Bildungsplan: Berufswahl auf Basis sexueller Orientierung?
Medial hat man in den letzten Tagen einige Dinge über die Bildungsplanreform, die in Baden-Württemberg für das Jahr 2015 geplant ist, zu lesen bekommen. Insbesondere wurde oft erwähnt, dass Kritiker in diesem Reformplan, der derzeit als Arbeitspapier online vorliegt und für jeden Menschen einsehbar ist, eine zu starke Erwähnung des Themas Homosexualität sehen. So soll es ja deswegen auch Proteste und eine Petition gegen diesen Bildungsplan gegeben haben.
Natürlich war ich neugierig und habe mir angesehen, was in dem kritisierten Papier überhaupt genau steht. Wenn Ihr selber auch nachlesen möchtet, worum es geht, könnt Ihr das hier tun. An sich erkenne ich im Plan durchaus auch ein starkes Vorhandensein vom Thema sexuelle Identität und Orientierung, sehe da aber definitiv keinerlei Übervorteilung gegenüber anderen Ausrichtungen und Identitäten. Meines Erachtens geht es einfach um Toleranz gegenüber verschiedenen Arten, zu leben.
Aber wie dem auch sei, eine etwas seltsame Passage ist mir in dem Dokument schon aufgefallen. Mich würde mal interessieren, ob es dafür irgendwelche Hintergrundinformationen gibt, die ich kennen müsste, um das zu verstehen. Oder vielleicht kann mir jemand hier auf die Sprünge helfen, bei der Frage, wie ich das interpretieren soll. Nämlich steht bei dem Thema Berufsbildung:
Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der eigenen geschlechtlichen Identität und Orientierung auseinander mit dem Ziel sich selbstbestimmt und reflektiert für ein ihrer Persönlichkeit und Lebensführung entsprechendes Berufsfeld zu entscheiden.
Dass man eine Arbeit suchen sollte, die zum individuellen Lebensstil, zu den eigenen Stärken und Interessen und damit auch zur eigenen Persönlichkeit passt, verstehe ich ja. Aber was soll der Teil mit der eigenen Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung? Der Satz ist so formuliert, dass beide Teile aber fest miteinander verknüpft sind. Also dass man quasi seine sexuelle Orientierung und Identität kennen sollte, um danach eine passende Arbeit zu suchen. Und das macht mich etwas ratlos.
Ich selber interessiere mich nicht so für das Geschlecht einer Person. Wenn bestimmte charakterliche Eigenschaften "passen", dann verliebe ich mich eben. Da ist es mir auch egal, ob das ein Mann oder eine Frau ist, das ist für mich nicht von Bedeutung. Ich frage mich aber nun, inwiefern das irgendeinen Einfluss auf meine Berufsorientierung haben sollte?
Meinen Beruf habe ich mir anhand meiner fachlichen Interessen ausgesucht. Da spielen sicherlich auch Talente und Hobbies eine Rolle, aber doch nicht, ob ich homosexuell, heterosexuell, bisexuell oder sexuell gar nicht interessiert bin. Meinen Interessen nach habe ich mich entschieden, Germanistik und Geschichte zu studieren. Wäre ich komplett lesbisch, hätte das an den Studiengängen sicher nichts geändert. Wäre ich komplett heterosexuell, hätte ich sicher auch keine anderen Interessen und Hobbies gehabt und daher auch nicht einen anderen Berufsbereich gewählt. Also worauf möchte dieser Bildungsplan mit der oben zitierten Passage genau hinaus? Ich verstehe das nicht. Versteht Ihr es?
Eine derartige Formulierung finde ich total daneben. Wir Menschen sind nun mal individuell und das ist auch gut so. Dieser Satz ist aber geprägt von Vorurteilen, als wären alle Homosexuellen gleich, was aber absoluter Schwachsinn ist. Für mich hört sich das so an, als würde man davon ausgehen, dass automatisch jeder homosexuelle Mann einen typisch weiblichen Beruf ausüben und als würde jede homsexuelle Dame gleich einen eher typisch männlichen Beruf wie beispielsweise Handwerker ausüben wollen.
Als würde nichts anderes passen was Interessen angeht. Interessen sind weder ans Geschlechtschromosom noch an die sexuelle Orientierung gekoppelt. Schließlich gibt es auch heterosexuelle Mädchen, die eher naturwissenschaftlich begabt und interessiert sind und auch heterosexuelle Jungen, die sich mehr für Sprachen interessieren. Es gibt auch Männer, die den Beruf des Erziehers ausüben, sind die automatisch alle homosexuell oder was?
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