Partner bei Alkoholproblemen decken?

vom 10.02.2014, 22:06 Uhr

In diesem Thread hier Seinen Partner in der Öffentlichkeit bloßstellen berichtet laraluca davon, wie eine Frau in einer Arztpraxis offen erzählt, dass ihr Freund sich betrunken hat und hingefallen ist. Ich selbst habe bereits zu dem Thread geantwortet, dass es sich dabei meiner Ansicht nach nicht um eine Bloßstellung handelt, da die Frau nur die Wahrheit gesagt hat und nichts weiter. Dennoch scheint ja die Eröffnerin des Threads der Ansicht zu sein, dass es sich dabei um einen peinlichen Vorfall im Privatleben der Person handelt, den man geheim halten und nicht weitererzählen sollte. Diesen Aspekt finde ich persönlich interessant, eben weil es sich um ein Alkoholproblem handelt.

Ich selbst muss sagen, dass ich es nicht akzeptieren würde, wenn mein Freund ein Alkoholproblem hätte. Was nun ein Alkoholproblem ist oder nicht, ist an sich ja auch Definitionssache, meiner Meinung nach haben Menschen aber ein Alkoholproblem, wenn sie es schon allein nötig haben, sich jedes Wochenende auf irgendwelchen Feiern zu besaufen oder andere Angelegenheiten zum Anlass nehmen, zu viel Alkohol zu sich zu nehmen. Auch wenn man nur meint jeden Abend eine geringe Menge an Alkohol trinken zu müssen, würde mir das schon ausreichen und ich würde das nicht haben wollen. Warum sollte ich mit jemandem zusammenleben wollen, dessen Leben offensichtlich nur dann ertragbar ist, wenn er sich jeden Abend besäuft?

Ich denke, dass ich dennoch nicht direkt eine Trennung in Erwägung ziehen würde, ich würde schon versuchen, meinen Partner dazu zu bewegen, mit dem Alkohol aufzuhören. Natürlich ist dass aber sein Problem und wenn kein Wille in diese Richtung besteht, dann würde ich mir meine Kräfte auch sparen und eine Trennung anstreben. Bis dahin aber würde ich mir keine Mühe geben, die Alkoholprobleme meines Partner Geheim zu halten. Eigentlich reicht es mir auch, wenn es kein regelmäßiges Problem ist, sondern beispielsweise nur ein Besäufnis. Ich bin der Ansicht, dass sowas einem erwachsenen Menschen nicht passieren sollte, wenn das irgendwelchen Teenagern passiert, kann man noch von mangelnder Kontrolle oder Disziplin reden, bei einem Erwachsenen ist das einfach nur peinlich.

Wenn also irgendwelche Probleme aufgrund des Alkoholkonsums meines Freundes entstehen würden, dann würde ich das nicht geheim halten. Ich denke, dass die Person selbst dann die Konsequenzen aus dem ganzen ziehen muss und wenn jemand mir irgendwelche Fragen oder so stellen würde, dann würde ich es sagen, wie es ist. Es hilft meinem Partner auch nicht, wenn ich alles verschweige. Würde aber beispielsweise der Arbeitgeber davon erfahren und ihn deswegen entlassen, dann wäre es schon eine ziemliche Ohrfeige und ich denke, dass es einer Person dann vielleicht leichter fallen würde, dem Alkohol abzusagen, weil man sieht, wozu es geführt hat. Auch wird die Person sich schämen, wenn andere Leute dann eine schlechte Meinung von ihr haben, aufgrund des Alkoholkonsums.

Wie ist das bei euch, würdet ihr euren Partner quasi decken, wenn dieser sich einmal besoffen und dabei etwas peinliches gemacht hat oder ein Alkoholproblem hat? Denkt ihr, dass es dem Partner mehr hilft, wenn man die Sachen verschweigt oder wenn man offen darüber redet? Was würdet ihr wollen, wenn ihr in der Situation wärt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde das ehrlich gesagt nicht schlimm, wenn jemand einmal betrunken war. Sind wir nicht alle schon mal ein wenig „voll“ gewesen, nach einer Feier oder Party, wenn man halt ein wenig zu viel erwischt hat? So lange das nicht regelmäßig passiert, sondern wirklich eine Ausnahme ist, würde ich da niemandem Vorwürfe machen und ich sehe das auch nicht als Alkoholproblem an. Ich finde, man sollte das nicht dramatisieren. Ein Alkoholproblem ist es für mich, wenn jemand regelmäßig; immer wieder zu viel trinkt, aber nicht mal eine Ausrutscher oder ab und an ein Glas Wein abends. Da stellt sich dann die Frage, was jemandem hilft, auch nicht, denn wer gar kein richtiges Alkoholproblem hat, der braucht auch keine Hilfe. Daher würde ich das anderen gegenüber auch nicht als Problem darstellen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke, dass es dabei auf die Häufigkeit ankommt. Mein Mann hat zum Beispiel maximal drei Gelegenheiten im Jahr, wo er mit seinen Arbeitskollegen etwas mehr trinkt. Da ist auch vorher zwischen aus ausgemacht, dass ich ihn abhole und im Gegensatz zu vielen anderen betrunkenen Menschen erzählt mein Mann dann eher zusammenhanglose Dinge, die man nüchtern gedanklich nach verfolgen kann. Sprich ich muss mir dann immer das Lachen verkneifen.

Wenn er aber jede Woche im Suff Bekanntschaft mit der Straßenoberfläche oder dem Gehweg machen würde, wäre das für mich nicht mehr akzeptabel. Da muss man am Ende auch die Notbremse ziehen, wenn alles Reden nichts mehr hilft. Und bei Alkoholsucht ist es wie mit allen anderen Süchten, der Betroffene muss erst ganz unten ankommen, bevor er sein Problem erkennt.

Und wie weit sollte dann die Deckung durch den Partner gehen? Soll man den Arbeitgeber belügen, wenn der Trinker morgens mal wieder nicht aus dem Bett gekommen ist? Soll man im Bekanntenkreis die Fassade bewahren, obwohl dort schon alle gemerkt haben was los ist? Man wird es auf Dauer nicht verheimlichen können und sollte es auch nicht tun.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich persönlich würde meinen Partner niemals decken wenn er ein Alkoholproblem hätte. Wenn man mich in so einer Situation die ganze Zeit decken würde, würde ich auch nicht einsehen, dass ich ein Alkoholproblem habe und würde das eher als Einladung betrachten genauso weiterzumachen wie bisher und ich denke mal, dass fast jeder Mensch in so einer Situation ähnlich handeln würde.

Wer nicht hören will, muss fühlen und wenn mein Partner auf meine Besorgnis und meine Standpauken nicht hören würde, hätte ich kein Problem damit das öffentlich zu machen. Ich würde bestimmt nicht seine Arbeitgeber, Familie oder Freunde belügen, um seine Sucht zu decken. Manche Menschen kapieren die sanfte Tour eben nicht und Alkoholsucht ist nichts, womit man leichtfertig umgehen sollte. Schließlich geht davon auch die Gesundheit kaputt. Bei einer Sucht in Bezug auf Briefmarken sammeln sieht das anders aus.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Natürlich kann man immer schreiben, was man tun würde und das ist natürlich immer die Person nicht zu decken, weil man weiß, dass es wahrscheinlich für sie besser wäre, aber die Realität sieht oft anders aus. Man ist in einer Beziehung mit einem Alkoholiker schnell Co abhängig und versucht seinem Partner ein bisschen den Druck zu nehmen, ihn zu decken und versucht das Problem zu ignorieren. Das ist keine Ausnahme, das geht vielen Menschen so.

Ich würde zum Beispiel bei einer einmaligen Sache nichts sagen. Man weiß ja auch nicht, was dann die Runde macht und der gesprächigen Nachbarin würde ich da auch nichts sagen wollen. Es ruiniert ja auch den Ruf der Person und bei einer einmaligen Sache sehe ich da keinen Handlungsbedarf. Selbst wenn man nun mit einem Alkoholiker zusammen ist, verstehe ich nicht warum man ihn nun an den Pranger stellen muss. Er muss doch selber sein Problem einsehen und daran arbeiten und was soll es dann bringen, wenn man jeden darüber informiert?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Zitronengras hat geschrieben:Sind wir nicht alle schon mal ein wenig „voll“ gewesen, nach einer Feier oder Party, wenn man halt ein wenig zu viel erwischt hat?

Nein ich bin noch nie ''voll'' gewesen und mein Freund ebenso wenig.

Ramones hat geschrieben:Es ruiniert ja auch den Ruf der Person und bei einer einmaligen Sache sehe ich da keinen Handlungsbedarf.

Ich habe mir gedacht, dass eben der ruinierte Ruf einem schon mal vor Augen führen kann, was man da treibt. Mein Bruder ist einmal als Jugendlicher besoffen nach Hause gekommen und einige Nachbarn haben ihn dabei gesehen. Das hat er seitdem nicht wiederholt. Ich denke schon, dass man daraus lernen kann.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde es ehrlich gesagt sehr übertrieben und auch sehr extrem, dass du der Auffassung bist, dass jemand gleich ein Alkoholproblem hat, nur weil er einmal betrunken ist. Ich glaube nicht, dass man gleich sagen kann, dass jemand ein Alkoholproblem hat, nur weil er einmal betrunken ist. Immerhin war ich in meinem Leben auch das eine oder andere Mal betrunken, wobei ich darüber lachen müsste, wenn jemand mir sagen würde, dass ich ein Alkoholproblem hätte. Das eine hat mit dem anderen nicht unbedingt etwas zu tun und nur weil jemand hin und wieder zu viel trinkt, hat er doch nicht gleich ein Problem.

Dabei ist es völlig normal, dass die meisten Menschen in ihrem Leben bereits einmal betrunken waren und man kann doch nicht ernsthaft behaupten, dass alle diese Menschen ein Alkoholproblem haben. Das ist doch wirklich albern. Natürlich kann jemand ein Alkoholproblem haben, wenn er sich regelmäßig betrinkt, wobei man das sicherlich nicht an einem Mal festmachen kann.

Wenn mein Freund sich einmalig betrinken würde und bei mir zu Hause den Sessel verfehlen würde, fände ich das alles andere als schlimm und ich würde nie darauf kommen, das weiter zu erzählen. Immerhin hätte das ja niemand anders mitbekommen, wenn das bei mir zu Hause passiert wäre, weshalb ich das dann auch nicht weiter erzählen müsste. Und solange es sich um einen einmaligen Vorfall handeln würde, wäre das für mich auch nicht schlimm und ich würde niemals auf die Idee kommen, meinen Freund bloß zu stellen und zu sagen, dass er ein Alkoholproblem hat.

Bei Studenten ist es ja eigentlich völlig normal, dass man nach den Prüfungen feiern möchte und auch Alkohol trinkt. Bei mir und meinem Freund ist es so, dass wir zwei Monate lang für die Prüfungen lernen und dabei in dieser Zeit ständig am Schreibtisch sitzen. Da ist es doch normal, dass man sich danach den einen oder anderen Cocktail genehmigt und auch wenn man dadurch dann jedes Semester einmal betrunken ist, finde ich das nicht dramatisch. Dabei fände ich es sogar lustig, wenn mein Freund dann hinfallen würde und ich wüsste ja, dass er einfach das Ende der Prüfungen feiern und sich nicht einfach grundlos betrinken würde.

Von daher wäre ich da auch niemals sauer und wenn ich ein Problem damit hätte, dann würde ich ihn direkt ansprechen, als ihn vor anderen Menschen bloß zu stellen. Das würde ja nichts bringen und ich wüsste auch nicht, was es bringen sollte, andere Menschen hinein zu ziehen. Stattdessen würde ich direkt mit meinem Freund über das Problem sprechen, wenn denn eines vorhanden wäre.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Im genannten Beispiel hätte es meiner Meinung nach gereicht, wenn die Frau einfach nur gesagt hätte, dass ihr Mann hingefallen ist und sich verletzt hat. Sowas passiert schließlich nicht nur Betrunkenen. Dem Arzt hätte sie ja dann trotzdem sagen können, was genau los war, aber an der Anmeldung, wo es jeder mithören konnte, muss das meiner Meinung nach eigentlich nicht sein. Das wäre dann auch kein Decken gewesen, es reicht ja schließlich, wenn man an der Anmeldung kurz und bündig sagt, warum man da ist. Ein Alkoholproblem kann man dem Mann da nun auch nicht gleich unterstellen, man weiß ja nicht, wie oft das bei ihm vorkommt, dass er betrunken ist.

Ansonsten muss man eben unterscheiden, ob jemand wirklich ein Alkoholproblem hat oder nicht. Jemand, der alle paar Monate mal auf einer Party etwas zu viel trinkt, erzählt oft sogar selber von seinen Missgeschicken und lacht mit Freunden darüber. Vor der Schwiegermutter wird man es hingegen eher verheimlichen. Es kommt eben immer auf den Personenkreis an, ob es angebracht ist, sowas zu erzählen oder nicht. Und wenn da nun die Frau des Betroffenen sowas ihrer Mutter erzählen würde, fände ich das nicht okay, weil die dann vielleicht ein falsches Bild von ihrem Schwiegersohn bekommt. In diesem Fall wäre er also schon bloßgestellt.

Wenn jemand wirklich ein Alkoholproblem hat, sieht die Situation sowieso ganz aus. Ich finde es im übrigen fast schon naiv zu glauben, der Betroffene würde mit dem Trinken aufhöre, wenn sein/e Partner/in nur fleißig genug aller Welt davon erzählt. So einfach ist es ganz sicher nicht. Im Gegenteil. Verliert man tatsächlich seinen Job und Freunde wenden sich ab, weil sie einen schlechten Eindruck bekommen, wird es der Person eher noch schlechter gehen und er/sie wird noch tiefer in die Sucht hineinrutschen.

Deshalb ist es als Partner einfach doch besser, das eine oder andere zu verheimlichen. Das heißt ja nicht, dass man nicht versucht zu helfen und den Partner zu einer Therapie zu bewegen, nur erreicht man das sicher nicht, indem man den anderen vor allen bloßstellt. In letzter Konsequenz, also wenn man absolut nichts erreichen konnte, ist es dann aber sicherlich besser, die Beziehung zu beenden, aber auch das kann man tun, ohne allzu viele unangenehme Details herauszuposaunen. Dann kann man den Betroffenen nur noch sich selbst überlassen.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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