Gewebeproben und Akten in alter Klinik zurückgelassen
In meinem Freundeskreis gibt es so einige Leute, die sich sehr für alte Bunker und auch andere verlassene Gebäude interessieren. Ich bin da auch nicht anders. So untersucht man dann in seiner Freizeit eben beispielsweise alte Krankenhauskomplexe, ehemalige Fabriken oder auch verfallene Lagerhäuser. Insbesondere die alten Krankenhäuser machen besonders viel her. Ich habe schon einige besucht. Besonders die Lungenkliniken, die ja oftmals gezielt idyllisch mitten in Wäldern errichtet worden sind, machen meiner Meinung nach viel her. Ich finde es spannend, was man dort noch an Objekten findet, und auch Fotomotive gibt es vor Ort sehr viele interessante.
Allerdings findet man in einigen dieser Ruinen nicht nur alte Möbel oder interessante klinische Geräte. Mittlerweile habe ich schon von mehreren Fällen gehört, in denen in solchen verlassenen Krankenhäusern auch alte Gewebeproben gefunden worden sind, oder auch Patientenakten. Insbesondere in der Pathologie sollen teilweise ganze Organpräparate liegen gelassen worden sein. In einigen Fällen ist das auch in die Medien gekommen, und verursachte dann einen relativ großen Skandal.
Ich selber war beispielsweise auch mal in einer alten Klinik, wo alles voll mit Patientenakten war. Allerdings war das lange ein sowjetisches Lazarett und mangels Russischkenntnissen konnte ich die Dokumente nicht gut lesen. Ein paar hatte ich abfotografiert und einer russischen Freundin gezeigt. Sie hat mir bestätigen können, dass das Patientenakten sind. Im Normalfall wurde darin auch sehr detailliert der Krankheitsverlauf sowie die erfolgte Medikation beschrieben. Teilweise wurden auch Angaben zu Krankheiten, die bei anderen Familienmitgliedern bekannt waren, gemacht.
Richtige Gewebeproben oder entnommene, präparierte Organe habe ich selber nicht gesehen. Ob welche vorhanden waren, kann ich nicht sagen. In der ehemaligen Pathologie war ich jedenfalls nicht. Ausschließen würde ich aber nicht, dass man dort auch solche Dinge hätte finden können. Einige Lagerräume des Krankenhauses waren immerhin noch voller alter Medikamente. Also gut aufgeräumt hat man da beim Auszug sicherlich nicht.
Was meint Ihr, ist es immer ein Skandal, wenn alte Gewebeproben oder Akten von ehemaligen Patienten so zurückgelassen werden? Oder sollte man das von unterschiedlichen Faktoren abhängig machen? Ist es weniger schlimm, wenn die Akten beispielsweise in einer Sprache geschrieben worden sind, die hier eine heute nicht mehr so geläufige Fremdsprache ist, oder macht das keinen Unterschied? Spielt es eine Rolle, ob die Akten erst 20 oder schon 70 Jahre alt sind? Und ist es bei Gewebeproben weniger schlimm, wenn sie sich namentlich keiner Person zuweisen lassen?
Da ich verlassene Orte ebenfalls seit Jahren aufsuche, kenne ich auch ein paar Kliniken im In- und Ausland, in denen teilweise noch bergeweise alte Patientenakten zu finden waren. Soweit ich weiß, wird da auch nichts unternommen, um die Akten wirklich endgültig aus den teilweise schon recht lange verlassenen Gebäuden zu entfernen. Es gab letztes Jahr einen Skandal um eine recht bekannte verlassene Klinik, nachdem Bilder von den Akten im Internet aufgetaucht waren. Angeblich sollten die Akten dann aus der Klinik geholt und woanders sicher untergebracht werden. Passiert ist da wohl nichts, die Akten wurden nur in einem anderen Raum auf dem Gelände zusammengetragen.
Ich denke, dass es woanders ähnlich abläuft. Die Akten liegen lange Zeit in den Kliniken und keiner fühlt sich zuständig. Erst wenn dieser Umstand öffentlich wird, scheint man sich kümmern zu wollen. Letztendlich passiert dann aber vermutlich in den meisten Fällen nichts. Theoretisch sollte man meinen, dass es egal ist, wenn die Akten dort lagern, denn eigentlich haben Unbefugte dort nichts zu suchen. In der Realität hingegen ist klar, dass solche Orte interessant sind für Leute, die sich allgemein für dieses Hobby, für die Geschichte dieser Orte, für die Fotografie von Verlassenem und dergleichen begeistern. Und leider gibt es dann auch noch die Vandalen, die an solchen Orten herumwüten, weil sie scheinbar zu Hause keinen Ausgleich haben. Davor sollten die Verantwortlichen die Augen nicht verschließen, denn über kurz oder lang wird ein verlassenes Krankenhaus fast immer von Entdeckern und irgendwann leider auch von weniger gutmeinenden Besuchern aufgesucht werden. Dieser Umstand ist doch bekannt. Ich fände es wichtig, die Akten aus den Krankenhäusern zu schaffen, bevor Unbefugte sie entdecken.
Ich muss gestehen, dass es mir in vielen Fällen wohl egal wäre, wenn irgendwer beispielsweise über mich lesen würde, dass ich zum Beispiel eine Gallen-Operation hatte. Aber das ist nicht der richtige Ansatz. Denn selbst wenn es von einzelnen Personen nicht als schlimm empfunden würde, wäre es doch allein aus Datenschutz-Sicht ein Skandal, was da passiert. Dass teilweise sogar Gewebeschnitte und auch ganze Organe aufgetaucht sind, weiß ich selbst auch und ich finde das schon bezeichnend, wenn sich jemand für solche Dinge nicht zuständig fühlt. Während ein Krankenhaus in Betrieb ist, wird der Datenschutz noch recht groß geschrieben, mit der Schließung hingegen entfällt dieser Anspruch. Das finde ich nicht richtig.
Eigentlich macht es keinen Unterschied, in welcher Sprache die Unterlagen vorliegen. Ich spreche zum Beispiel kein französisch und hätte in den französischen Kliniken beispielsweise nicht so viel mit den ganzen Akten anfangen können, mit Ausnahme der lateinischen Krankheitsbegriffe. Abgesehen davon fasse ich vor Ort nichts an und nehme daher auch keine Akten in die Hand. Aber theoretisch wäre aus meiner Sicht nicht im Sinne der ehemaligen Patienten, wenn da jemand einfach drin herumblättern könnte, selbst wenn er die Sprache nicht versteht. Auch bei Akten, die so alt sind, dass ein Großteil der Patienten vermutlich schon verstorben ist, fände ich das eigentlich nicht richtig. Ich denke, dass dieser Umstand für manche Angehörige nicht schön wäre, wenn sie davon erfahren würden.
An sich lese ich mir Schriftstücke an solchen Orten normalerweise auch nicht im Detail durch. Aber in diesem Fall habe ich mich schon dafür interessiert, was ich da genau vor mir habe. Genau genommen hatte ich schon das Gefühl, dass es um Patientenakten zu gehen scheint, und wollte diesen Verdacht nur noch einmal von einer Person, die kyrillische Schrift lesen kann, bestätigen oder widerlegen lassen.
Extra gewühlt hatte ich aber auch nicht nach den Akten. Die hatte schon irgendwer aus den Schränken gekramt und sie offen mitten auf einen alten Schreibtisch geschmissen. Andere Leute scheinen also vielleicht durchaus aktiv nach solchen Schriftstücken zu suchen und sie zu lesen. Dessen sollten sich die Zuständigen wirklich auch bewusst sein.
Der Gedanke, dass in einem alten Gebäude noch Gewebeprobe herumstehen, ist schon ein wenig eklig. Aber sind die Kliniken denn nicht verschlossen, kann man da einfach so rein und Bilder machen? Das ist ja auch gefährlich, denn schließlich schwimmt das Zeug in Formaldehyd und wenn da mal jemand was umkippt und das einatmet, geht es dem nachher sicherlich nicht mehr so gut. Zudem hätte ich dann auch bissl Sorge, dass eventuell auch infektiöse Dinge herumliegen könnten.
In meiner Region wüsste ich keine verlassenen Krankenhäuser. Es gab in der Kreisstadt früher mal drei Krankenhäuser, nach der Wende wurden dann zwei davon zugemacht, aber an andere Nutzer verkauft. Eines ist nun eine Schule und eines gehört inzwischen dem Landratsamt, wird also weitergenutzt. Es ist aber auch symptomatisch, dass dann viele Krankenhäuser schließen mussten; vermutlich konnte da vieles nicht mehr finanziert werden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Eigner der Kliniken (oder wer auch immer dann eine ähnliche Position ausgeübt hat, die DDR-Kliniken gehörten ja vermutlich in dem Sinne niemanden) das Ganze nicht mehr stemmen konnten, weil es sich ohne Subventionen nicht trug und wenn dann der Punkt gekommen ist, wo jemand pleite ist, dann macht der sich vielleicht nicht mehr so viele Gedanken darum, was noch irgendwo im Keller liegt.
Da ist erst einmal der finanzielle Schaden im Vordergrund und wenn jemand eh pleite ist, dann kann der ja für Schadensersatz ohnehin nicht mehr herangezogen werden. Müssen die Akten nicht auch eine gewisse zeit aufbewahrt werden? Kann doch ebenso sein, dass man aus Kostengründen dachte, wie lassen dir hier und schließen alles ab und dann wurde es doch vergessen, die später mal an einen sicheren Ort zu bringen oder zu vernichten.
Einige der alten Kliniken haben keinen Zaun mehr drum herum und alles steht sperrangelweit offen, also Fenster und Türen. Es gibt auch solche, die einen Zaun haben, der aber stellenweise umgerissen oder geöffnet worden ist. So wirklich scheint das bei vielen dieser Gelände niemanden mehr zu interessieren.
Aber selbst, wenn es so ist: Vandalen kann auch ein Tor oder eine Tür nicht aufhalten. Es gibt viele, die wohl Fenster einschmeißen, Drahtzäune mit der Zange knacken, und so weiter. Wenn irgendwelche Vandalen oder gruselgierige Teenager da hinein wollen, dann schaffen sie das auch. Ich denke, das weiß der Eigentümer normalerweise auch. Also, dass die Akten drinnen nicht automatisch sicher sind, nur, weil ein Zaun vorhanden ist, oder irgendwo ein Schild mit der verwaschenen Aufschrift "Betreten verboten!" steht.
Ach so, und dann kann man sich als Fotograf teilweise auch eine schriftliche Erlaubnis vom Eigentümer des Grundstücks holen, um es betreten zu dürfen. Das habe ich schon einige Male gemacht. Interessanterweise habe ich mehr als einmal auf meine Anfrage bloß den Kommentar bekommen, ich solle halt einfach hineingehen, das Tor sei sowieso offen. Die Erlaubnis habe ich wohlbemerkt so salopp bekommen, obwohl drinnen noch alles voll mit gefährlichem Kram war.
Und ja, sicherlich ist es gefährlich. Es kann sein, dass die Wände nicht mehr sicher sind, Decken können einsturzgefährdet sein, durch von Idioten eingeschlagene Fensterscheiben sind oft Glasssplitter überall zu finden. Ebenso können Lampen abstürzen und manchmal klauen auch irgendwelche Leute Bodengitter, die normalerweise tiefe Schächte abdecken. Dort könnte man jetzt auch hineinstürzen. Da macht die Gefahr durch das Formaldehyd von Präparaten nur einen geringen Anteil aus.
Aber ja, auch das ist an sich gefährlich, da hast Du Recht. Eigentlich sollte man so etwas Gefährliches auch nicht einfach stehen lassen. In der Praxis ist das aber noch einmal eine andere Sache. Ich kenne beispielsweise auch eine alte Plastikfabrik, die weder Türen noch ein Tor hat, wo theoretisch jedes Kind hinein könnte. Da sind massenhaft Regale mit Chemikalien in Tiegeln, wo von "explosiv" über "ätzend" bis "hochgiftig" jedes nur erdenkliche Warnsymbol dran klebt. Das steht da herum, ungesichert, massenhaft. Eigentlich absolut gruselig, wenn ich nur daran denke, dass die Sachen in die falschen Hände kommen könnten!
Eigentümer müssten die alten Kliniken heute aber alle noch haben. Die DDR-Kliniken sind meines Wissens Eigentum des jeweiligen Bundeslands geworden, in dem sie sich befinden. Teilweise wurden sie weiterverkauft, teilweise gehören sie heute noch dem Land. In beiden Fällen kümmert sich aber oftmals niemand darum. Es gibt tatsächlich auch Leute, die so ein Gelände aufkaufen und dann über viele Jahre einfach nur vergammeln lassen. Wieso sie das tun, weiß ich aber auch nicht.
Zum Thema Aufbewahrungspflicht der Akten: Ja, Akten müssen für einen bestimmten Zeitraum archiviert werden. Erst nach Ende dieser Zeit können sie vernichtet werden. Es gibt darüber offizielle Richtlinien. Allerdings sollten die Akten bis zum Ende der Zeit auch sicher aufbewahrt werden, nicht in irgendeinem gammeligen Keller, in dem Schrottsammler Drähte aus den Wänden reißen, um sie weiterzuverkaufen, Obdachlose schlafen oder Teenager Mutproben veranstalten.
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