Darf man gut gemeinte Gaben ablehnen?

Kennt ihr das? Jemand übergibt euch freudestrahlend ein Geschenk und ihr seht sofort, dass es nicht eurem Geschmack entspricht?

So eine Situation ist mir gestern passiert. Meine Mutter hat auf einer unserer Einkauftouren mitbekommen, dass ich eine neue Obstschale suche. Sie rief mich abends an und fragte, ob ich eine von ihren Schalen haben möchte. Diese sei eventuell nicht mein Ding aber ich solle sie mir anschauen.

Das tat ich dann auch und musste leider sehr schnell feststellen, dass sie wirklich nicht meinen Geschmack trifft. Aber sie war sichtlich aufgeregt und man merkte, dass sie mir etwas Gutes tun wollte. Trotzdem lehnte ich dankend ab, da das gute Stück sonst wirklich in meinem Schrank verschwunden wäre. Meine Mutter meinte meine Ablehnung sei kein Problem, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen. Wie hättet ihr euch verhalten?

Ich kenne diese Situation auch sehr gut. Ich liebe meine Mutter zwar aus ganzem Herzen, Tatsache ist aber eben leider, dass wir einen unterschiedlichen Geschmack haben und uns nicht immer die gleichen Sachen gefallen. Letztens war auch wieder eine ähnliche Situation. Ich habe seit einigen Wochen schon nach einem Kleid Ausschau gehalten, welches mir gefallen könnte und habe letztendlich dann auch einige schöne Exemplare entdeckt. Meine Mutter hat unabhängig von mir auch noch Ausschau gehalten und beim Sinn Leffers zwei Kleider von Esprit gefunden, die ihr so gut gefallen haben, dass sie sie mir mitgebracht hat.

Im ganzen ist das einfach eine doofe Situation, denn da macht sich die Mutter schon die Mühe Ausschau zu halten und kauft dann auch noch zwei recht teure Kleider für einen ein und freut sich darüber, was schönes gefunden zu haben. Und man selbst sieht die Kleider nur und denkt sich, oh mein Gott. Die Kleider waren mir einfach ein bisschen zu bieder, sie waren ziemlich lang (über die Knie) hatten dann auch noch lange Ärmel, keinen Ausschnitt und das Muster war auch nicht so Bombe. Da hätte ich mir eher eine Lehrerin mit Dutt und Brille drin vorstellen können.

Aber man möchte ja höflich sein und obwohl man weiß, die Sachen gefallen einem nicht, probiert man sie an. Leider hat meiner Mutter dann eines der Kleider auch noch super gut an mir gefallen und es fiel mir dann doch sehr schwer ihr zu sagen, dass ich es nicht so toll finde und lieber ein anderes hätte. Solange man da mit den Adjektiven aufpasst und in dem Zusammenhang vielleicht nicht unbedingt die Wörter ''bieder'' und ''streng'' verwendet, ist das wohl ok. Ich denke, dass das auf jeden Fall besser ist, als wenn man dann ein teures Kleid im Schrank hängen hat, was man auch keinen Fall anziehen möchte.

Ich kenne das auch sehr gut und konnte früher immer nicht sagen, wenn mir ein gut gemeintes Geschenk nicht gefallen hat. So hatte ich dann auch schon mal einen neuen Rolli im Schrank, den mir meine Schwiegermutter geschenkt hat, der mir aber gar nicht gefiel. Es war kein richtiges Strick und so ein komischer Stoff mit Minirollkragen. Irgendwann ist er dann bei einer Ausmist Aktion mit weg gekommen. Auch meine Oma wollte mir immer Gutes tun und mir vieles mitgeben. Das landete dann auch nur als Ballast im Schrank, zumindest oftmals. Heute sage ich ganz klar, ob ich etwas gebrauchen kann oder eher nicht so. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass sie dann beleidigt oder enttäuscht ist.

Trotzdem fällt es mir auch immer wieder schwer zu sagen, dass mir etwas nicht gefällt. Irgendwo hat man doch immer ein schlechtes Gefühl, dass man sein Gegenüber vielleicht verletzt haben könnte. Aber es ist trotzdem besser, als es nur rumstehen zu haben und es war unter Umständen teuer.

Wenn ich ein Geschenk bekomme, dann lehne ich es im Normalfall nicht ab, egal ob es nun meinen Geschmack trifft oder nicht. Ein Geschenke, welches man zum Geburtstag oder zu Weihnachten bekommt, einfach abzulehnen, fände ich wirklich sehr unhöflich und ich wäre auch mehr als verletzt, wenn das jemand bei mir tun würde. Das macht man auch einfach nicht und in so einem Fall sollte man das Geschenk dann einfach doch annehmen und es dann auch irgendwo verstauen, wo man es nicht sieht. Das verletzt den Gegenüber sicherlich weniger, als wenn man ihm klipp und klar ins Gesicht sagt, dass man sein Geschenk nicht haben möchte.

Bei spontanen Geschenken zu keinem konkreten Anlass kann man ruhig sagen, wenn man etwas nicht möchte. Immerhin handelt es sich in so einem Fall ja auch nicht wirklich um Geschenke, sondern eher um Gaben, bei denen es der andere einfach nur gut mit einem gemeint hat. Bei so etwas würde ich dann auf jeden Fall immer gleich anmerken, wenn ich etwas nicht haben wollen würde und ich würde das auch nicht als unhöflich empfinden. Immerhin wird man meistens ja auch noch gefragt, ob man etwas haben möchte oder nicht und nur selten wird einem direkt etwas aufgedrängt. Von daher hätte ich dann auch kein Problem damit, zu sagen, dass ich etwas nicht haben möchte.

Solche spontanen Gaben hat der andere ja meistens nicht länger geplant und es handelt sich ja auch nicht um ein richtiges Geschenk, welches man annehmen müsste. Von daher würde ich auf jeden Fall immer die Wahrheit sagen und ich denke nicht, dass der andere dann verletzt ist, wenn man den Gegenstand nicht annehmen möchte. Immerhin möchte er einem ja nur etwas Gutes tun und wenn er merkt, dass einem die Sache nicht gefällt, dann tut er einem ja auch nichts Gutes damit. Zudem fände ich es ungerecht, dem anderen irgendwelche Sachen abzunehmen, die man dann ohnehin nicht nutzen oder sogar wegschmeißen würde. Das hat ja auch keinen Sinn und bringt keinem etwas, weshalb ich dann auch ehrlich wäre. Man kann ja einfach sagen, dass die Sache nicht den eigenen Geschmack trifft und sich trotzdem für die Mühe bedanken. Auf diese Weise sollte der andere dann auch nicht sauer reagieren.

Mir fällt es auch immer schwer, Geschenke abzulehnen, besonders wenn es keinen richtigen Anlass wie Weihnachten oder Geburtstag dafür gibt. Das liegt aber daran, weil das in erster Linie irgendwelche älteren Verwandten sind, die ein "Nein" zu einem gut gemeinten Geschenk in der Regel nicht akzeptieren. Das letzte Mal, als ich ganz direkt gesagt habe, dass ich das nicht brauche und auch nicht haben will, wurde dann so lange auf die Tränendrüse gedrückt, bis ich total genervt es doch angenommen habe. Allerdings kann man nicht behaupten, dass das dann bei mir zu Hause wiederum Platz weggenommen hat. Sobald ich zu Hause bin, verkaufe ich es entweder im Internet oder ich verschenke es an Freunde oder Bekannte weiter, die es wirklich haben wollen. Wenn sich kein Abnehmer findet, werfe ich es ohne mit der Wimper zu zucken in den Müll.