Reichensteuer - Als Alternative Geld spenden?

Ich habe mich heute mit einem Bekannten unter anderem über die Reichensteuer und den Sozialstaat unterhalten, in dem wir nun mal Leben. Mein Bekannter sieht die Reichensteuer als etwas absolut gerechtfertigtes an, da diese Menschen, die davon betroffen sind, nun mal einfach genug Geld verdienen und es ihnen nicht weh tut, wenn sie etwas davon abgeben müssen. Im Sozialstaat gehöre es eben auch dazu die anderen zu unterstützen, wenn man das kann. Ich selbst sehe das zwar ähnlich, aber ich wundere mich auch nicht, wenn Menschen sich dagegen sträuben und das nicht gut finden, weil die Steuergelder teilweise einfach auch für Dinge ausgegeben werden, die man selbst nicht unterstützt und auch nicht gut findet.

Ich selbst habe mir gedacht, dass es den Reichen womöglich einfacher fallen würde, eine Reichensteuer zu akzeptieren, wenn man einfach sagen würde, ihr zahlt so viel Steuern, wie alle anderen auch und müsst aber einen Betrag von so und so viel im Jahr spenden. Dabei dürfte sich die betroffene Person dann aber selbst aussuchen, an welche Organisationen sie das Geld gibt. Ich denke, dass man damit einfach einige Diskussionen vermeiden würde, die manchmal zu diesem Thema im Umgang sind, weil sich die ''Reichen'' nun mal auch ungerecht behandelt fühlen, wenn sie mehr zum Sozialstaat beitragen müssen, als andere Menschen und das obwohl sie vielleicht gar nicht wirklich unterstützen, wofür dieser Staat das Geld ausgibt.

Ich selbst bin beispielsweise immer etwas erschrocken, wenn am Jahresende ein Bericht herauskommt, der mal wieder aufzeigt, wo das Geld teilweise verschwendet worden ist. Es heißt dann immer, dass es natürlich menschlich ist, dass man Fehler macht, aber ich weiß nicht, ob man das damit entschuldigen kann, wenn man beispielsweise sinnlos irgendwelche Brücken für zig Millionen Euro baut, die am Ende nicht genutzt werden, weil die Genehmigung für den Bau der Straße nicht vorhanden ist. Das Geld, dass sind meine Steuern, die Steuern meines Freundes, meiner Familie und noch zig anderer Leute zusammengerechnet und das ist für mich, als hätte man umsonst gearbeitet, weil der Staat das Geld aus dem Fenster gehauen hat. Und das ist nur eines von vielen Beispielen. Wie seht ihr das, denkt ihr Spenden wäre eine frustlosere Alternative zur Reichensteuer?

Natürlich ist Steuerverschwendung sehr ärgerlich, allerdings finde ich es etwas schade, dass offensichtlich die Meinung vorherrscht, dass das Geld in einem schwarzen Loch verschwindet und für immer verloren ist. Das ist aber nicht so. Selbst von dem verschwendeten Geld leben schließlich Firmen und werden Arbeitsplätze geschaffen, und ein Großteil des Gelder fließt ja dann auch wieder in Form von Steuern zurück. Natürlich wäre es schöner, wenn man das Geld auch sinnvoll einsetzt (vor allem weil ja an anderer Stelle gespart wird), aber es ist trotzdem nicht ganz verloren.

Ähnlich ist es ja mit Reichen. Es ist ja nicht so, dass Reiche einfach nur Geld ansammeln und nichts damit machen. Es gibt ganze Industrien, die nur deshalb leben können, weil es Menschen gibt, die viel mehr Geld haben als andere, weil ihre Produkte einfach auf diese Zielgruppe ausgelegt sind. Und dadurch werden wiederum Steuereinnahmen generiert. Außerdem wird die Anhäufung von Kapital benötigt, um sehr kapitalintensive Unternehmen zu finanzieren. Womöglich würde das auch funktionieren, wenn das Geld besser verteilt wäre, aber sicher wäre ich mir da nicht. Trotzdem müssen reiche Menschen natürlich einen gerechten Anteil zur Gesellschaft leisten. Das wird im Prinzip durch eine ganze Reihe von verschiedenen Steuern gewährleistet.

Das Problem ist eher, dass es zu viele Schlupflöcher gibt. Man brauch keine zusätzliche Steuern und Regelungen, sondern eher eine Vereinfachung, die möglichst wenige Schlupflöcher zulässt.

Ich habe hier mal im Forum die Diskussion losgetreten, wie es wäre, wenn man in der Steuererklärung angeben könnte, wofür diese Steuern ausgegeben werden sollen. Da wurde leider ganz schnell klar, dass dies eben nicht durchführbar und nicht demokratisch wäre und sogar schnell im Chaos enden würde. Es kam gleich der Wunsch auf, dass Politiker nicht mehr bezahlt würden und das würden sich sicherlich viele wünschen. Aber wo würde das hinführen? Kaum jemand macht diesen Job umsonst. Die Demokratie würde fehlen, weil gar nicht jeder Steuern in Form einer Steuererklärung zahlt.

Deine Variante, dass nur die Reichen einen Teil ihrer Steuern sozusagen in dieser Form, nach ihrem Geschmack bezahlen, wäre auf jeden Fall besser durchzuführen. Das totale Chaos würde nicht stattfinden. Dennoch stehen die grundlegenden Steuern zur Verfügung, um das System am Laufen zu halten.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass dies den Betrug mit Spendengeldern richtig anregen würde. Es müssten also auch wieder vermehrt Steuergelder in die Kontrolle von Wohltätigkeitsorganisationen fließen, um sicherzustellen, dass diese Steuern der Reichen richtig eingesetzt werden.

Auf der Millionärsmesse haben sich übrigens viele Reiche positiv zur Reichensteuer geäußert. Sie wären sogar bereit noch mehr zu zahlen. Aber an die Regierung spenden, ist ja nicht so ganz einfach.

Eine Reichensteuer finde ich völlig unsinnig, denn es kann damit sogar das genaue Gegenteil erzielt werden. Was passiert beispielsweise wenn die betreffenden Unternehmen ihren Sitz ins Ausland verlagern? Sie werden dann natürlich ihr Geld dort einsetzen, denn sie machen ja auch dort ihren Gewinn. Wenn man schon eine vernünftige Steuer erheben will muss man dazu auch einige Vergünstigungen schaffen. Aber genau das kann und will man ja nicht, denn es kostet im Endeffekt wieder Geld. Das muss man allerdings auch wieder erst durch andere Steuern einnehmen.