Mit Kampagnen zum besseren Umweltbewusstsein?

vom 04.02.2014, 17:30 Uhr

Ich habe letztens von einer Kampagne gelesen, die vor einigen Jahren in Skandinavien gelaufen ist, wo genau, weiß ich aber leider nicht mehr. Es ging dabei um eine Kampagne, die das Umweltbewusstsein der Menschen etwas stärken sollte, nämlich ging es explizit darum, dass man weniger Plastiktüten mitnehmen sollte, wenn man einkaufen geht. Man sollte eher die Tüten nutzen, die man schon gekauft hat und diese wieder verwerten, anstatt bei jedem Einkauf eine neue Tüte mitzunehmen. In der Kampagne ist auch direkt darauf hingewiesen worden, wie viel Erdöl man für die Herstellung dieser ganzen Tüten benötigt und dass dies eben eine Quelle ist, die nicht unerschöpflich ist. Nachdem diese Kampagne in Skandinavien gelaufen war, sank der Umsatz an Plastiktüten um ganze 80 Prozent.

Nachdem ich das gelesen hatte, habe ich mich gefragt, ob dies möglicherweise der Schlüssel für ein bessere Umweltbewusstsein der Menschen ist. Mir scheint, dass den meisten Menschen zwar bewusst ist, dass sie der Umwelt keinen Gefallen tun mit ihrem Handeln, den meisten ist es aber ja doch egal, denn der Mensch ist und bleibt eben ein Gewohnheitstier und wenn man sich nicht ändern muss, dann tut man es auch nicht. Wer genug Geld hat, dem würde nicht einfallen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren oder darauf zu achten im Supermarkt Produkte zu kaufen, die nicht unnötig verpackt sind und so weiter und so fort. Den meisten Menschen fehlt einfach das Bewusstsein, dass sie selbst etwas dafür tun müssen, wenn sie die Umwelt unterstützen wollen.

Im Grunde ist der Gedanke, dass die Menschen sich nicht von alleine aufraffen können und man sie mit Kampagnen dazu bringen muss, schon ein bisschen peinlich, weil das einfach nochmal aufzeigt, dass der Mensch im Grunde nicht das Vernunfttier ist, für das man ihn hält, sondern letztendlich doch ziemlich doof und bequem. Natürlich kann es sein, dass die meisten Menschen nicht wussten, dass die Plastiktüten so umweltschädlich sind, aber heutzutage kann man sich doch informieren und es gibt genug Dokumentationen und Reportagen zu Themen wie Co2 und Erdöl, davor kann man doch nicht einfach die Augen verschließen. Stattdessen wollen die Menschen, dass man es ihnen direkt vor die Nase hält und sie durch erneutes zureden dazu überredet, die Tüten nicht zu kaufen.

Ein bisschen albern finde ich das schon, man lässt Werbung laufen, die Menschen kaufen die Sachen, man lässt so eine Kampagne laufen, die Menschen verzichten auf den Kauf von bestimmten Dingen, wie eine kleine Hundemeute ohne eigenes Hirn. Aber wenn das der Weg ist, die Menschen zu einem besseren Umweltbewusstsein zu bewegen, dass sollte man diese Möglichkeit vielleicht auch nutzen. Im Grunde aber ist den meisten Menschen vermutlich auch bewusst, dass sie die Welt nicht groß dadurch verändern, wenn sie auf die Plastiktüte verzichten. Klar würde das eine große Ersparnis an Erdöl bedeuten, wenn jeder seine Tüten wieder verwerten würde, anstatt immer wieder neue zu kaufen. Aber das ist noch lange nicht alles. Wirklich was bewegen würde es, diese Kampagne in allen Ländern zu zeigen, damit sich die Absenkung der Kaufrate um 80% nochmal mit der Anzahl aller Länder multipliziert.

Und zuletzt sollte natürlich erwähnt werden, dass nicht nur der Verbraucher selbst etwas tun kann, in dem er beispielsweise die Ratschläge solcher Kampagnen befolgt und sich daran hält, auch in der Industrie müsste sich stark was ändern. Letztendlich nämlich ist es schon etwas deprimierend, wenn jede Privatperson penibel darauf achtet, keinen unnötigen Plastikmüll zu produzieren, während die Lebensmittelindustrie trotzdem weiterhin mit ihrem Müll weiter macht und Produkte teilweise drei- oder vierfach verpackt. Wir packen das Bonbon einzeln ein, tun das dann noch in ein Plastikförmchen, umwickeln das Plastikförmchen nochmal mit Folie und Packen das ganze dann in die Endverpackung. Daran müsste sich auch erstmal erheblich was ändern.

Wie seht ihr das, glaubt ihr dass man die Menschen zu einem besseren Umweltbewusstsein bringen kann, wenn man ihnen die aktuellen Problematiken und Lösungen zu diesen in Kampagnen vorstellt, die etwa im Fernsehen ausgestrahlt werden? Findet ihr es in Ordnung, dass die Menschen von sich aus meistens nicht handeln, sondern man ihnen erst mit sowas vor der Nase herumfuchteln muss, damit etwas tun? Glaubt ihr, dass solche Kampagnen etwas wirklich auch auf langfristige Zeit ändern können oder sind das nur Änderungen, die kurzzeitig anhalten, solange sie noch in den Köpfen der Menschen sind?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, der große Vorteil an solchen Kampagnen ist, dass sozusagen alle Menschen gleichzeitig damit anfangen, dieses bestimmte Verhalten zu zeigen. Natürlich weiß jeder, dass es besser ist, so wenig Plastiktüten wie möglich zu verwenden. Aber die meisten denken sich eben, dass es kein großes Gewicht hat, wenn sie alleine nun damit aufhören und alle anderen kaufen munter weiter Plastiktüten.

Läuft aber so eine Kampagne, dann ist sie allgegenwärtig. Man spricht mit seinen Freunden über diese Kampagne und beschließt gemeinsam teilzunehmen. Dann hört man auch davon, dass jetzt viele damit angefangen haben, dieses Verhalten zu zeigen. Und so ist man keine Einzelperson mehr. Und man bekommt direkt mit, dass man gemeinsam mit allen anderen etwas erreicht, weil dann gleich solche Zahlen veröffentlicht werden.

Also der Masseneffekt ist nicht zu unterschätzen. Denn gerade die Frage "Was kann ich als Einzelner schon erreichen?" ist extrem deprimierend und demotivierend. Und die fällt damit weg. Also ja, der Mensch ist ein Herdentier und läuft gerne mal dumm hinterher oder mit. Aber das hat auch manchmal seinen Sinn oder seine Berechtigung. Es kommt nicht allein davon, dass die Menschen dumm sind. (Wobei ich das gar nicht bestreiten will. :lol: )

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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