Andere Erwachsene als Grund für Verbote vorschieben?
Der Bruder meines Mannes hat drei kleine Kinder und da auch wir einen kleinen Sohn haben, sehen wir uns recht häufig. Dabei passiert es immer wieder, dass meine Schwippschwägerin, wenn sie ihren Kindern etwas verbieten möchte, behauptet, ich oder mein Mann (S.) würden es nicht erlauben. Wenn sie zum Beispiel nicht möchte, dass ihr Kind einen zweiten Keks isst, sagt sie: "S. erlaubt das nicht, es sind seine Kekse." Oder wenn sie ihre Kinder ruft und sie nicht auf sie hören, sagt sie: "Ihr müsst jetzt kommen, sonst wird S. böse."
Mich stört diese Form von Disziplin total und ich finde es auch pädagogisch einfach nicht in Ordnung. Es ist wohl so, dass sie ihre Kinder nicht immer ganz im Griff hat und von ihnen häufig einfach ignoriert wird, aber ich sehe nicht ein, dass ich dann als Sündenbock dastehen muss. Zwar tun die Kinder manchmal ihrem Onkel und ihrer Tante lieber einen Gefallen als ihren Eltern, aber ich verstehe nicht, warum man das dann auch noch legitimieren will.
Kennt ihr so etwas auch? Ich spreche hier nicht von Situationen, in denen ein Verbot wirklich von jemand anderem ausgeht wie zum Beispiel, wenn man im Museum die Ausstellungstücke nicht anfassen darf, weil das eben die Regeln sind, oder ähnliches. Wenn man sein Kind in einer gewissen Art und Weise erziehen will, sollte man doch auch auf seiner Autorität bestehen und nicht andere Leute vorschieben. Wie seht ihr das?
Ich bin da ganz deiner Meinung. Wenn man seine Kinder richtig erziehen möchte, dann sollte man in der Erziehung keine anderen Erwachsenen als Sündenbock bei Verboten vorschieben. Man sollte da wirklich sich selber benennen und auf seine eigene Autorität bestehen. Zu mal ich es unfair finden würde, wenn ständig eine andere Person die Schuld dafür bekommt, wenn dem Kind gegenüber ein Verbot oder desgleichen ausgesprochen wird.
Vor allem, wenn dann der Sündenbock noch aus der Familie kommt. Immer hin werden die Kinder auch größer und, dann heißt es zum Beispiel ich mag die Tante oder den Onkel nicht, weil ich wegen ihm nicht mehr auf den Spielplatz spielen durfte. Weil die Tante oder dem Onkel es so wollte, musste ich nach Hause. Wobei im Grunde genommen die Mutter mit dem Kind nach Hause wollte.
Ich finde es nicht fair, wenn bei der Erziehung andere Erwachsene als Sündenbock vorgeschoben werden und die Kinder letztendlich denken, dass der Außenstehende Erwachsene nun mal an dem Verbot oder desgleichen schuld ist. Zu mal, wenn man in der Erziehung nicht seine eigene Autorität verwendet, bin ich der Meinung, dass die Kinder niemals die Mutter respektieren werden und sie dann weiterhin ignorieren werden. Sodass wirklich irgendwann der Onkel oder die Tante kommen muss, um die Kinder zurechtzuweisen, weil sie schon immer der Sündenbock waren.
Sicherlich werden die Kinder dann mehr auf den Onkel und auf die Tante hören, als auf die eigene Mutter. So stelle ich es mir zumindest vor. Ich habe auch drei Kinder und meine älteste Tochter ist fünf Jahre alt. Und, wenn ich sage, dass sie das nicht darf, weil ich das so möchte, dann muss sie das verstehen. Da nehme ich mir auch keinen Sündenbock, der als Begründung für ein Verbot ausreichen muss.
Ich habe mich versucht in deine Situation zu versetzen, da mir selber so etwas noch nicht passiert ist. Wenn mir ein anderer Erwachsener versuchen würde den schwarzen Peter zuzuschieben, weil ich angeblich etwas den Kindern verbieten würde, dann wäre ich rigoros.
Ich würde ein freundliches Lächeln aufsetzen und dem mit folgenden Worten widersprechen. "Das ist nett, dass du versuchst auf mich Rücksicht zu nehmen, aber ich habe wirklich nichts dagegen." Hiermit wäre es nun die Aufgabe der Mutter, falls sie den Kindern etwas verbieten möchte, dieses persönlich zu erledigen.
Wie du siehst, habe ich etwas gegen diese Art der Erziehung. Ich finde es ziemlich feige, wenn die Eltern nicht für ihre Entscheidungen einstehen wollen. Irgendwann werden die Kinder das durchschauen und eventuell die Eltern nicht mehr so ernst nehmen, wie es sich eigentlich gehören würde.
Das wiederum erschwert die weiter Erziehung der Kinder. Diese brauchen Eltern, die sie respektieren können. Ansonsten reagieren Kinder öfters mir Unverständnis und Rebellion.
Ich finde diese Erziehungsmethode auch nicht gut und denke, dass sie viele Eltern anwenden, wenn sie eben nicht weiter wissen. Vielleicht hat in deinem Fall der Vater S. mehr Durchsetzungsvermögen bei den Kindern und es fruchtet daher eher, wenn die Mutter eben sagt, dass S. dieses und jenes nicht möchte. Es kann ja sein, dass die Kinder ihre Mutter nicht ganz so ernst nehmen.
Ich würde dann lieber daran arbeiten, dass ich für meine Kinder auch eine Respektsperson bin und diese dann auf mich hören, wenn ich eben rufe oder ihnen etwas verbiete. Das finde ich dann viel sinnvoller und auch wichtiger.
Ist denn dein Schwager mit seiner Familie dann bei euch zu Gast? Wenn ja, dann ist der Ansatz schon der Richtige. Allerdings eben auch nur der Ansatz. Wenn wir bei dem Keks als Beispiel bleiben, dann müsste es eher heißen, dass das Kind euch zu fragen hat, weil ihr eben die Gastgeber seid. Zumindest habe ich das meinen Kindern so beigebracht, dass sie eben nicht mich, sondern den Gastgeber um etwas bitten müssen. Denn ich kann ja dort nicht über die Dinge entscheiden, die mein Kind gerne hätte.
Dass du dich bei der Formulierung irgendwie als Buhmann fühlst, kann ich verstehen. Aber dann solltest du deine Schwägerin auch deswegen ansprechen. Denn nur so kannst du ihr auch zeigen, wo aus deiner Sicht die Probleme in der Erziehung liegen. Wobei man nicht unbedingt behaupten kann, dass sie ihre Kinder nicht im Griff hat.
Es ist schon ein Unterschied, ob man nur ein Kind hat oder eben drei Kinder. Diese pushen sich teilweise auch gegenseitig und die von dir angesprochene Ignoranz ist einfach nur ein austesten der Grenzen, was man immer wieder bei seinen Kindern erleben wird.
Punktedieb hat geschrieben:Ist denn dein Schwager mit seiner Familie dann bei euch zu Gast? Wenn ja, dann ist der Ansatz schon der Richtige. Allerdings eben auch nur der Ansatz. Wenn wir bei dem Keks als Beispiel bleiben, dann müsste es eher heißen, dass das Kind euch zu fragen hat, weil ihr eben die Gastgeber seid. Zumindest habe ich das meinen Kindern so beigebracht, dass sie eben nicht mich, sondern den Gastgeber um etwas bitten müssen. Denn ich kann ja dort nicht über die Dinge entscheiden, die mein Kind gerne hätte.
In der benannten Situation war es aber offensichtlich, dass die Kekse eben als Angebot auf dem Tisch standen. Die Mutter wollte nur nicht, dass ihr Kind noch einen Keks isst, weil es sich nicht nur von Keksen ernähren soll. Dieser Wunsch ist ja auch prinzipiell in Ordnung, aber es ist meiner Meinung nach einfach ihre Sache, das dem Kind zu erklären und sich durchzusetzen. Es ist ja nicht mein Kind.
Punktedieb hat geschrieben:Es ist schon ein Unterschied, ob man nur ein Kind hat oder eben drei Kinder. Diese pushen sich teilweise auch gegenseitig und die von dir angesprochene Ignoranz ist einfach nur ein austesten der Grenzen, was man immer wieder bei seinen Kindern erleben wird.
Das möchte ich nicht bezweifeln. Es ist doch aber trotzdem als dauerhafte Erziehungsmethode sehr fragwürdig, immer auf die gedachte Autorität anderer Leute zurückzugreifen.
Ich sehe das etwas anders. Wobei ich eben auch so erzogen worden bin, dass man erst den Gastgeber fragt, auch wenn die Sachen auf dem Tisch stehen. Aus meiner Sicht gehört sich das einfach so, da sonst Kinder schnell unkontrolliert diese Sachen in sich reinstopfen und man es als Erwachsener nicht unbedingt gleich merkt. Wie gesagt, die Formulierung macht es in dem Fall zum Problem. Der Grund selbst ist schon richtig.
Und was das erklären angeht, so kommt es eben auch auf das Alter der Kinder an. Gerade was die Ernährung angeht, verstehen Kinder bis zu einem bestimmten Alter eben nicht unbedingt warum der Zucker schädlich ist. Und man sollte dabei eben auch nicht mit dem Zahnarzt oder so drohen.
Punktedieb hat geschrieben:Und was das erklären angeht, so kommt es eben auch auf das Alter der Kinder an. Gerade was die Ernährung angeht, verstehen Kinder bis zu einem bestimmten Alter eben nicht unbedingt warum der Zucker schädlich ist. Und man sollte dabei eben auch nicht mit dem Zahnarzt oder so drohen.
Das stimmt zwar, aber es stellt sich doch trotzdem die Frage, was sie dann macht, wenn die Kinder zu Hause noch einen Keks essen wollen und niemand anderes da ist. Nur weil Kinder den wahren Grund vielleicht nicht nachvollziehen können, kann man sich doch nicht irgendetwas ausdenken. Außerdem können auch sehr kleine Kinder bereits verstehen, was Krankheit ist.
Wenn meine Großmutter in einer bestimmten Situation wieder ihren Willen durchsetzen möchte, dann möchte sie einem anscheinend unbewusst immer Schuldgefühle warten. Sie sagt dann immer, dass ich mich beeilen sollte, weil sonst mein Vater böse auf mich wäre. Dabei ist es gar nicht so, dass mein Vater bei jeder Kleinigkeit ausrasten würde, stattdessen werde ich dann auch immer richtig wütend auf meine Großmutter.
Auch als ich bei ihr zu Besuch war und anschließend eine Freundin besuchen wollte meckerte sie herum, weil ich ihrer Meinung nach zu spät das Haus verlassen habe. Ich habe ihr jedoch erklärt, dass meine Freundin mir eine SMS geschickt hätte mit dem Inhalt, dass sie zwei Stunden braucht, bis sie fertig ist und wir uns treffen können. Meine Großmutter motzte mich sofort an und sagte mir, dass sie sich sicher ist, dass meine Freundin schon längst fertig ist und ich zu lange brauche.
Ich hasse dieses Verhalten so sehr, eigentlich kann ich es kaum in Worte fassen. Ich verstehe es einfach nicht, wieso man so einen emotionalen Druck auf andere Menschen ausüben möchte, um seinen eigenen Willen durchzusetzen. Dieses Verhalten macht mich einfach unglaublich wütend und ich verstehe es einfach nicht, wieso man nicht selbst im eigenen Namen den Mund aufmachen kann. Um ehrlich zu sein kann ich dieses Verhalten kaum deuten, obwohl ich es selbst kenne und damit auch öfters konfrontiert wurde.
Ich kann so eine Art von Erziehung nicht nachvollziehen. Wenn man andere Leute vorschiebt wirkt das auf mich so, als würde man selbst nicht mit der Erziehung zurecht kommen und dementsprechend hoffen, dass das Kind beziehungsweise die Kinder auf Onkel und Tante hören. Das finde ich nicht richtig. Immerhin kann es irgendwann soweit kommen, dass das Kind/die Kinder sagen, sie mögen Tante/Onkel XY nicht, weil er ihnen früher immer dieses und jenes verboten hat, was so gar nicht stimmt.
Ich kann von Glück sagen, dass ich so nicht erzogen worden bin. Meine Eltern haben mir gesagt, was ich nicht machen darf und dies dann auch begründet. Natürlich versteht man als kleines Kind nicht alles, aber einige Gründe konnte ich durchaus nachvollziehen. Und dadurch, dass ich Geschwister habe, konnten diese mir das auch noch kindgerechter erklären, als es meine Eltern vielleicht hätten machen können.
Wenn die Kinder bei dir und deinem Mann zu Besuch sind und ihr tatsächlich etwas nicht erlaubt, finde ich das vollkommen in Ordnung, wenn deine Schwägerin euch als Grund nennt. Immerhin entspricht das ja der Wahrheit. Aber wenn dies überhaupt nicht zutrifft würde ich sie mir auch zur Seite nehmen und fragen, was das soll. Es ist zwar ihre Erziehung, aber wenn anderer Leute als Sündenbock hinhalten sollen, würde ich das so ganz und gar nicht akzeptieren. Was das Beispiel mit den Keksen angeht: Als Kind wurde mir auch beigebracht, immer erst zu fragen, bevor ich danach greifen darf. Selbst wenn die Kekse offensichtlich ein Angebot ist finde ich, dass es sich einfach gehört, danach zu fragen - vor allen Dingen, wenn es Kleinkinder sind. Da erachte ich es auch noch als notwendig, dass sie die kleinste Höflichkeit lernen.
Aber im Großen und Ganzen schließe ich mich deiner Meinung an. Rede mal mit deiner Schwägerin und frage sie, ob sie ihre Kinder nicht ein wenig anders erziehen kann und dich und deinen Mann aus dem Spiel lassen kann. Immerhin würde es ihr doch bestimmt auch nicht gefallen, wenn sie dauernd als Grund vorgeschoben würde. Ich empfinde das nämlich auch wie soulofsorrow, dass sie dann ihre Kinder emotional unter Druck setzt, in dem sie ihren Kindern weismachen möchte, dass Onkel/Tante sonst böse auf sie sein könnten. Man sollte einfach niemanden emotional unter Druck setzen, da es sich sonst auf die spätere Entwicklung auswirken könnte.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-233269.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1095mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1146mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1539mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1169mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2360mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?