Freunde, die laufend anrufen und dann nur über sich reden

Mich würde mal interessieren, ob Ihr solche Leute auch in Eurem Freundes- oder Bekanntenkreis habt. Ich habe so einen Fall in meinem nicht allzu engen Freundeskreis und es geht mir wahnsinnig auf die Nerven.

Eine ehemalige Schulkameradin schreibt mir entweder über WhatsApp oder ruft mich an, wenn sie ihre Neuigkeiten loswerden will. Das ist ja an sich auch nichts Verkehrtes, aber das Problem ist, dass sie ohne Punkt und Komma redet, so dass man das Telefon auf Lautsprecher schalten und daneben legen kann, um derweil etwas anderes zu machen. Ist sie dann nach etwa einer Stunde fertig, muss sie ganz plötzlich ihr Kind baden oder was auch immer. Sie verabschiedet sich dann meistens mit den Worten "ich muss dann auch wieder".

Das mag zwar für manche belustigend klingen, aber ich finde es immer schade, wenn man seine Zeit opfert, nur zuhört und selber nicht zu Wort kommt, bzw. vielleicht auch etwas loswerden möchte, aber keine Gelegenheit dazu bekommt. Zum anderen finde ich es auch ein wenig unhöflich, denn ich kenne es so, dass man erst mal denjenigen, den man anruft, fragt, wie es ihm geht. Jedenfalls mache ich es so.

Wie seht Ihr das? Kennt Ihr solche Situationen auch? Und wenn ja, wie würdet Ihr damit umgehen?

Ich bin da ganz anders. Wenn ich mit jemanden telefoniere, dann will ich hören, was es bei ihm so Neues gibt. Das aus meinem Leben weiß ich ja schon alles. Da war ich ja hautnah dabei. Ich finde es daher eher langweilig, von mir zu erzählen und möchte lieber alles von meinem Gesprächspartner erzählt bekommen, was seit unserem letzten Telefonat oder Treffen passiert ist.

Anders ist es natürlich, wenn wirklich etwas in meinem Leben vorgefallen ist, das ich noch verarbeite und worüber ich reden möchte. Dann möchte ich aber natürlich auch die Meinung meines Gesprächspartners dazu hören, damit ich neuen Herangehens- und Sichtweisen für mein Problem kennenlerne. Also dieses einfach nur Mitteilen wollen, verspüre ich gar nicht.

Dass sich deine Bekannte mehr für dich interessieren könnte, sehe ich auch so. Wenn du gar nichts dazu sagen darfst, könnte sie es auch einfach ihrem Hund erzählen. Aber immerhin hat sie ja dich kontaktiert, um eben über diese Neuigkeiten zu sprechen. Wie ist es denn, wenn du sie anrufst, weil es bei dir Neuigkeiten gibt? Wechselt sie dann auch ganz schnell wieder das Thema, so dass sich wieder das ganze Gespräch um sie dreht oder sie wieder einen Monolog führt?

Wenn letzteres der Fall ist, dann ist die gute Frau etwas egozentrisch. Je nachdem wie gut ihr befreundet seid, würde ich ihr das ruhig mal sagen. Bringt dir dir Freundschaft denn so, wie sie im Moment läuft, viel? Bedeutet sie dir viel? Wenn sie dir viel bedeutet, sag etwas, um die Freundschaft zu erhalten. Denn so wirst du immer weniger Lust haben, mit ihr zu reden und das wäre schade, wenn sie eine gute Freundin ist.

Wenn sie dir nicht viel bedeutet, würde ich mir an deiner Stelle nicht so viel Zeit dafür nehmen. Dann würde ich sie nach kürzester Zeit unter einem Vorwand abwürgen und mich verabschieden. Wenn das nicht allzu schroff geschieht, wird sie auch weiterhin anrufen. Wahrscheinlich seltener und nicht mehr bei jeder Kleinigkeit. Aber das musst du wissen, wie sehr du sie in deinem Leben möchtest. Nicht jede Freundschaft muss eine dicke Busenfreundschaft sein. Ab und zu über Quatsch reden und auch sich vollquatschen zu lassen, kann ja ganz nett sein. Aber du solltest ihr nicht so viel Zeit widmen, dass es dich ärgert.

Solche Leute kenne ich zum Glück nicht. An deiner Stelle würde ich mal ganz klar sagen, dass eine Freundschaft nicht nur nehmen, sondern auch geben ist. Ansonsten würde ich vielleicht auch nicht immer herangehen, oder selber mal wegen jedem Kram anrufen und ihr deine Story erzählen. Das ist schon alles ziemlich einseitig und ich würde so eine Freundschaft nicht führen wollen. Gerade auch die Form des Verabschiedens ist nachvollziehbar, aber wenn es immer so läuft schon sehr unhöflich.

Ja, es gibt solche Menschen, bei denen sich einiges angestaut hat, dass sie dann sofort loswerden müssen, ob der Telefonteilnehmer am anderen Ende es hören will oder nicht. Ich habe eine Cousine, die spricht auch mindestens eine Stunde über sich, wenn man sie lässt. In solchen Fällen kann man nur unhöflich reagieren und muss sie mitten im Satz unterbrechen und ihnen etwas Neues von sich selbst erzählen. Hat man Glück, dann verlieren sie den Faden. Aber man sollte niemals nachfragen, wie es der Person oder Familienmitgliedern geht.

Diese Menschen sind so von der Wichtigkeit ihrer Mitteilungen überzeugt, dass sie nicht auf den Gedanken kommen könnten, dass der Gesprächsteilnehmer total gelangweilt ist. Es sind Menschen, die sich gerne reden hören und die unglücklich sind, wenn sie sich niemand mitteilen können. Ich mache es so, wenn ich Zeit habe, höre ich eine Weile zu und unterbreche dann.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Ehemänner oder Partner ihre Ruhe haben wollen und mit einem Trick versuchen, die redselige Frau zum Telefonieren zu bewegen, damit sie selbst mal durchatmen können.

Ich kenne einen solchen Fall zum Glück nicht mehr, aber ich hatte früher mal eine Schulfreundin, die mich fast täglich angerufen hat, manchmal sogar vor und nach der Schule. Sie hat mir auch ohne Unterlass von sich selber erzählt, was ich ziemlich lästig fand. Irgendwann hat damals mein Vater dem Ganzen einen Riegel vorgeschoben, weil er es auch schon lästig fand, dass ich ständig telefoniert habe und doch nie ein Ergebnis erzielt werden konnte, weil ich ja doch nicht zu Wort kam.

Wenn man erwachsen ist, muss man solche Dinge natürlich selber regeln und das würde ich auch tun, wenn mir das Verhalten von jemandem so auf die Nerven gehen würde. Ich würde versuchen, irgendwie dazwischen zu kommen und mal eine Frage zu einem Problem oder einer Erfahrung von mir zu stellen. Vielleicht ist es so möglich, den Gesprächsfluss zu unterbrechen. Wenn das nicht funktioniert, würde ich aber auch einfach sagen, dass ich das Verhalten nicht nett finde und dass ein Telefonat oder allgemein ein Gespräch auf beiden Seiten stattfinden sollte.

Eine Bekannte von mir war früher so ähnlich. Es hatte sich eben sehr viel angestaut bei ihr, weil sie ständig Liebeskummer hatte und auch wiederum ständig neue Typen traf, mit denen sie dann auch etwas anfing. Sie hatte vermutlich so einiges zu verarbeiten, so egozentrisch sie damals war. Sie rief mich teilweise sogar um 1 Uhr nachts an mitten in der Woche, wenn sie von einem Date nach Hause fuhr. Sie musste dann sofort alle Details ihres Dates loswerden und stellte auch kaum Gegenfragen. Ich fand das ziemlich nervig, besonders, wenn sie nachts meinen Schlaf gestört hat.

Mittlerweile ist sie seit fast zwei Jahren in einer festen Beziehung und diese Beziehung scheint ihr echt gut zu tun. Sie ist viel ausgeglichener als früher und weniger egozentrisch. Natürlich kommt es mal vor, dass sie ein Problem hat und meinen Rat hören möchte. Aber sie fragt auch hin und wieder konkret nach meinem Leben und merkt sich auch was ich sage. Wenn ich beispielsweise erwähne, dass ich einen Konflikt mit XY habe, dann kann es sein, dass sie beim nächsten oder übernächsten Telefonat sich erkundigt, wie sich der Konflikt mit XY inzwischen entwickelt hat. So etwas hätte sie früher nie gemacht und wenn, dann eher halbherzig und aus Pflichtbewusstsein und nicht weil es sie interessiert. Auch hätte sie damals nicht so gut zugehört.

Das hatte ich in meiner Schulzeit. Damals hatte eine Freundin Probleme mit ihrem Vater und dieses Mädchen redete eine Stunde lang davon am Telefon. Ich musste alles beschwichtigen und sie laufend trösten. Meine Mutter hat dann immer nebenbei ordentlich Krach gemacht, damit das Telefonat bald ein Ende finden würde. Ich bekam direkt Ohrenschmerzen vom vielen Gerede, denn die alten Hörer waren nicht für so lange Telefonate geschaffen.

Eine gute Freundin von mir ist auch ähnlich und sie findet auch immer etwas, worüber sie reden kann und was irgendwie auch immer etwas mit ihr zu tun hat. Egal ob es ein Kumpel ist, welcher total nervig ist, eine Deutscharbeit oder wie schwer ihr der eigene Alltag fällt. Mir ist auch aufgefallen, dass sie vor allem bei Problemen ein starkes Mitteilungsbedürfnis hat und unbedingt reden muss, meistens eben auch mit mir, da sie mir vertraut und mit ihrem Partner auch nicht über alles reden kann, da er die meisten Dinge auch lockerer sieht als sie. Außerdem möchte sie über gewisse Themen auch mit einer Frau sprechen und wenn sie Probleme mit ihrem Partner hat, dann redet sie mit mir auch darüber.

Manchmal finde ich es schon anstrengend, da ich nicht unbedingt immer zu Wort komme und es mir manchmal auch so vorkommt, als würde sie sich gar nicht so wirklich für meinen Alltag interessieren, aber das ist schon okay. Jeder Mensch hat eben seine Eigenarten und Macken und wenn sie immer über sich selbst reden muss, dann akzeptiere ich das auch so. Natürlich schalte ich manchmal auch ab und ich möchte auch nicht immer etwas davon hören, aber ansonsten ist es okay. Manchmal tut es mir schon gut, wenn die andere Person einfach erzählt und ich kaum etwas sagen muss, aber trotzdem kann ich deine Gedankengänge und deine Gefühle schon gut nachvollziehen, Jacqui_77.

Glücklicherweise kenne ich keine Person, die mich anruft, um nur über sich zu reden. Stattdessen ist es so, dass meine Freunde sich auch für mich interessieren und auch wissen wollen, wie es mir geht und was es Neues bei mir gibt. Von daher sind die Gespräche immer recht ausgewogen und es kommt auch jeder zu Wort. Somit habe ich nicht das Gefühl, dass ich nur deshalb angerufen werde, weil meine Freunde nur jemanden brauchen, dem sie über ihr Leben berichten können. Immerhin komme ich auch immer zu Wort.

Ich fände es wirklich sehr nervig, wenn jemand die ganze Zeit nur über sich erzählen würde und ich gar nicht erst zu Wort kommen würde. Immerhin ist es ja normal, dass man jemandem zum Reden braucht, wenn es einem nicht gut geht und dass in so einem Fall einmal der andere mehr erzählt, als der andere. Allerdings sollte das natürlich nicht immer so sein und auch wenn nicht jeder bei einem Telefonat gleich viel sprechen kann, so sollte im Endeffekt dennoch das Verhältnis ausgewogen sein.

Bei mir kommt es auch manchmal vor, dass ich gar nicht so viel zu erzählen habe und daher einfach lieber zuhöre. Von daher macht es mir dann auch nicht so viel aus, wenn meine Freundin dann mehr erzählt, als ich. Allerdings möchte ich doch jederzeit die Option haben, auch etwas erzählen zu können und wenn das nie der Fall wäre, dann würde ich doch irgendwann sauer werden. Ich würde mir ausgenutzt vorkommen und ich hätte auch das Gefühl, dass meine Gefühle meiner Freundin einfach egal wären. Von daher würde ich das Problem dann auch auf jeden Fall ansprechen. Immerhin könnte es nicht so weiter gehen und wenn sich an der Situation dennoch nichts ändern würde, dann würde ich es früher oder später sogar in Betracht ziehen, die Freundschaft zu beenden.