Muss ein Tierheim auch ästhetisch aussehen?
Berlin hatte früher, das weiß ich noch aus meiner Kindheit, ein kleines Tierheim relativ im Inneren der Stadt, im Bezirk Lankwitz. Gut, das war auch kein Innenstadtbezirk, sondern schon eher in einem der äußeren Bezirke gelegen, aber doch noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen oder S-Bahn sehr gut und einfach zu erreichen.
Dieses Tierheim wurde allerdings nach annähernd 100 Jahren Betrieb geschlossen. Ein Neubau wurde errichtet, in Falkenberg, was schon ziemlich abgelegen ist. Umgeben ist das neue Tierheim von vielen Feldern und flachem Land. Wobei die natürlicher aussehende Umgebung in Sachen Auslauf für die Tiere natürlich gar nicht einmal so schlecht sein könnte. Wobei ich nicht weiß, inwiefern diese Umgebung auch ausreichend genutzt wird.
Schwierig finde ich nur die schlechtere Erreichbarkeit. Der nächste S-Bahnhof ist ein ganzes Stück weg. Ich persönlich empfinde den Weg dorthin als eher mühsam. Von meinem aktuellen Wohnort aus ist es zwar "nur" noch eine Stunde Fahrtweg, von meiner alten Wohnung aus geschlagene zwei Stunden. Und das, obwohl ich nicht einmal so weit entfernt von der Gegend wohne und wohnte. Wie es erst aussieht, wenn man am anderen Ende der Stadt lebt, möchte ich mir kaum vorstellen.
Also dass eine gute Erreichbarkeit schon ein wichtiger Faktor sein sollte, würde ich schon behaupten. Aber am Wichtigsten sollte natürlich sein, dass die Tiere dort auch gut und artgerecht untergebracht sind. Aber wie sieht es eigentlich mit anderen Aspekten aus, beispielsweise mit ästhetischen Gesichtspunkten?
Das neue Berliner Tierheim hat architektonisch ziemlich viel Lob bekommen. Es wurde von einem bekannten Architekten entworfen, der vorher hauptsächlich repräsentative staatliche Bauten und Museen oder Kunstgalerien entworfen hatte. Der Stil des Tierheims wirkt auch sehr modern und futuristisch. So beispielsweise sieht das Tierheim aus der Luft aus. Das ist der Eingangsbereich. Das und dieses Bild sind Aufnahmen von Innen. Und so sieht es aus, wenn man draußen vorbeiläuft und nach Innen zu den Tieren blickt.
Ich bin ja nun wirklich kein Fan von moderner, abstrakter Architektur, aber dieses Tierheim soll wohl optisch so einige Fans haben. Übrigens wird es wohl auch gerne als Filmkulisse verwendet, beispielsweise wurde der Science-Fiction-Film Aeon Flux dort gedreht. Aber ob die Tiere sich in dieser Umgebung wirklich wohl fühlen? Es sieht ja doch etwas steril und kalt aus. Und wenn das für die Tiere nicht so wirklich optimale Bedingungen sind, wären Abstriche gegenüber den Tieren vertretbar, wenn dadurch den Besuchern irgendwie ein besonderer ästhetischer Genuss gewährt wird? Ob die Besucher vielleicht, wenn sie die Architektur angenehm finden, auch eher dorthin fahren und vielleicht auch eher ein Tier aufnehmen? Was haltet Ihr davon?
Und gibt es eigentlich auch andere Tierheime, die architektonisch besonders interessant oder ansprechend für menschliche Besucher errichtet worden sind? Gibt es Untersuchungen, wie diese Umgebung auf die Tiere wirkt? Ist das wirklich alles in Ordnung so, oder gibt es auch Kritik?
Ich finde es nicht verkehrt, wenn ein Gebäude in die Umgebung passt oder die Fassade ansprechend gestaltet ist. Immerhin müssen sich die Anwohner das Tag ein, Tag aus ansehen. Um eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung für so ein oftmals umstrittenes Projekt wie ein Tierheim zu erreichen, ist es also eine gute Strategie.
Aber innen sollte es dennoch nach den Ansprüchen der Tiere und der Mitarbeiter gestaltet werden. Das bedeutet nicht, dass es nicht schön aussehen kann. Aber die Glaswände halte ich z.B. für unangebracht, da sie sehr schwer zu putzen sind. Das erschwert die Arbeit doch nur unnötig.
Ich denke, in erster Linie muss ein Tierheim funktional sein. Das heißt, alle Bedürfnisse der Tiere und Pfleger müssen beachtet werden. Diese sollen sich so wohl fühlen, wie es möglich ist bzw. möglichst wenig Arbeit haben. Erst darüber hinaus würde ich mir Gedanken machen, ob es auch ästhetisch gut aussieht. Wenn es dann nicht zu viel kostet, würde ich auch auf die Schönheit achten.
Ich denke, Glaswände könnten sinnvoll sein, da die Interessenten dann die Tiere ganz ungestört ansehen können. Außerdem wird sicher gestellt, dass Besucher nichts in die Behausungen stecken und auch nicht gebissen oder gekratzt werden können. Kinder sind damit auch sicher und können sich alles angucken. Damit braucht nicht in der Zeit, wo die Leute einfach nur gucken wollen, ein Angestellter des Tierheims dabei sein und sie beaufsichtigen.
Und ein schönes Tierheim mag auch sinnvoll sein, wenn dadurch mehr Interessenten auf das Gelände gelockt werden, um sich über Tiere zu informieren. Aber insgesamt würde die Ästhetik für mich eine untergeordnete Rolle spielen. Das Geld, das dem Tierschutz gespendet wird, sollte sinnvoller angelegt werden.
Ich finde, dass ein Tierheim auch gut ausschauen muss. Wenn ich an Tierheime denke, denke ich an alte Gebäude, die einfach nur funktional aber nicht schön gestaltet sind. Oftmals sind sie sehr heruntergekommen, weil man einfach kein Geld hat und da finde ich es schon gut, wenn man mal Geld dafür ausgibt dass die Tierheime nicht mehr so mies aussehen.
Vielleicht werden so mehr Besucher angelockt und es wird mehr gespendet. Das gute Aussehen kommt sicher auch den Tieren zugute, weil mehr Geld ins Tierheim kommt und mehr Tiere Interesse wecken können. Außerdem schaut es auch so aus, als würde man hier auch funktional gearbeitet hat. Die Tiere können nun so vielleicht auch mehr nach außen schauen, sehen mehr und sind nicht nur in trostlosen Räumen.
Der Bau des neuen Berliner Tierheims soll damals übrigens 60 Millionen Euro gekostet haben. Für den Star-Architekten ging sicher das meiste Geld drauf, und sicher war auch das extrem viele Glas am gesamten Gebäude nicht billig. Ansonsten dominiert überall grauer Beton. Ich selber empfinde den Anblick irgendwie als unnatürlich, steril und unangenehm. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.
Aber ich frage mich teilweise schon, wie das auf die Tiere wirkt. Wenn ich an das alte Tierheim denke, da gab es teilweise statt Glas Gitter. Frischluft kam immer hinein. Ob das bei den massiven Glaswänden aktuell so gut ist? Und wird das im Sommer nicht erbärmlich heiß, wenn die Sonne so auf die Glasfassaden knallt?
Das Problem, wie das Tierheim auf Anwohner wirken könnte, gibt es im Normalfall natürlich. Da finde ich schon, dass es auch so aussehen sollte, dass Anwohner sich davon nicht gestört fühlen. Sonst wäre es einfach sehr schwer, die Akzeptanz der Nachbarn zu gewinnen, und das ist schon sehr wichtig. Beim Berliner Tierheim aber hat das jetzt keine sonderliche Rolle gespielt. Es steht sehr abgelegen, da gibt es keine direkten Anwohner in Sichtweite.
Die Frage, ob das Gebäude, dieser große Betonbau mit den futuristischen geometrischen Formen, in die Gegend passt, kann ich selber schwer beantworten. Ich empfinde es eher als komisch, dass da so ein Betongebilde mitten "auf der grünen Wiese" steht. Ringsherum ist es ja alles sehr naturbelassen, da sind kleine Wälder und sehr viele Felder. Naturfarben dominieren. Beton gibt es dort nirgends so sonderlich, jedenfalls nicht in diesem typischen Hellgrau und nicht in der Masse.
Was die Glaswände betrifft noch einmal: Ich habe, als ich selber mal dort war, gesehen, dass einige Hunde sich durch diese Glaswände die gesamte Zeit gegenseitig beobachten und dann ankläffen. Teilweise haben sie sich extrem hineingesteigert. Aus dem Weg gehen konnten sie sich ja auch nicht, bei angrenzenden kleinen Zimmern. Ich weiß allein daher schon nicht genau, ob man nicht lieber eine undurchsichtige Wand zwischen den einzelnen Räumen hätte errichten sollen.
Ich denke, dass gerade bei der Einrichtung eines Tierheims das Wohl der Tiere im Vordergrund stehen sollte. Schließlich sind diese ja oft über Monate dort unfreiwillig die meiste Zeit des Tages. Man sollte es ihnen nicht schwerer machen als nötig, nur weil es für Besucher so schön anzusehen ist. Glaswände halte ich für problematisch, da die Tiere so kaum eine echte Distanz zueinander wahren können. Außerdem verursachen sie einen doch enormen Aufwand bei der Sauberhaltung. Bestimmt gibt es aber auch Vorteile.
Für mich wäre es bei der Auswahl eines Tierheims vor allem wichtig, dass die Tiere so weit es eben geht gesund sind. Das ist aber nur durch halbwegs gute Haltungsbedingungen möglich. Die Fahrtstrecke dorthin wäre für mich immer nachrangig. Schließlich holt man sich dort einen Gefährten, der möglichst bis an sein Lebensende bei einem bleiben soll.
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