Normal: Man darf die Schul-AG nicht ausfallen lassen?

Mein Sohn macht bei der Handball-AG mit, und ich hatte völlig vergessen, das diese Dienstags stattfindet. Jetzt hatte er sich mit einem Freund verabredet, und wollte ihn deshalb früher holen, das war aber nicht möglich. Ich kann schon verstehen, das man regelmäßig teilnehmen soll, aber das man es nicht einmal ausfallen lassen kann, finde ich etwas übertrieben. Bisher war er ja immer da.

Also bei uns gibt es da keine Probleme. Wobei es an der Grundschule lockerer gesehen wird, als an der Oberschule. Da muss ich zum Beispiel meiner Tochter einen Zettel mitgeben, wenn sie mal nicht zur Chorprobe kommen kann. An der Grundschule reicht es dagegen aus, wenn die Kinder das selbst mitteilen, dass sie eben mal nicht kommen. Da interessieren auch keine Gründe, warum man es mal ausfallen lässt.

Allerdings wird schon geschaut, dass man nur selten fehlt. Wenn sich jemand für eine Arbeitsgemeinschaft anmeldet und dann ständig fehlt, wird schon nachgefragt. Das ist ja auch in Ordnung, denn dann könnte man das Kind komplett raus nehmen und der Platz wäre dann für ein anderes Kind frei, wenn da Bedarf besteht. Aber so streng wie bei euch, kenne ich es von keiner Schule.

Immerhin hat man nicht immer die Möglichkeit, dass man andere Termine rund um die Freizeitaktivitäten der Kinder bastelt. Ich sehe es bei einer Tochter nun beim Heuschnupfen. Da können wir nicht pauschal zu Beginn des Frühjahrs einfach die Medikamente holen, sondern sollen abwarten, ob sie wirklich benötigt werden. Da bekommt man eben dann kurzfristig einen Termin, der außerhalb der Schulzeiten liegt und da bin ich auch nicht bereit wegen der Arbeitsgemeinschaften noch zu verhandeln. Da muss man eben auch mal eine Teilnahme ausfallen.

Also in meiner Schulzeit gab es auch nie Probleme. Man hat sich abgemeldet, sogar wenn man mal keine Lust hatte, konnte man es ausfallen lassen. Dies ging aber wirklich nur absolut zweimal im Jahr, bei mehreren Malen haben die Lehrer nachgefragt. Man sollte selten fehlen, aber es wurde bei uns schon toleriert. Ich würde als Mutter einfach sagen, dass mein Kind einen Termin hätte, aber das wäre auch wirklich nur die Ausnahme.

Bei der Schule meiner Kinder wird auch darauf geachtet, dass die Kinder möglichst immer an den AGs teilnehmen. Diese gelten als normaler Unterricht, auch wenn sie frei gewählt sind. Einfach mal nicht hingehen, weil man spielen möchte, ist nicht gestattet. Ansonsten kann man der AG natürlich fern bleiben, wenn man krank ist, oder zu einem Arzt muss oder sonstige dringende Anlässe vorliegen.

Aus Sicht der Lehrkräfte finde ich das schon nachvollziehbar. Schließlich macht man als Lehrer seine Planung auch davon abhängig, wie viele Kinder anwesend sind. Und viele AGs geraten in Zeitprobleme, wenn nicht möglichst alle Teilnehmer da sind. Wie soll man zum Beispiel ein Theaterstück proben, wenn ständig Darsteller fehlen? Oder wie soll man in einer Werken AG eine Gruppenarbeit an einem Werkstück organisieren, wenn ständig jemand nicht da ist?

Ich bin erstaunt, dass es bei den meisten Leuten hier keine Probleme gab, wenn die AGs einfach ausgefallen sind. Ich hätte mir gewünscht, dass es bei mir auch der Fall gewesen wäre. Bei uns war die AG ein fester Bestandteil des Stundenplanes und ist sogar so fest geschrieben, dass man in der 9. und 10. Klasse eine AG machen muss. Da durfte die AG auch nicht ausfallen, es sei denn, wenn der Aufsichtslehrer erkrankt war. Ansonsten, fand die Stunde immer statt und man musste auch anwesend sein, weil eine Anwesenheitsliste geführt wurde.

Wir wollten früher auch gerne, dass wir einfach mal früher aufhören oder einfach was komplett anderes machen oder sogar es komplett ausfallen lassen. Unser Lehrer sagte uns aber stets, dass er dies nicht machen darf, weil es nun einmal so festgeschrieben ist, dass es sein muss. Es soll auch was mit der Versicherung zu tun haben. Wenn man an der AG teilnimmt, ist man während dieser Zeit auch von der Schule aus versichert. Wenn man nicht zu AG geht und sich nicht abmeldet oder der Lehrer einfach alle nach Hause lässt, gibt es Probleme mit der Versicherung, insofern jemand etwas passieren sollte. Auf diese Gefahr wollen Lehrer nie eingehen, weshalb sie die Stunden grundsätzlich nicht ausfallen lassen.

Jedes Fernbleiben einer Schulveranstaltung muss Bescheid gegeben werden und auch eine Entschuldigung eingereicht werden. Dann sollte es kein Problem sein. Du kannst ja einfach eine Entschuldigung schreiben, dass dein Sohn Schmerzen im Fuß hat, aber es muss Bescheid gegeben werden. Einfach Fernbleiben kann, im schlimmsten Fall, zu Problemen kommen. Dabei ist es egal, ob es eine AG oder der Mathematikunterricht ist. Wenn es aber keine AG ist, sondern einfach etwas total freiwilliges (was sie irrtümlicher weise AG nennen) dann kann man natürlich einfach gehen. Bei einer AG besteht dennoch die Pflicht des Abmeldens und entschuldigen.

Selbstverständlich muss man immer an einer AG teilnehmen, allerdings gibt es eben auch Ausnahmen und vor allem dann, wenn die Eltern das Kind abholen, dann gibt es auch kein Problem. Wobei ich es schon verstehen kann, dass die Lehrer das Kind nicht gehen lassen, wenn dieses eben nur einen Freund besuchen möchte. In der Arbeitswelt kann man ja auch nicht einfach früher Feierabend machen, wenn man mit einem Kumpel ein Bierchen trinken gehen möchte. Einmal kann man aber die AG ausfallen lassen, aber ob man Gründe nennen muss, das weiß ich gar nicht so genau.

Aus meiner eigenen Schulzeit kenne ich es so, dass die Anmeldung zu einer Arbeitsgemeinschaft als verbindlich galt und entsprechend mit einer normalen Unterrichtsstunde gleichgesetzt wurde. Eine Entschuldigung war selbstverständlich möglich, dann aber immer durch einen unterschriebenen Entschuldigungszettel mit der Angabe von Gründen - ein Arztbesuch oder eine Abmeldung wegen Krankheit führte somit nie zu Problemen. Bei zu häufigem Fehlen musste in der AG natürlich keine Nachprüfung oder dergleichen geschrieben werden; aber legte ein Schüler beispielsweise immer seine Arzttermine in die AG-Zeit, sodass er an weniger als der Hälfte der Termine anwesend sein konnte, wurde meist in Übereinstimmung mit Schülern und Eltern der Austritt aus der AG beschlossen, damit Platz für ein interessierteres Kind geschaffen werden konnte.

Im oben geschilderten Fall verstehe ich schon, dass der Sohn der AG nicht fernbleiben durfte. Mag sein, dass er auch sonst noch nie gefehlt hat, aber er scheint wohl keinen Zettel mit einer Entschuldigung von dir vorgezeigt zu haben. Alleine aus aufsichtsrechtlichen Gründen dürfte man ihn ohne eine entsprechende Entschuldigung von dir gar nicht nach Hause schicken. Ganz davon abgesehen finde ich es auch wichtig, wenn Kinder lernen, dass Veranstaltungen, bei denen man sich auf sie verlässt, nicht zugunsten des Vergnügens ausfallen können. Im Job kann er ja auch nicht, wenn eine wichtige Präsentation ansteht, früher abhauen, um noch an den See fahren zu können.

Gerade bei der Handball AG kenne ich diese Problematik auch. Ich habe da auch damals einigen Ärger bekommen, weil ich nicht eingesehen habe, dass ich da hin muss. In der 10. Klasse war diese AG bei uns Pflicht, tatsächlich kamen aber nur die aus der Klasse, die eh schon im Verein spielten, was es für den Rest uninteressant gemacht hat. Man kann doch auch keine AG auf dem Level eines Vereins machen. Entschuldigungen, warum man gefehlt hat wurden dann nicht angenommen, sondern es wurde zur Pflicht erklärt. Trotzdem wurden diese Stunden dann nicht als Fehlstunden aufgeschrieben, zum Glück.

Ich finde es ehrlich gesagt lächerlich, wenn man darauf besteht, dass bei einer AG immer alle da sind und das auch keiner fehlen darf. Es kann immer mal etwas sein und man kann auch mal krank sein, sich unwohl fühlen und so weiter, damit müssen die Lehrer schon leben.