Sich in einen Deutschkurs im EU-Ausland setzen

Im Zuge meines Studiums war ich in Helsinki auf dem deutschen Institut. Dort gab es einen Deutschkurs und wir schmuggelten uns dort in diesen Kurs ein. Dabei fiel uns auf, dass die Studenten schon sehr gut deutsch konnten, aber es war seltsam, Grammatik erklärt zu bekommen und dann selber Sätze damit bilden zu müssen. Wir mussten eine Satz aus der Gegenwart in die Vergangenheit setzen und ich tat so, als ob ich erst ein bisschen nachdenken müsste.

Würdet Ihr auch gerne mal an einem Deutschkurs teilnehmen um zu sehen, wie andere die Sprache lernen? Wärt Ihr so abgehoben, dass Ihr über die Fehler der Lernenden lachen würdet oder würdet Ihr Euch eher fragen, warum dies im Deutschen so komisch lautet?

Ja, ich stelle es mir schon interessant vor, mir mal einen Deutschkurs für Nicht-Deutsche anzusehen. Ich habe ja auch schon diverse Sprachen im Unterricht gelernt und dann kann man Vergleiche ziehen. Ich habe mich schon des Öfteren mit Nicht-Deutschen über ihre Deutschkurse unterhalten. Da kamen dann Fragen über die Grammatik auf, über die ich nur den Kopf schütteln konnte.

Eine italienische Gruppe beispielsweise fragte mich und meine deutschen Freunde nach dem zweiten Konjunktiv. Ich war wirklich schockiert, dass die so einen Mist lernen mussten. Den benutzt man in Deutschland doch wirklich selten und daher finde ich es unnötig, Ausländer damit zu überfordern. Die haben immerhin nur an einen sechs Monate andauernden Kurs teilgenommen. Da muss das doch wirklich nicht sein.

Lachen würde ich niemals. Deutsch ist eine recht komplexe und schwierige Sprache. Und dann werden die eben noch mit solchem Mist geärgert. Also ich bewundere jeden, der Deutsch in so einem Kurs lernt und dann tatsächlich einigermaßen gut sprechen kann.

Ich hatte mal eine Praktikantin, die aus der Ukraine eingewandert war und sehr interessiert daran war, sich hier einzuleben und die deutsche Sprache gut zu bewältigen. Da hatte ich echt Respekt vor, weil die deutsche Sprache und die Grammatik ja nicht ohne ist und ich selbst beispielsweise gar keine Lust hatte mich diesbezüglich mit französisch auseinander zu setzen. Allerdings stand ich auch unter schulischem Zwang. Ich denke da liegt noch ein kleiner Unterschied.

Auf jeden Fall hat es mich sehr fasziniert, was sie so aus ihren Deutschkursen erzählte und wie sie die Sprache grammatikalisch zusammen basteln musste. Manchmal hat sie mich auch Dinge gefragt, die ich auch mal selbst in der Schule gehört hatte, die ich aber auch wieder vergaß, weil man kann es halt doch aus dem Bauch heraus und denkt nicht so wirklich drüber nach. Da kam ich mir gegen ihr "Fachwissen" manchmal fast dumm vor.

Ich stelle es mir auch unheimlich interessant vor, mich einmal in einen Deutschkurs zu setzen, der für Ausländer ausgelegt ist. Immerhin empfinde ich die deutsche Sprache zugegebenermaßen als äußerst schwierig. Wir haben vier Fälle im Deutschen, von dem einer teilweise geflissentlich ignoriert wird - ich rede hier vom Genitiv. Aber trotzdem muss dieser Fall von nicht-deutsch-sprachigen Leuten gelernt werden und ich merke, wie deutsche Muttersprachler schon damit Probleme habe.

Wie sollen dann die Leute diese Fälle richtig anwenden, die Deutsch gerade erst lernen? Da frage ich mich auch oft, wie die Lehrer diesen Fall dann erklären und die Anwendung näher bringen. Auch die drei Artikel (der, die, das) stoßen bei mir auf Unverständnis, obwohl ich Muttersprachlerin bin. Ich wurde schon ein paar Mal von nicht-europäischen Bekannten gefragt, warum jetzt ein bestimmtes Wort welchen Artikel hat, aber ich konnte es ihnen einfach nicht erklären. Deutsch ist einfach eine sehr schwerere Sprache.

Und deswegen würde ich nie im Leben auf die Idee kommen, irgendjemanden, der sich schon die Mühe macht Deutsch zu lernen, aus zu lachen. Ich habe schon ein paar Mal geschmunzelt, dass muss ich zugeben, aber auch nur, weil das immer ein wenig süß klingt, wenn Leute, die Deutsch lernen einen etwas komplizierteren Satz formulieren wollen. All diejenigen, die Deutsch lernen, haben meinen größten Respekt. Ich glaube nämlich tatsächlich, dass mir diese Sprache sehr schwer fallen würde. Ich selbst könnte sie gar nicht erklären und dann bewundere ich diejenigen, die die Sprache erklären können und diejenigen, die diese Erklärung auch noch verstehen und dann relativ gut Deutsch sprechen.

Wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich gerne auch mal einen Deutschkurs im Ausland besuchen, um zu erfahren, wie unsere Sprache am besten gelehrt werden kann. Es ist sicher interessant, den Lehrern bei der Erklärung und den Schülern beim Sprechen zuzuhören. Ganz sicher würde ich mich nicht darüber lustig machen, wenn einer der Schüler einen Fehler macht.

In den Deutschkurs hätte ich mich auch gesetzt, da ich den finnischen Akzent sehr mag und diesen auch einfach sehr niedlich finde. Ansonsten finde ich die Idee eigentlich auch ziemlich spannend und ich bin in dieser Hinsicht überhaupt nicht abgehoben, da mein Partner nicht in Deutschland wohnt und auch sehr wenig Deutsch spricht. Durch meinen Partner sind mir auch einige Eigenheiten in der deutschen Sprache aufgefallen, worüber man sich als Muttersprachlerin kaum Gedanken macht. Wenn man andere Sprachen lernt, dann verändert sich das Gefühl zu der Muttersprache, da man Vergleiche aufstellt und sich vielleicht selbstverständliche Dinge noch einmal fragt.

Ich muss auch sagen, dass alle Menschen die Deutsch lernen wollen meine Anerkennung haben, denn immerhin ist diese Sprache sehr schwer und ich finde schon, dass es etwas besonderes ist, wenn man sich an so eine schwierige Sprache traut und sich auch durch mögliche Fehler nicht demotivieren lässt. Die Artikel sind für Ausländer auch ziemlich kompliziert, da es für diese keine logische Regel gibt, man muss sie einfach auswendig lernen. Übrigens habe ich mir auch das Deutschbuch von meinem Partner zeigen lassen und ich fand es sehr niedlich, ich würde so einen Kurs besuchen.