Gewalttätige Frauen, sind sie ein gesellschaftliches Tabu?

vom 16.02.2014, 18:11 Uhr

Der ORF geht in seiner Sendung THEMA mit dem Titel: "Gewalttätige Frauen – ein gesellschaftliches Tabu" einem schon länger bekannten Phänomen nach. Auch Frauen können brutal sein, Körperverletzungen begehen oder sogar Morde verüben. Warum wird das alles aber nicht so thematisiert?

Sind gewalttätige Frauen wirklich ein gesellschaftliches Tabuthema oder sind sie einfach in der Minderheit? Denkt Ihr, dass dieses Thema wirklich aktuell ist und sollte es auch aufgearbeitet werden oder würde dies nur zu einer Diskriminierung der Frauen führen?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich denke, dass es sich tatsächlich auch um ein gesellschaftliches Tabu handelt, das sich allerdings mit der Zeit immer weiter aufweicht. Frauen gelten klischeehafterweise eben als lieb, freundlich, zart, sozial, sogar als schwach. Da passt es vielen Leuten nicht in ihr Weltbild, dass auch Frauen brutal und unsozial sein können, dass sie auch schlagen und brutale Gewalttaten durchführen können.

Ein ähnliches Tabu gibt es übrigens auch beim Thema Pädophilie beziehungsweise sexueller Gewalt. Es gibt nachweislich Frauen, die Kinder sexuell missbrauchen, aber wenn über dieses Thema berichtet wird, ist doch immer nur von Männern die Rede, und es wird getan, als gäbe es so etwas bei Frauen gar nicht. Eine Sache, die es übrigens für Leute, die Missbrauch überlebt haben, bei denen der Täter eine Frau war, nicht unbedingt leichter macht.

Ob das Thema "gewalttätige Frauen" gerade besonders aktuell ist, kann ich schwer beurteilen. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass die Gewalt zunimmt, insbesondere bei jungen Frauen. Schon vor etwas über einem Jahr erzählte mir beispielsweise eine Arbeitskollegin davon, dass sie es so schrecklich fände, dass sie auf den Bahnhöfen immer mehr jugendliche Mädchen sähe, die sich heftig schlagen würden. "Wie Jungen!" fügte sie hinzu. Ich finde, das sagt auch schon viel über die gesellschaftlich verbreitete Denkweise zu Gewalt und Geschlechtern aus.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Frauen als Gewalttäterinnen aktuell besonders intensiv thematisiert werden, weil man von Frauen so ein Verhalten nicht "erwartet". So traurig es klingt, wenn irgendwelche pubertierenden Jungen sich schlagen, dann finden viele Leute das normal. Sogar männliche "U-Bahn-Schläger" finden viele Leute zwar abscheulich, aber dafür, dass junge Männer so etwas tun können, wundern sich viele nicht mehr.

Aber wenn mal eine Frau, dem Klischee nach ein liebes, zartes Wesen, zuschlägt, dann wundern sich viele Leute. Würde Gewalt als bei beiden Geschlechtern "normal" gelten, gäbe es sicherlich auch keine gesonderte Berichterstattung über gewalttätige Frauen. Extra-Berichte über gewalttätige Männer gibt es ja auch nicht, also solche, wo extra auf das Geschlecht Bezug genommen wird, oder?

Wieso bist Du eigentlich der Meinung, dass die Thematisierung der Tatsache, dass auch Frauen gewalttätig sein können, diskriminierend sein könnte? Was soll denn diskriminierend daran sein, eine Tatsache zu thematisieren? Dass nicht alle Frauen sich schlagen, dürfte ja klar sein. Wenn es um gewalttätige Männer geht, dann geht der Zuschauer doch auch nicht davon aus, dass alle Männer gewalttätig seien, oder?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das ist auf jeden Fall eines der Tabuthemen unserer Gesellschaft. Frauen schlagen aber sicherlich ähnlich oft zu wie Männer und es entstehen dadurch die selben Probleme, nur können Männer leider oftmals nicht dazu stehen, wenn sie geschlagen werden, weil sie ihre Ehre, ihre Männlichkeit nicht verlieren wollen.

Ein Mann, der geschlagen wird ist in unserer Gesellschaft gerne mal unmännlich, ein schwacher Typ, der sich nicht durchsetzen kann, aber so ist es ja nicht. Leider haben wir das noch nicht erkannt und reden nicht über solche Probleme. Ich denke, dass es bei dem Thema schlagende Frauen wie mit dem Thema Pädophilie ist, das ja auch gerne mal totgeschwiegen wird. Es macht keiner und es wird von niemanden gesehen. Schade, dass wir unsere offensichtlichen Probleme nicht erkennen und ansprechen können.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn Frauen jemanden schlagen, dann sind die Opfer ja aber auch nicht immer Männer. Es können genauso gut andere Frauen sein. Aber trotzdem spricht man auch über Gewalt zwischen Frauen eher selten. Wobei ich Dir schon auch zustimmen kann, dass Gewalt von Frauen gegenüber Männern, insbesondere gegenüber erwachsenen Männern, noch einmal ein besonderes Tabu darstellt. Tatsächlich haben viele Leute ja kein Verständnis dafür, dass ein "starker" Mann sich von einer "schwachen" Frau schlagen lässt. Da gibt es sicher viele Leute, die dem Opfer sagen würden, das könne doch gar nicht sein, oder es sei selber schuld, wenn es sich gegenüber einer Frau nicht wehren könne.

In Sachen Pädophilie und sexueller Missbrauch von Kindern scheint sich ja übrigens das Blatt schon über die Jahre gewendet zu haben. Heute wird diese Thematik schon in den Medien thematisiert, während vor einigen Jahrzehnten absolut gar nicht darüber geredet wurde, dass so etwas passiert. Es soll wirklich Kleinstädte gegeben haben, noch vor wenigen Jahrzehnten, bei denen beispielsweise jeder wusste, dass jemand seine Kinder misshandelt oder sogar sexuell missbraucht. Darüber gesprochen soll nicht worden sein, weil es solche Sachen nicht geben "durfte". Heute hingegen kann man immerhin darüber reden. Wer weiß, vielleicht ist das beim Thema gewalttätige Frauen auch irgendwann so, insbesondere auch, wenn es darum geht, dass Frauen vermeintlich stärkere Männer misshandeln?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass es ein Tabu ist, darüber zu sprechen. Ich denke eher, dass es deswegen seltener thematisiert wird, weil diese Frauen in der Minderheit sind. Es sind Männer, die häufiger Gewalt anwenden und deswegen auch häufiger in den Medien vorkommen. Es ist ja nicht so, dass das Thema verschämt verschwiegen wird. Ich habe zumindest schon öfters Sendungen im Fernsehen gesehen, die das Misshandeln von Frauen entweder ihrer Kinder oder ihrer Ehemänner zum Thema hatten. Auch gewalttätige Mädchengangs spielen in einigen Krimis eine Rolle.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es ist wahrscheinlich mal wieder die berühmte Mischung. Zum einen ist Gewalt, die von Frauen ausgeht wirklich seltener und zum anderen ist es ein gewisses Tabu. Wobei man da auch noch einmal differenzieren muss, wem diese Frauen dann Gewalt antun. Wenn eine Ehefrau ihren Mann schlägt, reden die Männer nicht gerne darüber und verschweigen es lieber. Daher wird das kaum thematisiert und es gibt eine hohe Dunkelziffer.

Dass sich zunehmend auch junge Mädchen "wie Jungen" prügeln, liegt auch an dem Aufweichen der Geschlechterrollen. Die haben es neben allen Nachteilen eben auch einfach gemacht. Jeder wusste, was von ihm erwartet wurde. Mädchen sollen lieb sein, Kinder bekommen und den Haushalt machen. Jungs sollen starke Männer werden und die Familie ernähren und beschützen. Heute ist es okay, wenn Frauen auch Karriere machen, wenn Jungs körperlich nicht stark sind. Da verschwimmen eben auch die Grenzen, dass Mädchen sich nicht prügeln dürfen. Das fände ich bei meiner Tochter auch nicht schlimmer als bei einem Sohn.

Bei pädophilen Frauen ist es, denke ich, eher der Fall, dass es die Gesellschaft nicht wahrhaben will. Mir geht es da nicht anders. Pädophile Männer sind krank und was sie tun, ist erschreckend. Aber es ist irgendwie normal, also nicht überraschend. Damit meine ich nicht, dass alle Männer pädophil sind oder dass ich das Verhalten nachvollziehen könnte. Aber wenn man von einer Frau liest, die Kindern Gewalt antut, ist es ungleich erschreckender. Wahrscheinlich weil man von einer Frau allen Kindern gegenüber mütterliche Gefühle erwartet. Auch in der Tierwelt gibt es männliche Gewalt gegenüber Jungtieren viel häufiger. Einem weiblichen Wesen traut man das einfach weniger zu.

Auch bei solchen Geschichten, wie die von den drei Frauen, die in England drei Jahrzehnte lang als Sklavinnen gehalten wurden, war die Beteiligung der Frau für mich erschreckender als die Tatsache, dass ein Mann beteiligt war. Ich weiß nicht, wie es tatsächlich war, aber mich beschleicht dann gleich der Gedanke, dass der Mann der Drahtzieher war und die Ehefrau in gewisser Weise auch ein Opfer. Dass sie Angst hatte, sich gegen ihn aufzulehnen und den Sklavinnen zu helfen. Dass sie von ihm abhängig war.

Ich denke, ich erwarte von Frauen einfach mehr. Mehr Mitgefühl, mehr Einfühlungsvermögen. Ich bin auch schockierter, wenn eine Mutter ihre Kinder verlässt, als wenn das der Vater tut. Und es ist nicht so, dass ich Männer hasse, aber es überrascht einfach weniger. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da wirklich Klischees aufsitze. Denn die Mehrheit der Frauen entspricht doch diesem Klischee. Ist es denn ein Klischee, wenn es der Wahrheit entspricht? Es ist doch auch biologisch begründet. Die Frau bleibt bei den Kindern, der Mann geht jagen. Dafür braucht er Testosteron und kann nicht mit den armen Tierchen mitfühlen. Ich denke schon, dass es da einfach Unterschiede gibt.

Ob nun von Frauen ausgehende Gewalt zunimmt, vermag ich nicht zu sagen. Wahrscheinlich nimmt Gewalt insgesamt zu und somit auch die Fälle, in denen Frauen die Täter sind. Zudem die Verunsicherung durch die aufgeweichten Geschlechterrollen. Wir befinden uns eben in einer Übergangszeit.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass es wichtig ist auch dieses Thema an zu sprechen. Und ich denke auch, dass die Dunkelziffer der Misshandelten Männer höher ist. Und auch Kinder werden oft von ihren Müttern geschlagen oder psychisch misshandelt. Trotzdem werden im Vergleich sehr viel weniger Frauen Gewalttätig als Männer, was auch biologisch erklärbar ist. Deswegen ist es meiner Ansicht nach normal, dass man gerade junge Männer aufklärt, wo das Problem der sinnlosen Gewalt wohl am größten ist. Und sich zum Schluss um das, zwar auch vorhandene, aber seltenere Problem der weiblichen Gewalt zu kümmern.

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» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bienenkönigin hat geschrieben:Denn die Mehrheit der Frauen entspricht doch diesem Klischee. Ist es denn ein Klischee, wenn es der Wahrheit entspricht? Es ist doch auch biologisch begründet. Die Frau bleibt bei den Kindern, der Mann geht jagen. Dafür braucht er Testosteron und kann nicht mit den armen Tierchen mitfühlen. Ich denke schon, dass es da einfach Unterschiede gibt.

Ist es überhaupt die Mehrheit, die dem Klischee entspricht? Das allein würde ich schon in Frage stellen, sofern es dafür keinen wirklichen, sicheren Beleg gibt. Denn auch, wenn es biologisch gesehen sicherlich Gründe gibt, wieso Mütter ihre Kinder in vielen Fällen schützen, diese Mechanismen wirken nicht immer. Abgesehen davon hat der Mensch sich mit zunehmender Zivilisiertheit auch immer weiter von irgendwelchen Instinkten verabschiedet.

Heute kann man eigentlich kaum mehr mit biologistischen Erklärungen kommen. Abgesehen davon ist die Idee, dass in der Steinzeit die Männer alleine jagen gegangen seien, heutzutage auch schon wieder überholt. Es ist mittlerweile nachgewiesen, dass es keine wirkliche Geschlechtertrennung damals gab. Sowohl Männer als auch Frauen waren jagen. Gesammelt wurde auch gemeinsam.

Der einzige haltbare Unterschied, auf den man noch eingehen könnte, wäre der unterschiedliche Testosteronspiegel von Frauen und Männern. Testosteron haben alle, nur Männer haben, im Normalfall, mehr davon, als die meisten Frauen. Und ja, Testosteron wird allgemein mit Aggression in Verbindung gebracht. Allerdings sind ja nicht alle Menschen mit viel Testosteron automatisch gewalttätig. Und es gibt genügend Gewalttäter mit wenig Testosteron. Also da bin ich mir auch nicht sicher, ob man daran etwas festmachen kann, was Kriminalitätsfragen betrifft.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe übrigens gerade gestern Abend noch einige interessante Thesen aufgegabelt, die zu diesem Thread ganz gut passen. Es geht, im Groben, um Frauen und Gewalttätigkeit. Und zwar insbesondere auch um Unterschiede zum männlichen Geschlecht.

Eine These wäre, dass Gewalt gegenüber den eigenen Kindern häufiger von Müttern als von Vätern ausgehen soll. Oftmals käme es wohl auch oft vor, dass Mütter die "Bestrafung" an sich dem Vater überlassen, dass diese Anstiftung dazu allerdings quasi durch die Mutter käme. Also quasi, dass die Mutter ihrem Partner sagt, er soll mal als strafende Instanz gegenüber dem Kind auftreten.

Abgesehen davon gibt es wohl Studien, die aussagen, dass in 40 Prozent aller lesbischen Beziehungen Gewalt vorkäme. Im Gegensatz zu heterosexuellen Beziehungen, bei denen meistens ein Partner den anderen attackiert, sei es bei Gewalt in lesbischen Beziehungen aber oftmals so, dass die Partnerinnen sich gegenseitig angreifen würden. Bei heterosexuellen Beziehungen soll laut Studie die Gewalt übrigens eher vom Mann ausgehen, wobei natürlich bei Gewalt von Frauen gegen Männer eine sehr hohe Dunkelziffer vorherrscht.

Das wären, wie gesagt, die Thesen, die mir begegnet sind. Über die Aussagekraft kann ich derzeit nicht viel sagen. Leider hatte ich jetzt auch noch nicht die Zeit, die genauen Quellen nachzurecherchieren. Vielleicht macht das ja jemand hier, den es ebenfalls interessiert? Auf jeden Fall müsste man diese Behauptungen noch genauer untersuchen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Manche dieser lieben, zarten Wesen haben sich gewaltig geändert. Durch jahrelange Unterdrückung hat sich bei manchen Frauen eine verteufelte Wut angesammelt, die sie brutal werden lässt. Diese Frauen sind aber in der Minderzahl. Deshalb wird über sie auch nicht viel berichtet und geschrieben. Ja, tatsächlich schweigen die meisten Männer dann oder ziehen wortlos aus.

Das wird sich sicherlich in ein paar Jahren geändert haben. Denn wie ich das sehe, werden Brutalitäten der Frauen zunehmen. Das basiert auf den sogenannten schlimmen Mädchengangs. Die werden bereits in der Schule gebildet und bestehen auch später. Die ein oder andere wird sich später davon zurückziehen können, wenn sie einem vernünftigen Beruf nachgeht. Das wäre eine Seite.

Die andere besteht aus den jungen Frauen, die in der Unterschicht zu Hause ihren die Mutter prügelnden Vater erlebt haben und sich sagen, dass ihnen das nicht passiert. Deshalb schlagen sie selbst zu, bevor es ein anderer tut. Ich habe einige Videos von ganz brutalen, weiblichen Jugendlichen gesehen, die noch drauftreten, wenn jemand schon halb tot am Boden liegt. Wenn man so etwas sieht, bekommt man keine Luft mehr.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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