Erziehung mit weniger Unterstützung durch die Eltern?
Letztens hatte ich eine Diskussion mit einer Familienmutter über Bindungsängste und ob es richtig sei, dem Kind in gewissen Momenten einfach nicht beizustehen. Konkret meinte sie, dass Lebenserfahrung auf diesem "Loslassen" aufbaut und Kinder dabei viel schneller lernen könnten.
Konkret war diese Mutter unzufrieden mit ihrer Tochter in ihren jüngeren Jahren, weil diese ihren Löffel nicht in den Mund bewegen konnte. Sie führte den Löffel immer in ihren Mund, damit das Kind das Essen nicht auf den Boden fallen lässt. Eines Tages stellte die Mutter das Essen und den Löffel einfach auf den Tisch und ließ das Kind die Arbeit machen. Zwar ergab dies eine Menge Putzarbeit, trotzdem kann sich das Mädchen seit diesem Tag ganz ohne Hilfe selbst ernähren.
Ich bin inzwischen selber der Überzeugung, dass es hilfreich sein kann, das Kind selbst seine Erfahrung machen zu lassen. Es ist doch in Ordnung, wenn es aus Spaß an der Freude mal einen Becher Wasser über seinen Kopf gießt, solange es dabei die Erfahrung macht, dass es nicht angenehm ist - man kann seinem Kind eben nicht ständig nachjagen, was solche Sachen angeht. Seid ihr auch dieser Meinung oder sollte man in solchen Situationen anders reagieren?
Sicher sollen Kinder aus Erfahrungen lernen. Allerdings sollte man sie nicht einfach in allen Lebenslagen allein machen lassen. Vor allem, wenn Gefahr für Leib und Leben besteht, muss man als Erwachsener einfach eingreifen. Oder sollte man nach dieser Auffassung ein Kind in ein Auto rennen lassen, nur damit es glaubt, dass es weh tut?
Ansonsten stimmt es schon. Je mehr man ein Kind fordert und fördert, desto besser wird klar kommen. Als Beispiel mal die Hausaufgaben am Wochenende. Ich habe sehr schnell damit begonnen, dass meine Töchter da ohne meine Hilfe erst mal selbst versuchen sollten. Wenn sie dann wirklich nicht klar kamen, gab es einen Lösungsansatz, aber der Rest musste allein raus gefunden werden. Dafür arbeiten sie heute wesentlich selbständiger als andere Kinder in ihrem Alter.
Das Stichwort ist hier wohl: Hilfe zur Selbsthilfe. Es bringt den Kindern nichts, wenn man ihnen immer alles abnimmt. Vor allem nicht, wenn es darum geht, dass man nicht hinter ihnen herputzen will. An ein wenig Dreck sollte man sich mit Kindern einfach gewöhnen, finde ich. Aber das Gegenteil ist natürlich auch sinnlos. Man kann ihnen nicht einfach, sobald sie aufrecht sitzen können, einen Löffel in die Hand drücken und gehen.
Also zeigen wie es geht und solange helfen wie der Löffel noch so gar nicht Richtung Mund wandert. Aber sobald das Prinzip verstanden wurde, kann man sie ruhig machen lassen.
Ich finde es auch sehr wichtig, dass das Kind dabei nicht gefährdet wird. Das muss natürlich unbedingt vermieden werden. Aber oft reicht es eben, dabei zu stehen, bereit das Kind aufzufangen und ihm zu helfen. Aber alle Aufgaben immer selbst zu übernehmen, behindert das Kind in der Entwicklung. Sowohl körperlich als auch psychisch. Es braucht doch auch die Erfolge und das Wissen, dass es alles schaffen kann, wenn es es versucht.
Kinder sollten ihrem Alter gemäß eigene Erfahrungen machen. Einem ganz kleinen Kind einfach den Brei und den Löffel hinzustellen bringt nichts, außer Herumgematsche. Aber ist es alt genug, den Löffel selbst zum Mund zu führen, dann soll es alleine probieren.
Hier geht es ja nicht um alle Lebenslagen, sondern um Brei essen und schon gar nicht darum, ein Kind in ein Auto laufen zu lassen, damit es merkt, dass das wehtun kann.
Ich finde es eigentlich selbstverständlich, dass die Mütter keine Glucken sind und das bezieht sich auf alle Bereich der Erziehung. Als ich ein Kind war, bin ich auf dem Bauernhof meiner Oma herum getollt und ich habe mir die Knie aufgeschlagen, bin auf Bäume geklettern, von denen ich nicht mehr heruntergekommen bin, habe meine ganzen Beinen an irgendwelchen Dornen zerkratzt und anderen Unsinn getrieben. Heute reicht es, wenn ein Kind auf dem Spielplatz umfällt und anfängt zu plärren, schon die beide Eltern da und fangen an, dass Kind zu betütteln. Meiner Meinung nach ist das einfach lächerlich.
An sich kann man sicherlich noch einiges zurecht biegen, wenn man sich als Mutter so verhält, denn das Kind kann auch später noch lernen, eigenständig zu sein und so weiter, aber ich finde schon, dass man es sich als Mutter schwerer macht, wenn man dem Kind hinterherläuft und quasi jedes Mal da ist, wenn das Kind weint und es vor allen Gefahren beschützen möchte. Als Kind muss man vielleicht einfach mal in eine Kerze gepackt haben um zu verstehen, dass sie heiß ist und es schadet keinem Kind, wenn mal hin fällt und sich wehtut, deswegen muss es nicht die nächsten Tage zu Hause bleiben, weil die Knie geschont werden müssen. Das habe ich aber schon alles bei Müttern erlebt.
Ich selbst würde meinem Kind das nicht antun, denn das Kind gewöhnt sich daran und wenn es später als Jugendlicher vor einer Herausforderung steht, dann ist Mami auch nicht da und kann helfen, ebenso wenig, wenn man dann Beistand braucht. Manchmal muss man mit gewissen Dingen einfach alleine fertig werden und wenn ein Kind sich wehtut und merkt, dass die Mutter immer sofort angerannt kommt, nimmt es die Sache auch viel schlimmer wahr, als wenn einfach nichts passiert und keiner einen Aufstand macht.
Ich gebe dir da vollkommen Recht. Natürlich ist es für die Eltern praktischer nachzuhelfen, da man sich dadurch erstens jede Menge Zeit spart und zweitens eben keine zusätzliche Arbeit mit dem Putzen entsteht. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass es fast jedem Kind gefällt, wenn die Mama oder der Papa solche Hilfestellungen leisten, da die Kinder dadurch eben im Mittelpunkt sind.
Andererseits finde ich es aber traurig, wenn man in gewissem Alter damit aufhört und die Kinder damit auf sich angewiesen sind, und wissen nicht so recht wo und wie sie anfangen sollen. Vor allem kann ich mir auch vorstellen, dass es dem Kind peinlich ist, bzw. peinlich sein kann. Angenommen man bekommt Besuch, der auch Kinder hat, die das gleiche Alter haben. Ich kann mir da wirklich vorstellen, dass es sehr unangenehm sein kann, wenn man als Kind sieht, was die anderen schon können und man selbst eben nicht.
Ich habe auch sehr lang mein Kind bemuttert, bis mir eben eines Tages dieser Punkt klar war.
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