Bäcker - Jobsicherheit zu nachtschlafener Zeit?
Der Teig saust zum wiederholten Male auf den Tresen aus Holz. Fleißige Finger bearbeiten die Teigkugel bis sie noch einen Tick flacher und größer ist. Danach das Ganze vom Tresen wieder abklauben, nochmals bemehlen und weiter gehts. Die Uhr an der Wand hinter dem fleißigen Bäcker zeigt 7:15. Die Schicht in der Bäckerei ist schon fast wieder zu Ende, wenn andere gerade erst ihren Computer booten, mehr als 3 Stunden sind es nicht mehr. Will man einem Bäcker bei seiner Arbeit zusehen, ist man um 7:00 morgens eigentlich schon viel zu spät dran. Um 2:00 Uhr wird mit den ein paar hundert Brötchen angefangen, danach sind die Brote an der Reihe und wieder später das süße Gebäck.
Wahrscheinlich aufgrund der harten Arbeitsbedingungen ist der Ausbildungsberuf bei den jungen Leuten aber nicht sonderlich hoch im Ansehen, denn er bedeutet harte Arbeit für geringe Entlohnung. Etwa jeder zehnte Azubi lässt das Ganze bei näherer Betrachtung lieber wieder sein. Beispielsweise die Nachtarbeit ist nun wirklich nicht für jeden etwas. Der Verdienst liegt im ersten Lehrjahr bei ungefähr Euro 400,-, im zweiten Lehrjahr bei knapp Euro 500,- und im dritten Lehrjahr bei bis zu Euro 600,-. Als fertigerGeselle wird es dann aber leider auch nicht so viel besser. In den ersten 5 Berufsjahren kann man mit knapp Euro 2000,- brutto rechnen.
Es gibt aber trotzdem durchaus Gründe, sich für diese Arbeit zu entscheiden, so etwa die guten Jobaussichten. Wer die Ausbildung abschließt, hat danach einen recht ungefährdeten Arbeitsplatz. Auf jeden Fall empfiehlt es sich aber ein Praktikum zu absolvieren, um zu sehen ob das etwas für einen selber ist. In einem kleineren Familienbetrieb hat man dabei als Lehrling eher die Möglichkeit, die Arbeit von Grund auf zu lernen, denn hier sind viele Abläufe noch nicht automatisiert. Bewerber brauchen auf jeden Fall handwerkliches Geschick. Außerdem sind Basiskenntnisse in Mathe hilfreich.
Menschen, die dazu neigen leicht Allergien zu entwickeln, sind in diesem Job eher nicht gut aufgehoben, denn eine typische Berufskrankheit ist die Mehlstauballergie, welche immer noch recht verbreitet ist. Wer diesbezüglich empfindlich ist, sollte sich eventuell auf eine mögliche Unverträglichkeit beim Arzt testen lassen.
Wenn man sich die Arbeit mancher Bäcker so ansieht, sind da schon kleine Kunstwerke dabei, für mich selber könnte ich mir diesen Job aber trotzdem nicht vorstellen, auch wenn ich für den Hausgebrauch ganz gerne backe. Wie ist das bei euch?
Ich zweifle eigentlich gerade daran, dass das Bäckerhandwerk wirklich noch ein Job mit Zukunft ist. Mittlerweile findet man doch kaum noch einen richtigen Bäcker, sondern allenfalls Backketten, in denen Fertigteig aus der Fabrik kommt und einfach aufgebacken wird. Natürlich arbeiten in diesen Fabriken auch gelernte Bäcker, aber dort hat die Arbeit bestimmt nichts mehr mit der guten alten Backstube gemein.
Bei uns in der Stadt hat ein Bäckermeister seine beiden Läden zugemacht, weil er als Angestellter in einer Backfabrik mehr verdienen konnte. Und ein Junge meines Jahrgangs, der Bäcker gelernt hat, ist danach lieber gleich in die Gastronomie gegangen.
Ich sehe das wie Bellikowski. Auch der Bäckerberuf wird zunehmend automatisiert und rationalisiert. Und am Fließband braucht man dann auch keine ausgebildeten und damit relativ teuren Bäcker mehr. Da reichen dann Aushilfskräfte und Billiglohnarbeiter. Es braucht dann nur noch wenige Bäcker, die sich die Rezepte ausdenken oder die Herstellung überwachen. Somit sehe ich auch in dem Beruf Bäcker nicht mehr Zukunftsaussichten als in vielen anderen Branchen.
Die Nachtarbeit ist wirklich nicht Jedermanns Sache. Es geht dabei ja nicht nur darum, dass man nachts gerne schlafen würde und müde ist. Daran gewöhnt man sich. Da der überwiegende Teil der Bevölkerung aber am Tag arbeitet, verpasst man auch sehr viel an gesellschaftlichem Kontakt. Die Freunde schlafen nachts, die Familie schläft nachts und auch Einrichtungen wie Theater, Kino und Restaurants sind darauf eingestellt, dass ihre Gäste tagsüber arbeiten, abends zu ihnen kommen und nachts schlafen.
Natürlich gibt es viele Berufe, die nachts ausgeführt werden. Aber dann handelt es sich meist um Schichtarbeit und die Angestellten arbeiten nur für einen kurzen Zeitraum nachts und dann wieder ganz normal tagsüber. So verpassen sie immer nur für kurze Zeit das gesellschaftliche Leben und können es an den anderen Tagen aber durchaus wahrnehmen. Bäcker arbeiten aber hauptsächlich nachts und daran wird sich auch nichts ändern.
Daher wäre dieser Beruf für mich nichts. Er bringt einfach zu viele Einschränkungen mit sich und hat zu viele Auswirkungen auf das Privatleben.
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