Sind mündliche Noten nicht einfach nur unfair?

vom 02.02.2014, 21:25 Uhr

Manche unserer Lehrer bewerten die Mitarbeit im Unterricht, also wie oft man sich meldet etwas sagt und mitmacht. Darauf gibt es dann eine Note. Andere Lehrer machen das über Abfragen, was ich besser finde, da man dann einfach gezielt lernen kann und sich nicht ständig melden muss. Nicht jeder meldet sich gerne und da finde ich es schon unfair, wenn man schüchterne Menschen so bestraft. Auch ich melde mich nicht gerne, obwohl ich nicht schüchtern bin, ich mochte das noch nie und bekomme dann bei solchen Lehrern immer nicht so gute Noten.

Ist eine solche Benotung generell nicht recht unfair? Immerhin obliegt es dann auch der Meinung des Lehrers und sicherlich auch dessen Stimmung in Bezug auf die eigene Person. Ich finde solche mündlichen Noten schon immer etwas blöd, wenn es keine Abfragen sind, weil die Lehrer sich ja auch oftmals nichts notieren und dann am Ende nur die Note aufschreiben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ein guter Lehrer sollte sich schon über´s Jahr verteilt Notizen machen. Nicht direkt im Unterricht, aber wenn er z.B. nachmittags zuhause den Unterricht für den nächsten Tag vorbereitet. Wenn er versucht, sich am Ende des Jahres an die vielen Unterrichtsstunden zu erinnern, wird die Benotung wirklich eher der Fantasie als der Realität entsprechen.

Ein guter Lehrer sollte auch über persönliche Sympathien und Antipathien einzelnen Schülern gegenüber stehen und alle Schüler fair und objektiv benoten. Aber auch Lehrer sind nur Menschen. Selbst wenn sie sich das alles vornehmen, könnten sie darin scheitern und ihre Schüler unfair benoten. Da bietet das Ausfragesystem natürlich mehr Sicherheit.

Auch ich habe mich in meiner gesamten Schullaufbahn so gut wie gar nicht gemeldet. Um ehrlich zu sein, bin ich jedes Mal dabei in Schweiß ausgebrochen, wenn ich mal laut etwas gesagt habe. Dabei war ich gar nicht mal so schüchtern, ich kann es nur nicht leiden, im Mittelpunkt zu stehen. Daher habe ich wahrscheinlich auch immer recht schlechte Noten für mündliche Mitarbeit bekommen.

Aber die Frage ist eben, was genau so ein Lehrer benoten soll? Ist es wirklich nur das reine Wissen, dann reicht eine Abfrage und die schriftlichen Arbeiten. Aber es ist eben auch wichtig, seine Ansichten spontan in Worte fassen zu können. Das Leben findet eben nicht nur schriftlich statt. Mir fällt es bis heute schwer, vor Leute zu reden. Aber wie man sieht, hat die Aussicht auf eine gute Note nicht gereicht als Anreiz. Meiner Meinung nach sollte das auf andere Weise mehr gefördert werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde es gut, wenn gerade mal nicht das benotet wird, was man stur auswendig lernen und beim Abfrage dann wiedergeben kann. In der Schule wird doch eh viel zu viel Wert auf diese Art des Lernens gelegt, bei der man im Prinzip nichts lernt außer, wie man Wissen in seinen Kopf bekommt und schnell wieder vergisst, wenn man die Klausur oder die Abfrage hinter sich gebracht hat. In manchen Fächern macht das schon Sinn, mit unregelmäßigen Verben kann man nun mal nichts anderes machen als sie auswendig lernen und sich immer wieder abfragen lassen, aber in anderen Fächern gibt es bessere Methoden.

Warum sollten also nicht zur Abwechslung mal die Schüler belohnt werden, die dem Unterricht folgen, die mitdenken und gute Beiträge liefern oder auch einfach nur gute Frage stellen? Wenn ich zum Beispiel Geschichte unterrichten würde, würde ich einen Schüler, der gut durchdachte Fragen stellt und zeigt, dass er offensichtlich die Zusammenhänge verstanden hat, besser bewerten als einen Schüler, der mir alle Geschichtsdaten herunter beten kann.

Und Benotungen sind doch fast immer subjektiv. Selbst in Fächern wie Mathematik oder Physik liegt es im Ermessen des Lehrers, ob er trotz falschem Ergebnis einen richtigen Ansatz erkennt und dafür Punkte gibt oder nicht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Meinst du damit die Benotung für fachliche Kenntnisse oder die sogenannten Kopfnoten? Denn zumindest bei den Kopfnoten entscheiden alle Lehrer, die in der Klasse unterrichten, welche Note vergeben wird. Und man wird sicherlich auch eine eventuelle Schüchternheit dabei berücksichtigen. Eine meiner Töchter traut sich auch selten sich zu melden, selbst wenn sie absolut sicher ist, dass ihr Antwort richtig ist. Trotzdem hat sie insgesamt gute bis sehr gute Noten.

Von daher kann ich absolut nicht über eine unfaire Benotung klagen. Nur weil jemand schüchtern ist, wird kaum ein Lehrer schlechte Noten verteilen. Auch nicht auf die mündliche Leistung. Wobei diese Noten meist eh nur als Teilnote bezeichnet werden und nicht so viel Gewicht in der Gesamtnote haben, wie zum Beispiel die Zensuren aus einer Klassenarbeit.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Vorab muss man sagen, dass das Lehrerdasein immer durch Antinomien bestimmt ist, es gibt immer unvereinbare Gegensätze. Zum Einen soll er dem Schüler als Individuum gerecht werden, zum Anderen muss er alle objektiv gleich behandeln und theoretisch sollte sich so eine soziale Gerechtigkeit ergeben, die von allen akzeptiert wird Wie gesagt, theoretisch. In der Praxis ist es nun mal so, dass jeder Schüler individuell ist und die Erfahrungen, die man schon vorher mit anderen Schülern gemacht hat, rein gar nichts bringen. So ist es auch in deinem Fall. Vielleicht hat der Lehrer mit der Benotung der Mitarbeit in der anderen Klassen gute Erfahrungen gemacht und überträgt sie nun auf deine. Oder er möchte besonders die Schüler ansprechen, die in schriftlichen Arbeiten ihre Probleme haben, mündlich jedoch Punkte gut machen können.

Wie hier bereits erwähnt wurde, ist es sinnvoll ,sich kontinuierlich Notizen zu machen, ohne die Kinder davon zu unterrichten, jedoch befürworte ich auch solche Stichproben, um zu sehen, ob die betreffenden Schüler sich dann mehr anstrengen, oder ob sie wenig Interesse zeigen, wenn es darum geht, ihre Leistungen zu verbessern.

Wir hatten auch einen Lehrer, der das Verfahren der mündlichen Note in einer Unterrichtsstunde an uns anwendete, er ging jedoch sehr unlogisch vor. Er sagte zu Beginn der Stunde, dass er heute jemanden mündlich benoten werde, sagte aber den Namen nicht. Im Laufe der Stunde verriet er seine Wahl dadurch, dass er die betreffende Person ständig fragte.

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich hatte immer große Probleme mit diesen mündlichen Noten. Ich konnte mich einfach nicht melden, vor anderen reden und spontan auf Fragen antworten. Für mich war jede Schulstunde ohne Klausur ein Höllentrip, weil ich ewig Angst hatte, dass man mich einfach irgend etwas fragen könnte und viele Lehrer machten das leider auch. Man musste sich nicht melden, sondern wurde einfach so gefragt. Nicht, dass ich die Antworten nie gewusst hätte, ich war einfach nur viel zu verängstigt - was ja auch kein Wunder ist, wenn die Mobber im selben Raum sind und jedes Auffallen dazu nutzen, blöde Sprüche abzugeben. Statt mit guter Antworten glänzte ich also regelmäßig durch Angstschweiß und an eigenes Melden war gar nicht mehr zu denken.

Nun war es so, dass ich schriftlich aber immer zwischen 2 und 3 stand. Rein von der schriftlichen Leistung wäre ich also immer zufriedenstellend durch die Schullaufbahn gekommen. Da ich aber mündlich immer auf 6 stand, bekam ich letztlich auf dem Zeugnis immer nur Vieren und sogar Fünfen trotz guter oder befriedigender Klausuren. Nein, fair ist das nicht.

Ich finde es okay, wenn man im Zeugnis notiert, ob jemand introvertiert ist oder engagiert mitarbeitet. Aber die Fachnoten so an die mündliche Mitarbeit zu knüpfen, finde ich nicht gut.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Eigentlich finde ich mündliche Noten jenseits des klassischen Abfragens durchaus wichtig und begrüßenswert. Meine Schullaufbahn bestand zum einem sehr großen Teil aus dem Auswendiglernen irgendwelcher Fakten, das wurde auch in den meisten Klausuren mehr oder minder fokussiert. Ich hingegen finde es durchaus wichtig, dass ein Schüler auch danach bewertet wird, ob er sich beispielsweise gut in eine Diskussion einbringen kann, über viel Allgemeinwissen verfügt oder einfach nur zwischendurch kluge und durchdachte Fragen stellt. Das sind Dinge, die im gesamten Schulleben sowieso relativ kurz kommen. Würde man nun generell mündliche Benotung abschaffen, wobei das viele Lehrer ohnehin schon getan haben, würden diese Kompetenzen gar nicht mehr bewertet werden.

Ich gebe zu, dass das gerade auch für eher schüchterne Menschen eine Herausforderung darstellt, genauso wie ich weiß, dass mündliche Noten nicht immer gerecht sind. So manch ein Lehrer vergisst es, sich über das Jahr verteilt Notizen über jeden Einzelnen zu machen. Geht es dann an die Zeugnisnoten, wird nur im Gedächtnis gekramt und gerade diejenigen, die weder positiv, noch negativ aufgefallen sind, sind einer gewissen Willkür ausgesetzt. Dafür kann man aber nicht die mündlichen Noten, sondern nur den einzelnen Lehrer verantwortlich machen.

Ich erinnere mich an einen meiner Lehrer, der eine recht gute Bewertungsmethode hatte. Er griff sich immer zwei bis drei Schüler heraus und beobachtete diese über drei bis vier Unterrichtseinheiten, stellte gerade ihnen gezielt mehr Fragen und bezog sie stärker in Diskussionen ein. Selbst wenn ein Schüler dann eine einzelne Stunde völlig unvorbereitet war, rutschte die Note somit nicht sofort in den Keller. Diese Methode der mündlichen Noten fand ich immer gut und hätte mir gewünscht, dass mehr Lehrer auf diese Weise verfahren wären, denn dann müssen mündliche Noten absolut nicht unfair sein.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei uns in der Schule war es so, dass SchülerInnen welche sich freiwillig gemeldet haben im Unterricht ein Plus eingetragen wurde. Klar habe ich dies manchmal als unfair betrachtet, da ich eher schüchtern und zurückhaltend war und mich nie freiwillig gemeldet habe, weil ich davor zu viel Angst hatte.

Betrachtet man es aus dieser Perspektive, ist es für eine gewisse Anzahl von Schülern sicher als nicht fair beurteilt, weil sie es einfach nicht schaffen sich vor allen anderen zu melden und Antworten zu geben, auch wenn sie die richtige Lösung vielleicht sogar wissen.

Allgemein betrachtet sehe ich das alles etwas anders und wenn ich die Lehrperson wäre würde ich es wahrscheinlich auch so machen, da Leistung einfach belohnt werden sollte. Warum sollten also SchülerInnen welche aktiv am Unterricht teilnehmen dafür nicht mit eventuell besseren Noten belohnt werden? Wobei belohnt nicht richtig ist, sie haben sich die bessere Note schlichtweg erarbeitet.

Möglicherweise sollte man jedoch andere Methoden entwickeln um es auch zurückhaltenderen Menschen zu ermöglichen eine aktive Teilnahme am Unterricht zu erleichtern bzw. überhaupt zu ermöglichen. Leider ist dies in den meisten Schulen noch reine Zukunftsmusik.

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» artemis88 » Beiträge: 160 » Talkpoints: 1,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es schwierig zu sagen, weil ich auch immer schüchtern war und mich nur sehr selten mal gemeldet habe. Darum fand ich die mündliche Benotung zu meiner Schulzeit auch ganz schlimm und auch etwas unfair. Aber sie gehört nun mal dazu und wenn Lehrer nur Abfragen machen, für die man vorher gezielt lernen kann, dann finde ich es irgendwie auch komisch. Für mich zeigt die mündliche Note, was man im Unterricht gelernt hat und wie gut der Lehrer dieses Wissen vermitteln konnte. Wenn man aber gezielt für eine Abfrage zu einem Thema lernen kann, dann wird es doch verfälscht.

So sehe ich es zumindest, wenn es nur diese Abfragen gibt und sonst gar keine mündliche Note festgehalten wird. Etwas anders ist es bei Referaten, die man zur Verbesserung der mündlichen Note halten kann. So etwas wurde bei uns oft angeboten, wenn man sich eben selten gemeldet hat. Aber es war eben immer nur zusätzlich zu der mündlichen Note zu sehen, die durch das Melden der Schüler oder spontane Fragen der Lehrer zustande kam.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde es auch manchmal unfair, wie Lehrer bewerten, jedoch finde ich es schon richtig, dass Lehrer einen nach Mitarbeit im Unterricht bewerten. Das gehört einfach dazu finde ich.

Eine Lehrerin von mir nimmt auch manchmal Schüler dran, wenn sie merkt das diese sich unregelmäßig im Unterricht beteiligen. Ich finde jeder sollte sich vor dem Unterricht ein bisschen das Material von letzter Stunde angucken.

Was ich den Lehrern/Lehrerinnen aber auch noch ankreiden möchte ist, dass viele oftmals einfach ihre Sympathien mit einbringen, das ist natürlich etwas was überhaupt nicht geht! Was ich auch bemängel ist, dass viele Lehrer einfach Noten geben, diese aber überhaupt nicht im Vergleich zu anderen stehen.

» JuliBang » Beiträge: 12 » Talkpoints: 1,71 »


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