Über digitale Bestattung und Nachlass Gedanken machen?

vom 04.02.2014, 14:23 Uhr

Habt ihr euch schon mal über den digitalen Nachlass Gedanken gemacht? Wenn ich das richtig gelesen habe, dann gehen alle Accounts ja auf den Erben über. Auch wenn man da Abos laufen hat, die Geld kosten. Sämtliche Accounts müssten ja auch weiter verwaltet werden. Habt ihr eine Liste eurer Accounts mit Passwörtern für eure Erben, wenn euch was passieren sollte? Wie würde eure digitale Bestattung aussehen? Würdet ihr wollen, dass es jemand in die Hand nimmt um eure Accounts zu löschen oder weiter zu führen? Welche Gedanken sollte man sich da machen oder ist es für euch so, dass ihr euch gar keine Gedanken macht und eher so denkt, dass euch das dann auch nicht mehr interessiert, wenn ihr tot seid?

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Eine Freundin von mir ist vor zwei Jahren gestorben und sie hatte einen Facebook-Account. Und naja, es ist schon seltsam. Anfangs haben einige Freunde dort noch ihre Grüße an sie hinterlassen und geschrieben, dass sie sie nie vergessen werden. Zwei Monate nach ihrem Tod hätte sie Geburtstag gehabt und da hat man dann gemerkt, dass nicht alle Facebook-Freunde Bescheid wussten.

Sie hatte einige Freunde in Mexiko von einem Urlaub und die haben auch die Abschiedsgrüße auf Deutsch nicht verstanden. Die haben an ihrem Geburtstag dann einfach "Happy Birthday" und so geschrieben. Ich weiß nicht, ob ihr Mann diese Freunde dann angeschrieben hat. Im nächsten Jahr kamen jedenfalls keine Geburtstagswünsche mehr. Vielleicht waren sie aber auch nur sauer oder haben sich damit abgefunden, dass der Kontakt eingeschlafen ist.

Am zweiten Geburtstag nach ihrem Tod kamen noch zwei Glückwünsche, von deren Autoren auch einer noch ahnungslos sein könnte. Aber ansonsten schreibt niemand mehr etwas. Ich gehe ab und zu auf ihre Seite, um mir die Fotos anzusehen. Aber es tut weh zu sehen, dass auf der Seite nichts mehr passiert. Dennoch weiß ich nicht, ob ich die Seite löschen würde, wenn das unter meiner Kontrolle stünde, also anstelle ihres Mannes. Ich weiß auch gar nicht, ob der die Zugangsdaten hat.

Mein Passwort ist im Computer gespeichert. Wer an meinen Laptop kann, kann an meine Accounts, also sowohl Facebook, E-Mail, auch Talkteria etc. Aber ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, wie damit verfahren werden sollte. Es gab hier mal einen Beitrag von einer Userin, die eine Brieffreundin hatte, die sich nicht mehr meldete. Sie war ganz verzweifelt, weil die Brieffreundin auch krank gewesen ist. Und wie erfährt man dann, ob es denjenigen vielleicht nicht mehr gibt?

Also auch beim virtuellen Leben gehört der Tod einfach dazu. Ich denke mal, mit der Zeit wird das auch vermehrt Thema werden. Je mehr Leute sterben und solche schlafenden Accounts hinterlassen, desto mehr werden sich die Leute Gedanken über das Thema machen. Internet und soziale Netzwerke und all das gehören nun mal jetzt zu unserem Leben. Und nach und nach werden sie alle Bereiche durchdringen, auch den Tod.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Darüber, was aus meinen Accounts wird, wenn ich mal tot bin, habe ich mir schon einige Male Gedanken gemacht. Allerdings ist das wohl bei mir alles nicht so tragisch. Ich habe keine Abos und bei meinen Accounts muss man sich auch eigentlich nirgendwo laufend drum kümmern. Also die Accounts lägen dann vermutlich einfach brach, bis der Betreiber sie vielleicht irgendwann wegen Inaktivität löscht. Und wenn nicht, dann bleiben sie eben ewig. Das fände ich auch nicht schlimm.

Ich selber habe ja auch einen sehr guten Freund letztes Jahr verloren. Er hatte einen Blog, den er sehr rege genutzt hat. Dort sagte auch seine Tochter damals Bescheid, was geschehen war. Sie hat die Zugangsdaten und könnte notfalls auch Spam-Kommentare löschen. Also sie schreibt jetzt selber nichts mehr dort, aber achtet schon noch regelmäßig darauf, dass sich in den Kommentaren und im Gästebuch keine Idioten austoben. Löschen wollte sie das Blog nicht. Ich hätte das auch sehr schade gefunden. Ich lese heute noch gerne ab und zu dort, und die Tochter meinte zu mir auch, sie lese auch gerne noch die alten Beiträge. Es ist wie ein Buch. Das verbrennt man ja auch nicht, wenn der Autor gestorben ist. Und ich bin mir auch sicher, dass der Autor in diesem Fall zufrieden mit der Entscheidung ist. Aber ich denke, das wird er auch vorher mit seiner Tochter geklärt haben.

Übrigens kommt es jetzt, gut ein halbes Jahr später, auch noch vor, dass Leute das Blog aufrufen, und dann erschrocken darüber sind, was passiert ist. Nicht jeder hat es damals sofort mitbekommen. Aber ich denke, allgemein ist es auch besser, zu erfahren, was passiert ist, als für immer im Unklaren zu bleiben, und sich den Kopf zu zerbrechen, wieso man von der Person nichts mehr hört. Und auch für Trauernachrichten wird das Blog jetzt genutzt. Wieso auch nicht? Wenn es bei der Verarbeitung des Todesfalls hilft, ist das doch positiv.

Ich selber habe derzeit keine Passwortliste für meine Accounts. Ich weiß auch nicht, ob ich so etwas jemandem je überlassen würde. Aber ich würde schon beispielsweise meinem Partner eine Liste mit E-Mail-Adressen und Telefonnummern machen, wo er Bescheid sagen soll, wenn mir etwas passiert ist. Zumindest meine Freunde sollten schon von jemandem informiert werden, wenn mir etwas zugestoßen wäre. Und die können die Botschaft ja ihrerseits an gemeinsame Bekannte weiterleiten. Ich glaube, das wäre auch nicht so verkehrt, denn dann gäbe es ja auch gleich die Gelegenheit, über die Sache zu reden. Das hilft ja auch in so einer Situation, mit Leuten, die in der gleichen Situation sind, sprechen zu können.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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