Nährwertampeln für Lebensmittel?

vom 01.02.2014, 15:46 Uhr

In England gibt es seit einiger Zeit eine Art Nährwertampel auf vielen Produkten die im Supermarkt erhältlich sind. Die Handelskonzerne sind zwar nicht verpflichtet, eine solche einzuführen, allerdings tun viele das von sich aus, allerdings auch nur, nachdem die Grenzwerte nun verschoben worden und viele Produkte das ''Rot'' nun nicht so leicht erhalten, wie sie es eigentlich sollten.

Da inzwischen an die 60% aller Erwachsenen und 20% aller Schulkinder in der EU als Übergewichtig oder fettleibig gelten, die auf falsch Ernährung zurückzuführen ist, setzen sich nun Organisationen wie beispielsweise Foodwatch auch dafür ein, dass es das Ampelsystem zukünftig in Deutschland geben soll, obwohl dies sicherlich nicht so einfach sein wird. Im Moment wird zwar natürlich auch auf den Verpackungen angegeben, wie viel Zucker und Fett in einem Produkt enthalten ist, allerdings ist es ja nicht selten so, dass die Lebensmittelkonzerne sich ihre Werte ''schönrechnen'' und es dann für den Verbraucher am Ende harmlos aussieht, obwohl es das eigentlich nicht ist.

Besser wäre es, wenn die Nährwerte übersichtlich gestaltet werden würde und man sie auch nicht mehr auf der Verpackung suchen müsste, wie dies bei einigen Produkten der Fall ist, sondern man sie übersichtlich und auf der Vorderseite des Produktes anbringen würde. Laut wissenschaftlichen Studien können die Verbraucher den Gehalt eines Lebensmittel an Fetten oder Zucker am Besten einschätzen, wenn man nach dem Ampelsystem vorgeht und es hat sich inzwischen auch ein Großteil der Verbraucher selbst für dieses System ausgesprochen. Damit sich dies durchsetzt, müsste sich allerdings politisch noch einiges tun, denn von selbst werden unsere Lebensmittelkonzerne sicherlich nicht auf uns zukommen oder wenn, dann nur gemogelt, wie das etwa nun in England der Fall ist.

Prinzipiell finde ich die momentane Kennzeichnung auf Lebensmitteln auch nicht schlecht, ich kann durchaus gut einschätzen, ob man dies nun als gesund oder ungesund einschätzen würde. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es langfristig was bewirken kann, wenn man auf die Vorderseite einer Verpackung ein solches Ampelsystem drucken würde, wer würde sich nicht besser fühlen, in seinem Einkaufswagen Produkte liegen zu haben, die hauptsächlich mit grün gekennzeichnet sind, als lauter rote Produkte? Gerade wenn man an Übergewicht leidet, kann das ein guter Richtwert für einen sein, die Finger von solchen Produkten zu lassen. Verkehrt fände ich es daher nicht, wenn sich so was durchsetzen würde, auch wenn ich denke, dass es trotzdem noch genug Menschen gibt, die dem keine Beachtung schenken würden.

Es gibt aber sicherlich auch genug Menschen, die beispielsweise versuchen sich gesund zu ernähren, denen aber einfach nicht bewusst ist, wie ungesund einige Lebensmittel sind. Nicht alle Menschen wissen beispielsweise von verstecktem Zucker in etwa Ketschup oder sind sich darüber im Klaren, wie viel Fett sie zu sich nehmen, wenn sie Chips oder Nachos essen. Für Menschen die sich vorher nicht mit dem Thema beschäftigt haben, aber dennoch Wert auf eine gesunde Ernährung legen, wäre das mit Sicherheit eine gute Hilfe.

Wie seht ihr das, glaubt ihr, dass ein Ampelsystem etwas an eurer oder der Ernährung anderer Menschen ändern würde und langfristig vielleicht sogar etwas gegen das steigende Übergewicht in der Bevölkerung tun könnte? Würdet ihr auf Produkte verzichten, auf denen Angaben wie beispielsweise Fett oder Zucker mit rot gekennzeichnet sind oder wäre euch das egal?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist heutzutage so (oder war das nicht schon immer so), dass die Menschen es schön einfach haben wollen. Es gibt ja schon die Kennzeichnung, wie viel Fett, Zucker und Co enthalten sind, mit Prozentangaben der jeweiligen Tagesdosis. Aber das ist eben nicht einfach genug. Da muss man dann z.B. trotzdem noch darauf schauen, wie groß eine Portion ist, die da bewertet ist.

Das Ampelsystem wäre schön einfach. Nur drei Farben, die einem genau sagen, ob das Lebensmittel gesund oder ungesund ist. Man muss nicht mehr denken. Für viele Menschen wäre dieses System also durchaus ein Gewinn. Man kauft einfach nur noch grüne Lebensmittel oder keine roten mehr. Ich denke schon, dass es hilfreich wäre und bei vielen Menschen dazu führen würde, dass sie sich gesünder ernähren.

Persönlich kaufe ich so gut wie keine verarbeiteten Lebensmittel. Nicht, dass ich ausschließlich Obst und Gemüse esse. Ich esse wahrscheinlich auch teilweise zu viel Süßes, aber dann habe ich das selber hergestellt, in dem ich einen Kuchen oder Muffins gebacken habe und nicht die Finger davon lassen kann. Also ganz ohne Denken funktioniert es nicht.

Zudem ist das Ampelsystem schon ziemlich einengend. Es wird ja sozusagen von oben festgelegt, was nun zu viel Fett enthält und einen roten Punkt bekommt. Das lässt sich dann gar nicht mehr individuell anpassen. Ich meine, wenn ich hier und da auf Fett verzichte, darf ich auch mal guten Gewissens dort etwas mehr drin haben. Das ist ja auch meine Entscheidung und nur ich weiß, ob ich es mir erlauben darf oder nicht.

Also ich finde das System überwiegend positiv und ich gönne es jedem, dem es die gesunde Ernährung vereinfacht. Persönlich würde sich an meiner Ernährung aber nicht viel ändern. Wobei ich mir vorstellen kann, dass es die eine oder andere Überraschung geben kann. Ich bin niemand, der die Nährstofftabellen jedes Lebensmittel im Kopf hat oder auch nur übermäßig beim Einkaufen darauf achtet. Von daher könnte es durchaus interessant sein. Aber ich würde mich auch nicht sklavisch daran halten und nie wieder etwas mit einem roten Punkt kaufen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Kann sein, dass ich mich irre, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass du dich derzeit ziemlich sehr in das Thema Ernährungslehre und gesunde Ernährung steigerst. Also verstehe mich bitte nicht falsch, es ist sicher sehr löblich, wenn man auf seine Ernährung achtet. Ich selber lege auch großen Wert darauf und habe auch Ernährungswissenschaften studiert. Das fand ich auch wirklich sehr interessant und du hast im Prinzip schon recht, dass sicher viele nicht so auf ihre Ernährung achten, aber man sollte denke ich durchaus auch aufpassen, dass man sich nicht allzu sehr in etwas hinein steigert.

Dieses Ampelsystem gibt es ja schon lange und wird ja immer wieder diskutiert. Ich sehe es nicht nur positiv. Klar, auf den ersten Blick mag es durchaus übersichtlich sein. Ich bin aber kein Fan davon, Lebensmittel in "gut" und "böse" einzuteilen. Für mich besteht eine gesunde Ernährung aus einer ausgewogenen Ernährung, wo auf jeden Fall auch rote Lebensmittel dazu gehören, wenn ich hier nun nach dem Ampelsystem gehe. Und im großen und ganzen ist den Leuten denke ich durchaus klar, welche Lebensmittel rot und welche grün sind. Jedenfalls glaube ich nicht, dass so ein Ampelsystem am Ernährungsverhalten der meisten Leute etwas ändern wird.

Wenn ich da an ein paar Bekannte denke, die eben zum Beispiel übergewichtig sind, dann ist denen durchaus klar, wo ihre Ernährungsfehler liegen. Dafür würden sie keine Ampel benötigen. Und man muss umgekehrt auch denken, dass es für jene, die eher Probleme in Richtung Magersucht oder so haben, so ein Ampelsystem auch negativ sein kann, weil die roten Lebensmittel dann ja erst recht tabu sind.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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