Wann ist fremdbetreutes Lernen besser?

In einem anderen Thread wurde berichtet, dass eine Userin selber Kinderschwimmkurse macht, ihr eigenes Kind aber bei einem anderen Kollegen in den Schwimmkurs geht. Mich hat das gewundert und deswegen habe ich nachgefragt warum das so ist. Als Antwort kam, dass das Kind bei ihr selber das Schwimmen lernen nicht so ernst nimmt, wie bei einem anderen.

Das ist ja eigentlich oft der Fall. Man stellt sich zwar als Elternteil immer wieder vor, dass man dies oder jenes seinem Kind selber beibringt, und dann klappt das nicht, eben aufgrund des Mutter-Kind-Verhältnisses. Ich selber bin auch Legasthenietherapeutin. Auch hier erlebe ich es sehr häufig, dass Eltern zu mir kommen und meinen, dass sie die Übungen ja eigentlich auch zu Hause alleine mit den Kindern machen könnten, und sie sind auch durchaus gewillt, aber dennoch klappt es nicht, weil es dann eben oft nicht passt und das Kind bei den Eltern eben ganz anders ist als bei einer außenstehenden Person.

Solche Phänomene erlebe ich bei meinem Sohn auch sehr gut. Was recht gut klappt ist das Französisch-Lernen. Als ausgebildete Französisch-Lehrerin macht es mir Spaß, auch meinem Sohn diese Sprache ein wenig näher zu bringen. Und er hat dabei auch große Freude und macht auch große Fortschritte. Hier ist das Mutter-Kind-Verhältnis nicht blockierend. Nun bin ich auch am Überlegen, wann ich mit ihm mit Englisch anfange. Vom Prinzip her reichen meine Englisch-Kenntnisse durchaus aus, um ihm die ersten Wörter und Sätze beizubringen und als Sprachlehrerin sollte das auch nicht so das Problem sein. Dennoch halte ich da ein fremdbetreutes Lernen für ihn besser, weil ich es nicht für gut finde, wenn eine Person einem Kind zwei unterschiedliche Fremdsprachen beibringt.

Bei welchen Situationen haltet ihr fremdbetreutes Lernen sinnvoll und wann wäre es besser wenn es die Eltern übernehmen? Ich gehe nun in erster Linie vom Basiswissen und nicht vom Fachwissen bei älteren Kindern aus.

Ich mache gerade selbst die Erfahrung, dass es manchmal einfach besser ist, das Kind zu jemand anderem zu schicken, um etwas zu lernen. Meine Tochter hat momentan ein Mathematikproblem. Der Stoff ist für mich kein Problem, ich kann das alles noch gut, was sie im Moment in der Schule durch nimmt. Das Problem ist die Einstellung. Es ist einfach etwas anderes, ob die Mama daneben sitzt und sich den Mund fransig redet, oder jemand anderes. Eine fremde Person erntet wahrscheinlich deutlich weniger Augenrollen und "mich nervt das" - Aussprüche, als ich.

Das war bei mir früher auch schon so. Meine Mutter hätte als Muttersprachlerin wunderbar mit mir französisch lernen können, aber ich hatte darauf absolut keine Lust. Wenn man jetzt von der häuslichen Lernumgebung absieht und beispielsweise den Schwimmunterricht betrachtet, gäbe es durchaus die Möglichkeit, dass das eigene Kind in der Gruppe das Ganze wirklich weniger ernst nimmt, weil es ja schließlich ein Elternteil ist, der da unterrichtet. Da wird sich mal dran gehängt oder nicht gehorcht. Andere Kinder empfinden das dann als störend oder gar als Bevorzugung des Kindes. Der Eindruck "Das Kind kann sich ja alles erlauben, ist ja seine Mutter / sein Vater" könnte da durchaus entstehen.

Als Eltern sieht man vieles vielleicht auch nicht so eng, es ist ja das eigene Kind. Jemand fremdes sieht viel deutlicher eventuelle noch auszugleichende Defizite, weil die emotionale Bindung nicht da ist. Objektiv kann man als Elternteil da kaum sein, deshalb ist es in manchen Fällen durchaus sinnvoll, das Kind fremd betreut lernen zu lassen.