Unterschiedlicher Wert von Menschen in Nachrichten?

vom 09.02.2014, 00:16 Uhr

Wann immer ich Nachrichten höre, in denen ein Mensch gestorben wird, wird besonders darauf hingewiesen, dass es sich um eine vielfache Mutter oder einen jungen Vater mit x Kindern und einer jungen Ehefrau gehandelt hat. Ich habe inzwischen den Eindruck gewonnen, dass wir in einer Zweiklassengesellschaft leben, wenn man sich allein mal ansieht, wie mit uns Singles in den Nachrichten von Unfällen umgegangen wird.

Ich habe immer mehr den Eindruck, dass wenn ein Single stirbt oder eine kinderlose Person, dass das nicht so schlimm ist. Um uns müsste man nicht trauern, um uns ist es nicht schade. Wenn wir Kinder und Ehepartner hätten, dann wären wir etwas wert, aber so sind wir keine Stütze der Gesellschaft, denken nur an uns selbst und unsere Vergnügen, haben es noch nicht einmal verdient, dass wir in den Nachrichten von Todesfällen erwähnt werden.

Ich weiß, dass das jetzt vielleicht ein wenig übertrieben ist, aber so kommt es mir manchmal wirklich vor. Geht es Euch auch so, wenn Ihr Nachrichten von Todesfällen hört oder seht? Ich habe den Eindruck, dass es in letzter Zeit immer schlimmer wird mit diesem übertriebenen Hervorheben, dass es sich bei den Getöteten um Mütter oder Väter handelt. Woher kommt das? Will man uns so suggerieren, dass die Lebensweise von Singles nicht sozial angemessen ist und die Gesellschaft von uns eigentlich anderes erwartet?

Ähnlich negativ fühle ich mich berührt, wenn in den Nachrichten, wo es um Todesfälle im Ausland geht wie etwa Naturkatastrophen, Zugunglücke, Flugzeugabstürze und dabei immer besonders hervorgehoben wird, dass sich Deutsche unter den Toten befinden oder auch nicht. Mir kommt es dabei vor, als ob so ein Unglück erst dann wirklich tragisch ist, wenn Deutsche betroffen sind. Ansonsten ist es eine Nachricht wie alle anderen auch. Ich mag diese Art der Nachrichtenmeldung nicht. Meiner Meinung nach sind wir Deutschen nicht besser als Menschen anderer Nationen. Ein Mensch ist ein Mensch und wenn er gestorben ist, ist es für mich immer tragisch!

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Warum regst du dich so über Todesnachrichten und entsprechende Zuordnung zu einzelnen Menschengruppen auf, denn du lebst doch noch und darfst dich darüber freuen. Es ist nicht nur bei uns Deutschen so, dass die Nationalität der Menschen des eigenen Staates erwähnt wird, wenn anderswo ein Unglück geschieht. Das wird in jedem Land ganz genauso hervorgehoben, wenn es sich um Landsleute handelt, wie bei uns. Was ist so schlimm daran? Ich empfinde eine solche zusätzliche Ansage nicht als Wertung, nur als Information. Natürlich ist auch jeder betroffen vom Tod der anderen Menschen, aber vielleicht interessiert es nun mal jemanden, dass auch Menschen aus seinem Land dabei waren, als zum Beispiel eine amerikanische Maschine abstürzte.

Ich bin auch Single. Es belastet mich auch etwas, wenn ein Unglück passiert und es wird gesagt, dass der Mann oder die Frau mehrere Kinder hatten. Da geht es doch in erster Linie darum, dass nun der Elternteil verstorben ist und die Kinder allein in der Welt da stehen, ohne eine Bezugsperson. Das ist aus meiner Sicht als Single auch schlimm. Findest du das nicht? Was soll eine Nachrichtensprecher denn sagen, wenn eine Einzelperson aus dem Fenster gefallen ist? Reicht es da nicht, wenn gesagt wird: „Es handelt sich um eine alleinstehende, junge Frau.

Natürlich erwartet die Politik von allen, dass sich jeder für sein Land engagiert und auch Kinder möchte, aber die will nun mal nicht jeder oder bekommt nicht jeder. Das müssten uns dann in gewünschter Stückzahl erst einmal alle Politiker vormachen, außer natürlich Frau von der Leyen. Suggerieren muss man das nicht erst, Singles werden doch mit mehr Steuern belastet, was in meinen Augen auch gerecht ist und dafür erhalten eben Familien Entlastungsgelder wie Kindergeld, Betreuungsgeld und zahlen weniger Steuern. In früheren Zeiten wurden mehr Kinder geboren, auch ohne Entlastungsgelder. Trotzdem stöhnen Familien über zu wenig Entlastungsgeld.

Versuch mal, die Nachrichten als Information ohne besondere Wertung zu sehen. Dann musst du dich nicht mehr ärgern.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Die Erwähnung, dass es sich um eine Mutter oder einen Vater handelt, wird zum einen gemacht, weil es eben rührt. Da denkt jeder gleich an die Kinder, die nun sehr traurig sind. Das bringt Quote. Andererseits gibt es halt auch einfach etwas zu erwähnen. Wenn eine alleinstehende Frau stirbt, dann sind keine Kinder da. Was nicht existent ist, kann auch nicht erwähnt werden. Sobald Kinder da sind, kann man sie erwähnen. Es ist doch der Normalzustand, dass jemand ohne Kinder und ohne Partner auf die Welt kommt. Es wird erst erwähnenswert, wenn sich dieser Ausgangszustand geändert hat.

Und die Erwähnung der Nationalität von Toten bei Unglücken im Ausland ist doch ganz logisch. Die Nachrichten werden in Deutschland ausgestrahlt, also sind die Deutschen unter den Toten am Interessantesten. Denn wenn du jemanden kennst, der gerade in den USA Urlaub macht, machst du dir Sorgen, wenn du von einem Flugzeugabsturz in den USA hörst. Kannst du denjenigen dann nicht erreichen, könnte man bei der Fluggesellschaft anrufen und nachfragen, ob er auf der Passagierliste stand.

Auch bei anderen Arten von Unglücken ist es für die Ermittler oft hilfreich, wenn sich Angehörige melden. Denn die Identifizierung ist oft schwierig. Und wenn man so schon mal erfährt, wer vermisst wird, kann man um DNA-Proben zum Vergleichen bitten und alles wird einfacher.

Also meiner Meinung nach geht es dabei überhaupt nicht darum, dass jeder in Deutschland gefälligst um die deutschen Toten mehr trauern sollte als um amerikanische, brasilianische oder polnische. Das wäre doch Quatsch. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die deutschen Zuschauer der deutschen Nachrichten deutsche Verwandten haben, ist eben höher, als dass sie brasilianische haben.

Ich finde es ehrlich gesagt unsinnig, anzunehmen, alle Sender und Rundfunkstationen hätten sich gegen das Lebensmodell Single vereint und würden es auf diese unterschwellige Art niedermachen. Da hätten die doch ganz andere Möglichkeiten, in ganzen Berichten über egoistische Singles und aufopfernde Mütter ihre Meinung kundzutun. Und die Regierung hat eben auch ihre Methoden wie die Steuervergünstigungen für Familien. Da müssen keine versteckten Botschaften mehr gesendet werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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