Wird in der Schule genug Allgemeinwissen vermittelt?
Ich habe neulich einen Bericht im Fernsehen gehört. Dort wurde kritisiert, dass die Schüler von heute über wenig Allgemeinwissen verfügen. Einfachste Dinge, die man eigentlich wissen sollte wussten die meisten Schüler nicht und zum Schluss wurde dann gesagt, dass sich in der Schule einfach zu streng an Bücher gehalten würde und das Allgemeinwissen und das Wissen, was das tägliche Leben mit sich bringt wird nicht vermittelt. Gerade in Stadtschulen fehlt einfach auch das Wissen über die Produktion und Gewinnung von Lebensmittel usw.
Denkt ihr, dass in der Schule genug Allgemeinwissen vermittelt wird oder denkt ihr, dass man da mehr ansetzen sollte und nicht so streng nach Büchern unterrichten sollte. Sollte es ein Fach in der Schule geben, welches "Allgemeinwissen" heißt und wo Schüler ihre Lücken über Allgemeinwissen schließen könnten?
Um ehrlich zu sein finde ich diese Frage schon ein wenig schwierig, denn immerhin weiß ich gar nicht so wirklich, was wirklich alles zur Allgemeinbildung zählt. Jeder kennt den Begriff und fast jeder Mensch hat wenigstens ein wenig Allgemeinwissen, aber wo fängt die ganze Sache an und wo hört sie wieder auf? Von daher weiß ich eigentlich gar nicht, ob sich das Fach Allgemeinwissen auch lohnen würde. Wenn ein Mensch interessiert ist und sich gerne bildet, dann wird er wohl ein halbwegs gutes Allgemeinwissen haben, aber wenn sich eine Person für nichts interessiert und in der Schule nicht aufpassen würde, dann würde die Allgemeinbildung auch nicht viel bringen.
Von wem wird es denn kritisiert, dass vom täglichen Leben nichts vermittelt wird und was ist denn das tägliche Leben? Ist es der Alltag, also wenn ich von der Ausbildung nach Hause komme und unterwegs noch im Supermarkt vorbeigehe? Oder ist es meine Schule, meine Ausbildung, mein Beruf oder mein Studium? Das tägliche Leben sieht doch bei jeder Person anders aus. Bei irgendwelchen Managern kann das tägliche Leben so aussehen, dass man in einer Woche mehrere Länder besucht und ständig mit dem Flugzeug unterwegs ist, während mein tägliches Leben (und auch das tägliche Leben vieler anderer) sich auch Zuhause abspielt.
Natürlich finde ich diese Überlegungen gut, denn immerhin ist eine halbwegs gute Bildung extrem wichtig, aber für mich kommt es einfach so rüber, als hätte man sich eben spontan darüber Gedanken gemacht. Irgendwie fehlt mir bei deiner Nacherzählung einfach eine Tiefe, die in das Thema hineingeht. Ich glaube nicht einmal, dass du das Thema nur oberflächlich wiedergeben hast, sondern dass der Fernsehbericht selbst auch wenig Aussage hat. "Allgemeinbildungsunterricht" klingt für mich auch fächerübergreifend, also zur Allgemeinbildung gehört nicht nur die Geschichte, sondern auch die Sprache, Religion und Physik. Wie soll man das alles unterbringen?
@soulofsorrow: Es ging unter anderem in dem Bericht, dass Jugendliche nicht wussten, dass Sauerkraut aus Weißkohl gemacht wird und glaubten, dass es Wurzeln von Pflanzen sind. Weiterhin konnten viele einfach Gemüsesorten und Obstsorten nicht zuordnen und glaubten, dass Äpfel an Sträuchern wachsen und es einen Stachelbeerbaum gibt. Auch Blätter von Bäumen konnten nicht zugeordnet werden.
Das waren erst mal die Fragen, die eben die Natur betreffen. Aber auch andere Fragen, die eben für viele einfach zu beantworten sind, waren für viele Schüler einfach nicht zu beantworten. Nicht mal die Himmelsrichtungen konnten genau bestimmt werden. Wissen halt, was zwar in der Schule vermittelt werden sollte, aber wohl kaum von den Schülern aufgenommen wurde.
Was verstehst du unter Allgemeinwissen? Wenn du Alltagswissen damit meinst, denke ich, dass die Schule da mehr leisten könnte. Aber ansonsten finde ich das Allgemeinwissen, was die Schule vermittelt, sehr gut. Die einzelnen Fächer decken ja ziemlich viele Bereiche an, wie etwa Kultur und Wissenschaften.
Vielleicht meinst du auch praktisches Wissen. Denn du kritisierst die Bücher, aus denen man lernt. Praktisches Wissen könnte in der Schule auch durchaus mehr vermittelt werden. Ich fände ein Fach Haushalt beispielsweise als Schulfach auch in Gymnasien sinnvoll. Allerdings ist die Schulzeit begrenzt und man kann nicht alles unterbringen. Manche Dinge sollten die Eltern auch übernehmen.
Man kann in der Schule kein Fach einrichten, was ''Allgemeinwissen'' heißt, weil Allgemeinwissen nicht klar definiert ist. Das was für dich Allgemeinwissen ist, ist für andere wieder fachspezifisch oder interessiert sie gar nicht. Keiner könnte wirklich klar festlegen, was in diesen Bereich fällt und was nicht. Fächer wie Erdkunde, Politik und Biologie sollten eigentlich das, was die meisten unter Allgemeinwissen verstehen, ganz gut abdecken können und ich sehe da keinen Nachholbedarf.
MissMarple hat geschrieben:Gerade in Stadtschulen fehlt einfach auch das Wissen über die Produktion und Gewinnung von Lebensmittel usw.
Ich glaube nicht, dass es zum Allgemeinwissen gehört, dass man weiß, wie Lebensmittel hergestellt werden. Willst du die Kinder unterrichten, wie es in der Milka Fabrik so zu geht und wie die Schokoladen verpackt werden? Oder willst du ihnen zeigen, wie man Orangenkonzentrat herstellt? Ganz ehrlich, das ist doch Schwachsinn. Ich habe noch nie gehört, dass man so was unter Allgemeinwissen zählen würde und es interessiert auch keinen. Spannend ist es auch nicht. So was kann man sich am Nachmittag mal im Galileo anschauen, wenn einem langweilig ist, mehr aber auch nicht. Und wenn man mehr über die Landwirtschaft wissen will, studiert man halt später Agrarwissenschaften oder ähnliches. So was braucht nicht jeden zu interessieren und zählt auch nicht zum Allgemeinwissen.
MissMarple hat geschrieben:@soulofsorrow: Es ging unter anderem in dem Bericht, dass Jugendliche nicht wussten, dass Sauerkraut aus Weißkohl gemacht wird und glaubten, dass es Wurzeln von Pflanzen sind. Weiterhin konnten viele einfach Gemüsesorten und Obstsorten nicht zuordnen und glaubten, dass Äpfel an Sträuchern wachsen und es einen Stachelbeerbaum gibt. Auch Blätter von Bäumen konnten nicht zugeordnet werden.
Das sind vielleicht nicht die Teenager, nach denen man sich richten sollte. Wenn einige Jugendliche das nicht wissen, dann tut es mir Leid, aber das würde ich dann nicht auf die Schule schieben. Wo bleibt die Verantwortung der Eltern, sollen diese die Kinder doch darüber aufklären, was sie essen? Die Schule kann nicht alles machen und davon abgesehen scheint mir das ein ganz extremer Fall zu sein. Fernsehsender sind ohnehin bekannt dafür, dass sie die Leute auch gerne mal dafür bezahlen, wenn sie sich zum Affen machen oder sie haben sich wirklich auf die Straße gestellt und gezielt Leute befragt, die von Vornherein schon aussahen, als wären sie nicht die hellsten. Ich habe sowas noch bei niemandem erlebt.
MissMarple hat geschrieben:Weiterhin konnten viele einfach Gemüsesorten und Obstsorten nicht zuordnen und glaubten, dass Äpfel an Sträuchern wachsen und es einen Stachelbeerbaum gibt. Auch Blätter von Bäumen konnten nicht zugeordnet werden.
Ja, das gehört zum Allgemeinwissen, aber vielleicht sollten die Eltern hier eher eingreifen. Ich glaube außerdem, dass wenn sich ein Jugendlicher für Ernährung interessiert, dass er diese Dinge selbst nachschlagen würde. Trotzdem wäre es meiner Meinung nach auch nicht zu verkehrt, wenn man in der Schule kurz auf die Ernährung eingehen könnte. Aber wie will man das denn umsetzen? Um ehrlich zu sein fehlt mir schon eine genaue Vorstellung.
Wir gehen nun davon aus, dass sich der Allgemeinbildungsunterricht durchsetzt. Macht man im ersten Halbjahr nur politisches Allgemeinwissen, anschließend nur naturwissenschaftliches Allgemeinwissen und dann im nächsten Schuljahr nur sprachliches Allgemeinwissen? Oder macht man das gesamte Allgemeinwissen eher durcheinander? Für mich klingt das auch irgendwie sehr einseitig, obwohl ich keinen kritisieren möchte.
Gerade solche Dinge, wie Bäume erkennen und wie wachsen Äpfel und wie Stachelbeeren, werden in der Grundschule behandelt. Und zwar bis zum Umfallen. Wenn ich in die Hefte meiner Nichten geschaut habe, war ich immer ganz erstaunt, was die alles beigebracht bekommen haben und vor allem auch wie detailliert. Einmal war ich sogar richtig schockiert, als meine Nichte die Ausrüstung eines Feuerwehrmannes auswendig lernen musste. "Schutzhelm mit Ledernacken", die verschiedenen Typen von Einsatzfahrzeugen und all so ein Quatsch.
Meiner Erachtens vergisst man sowieso wieder, was man mal in der Grundschule gelernt hat. Man kann sich dann dunkel daran erinnern, dass es verschiedene Bäume gibt und dass man die an den Blättern erkennen können müsste. Aber das tatsächlich vermittelte Wissen geht doch verloren. Wenn man es dann nicht ab und zu auffrischt, mal in die Natur geht, die Eltern das mal erwähnen, dann ist es einfach dahin. Das Rechnen und wie viel 9 mal 7 ist beispielsweise bleibt doch auch nur erhalten, weil man es eben auf den weiterführenden Schulen auch noch benötigt.
Was Allgemeinwissen tatsächlich ist, ist für uns schwer zu sagen. Meiner Meinung nach gehört der Ursprung unserer Lebensmittel definitiv dazu. Wobei ich da nicht gerade Milkaschokolade und Orangensaftkonzentrat als Beispiele nehmen würde. Aber dass Gemüse auf Feldern angebaut wird und Fleisch von Tieren stammt, sollte doch jedem ein Begriff sein.
Dabei geht es auch gar nicht darum, dass jeder Schüler das spannend finden oder sich dafür interessieren muss. Für Mathe interessieren sich auch die wenigsten, aber dennoch muss jeder in den Unterricht. Jeder von uns konsumiert diese Lebensmittel und würde ohne sie sterben. Ich denke mal, dass macht die Sache interessant genug und wichtig genug, um den Schülern einmal davon zu erzählen.
Aber ich denke, das wird doch auch gemacht. Nicht in einem Fach mit dem Titel Allgemeinwissen, aber die ganze Schullaufbahn dreht sich doch darum. In der Schule werden keine Experten ausgebildet, es findet keine Konzentration auf einen Bereich statt. Meiner Meinung nach, geht es in der Schule fast ausschließlich um Allgemeinwissen. Danach, in Ausbildung und Universität wird Fachwissen vermittelt.
So wird in Erdkunde auch über Landwirtschaft und die Herkunft der Lebensmittel geredet. Dass 9 mal 7 63 ergibt, gehört für mich auch zum Allgemeinwissen. In Biologie erfährt man einiges über die Anatomie des Menschen, was ebenfalls zum Allgemeinwissen gehört, da wir nun mal alle Menschen sind. Also meiner Meinung nach herrscht da auch ein gewisser Konsens, was denn nun Allgemeinwissen ist. Man könnte darüber streiten, ob nun Goethe ausreicht oder auf jeden Fall auch Schiller erwähnt werden muss, aber ein wenig Wissen über Literatur gehört auf jeden Fall dazu und daher wird das im Deutschunterricht auch behandelt.
Dass dennoch so viele Schüler und junge Erwachsene einen schlechten Bildungsstand im Bereich Allgemeinwissen aufweisen, liegt nicht daran, dass es in der Schule nicht versucht wird zu vermitteln. Es liegt wohl eher an der Art und Weise, wie es versucht wird. Dass es beispielsweise nicht praktisch angewendet wird. Dass manche Lehrer mit Auswendiglernen schon zufrieden sind und gar nicht nachprüfen, ob die Schüler es auch verstanden haben. Dass es an manchen Schulen zu viele dringlichere Probleme gibt mit gewalttätigen Schülern, Schülern,die kaum Deutsch sprechen können oder anderen Dingen.
Also meiner Meinung nach ist Schule der Ort, wo man ausschließlich Allgemeinwissen lernt. Die Hauptschüler aufgrund der geringeren Zeit weniger davon, die Gymnasiasten mehr. Aber bei allen ist es Allgemeinwissen und kein Fachwissen. Daher wäre ein Fach "Allgemeinwissen" ziemlicher Quatsch.
Was ich von meinem Neffen weiß, wird immer mehr an Inhalten gekürzt. Irgendwie glaubt man, dass die Kinder alles schon wissen sollten. Vielleicht von Facebook, denn immerhin gibt es dort auch jetzt ein Wissensquiz. Es geht immer mehr um Kompetenzen, die sehr mysteriös klingen und weniger um Allgemeinbildung, weil diese anscheinend niemand mehr braucht.
Dass die Definition von Allgemeinwissen nicht ganz einfach ist, haben ja bereits meine Vorredner ausreichend dargestellt. Dennoch glaube ich, kann man einige Differenzierungen vornehmen. Bei mir ist die Schule noch nicht so lange her und ich kann mit etwas Distanz betrachtet einige Kritikpunkte anbringen.
Zum Beispiel muss man sich schon fragen, warum, überspitzt formuliert, die Kinder höhere Algebra und die Tangente des Kreises in der vierten Dimension (wie es Dirk Müller einmal ausgedrückt hat) lernen müssen, aber keine Fächer wie Ethik oder Wirtschaft haben. Das ist Wissen bzw. stellen Erkenntnisse dar, die wir alle im Laufe unseres Lebens brauchen. Insbesondere das Thema Geld beschäftigt nahezu uneingeschränkt jeden Menschen dieser Erde.
Ich befürchte, dass das mit einigen anderen Gebieten, Fächern und Themen nicht anders aussieht. Der Stoff, der gelehrt wird, wird noch nach den Kriterien des 19. Jahrhunderts ausgewählt und nur immer wieder modernisiert, doch an den allgemeinen Lehrplänen ändert sich sehr wenig. Da müsste mal gründlich drüber gegangen werden. Zum Beispiel muss man sich auch fragen, ob naturwissenschaftlich anspruchsvolle Themen nicht für kommende Studenten, die unbedingt Physik o.Ä. studieren wollen, aufgehoben werden können, statt sie 15 Jährigen beibringen zu wollen, zumal das Wissen meist eh nur bis zur nächsten Klausur behalten wird.
Ich kann nur von mir sprechen, doch ich habe das Gefühl viele Lücken in meinem Allgemeinwissen erst nach der Schule geschlossen zu haben, während ich nach wie vor mit meinem Logarithmus Wissen aus Klasse 11 herumlaufe.
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