Gewalt in Jugendclubs ohne echte Betreuung

Es heißt ja immer, dass Jugendclubs dazu dienen sollen, das Verhalten von Jugendlichen halbwegs in geregelte Bahnen zu lenken. Man möchte sie damit von der Straße holen und ein Abrutschen in Gewalt und Kriminalität verhindern. Es soll ja oftmals ein Abrutschen in die Kriminalität gerade dadurch entstehen, dass Jugendliche zu lange und oft allein gelassen würden. Dann würden sie auf der Straße möglicherweise auf Ideen kommen, die nicht so ganz den geltenden Gesetzen entsprechen.

Klar macht jeder Jugendliche wohl mal Blödsinn, aber diese Aussage, dass der häufige Aufenthalt auf der Straße ohne irgendeine erwachsene Leitung oftmals zu einem Abdriften in Richtung Gewalt, Kriminalität und Drogen führen würde, habe ich jedenfalls schon oftmals gelesen. Ob das wirklich schlüssig ist, darüber bin ich mir aber ehrlich gesagt selber noch nicht so sicher. Bei einigen Jugendlichen mag es aber wohl wirklich stimmen. Jedenfalls habe ich solche Dinge hier in der Großstadt schon des Öfteren mitbekommen.

Was ich mich aber doch frage, ist, ob es wirklich damit getan ist, einfach Jugendclubs zu errichten. Wenn dort wirklich ein Programm geboten wird und Jugendliche notfalls auch Hilfe erhalten, ist das super. Ich weiß auch, dass die finanziellen Förderungen knapp sind, und dass die Arbeit in dem Bereich nicht immer leicht ist. Ich habe daher einen großen Respekt vor Einrichtungen, die wirklich ein soziales Verhalten unter Jugendlichen fördern können, die ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten und eine Perspektive bieten. Leider scheint aber die Förderung zumindest hier in der Stadt an einigen Stellen wirklich etwas zu knapp auszufallen. Und ich habe den Eindruck, dass man sich in so einem Fall den Jugendclub theoretisch auch ganz sparen könnte, auch, wenn das vielleicht erst einmal etwas extrem klingen dürfte.

Kommen wir mal zu meinen eigenen Erfahrungen mit städtischen Jugendclubs: Als Kind war ich mal nachmittags bei einem, aber auch nur wenige Male. Denn was ich dort erlebt hatte, innerhalb dieses Gebäudes, fand ich einfach nicht angenehm. Da waren Jugendliche, die einander beschimpften und verprügelten, einige Jugendliche hatten offenbar Messer dabei, und ich meine damit keine normalen Taschenmesser. Außerdem kam es wohl öfters vor, dass dort einige Jugendliche andere Gleichaltrige bedrohten und beraubten.

Was mich besonders schockierte, war, dass das eben in den Räumen dieses Jugendzentrums passierte. Die "Betreuung" fand dort offenbar nur insofern statt, dass da zur Öffnungszeit jemand mit einem Schlüssel vorbeikam, der die Tür aufschloss, und dass abends wieder jemand kam, um das Gebäude wieder abzuschließen. Ansonsten gab es dort nichts, kein Programm, keine Betreuer. Von mehreren Freunden weiß ich, dass so etwas wohl auch in einigen anderen Jugendclubs vorkam.

Heute lebe ich in einer Gegend, wo ich auf dem Weg zum Bahnhof auch immer an einem Jugendzentrum vorbeilaufe. Da habe ich auch schon öfters lautes Geschrei gehört und gesehen, dass Jugendliche sich miteinander prügeln. Jetzt könnte man natürlich sagen, man solle sie ruhig lassen. Vielleicht wäre das wirklich angebracht, da habe ich keine Ahnung, was da pädagogisch am sinnvollsten wäre. Aber diese Behauptung, dass Jugendclubs Jugendgewalt verhindern und die Jugendlichen friedlicher, sozialer und toleranter machen würden, die löst sich irgendwie für mich bei einem solchen Anblick in Luft auf, insbesondere, wenn ich diesen Anblick alle paar Tage habe, wenn ich spätnachmittags vom Bahnhof aus nach Hause laufe.

Was für Erfahrungen habt Ihr mit Jugendclubs gemacht? Konntet Ihr dort auch schon Gewalt beobachten? Haltet Ihr die Betreuung normalerweise für ausreichend? Brauchen Jugendliche überhaupt noch Betreuung, oder sollte man sie in so einem Alter auch in Jugendclubs sich selber überlassen, und ihnen einfach nur einen Raum bieten, um sich dort aufzuhalten, aber keineswegs irgendwie in ihr Verhalten eingreifen?

Nicht zwangsläufig gibt es Gewalt, wenn keine Kontrolle vorhanden ist. Ich kenne auch Jugendclubs wo die Nutzer sehr umsichtig sind, da es auch nicht ihr Eigentum ist, was sie dort vorhanden. Das geht sogar soweit, dass man der Kommune anbietet, dass man nötige Renovierungsarbeiten selbst macht, wenn man zumindest das Material gestellt bekommt.

Nur leider werden solche Objekte kaum in der Öffentlichkeit bekannt. Es ist nicht unbedingt mehr Gewalt vorhanden. Aber genau diese Einrichtung, wo es Gewaltvorfälle gibt, schaffen es in die Medien und werden so dargestellt, dass es Normalität ist. Würde man eher die positiven Ereignisse öffentlich machen, würde man nicht eine ganze Generation als potentielle Schläger hinstellen.

Als ich das Alter für den Jugendclub hatte, haben wir kämpfen müssen, damit wir einen Raum bekommen. Einige Jahre vorher hatte die damalige Generation zwei Mal die komplette Einrichtung ruiniert und der Jugendclub wurde geschlossen. Und man sollte man bedenken, dass dies mehr als 30 Jahre her ist. Also Jugendliche, die lieber mit Gewalt aufgefallen sind, gab es schon damals. Nur wird es heute in den Medien auch mehr gepusht, was alles wesentlich dramatischer erscheinen lässt.

Dass es auch Jugendclubs mit wenig oder auch ganz ohne Betreuung gibt, bei denen alles super läuft, weiß ich. Aber es gibt eben auch Fälle, wo dann in den Clubs randaliert, geprügelt und geraubt wird. Ich bezog mich in meinem Eingangsposting nicht einmal auf irgendwelche Medienberichte. Anlass war wirklich, dass ich derzeit regelmäßig auf dem Weg zum Bahnhof oder zurück eben an diesem einen Jugendclub vorbeilaufe und dann immer sehe, was da los ist. Und dann kamen mir vor Kurzem eben auch wieder die Erinnerungen an das, was ich damals selber als Kind in so einem Kinder- und Jugendclub erlebt hatte.

Also selbst, wenn das Problem, dass Jugendliche in unbetreuten Jugendclubs teilweise ziemlich aggressiv und unsozial miteinander umgehen, nicht die Regel ist, frage ich mich schon, was man dagegen machen könnte. Sollte man überhaupt etwas tun? Und wenn ja, was? Oder sollte man das einfach hinnehmen, als Art Randerscheinung, die es leider in jeder Generation gibt?

Was wollte man denn dagegen tun? Betreuung kann funktionieren, wenn die betreuenden Personen ein gutes Verhältnis zu den Jugendlichen aufbauen können. Auch da ist mir der Jugendclub unseres Ortes im Hinterkopf. Da gab es bis zur Schließung vor ein paar Jahren auch eine Betreuung. Die eine Frau hat es verstanden die Kinder und Jugendlichen sanft zu lenken und ihre vorhandenen Energien für positive Dinge zu nutzen. Die Betreuerin, die danach kam, hat das nicht so geschafft und am Ende blieb der Jugendclub leer und die Jugendlichen trafen sich woanders.

Wie gesagt, wenn man die Jugendlichen an der richtigen emotionalen Stelle erwischt, dann kann man sie auch lenken. Bei uns in der Stadt gibt es einen sehr beliebten Jugendclub, der eigentlich für den Stadtteil ist. Trotzdem kommen Jugendliche aus anderen Stadtteilen, wenn Schraubernachmittag ist. Sprich da werden Fahrräder und Mopeds repariert und ein Erwachsener, der fachlich kompetent ist, leitet die ganze Zusammenkunft.

Da werden die Jugendlichen den Teufel tun und es zulassen, dass eine Minderheit ihr Domizil zusammen kloppt. Aufpasser alleine werden also das Problem nicht lösen. Wobei es auch in den Medien schon oft genug Berichte gab, dass da ausgebildete Sozialarbeiter fehlen, wo die jungen Leute auch ein offenes Ohr für ihre Probleme finden. Man kann ihnen teilweise nicht mal einen Vorwurf machen, wenn sich diese Probleme in Aggressionen umwandeln, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen.