Männliche Tiere, die Junge gebären können

vom 04.02.2014, 15:51 Uhr

Die Fortpflanzung von Seepferdchen (Hippocampi) wird ja immer wieder gerne als eine eher ungewöhnliche evolutionäre Entwicklung dargestellt. Bei Seepferdchen ist es nämlich so, dass das Weibchen seine Eier in die Bruttasche des Männchens legt. Dort drinnen werden sie befruchtet und nach einer bestimmten Tragezeit kommen die Jungtiere auch dort zur Welt und werden quasi vom Männchen geboren. Offensichtlich ist es bei anderen Tieren normalerweise andersherum.

Gibt es aber noch andere Tierarten, bei denen quasi das Männchen die Jungtiere gebärt? Vielleicht insbesondere bei anderen Fischarten? Wie sieht es eigentlich mit Seenadeln oder Fetzenfischen aus, die mit den Seepferdchen sehr eng verwandt sind?

Und wieso hat sich diese Entwicklung bei Seepferdchen überhaupt ergeben? Der Sinn ist mir schon klar. Wahrscheinlich geht es darum, dass die Jungtiere im Bauch des Männchens besonders vor Einflüssen von außen, wie beispielsweise Fressfeinden, geschützt sind. Anders wird es sonst auch kaum sein, nur, dass normalerweise bei Tieren, die keine Eier legen, das Jungtier im Bauch der Mutter aufwächst. Aber wieso ist es bei Seepferdchen ausgerechnet das männliche Elternteil, nicht das weibliche, wie bei anderen Tierarten?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wawa666 hat geschrieben:Wie sieht es eigentlich mit Seenadeln oder Fetzenfischen aus, die mit den Seepferdchen sehr eng verwandt sind?

Seenadeln ist die Bezeichnung für die Familie, zu der unter anderem die Gattungen Seepferdchen und Fetzenfische gehören. Bei allen Arten der Familie Seenadel ist es so, dass sich das Männchen um die Jungen kümmert. Allerdings haben Fetzenfische und andere nicht die Bruttasche wie sie die Seepferdchen haben. Bei denen übergeben die Weibchen die Eier an die Männchen, die sie dann an der Schwanzunterseite tragen.

Ich würde übrigens gerade bei Seepferdchen das "quasi" weglassen. Das Weibchen übergibt unbefruchtete Eier. Die Spermien von Säugetieren, die die Männchen an die Weibchen übergeben sind ebenso unbefruchtet und verbinden sich innerhalb der Fortpflanzungsorgane mit den Eiern der Weibchen, wo sie sich dann entwickeln. Meiner Meinung nach ist es also einfach eine normale Schwangerschaft.

Es wurde mittlerweile auch festgestellt, dass die Jungen dort nicht nur einen geschützten Raum zum Entwickeln angeboten bekommen, sondern dass der Körper des Vaters die Sauerstoffregulierung der Eier steuert und sie mit Nährstoffen versorgt.

Unter den Fischen gibt es auch sogenannte Maulbrüter, die ihre Eier nach der Befruchtung im Wasser ins Maul aufnehmen, um sie zu schützen. Dabei gibt es auch einige Arten, wo das beide Elterntiere übernehmen oder auch nur der Vater.

Bei den Anemonenfischen, bekannt geworden durch Pixars Nemo, ist es so, dass immer ein Weibchen mit mehreren Männchen zusammenlebt. Stirbt das Weibchen, wird das älteste Männchen innerhalb einer Woche zum Weibchen. Geboren werden sie also alle als Männchen.

Ähnliche Beispiele gibt es viele. Schnecken sind Zwitter und entscheiden bei der Paarung, wer den männlichen und wer den weiblichen Teil übernimmt. Sie können sich notfalls auch selbst befruchten. Etwas, dass viele Tiere können, obwohl es immer besser ist, wenn ein anderes Tier seine anderen Gene beisteuert. Dazu gehören Schlangen, Eidechsen, Fische, Schnecken und Blattläuse. Die Fortpflanzung ist bei Nicht-Säugetieren sehr viel mannigfaltiger und interessanter.

Ach, und der Grund für die männliche Schwangerschaft bei Seepferdchen ist vermutlich der, dass die Weibchen währenddessen schon wieder neue Eier ausbilden können. Die Männchen können auch bereits einen Tag nach der Geburt wieder die nächsten Eier aufnehmen und befruchten. So können mehr Nachkommen gezeugt werden. Dass diese Eile wirklich nötig ist, kann man aber kaum glauben, da ein Gelege aus bis zu 1500 Eiern bestehen kann.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Dass Seenadeln ein übergeordneter Begriff von Seepferdchen und Fetzenfischen ist, wusste ich noch nicht. Darüber muss ich mich mal weiter informieren. Interessant finde ich es insofern, weil im Aquaristik-Bereich oftmals zwischen Seenadeln und Seepferdchen differenziert wird. Salopp gesagt: Die Seenadeln sind die Fische mit der langen, geraden Form, und Seepferdchen die mit der geschwungeneren Form. So jedenfalls habe ich den allgemeinen Sprachgebrauch mitbekommen.

Die Geschlechtsumwandlung bei Fischen habe ich selber schon mitbekommen. Jedenfalls hatte ich mal ein Betta splendens Weibchen, das mit einem weiteren Weibchen und einem Männchen zusammenlebte. Nachdem das Männchen gestorben war, wurde das eine Weibchen optisch immer männlicher und hat dann auch das andere Weibchen umworben. Ob das ein wirklicher Geschlechtswechsel ist, weiß ich nicht, aber ungewöhnlich war das schon und es hat sich auch wirklich absolut deutlich etwas verändert. Das fand ich schon sehr interessant.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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