nicht realistisch zu erfüllen waren.
Es gibt immer noch niederländische "Uitzendkrachten" bei Zeitarbeitsunternehmen, die in der ersten Phase eine garantierte Arbeitszeit von lediglich 10 Stunden pro Woche haben. Es wird nur die tatsächliche Arbeitszeit bezahlt. Das heißt, bei Auftragsflaute schickt einen der Meister spätestens dienstagmittags nach Hause.
Wenn man Pech hat, gibt es für den Rest der Woche keine Arbeit, oder man muss bei einem anderen Unternehmen noch einen zweiten Job haben, was aber beim ersten Unternehmen angemeldet sein muss und Auswirkungen auf die Lohnzahlung hätte. In Deutschland wäre so etwas unmöglich. In den Niederlanden ist das durchaus gesetzeskonform. Als Grenzgänger gilt das Arbeitsrecht des Sitzes des Arbeitgebers. Auch, wenn der eigentliche Auftraggeber seinen Firmensitz in Deutschland hat.
Am heftigsten fand ich die Arbeitsbedingungen, die ich gleich nach dem Abitur bei meinem Job in einer Chemiefabrik angetroffen hatte. Ich musste im Vierschichtbetrieb ein hochdisperses Pulver in Säcke abfüllen, das bei jeder Gelegenheit in die Hallenluft gewirbelt war, wo man es minutenlang einatmen musste. Das Abfüllen geschah mit einer Reihe von etwas archaisch anmutenden schweren gusseisernen Maschinen, in denen die Säcke unter dem hohen Ansaugdruck häufiger mal platzten, was den Anteil der Feinstäube in der Luft massiv erhöhte.
Ich erinnere mich noch, dass die Kleidung nach nur einem Arbeitstag so steif war, dass man sie regelrecht aufrecht hinstellen konnte. Das war in den Achtzigerjahren gewesen, und ich hoffe, dass sich die Arbeitsbedingungen in derartigen Produktionsstätten inzwischen verbessert haben.
@Gorgen, Teilzeit mit flexiblen Wochenstunden bei nur zehn Stunden Mindestarbeitszeit pro Woche gibt es auch in Deutschland. Das ist auch hier gesetzeskonform und nicht unüblich. Dazu muss nicht unbedingt einen Arbeitsvertrag in den Niederlanden unterschreiben. Und im Vergleich zu Großbritannien ist das noch königlich, dort gibt es Null-Stunden-Verträge.
@Gorgen, Teilzeit mit flexiblen Wochenstunden bei nur zehn Stunden Mindestarbeitszeit pro Woche gibt es auch in Deutschland. Das ist auch hier gesetzeskonform und nicht unüblich. Dazu muss nicht unbedingt einen Arbeitsvertrag in den Niederlanden unterschreiben. Und im Vergleich zu Großbritannien ist das noch königlich, dort gibt es Null-Stunden-Verträge.
Es ist nicht möglich, die "Phasen" zu überspringen. Das heißt, ich kann es mir nicht aussuchen, welche Arbeitsbedingungen auf mich zu kommen, wenn ich das erste Mal eine Arbeit als "Uitzendkracht" in NL annehme. Das machen viele deutsche Arbeitsagenturen in NRW nämlich gerne, Arbeitslose nach den Niederlanden schicken. Man beginnt immer mit Phase A. Darauf wollte ich hinaus.
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