Sich die Haut blutig beißen?

Neulich habe ich mich mit einer guten Bekannten über das leidige Thema, an den Fingernägeln zu knabbern, unterhalten. Sowohl sie als auch ich können von diesem Problem leider ein Lied singen, aber dann meinte meine Bekannte, dass ihr größeres Problem wohl die Haut sei. Sie ist nun 24 Jahre alt und knabbert an ihrer Haut, seit sie 10 ist. Tatsächlich hat sich das ihrer Ansicht nach schon zu einer viel größeren schlechten Angewohnheit entwickelt als das Knabbern an den Fingernägeln.

Als sie mir dann die Unterseite ihrer Hände zeigte, war ich auch erstmal richtig geschockt. An fast jedem Finger war die Haut geradezu abgerissen und blutig. Ich hatte das bisher noch nie an ihr wahrnehmen können, da sie eben an der Oberseite (also an den Nägeln) auch nie Spuren eines solch starken Knabberns getragen hatte.

Meine Bekannte hat mir außerdem erzählt, dass sie sich regelrecht für ihre Hände schäme und besonders in Stresssituationen dazu neige, sich ihre Hände aufzubeißen. Oft überkäme sie das Verlangen danach aber auch einfach so, ohne, dass ein besonderer Grund vorliegen würde. Natürlich musste sie deswegen auch beim Duschen und Händewaschen vorsichtig sein, da der Kontakt mit Duschgel und Seife ein Brennen auslöst. Sie könne es aber dennoch einfach nicht lassen und seit sie mit dem Rauchen aufgehört hat, ist es sogar noch schlimmer geworden.

Ich muss ja gestehen, dass ich manchmal auch dazu neige, an der Haut um meine Fingernägel herum etwas zu knabbern. Meistens habe ich mich aber auch so gut dabei im Griff, dass es nur beim Knabbern bleibt und ich mir nicht die komplette Haut aufreiße, geschweige denn, dass ich die Haut zum Bluten bringe. Auch gelingt es mir immer mehr, meine Fingernägel zu verschonen. Aber das Problem meiner Bekannten sehe ich dann schon als ziemlich kritisch an.

Habt ihr es auch schon mal erlebt, dass sich ein Mensch die Hände oder etwas anderes blutig gebissen hat? Seid ihr vielleicht sogar selbst davon betroffen? Seid ihr der Meinung, dass hinter diesem Suchtverhalten vielleicht schwerere psychische Probleme stecken könnten? Immerhin handelt es sich hier ja nicht mehr um schlichtes Knabbern, sondern um eine Sucht danach, sich selbst zu verletzen und auch alle Folgen dafür in Kauf zu nehmen.

Oh man, das stelle ich mir schon ziemlich schlimm vor, was du da von deiner Bekannten schilderst. Selbst erlebt oder beobachtet habe ich so ein Verhalten noch nicht, sodass ich mir auch kaum erklären kann, was Menschen dazu treibt, etwas derartiges zu tun. Du schreibst, sie neigt besonders in Stresssituationen dazu. Kann sie ihre stressbedingte Energie nicht irgendwie umleiten?

Ich weiß es ist schwierig, ich habe eine Zeit lang, als ich besonders gestresst war, gemalt. Auf diese Weise konnte ich mich sehr gut abreagieren. Allerdings kann man ja wohl schlecht überall einen Malblock mit sich herumschleppen, das ist auf Dauer dann doch ziemlich umständlich. Manche reden einfach über ihre Probleme, aber natürlich ist hier auch nicht immer eine passende Ansprechperson in greifbarer Nähe, gerade wenn man unterwegs ist.

Also an den Fingernägel knabbern kenne ich auch nur zu gut. Das habe ich jahrelang gemacht. Ich denke, das ist im Endeffekt fast normal für Kinder. Jedes Tier versucht, seine Krallen kurz zu halten und Menschen brauchen keine lange Krallen. Aber aus dieser ganz natürlichen Gewohnheit kann eben ein obsessives Verhalten werden, es kann zur Stressbewältigung zweckentfremdet werden.

Was deine Bekannte da macht, geht aber nun wirklich weit über natürliches Verhalten hinaus. Macht sie das denn schon lange? Und wird es immer schlimmer? Reicht es denn zur Stressbewältigung oder wird Stress manchmal so schlimm, dass sie zusätzlich noch andere Dinge macht?

Also an ihrer Stelle würde ich mich damit nicht wohlfühlen und ich hätte Angst, dass es schlimmer wird. Ich würde ihr empfehlen, sich nach einer anderen, einer gesünderen Methode zur Stressbewältigung umzusehen. Das Internet ist voll mit Tipps dazu.

Zum einen sollte man natürlich Stress so gut es geht vermeiden. Das geht ja oft nicht so einfach, weil man eben den Job hat, den man hat oder die Anzahl an Kindern. Aber vielleicht könnte sie es etwas besser organisieren. Sport soll extrem hilfreich sein. Ebenso wenn man sich Ruhemomente schafft, in denen man durchatmet oder sogar Entspannungstechniken anwendet. Man sollte Koffein meiden.