Männer die bewusst auf pummeligere Frauen stehen
Wenn man danach ginge, dass würden ja alle übergewichten Menschen kein ausgereiftes Selbstbewusstsein haben bzw. deren Partner, die sie eben lieben und von denen sie geliebt werden. Es gibt eben Männer, die mögen eher was zum anfassen und nur weil die Frau vielleicht fülliger ist, muss es ja auch nicht sein, dass sie Übergewicht hat. Oftmals ist es ja auch so, dass Männer, die etwas kräftiger sind und einen Bauch haben, auch eher auf Frauen mit ähnlichen Figuren stehen.
Ich finde es gut, dass eben die Geschmäcker verschieden sind. Wenn man Männer hört, dann mögen die meisten eher Kurven und keine Klappergestelle. Ich würde dem Freund deines Partners nicht unterstellen, dass er ein geringes Selbstbewusstsein hat und sich deswegen nur nach diesen Frauen umsieht. Es kann doch auch sein, dass es einfach seinen Vorstellungen von einer Frau entspricht.
Crispin hat geschrieben:Haarfarben sind aber nicht krankhaft, Übergewicht im Grunde ja schon. Es ist eine krankhafte Veränderung des Körpergewichts im Verhältnis zur Körpergröße und ich würde die Tatsache nicht verharmlosen, dass sich damit die Risiken erhöhen, diverse Krankheiten zu bekommen. Man entscheidet sich doch auch nicht bewusst dazu, sich einen Partner zu suchen, der Diabetes oder Gelbsucht hat.
Den Gedankengang kann ich schon nachvollziehen. Es heißt ja auch, dass man über die Pheromone unbewusst entscheidet, wer genetisch zu einem passt, um gesunde Kinder zu produzieren. Aber von diesen natürlichen Kriterien haben wir uns doch total entfernt. Es geht bei der Partnerwahl nicht mehr nur um´s Kinderkriegen. Die Wünsche sind von gesellschaftlichen Normen und persönlichen Ansichten geprägt.
Ansonsten würden z.B. auch Brillenträger wegfallen. Es ist ein äußerliches Anzeichen für eine körperliche Schwäche und mit so jemanden sollte man keine Kinder haben wollen. Aber da sich unser Gehirn eben in den letzten 10.000 Jahren weiterentwickelt hat, weiß der Mensch, dass dahinter dennoch ein Mensch stecken könnte, der einige andere Qualitäten aufweist, die einem gemeinsamen Kind guttun würden.
Es stimmt übrigens auch nicht, dass in der Tierwelt immer die großen Starken zum Zuge kommen. Bei Affen ist es schon beobachtet worden, dass sich die Damen nicht an die Regel halten, dass nur das Alphamännchen ein guter Fortpflanzungspartner ist. Eine Freundin steht Schmiere und die Damen verschwinden mit Männchen hinter den Büschen, die zwar nicht die Stärksten sind, sich dafür aber besonders geschickt bei der Nahrungssuche anstellen oder die besten Plätze zum Schlafen kennen.
Manchmal zählt halt auch das Gehirn und nicht nur der Körper. Und Menschen sind doch noch mehr in der Lage dazu, hinter die Fassade zu schauen. Dass man mit jemanden 80, 90 Jahre alt wird und er daher, wenn man ihn sich mit 30 aussucht, in perfekter körperlicher Verfassung sein muss, ist doch eh absurd. Zum Kinderkriegen reicht es, wenn man bis 40 Jahre gesund bleibt, plus 15 Jahre zum Aufziehen des Nachwuchses.
So viel zum Biologischen. Was ich aber ganz schwierig finde in deinem Beitrag, ist deine Verwendung der Wörter "übergewichtig", "pummelig" und "mollig". Bei dir ist das alles das gleiche und man hat das Gefühl, deine Kritik fängt bei 5 Kilo über dem absoluten Idealgewicht an. Und dem kann ich ganz sicher nicht zustimmen.
Ja, das mag sein, aber ist das ein Vorteil? Leicht dick bedeutet ja dann auch irgendwo Übergewicht und das Übergewicht nicht gesund ist, sollte inzwischen ja auch bekannt sein. So gesund finde ich es daher nicht, wenn Frauen auf einmal meinen würden, leichtes Übergewicht wäre das neue Schönheitsideal.
Leichtes Übergewicht ist tatsächlich nicht ungesund, sondern kann sogar lebensverlängernd wirken. Das gilt besonders im Alter. Frauen, wie bis zu 10 kg zu viel haben, leben länger als die, die schlank sind. Bei älteren Damen kann man sich das dadurch erklären, dass hier schnell mal durch Erkrankungen etc. eine Schwächung eintreten kann und die etwas Molligeren da eben Reserven haben. Natürlich ist zu großes Übergewicht dann wieder kontraproduktiv.
Ich stehe ehrlich gesagt auch auf etwas mollige Männer. Die Gesichtszüge sind dann nicht mehr so eckig und markant, sondern eher weich und das gefällt mir, das finde ich niedlich. Zudem kuschle ich mich lieber an ein Waschbärbäuchlein als an harte Muskeln. Bin ich jetzt auch irgendwie gestört oder was auch immer, weil ich nicht das angebliche biologische Ideal der Schlankheit bevorzuge?
So viel zum Biologischen. Was ich aber ganz schwierig finde in deinem Beitrag, ist deine Verwendung der Wörter "übergewichtig", "pummelig" und "mollig". Bei dir ist das alles das gleiche und man hat das Gefühl, deine Kritik fängt bei 5 Kilo über dem absoluten Idealgewicht an. Und dem kann ich ganz sicher nicht zustimmen.
Das stimmt. Das klingt wirklich bei Dir alles so, als wäre schon ganz geringes Übergewicht total schlimm und verabscheuungswürdig. Fünf Kilo zu viel sieht man bei den meisten Menschen gar nicht und ich würde auch sagen, dass 10 Kilo zu viel niemanden verunstalten oder gesundheitlich wirklich schlimm wären. Sicherlich erhöht Übergewicht das Risiko für bestimmte Erkrankungen, aber damit das wirklich dramatisch ist, müsste jemand schon richtig viel Übergewicht haben.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich glaube, dass hier jeder eine andere Auffassung davon hat, ab wann jemand wirklich übergewichtig ist. Daher ist es auch schwer zu sagen, ob man das nun immer gleich so dramatisieren und als krankhaft bezeichnen muss.
Klar gibt es Kriterien (wie zum Beispiel eben den BMI), aber selbst Experten streiten sich ja darüber, ob der wirklich so ausschlaggebend ist. Ich weigere mich einfach, mich nur noch mit solchen Dingen zu beschäftigen und nur noch Kalorientabellen zu studieren. Ich besitze auch ganz bewusst keine Wage.
Wenn es um die Partnersuche geht, so wäre mir zum Beispiel ein etwas dickerer, intelligenter Mensch wesentlich lieber als ein Dummkopf mit einer sportlichen Figur. Das Genmaterial des "Dicken" wäre in diesem Fall auch das wesentlich erstrebenswertere, um es an seine Nachkommen weiterzugeben.
Abgesehen davon, finde ich, dass es gar nicht in erster Linie auf das Gewicht, sondern auf die Fettverteilung und die Proportionen ankommt. Gerade Afrikanerinnen (oder auch Brasilianerinnen) verfügen oft über einen sehr schön harmonisch geformten weiblichen Körper. Ich finde es Klasse, wie sie zu ihren Kurven stehen und die auch ganz selbstbewusst präsentieren. Meist habe sie zum Beispiel einen sehr schönen runden Po, der hierzulande wahrscheinlich schon als "fett" gelten würde, der aber eigentlich total ästhetisch und sexy aussieht. In Brasilien lassen sich Frauen mit einem etwas mickrigem Exemplar ja sogar Silikon-Pobacken implantieren, weil ein flacher Hintern dort eben nicht als schön gilt. Eine Kleiderstange, die Samba tanzt, will doch auch von uns niemand sehen, oder?
Was ich auch immer wichtig finde, ist, wie sich jemand in seinem Körper bewegt und wohlfühlt. Menschen, die eine gute Beziehung zu ihrer Körperlichkeit haben, wirken auf mich psychisch ausgeglichen und gesund, egal, ob sie nun etwas dicker oder dünner sind. Wenn jemand sich gern und harmonisch bewegt und man ihm ansieht, dass da Körper, Geist und Psyche zu einer Einheit verschmelzen, finde ich das attraktiv. Ich habe eine (leicht) übergewichtige Freundin, bei der das zum Beispiel so ist. Sie ist auch überhaupt nicht träge oder bequem, sondern bewegt sich sogar sehr gern. Wenn sie zum Beispiel Salsa tanzt, klappt vielen zuschauenden Männern die Kinnlade runter! Sie hat ein super Rhythmusgefühl und bewegt sich total ästhetisch. Dagegen gibt es auch schlanke Frauen, die beim Tanzen nur nervös und hektisch mit Armen und Beinen herumfuchteln, überhaupt kein Taktgefühl haben und total eckige Bewegungen machen.
Heute, hier und in unserer westlichen Kultur gilt der androgyne Frauentyp als Schönheitsideal. Wenn du dir mal die Models anschaust, so sind die oft ja schon eher knabenhaft gebaut. (was ich persönlich bei einigen auch sehr attraktiv finde) In früheren Epochen oder in manchen Kulturen würde man die sicher als krank und hässlich bezeichnet haben, weil sie kaum noch weibliche Formen aufweisen. Eine schon fast männliche Figur könnte bei einer Frau durchaus schon als Zeichen von Unfruchtbarkeit oder ähnlichem gesehen werden. Jedenfalls sahen Darstellungen von Fruchtbarkeitsgöttinnen niemals so aus. Sie hatten meist ein extrem ausladendes Becken, einen beachtlichen Po und meist auch große Brüste.
Ich denke nicht, dass es sich begründen lässt, wieso es Männer gibt, die auf eher mollige Frauen stehen. Immerhin gibt es doch genauso gut Männer, die nur auf extrem dürre Frauen stehen, während es wiederum auch Männer gibt, die nur rothaarige Frauen mögen. Geschmäcker sind doch völlig verschieden und es ist doch normal, dass jeder Mensch unterschiedliche Vorlieben hat. Und nur weil die Vorlieben von jemandem nicht der Allgemeinheit entsprechen, muss das doch noch lange nicht heißen, dass das nicht normal ist.
Mir kommt es so vor, als wenn du dich wundern würdest, warum nicht alle Männer auf normalgewichtige Frauen mit langen blonden Haaren und blauen Augen stehen. Das finde ich jedoch völlig absurd. Warum sollte es denn nicht normal sein, dass man ganz unterschiedliche Vorlieben hat? Dabei müssen sich Vorlieben ja auch nicht unbedingt begründen lassen. Jemand, der nur auf blonde Haare steht, wird ja auch nicht begründen können, warum er genau auf diese Haarfarbe steht und womöglich ist das bei molligen Frauen genauso.
Ich selbst könnte es mir nun niemals vorstellen, einen rothaarigen Freund zu haben, da mir diese Haarfarbe bei Männern nicht im Geringsten gefällt. Andere können sich dabei vielleicht niemals vorstellen, einen molligen Partner zu haben, weil ihnen das nicht gefällt. Wiederum andere finden das vielleicht wieder ganz toll und von daher würde ich mir darüber auch keine Gedanken machen. Immerhin finde ich es toll, dass viele Menschen einen anderen Geschmack haben, als die Allgemeinheit, da auf diese Weise jeder auf seine Kosten kommt. Zudem wäre es ja auch langweilig, wenn wir alle den gleichen Geschmack haben würden.
Crispin hat geschrieben:Haarfarben sind aber nicht krankhaft, Übergewicht im Grunde ja schon. Es ist eine krankhafte Veränderung des Körpergewichts im Verhältnis zur Körpergröße und ich würde die Tatsache nicht verharmlosen, dass sich damit die Risiken erhöhen, diverse Krankheiten zu bekommen. Man entscheidet sich doch auch nicht bewusst dazu sich einen Partner zu suchen der Diabetes oder Gelbsucht hat.
Ich finde, hier sollte mal die Kirche im Dorf gelassen werden. Nur weil jemand keine Bohnenstange ist, heißt das noch lange nicht, dass er krank und unfruchtbar ist und morgen ins Gras beißt! Ich finde diese Einstellung krank und nicht die schöne, mollige Frau, die wenigstens Spaß am Leben hat und nicht bei jedem Essen an einem trockenen Salatblatt knabbert und jammert, dass sie schon wieder ein halbes Gramm zugenommen hat und nun ihr keine einzige Hose mehr passt!
Ich steh dazu: Ich mag keine Bohnenstangen, die ihren BH noch auspolstern müssten, um überhaupt auf 75 A zu kommen. Ich mag die weiblichen Rundungen, ich mag das Ankuscheln. Versuch ich mich bei einer dieser Bohnenstangen anzukuscheln, bekomme ich von den Knochen blaue Flecken und es ist nicht wirklich ein Unterschied, ob es sich bei der Bohnenstange um eine Frau oder einen Mann handelt.
Ich finde diesen ganzen Schlankheitswahn krank. Und dass Dünne gesünder leben als Normalgewichtige, die vielleicht auch ein bisschen mehr haben, ist ein Trugschluss! Sie schädigen ihr Herz mit diesem ständigen Abnehmen und haben keinerlei Spaß am Leben. Ja, wenn ich eine Frau suche, die mein Leben mit mir teilen will, dann guck ich gar nicht erst nach Knochengerippen, denn mit denen will ich mein Leben nicht verbringen, da bliebe ich lieber allein!
Crispin hat geschrieben:Mein Freund meinte auch, dass das kein Zufall wäre, sondern dass sein Freund bewusst nach Frauen mit dieser Figur sucht, weil er diese angeblich attraktiv findet.
Wieso angeblich? Kannst Du seine Gedanken lesen? Dein Geschmack ist ja wohl nicht die Messlatte der gesamten Welt. Die Deutungshoheit für seinen eigenen Geschmack hat jeder Mensch selber. Und Geschmäcker gehen sehr weit auseinander. Allein schon kulturell, und dann natürlich auch von Mensch zu Mensch. Das Schönheitsideal ändert sich auch zu unterschiedlichen Epochen sehr stark. Dass schlanke Menschen als Ideal gelten, ist bisher, mal an der gesamten Menschheitsgeschichte gemessen, sogar eher eine Seltenheit.
Crispin hat geschrieben:Das ist in keiner Weise irgendeine Beleidigung, es ist aber nun mal so, dass Übergewicht nun mal anormal ist, eine Person hat deutlich mehr Fettreserven, als dies von der Natur her vorgesehen ist und dies verzehrt eben auch die Figur, es lagert sich Fett an allen möglichen Stellen ab und verunstaltet die Person gewissermaßen.
Wie definierst Du Anormalität? Wenn es um den Durchschnitt gemessen an einer Gesamtpopulation geht, dann gehören Dicke mittlerweile zum normalen Spektrum. Ob das gut ist, darüber kann man debattieren, aber anormal ist es damit wohl nicht mehr.
Und darüber, ob Fettablagerungen verunstaltend wirken, oder nicht, kann man sich auch streiten. Ich finde beispielsweise, dass Haarlosigkeit auf dem Kopf einen Menschen "verunstaltet", und trotzdem laufen etliche Menschen mit Glatze herum, weil sie es schön finden. Dabei könnte man das sogar, evolutionär gesehen natürlich, als kränklich betrachten. Haarausfall deutet nicht auf gute Gene hin, im Vergleich zu festem und üppigem Haar. Ich würde aber trotzdem nie auf die Idee kommen, Menschen mit Glatze irgendwelche Unterstellungen oder Vorwürfe zu machen. Ich habe auch Freunde mit Glatze. Sexuell attraktiv finde ich das zwar nicht, aber das ist mir egal, schließlich sind es "nur" Freunde.
Crispin hat geschrieben:Es kommt ja auch niemand daher und behauptet Cellulite oder gelbe Nägel schön zu finden.
Da wäre ich mir nicht so sicher, wenn ich mir mal überlege, was für Vorlieben es so auf dieser Welt gibt. Es gab übrigens auch mal die Mode, sich die Zähne schwarz zu färben. Das war ein gängiges Schönheitsideal in Japan bis hin zur Meiji-Zeit. Ich verbinde schwarze Zähne gedanklich eher mit Karies und finde sie nicht schön. Trotzdem scheint es Menschen gegeben zu haben, die so empfanden, und offenbar sogar so viele, dass es zu einer verbreiteten Mode werden konnte.
Und darüber, dass etwas Unnatürliches oder gar Dinge, die krank machen, nicht schön seien, braucht man eigentlich gar nicht zu diskutieren. Das ist leicht zu widerlegen. Beispielsweise bekommt man von Schuhen mit hohem Absatz fast immer irgendwann kaputte Füße, trotzdem laufen sicher mindestens 80% aller Frauen mit solchen Schuhen herum. Korsetts, die die Organe verschoben und Frauen reihenweise mit Luftnot umkippen ließen, waren auch nicht gesund. Lotosfüße ebenfalls nicht. Früher hatte man sich Atropin, ein starkes Gift von Nachtschattengewächsen, in die Augen getropft, weil das die Pupillen glänzender macht. Und wie viel karzinogene Chemie sich in heutiger Kosmetik befindet, will ich lieber gar nicht wissen.
Um noch einmal die These zu widerlegen, dass Schlanksein immer auch mit Gesundheit assoziiert werden kann: Bei mir persönlich schwankt mein Gewicht sehr stark, weil ich zum Beispiel durch Stress oder Krankheiten sehr schnell und stark abnehme. Deshalb habe ich im Kleiderschrank auch Sachen in verschiedenen Kleidergrößen. Es lohnt gar nicht, zu klein oder zu groß gewordene Klamotten auszusortieren, weil ich sie bestimmt schon bald wieder brauchen werde.
Wenn ich gerade mal wieder (zum Beispiel durch eine heftige Magen- Darmgrippe, bei Liebeskummer oder Prüfungsstress) kaum noch essen kann und daher stark abnehme, bekomme ich oft tatsächlich mehr Komplimente. Besonders Frauen, deren Selbstwertgefühl sehr stark von ihrem BMI abhängt, fragen mich dann oft voller Bewunderung, wie ich es denn bloß geschafft habe, eine Kleidergröße 34 zu erreichen. Wenn ich dann sage, dass es mir gerade gar nicht so gut geht und ich mich mit ein paar Kilo mehr gewöhnlich wesentlich besser, gesünder und leistungsfähiger fühle, ändert das gar nichts an ihrem Neid. Es geht ihnen nämlich gar nicht um Gesundheit und Wohlbefinden, sondern nur um Schlanksein um jeden Preis. Das empfinde ich zum Beispiel als eine sehr zwanghafte, kranke Einstellung.
Bei mir ist es so, dass ich gelegentliche Fettpölsterchen ganz bewusst als Reserve für schlechte Zeiten toleriere. Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass ich im Krankheitsfall davon profitiere, wenn ich nicht schon vorher spindeldürr war. Wenn ich zunehme, sinkt auch eindeutig meine Anfälligkeit gegenüber bestimmten Infektionskrankheiten. Subjektiv habe ich sogar den Eindruck, dass mich ein paar Fettreseven im Winter besser gegen Kälte oder Erkältungskrankheiten schützen. Außerdem fühle ich mich psychisch belastbarer und ausgeglichener. Wenn ich dünner bin, bin ich gewöhnlich auch nervöser und leichter reizbar.
Was hier ja auch schon (vielleicht mit anderen Worten) gesagt wurde, ist, dass Essen auch Lebensfreude und Sinnlichkeit verkörpert. Viele der mir bekannten Frauen, die sich fast nur über ihr Körpergewicht und ihre Kleidergröße definieren, beschäftigen sich nur noch mit diesem einen Thema. Abgesehen davon, dass sie ständig zwanghaft davon reden müssen, beurteilen sie auch Menschen in ihrem Umfeld fast nur noch nach diesem Kriterium und fällen, nur an Hand solcher Oberflächlichkeiten, teils sehr anmaßende oder sogar vernichtende Urteile über andere. Oft habe ich den Eindruck, dass ihnen ihre Zwanghaftigkeit selbst gar nicht mehr auffällt. Von männlichen Kumpels und Arbeitskollegen weiß ich aber, dass die diese Eigenschaft bei Frauen, genau wie ich, als hochgradig störend und unattraktiv empfinden. Sie nervt es, wenn sie eine Frau zum Essen einladen und die dann nur lustlos in ihrem Salat rumstochert, die Kalorien zählt und vor lauter Hunger und Sorge um ihr Aussehen nur noch zickig und unausgeglichen ist. Außerdem soll es ja auch noch andere Gesprächsthemen geben...
Sicherlich gibt es auch Männer, die da ähnlich funktionieren und sich nur über ihre Muskeln, ihren Bräunungsgrad bzw. Waschbrettbauch definieren. Die können sich mit solchen Frauen sicher sehr gut über andere Menschen mit nicht so "perfekten" Körpern austauschen und sich denen dann gemeinsam überlegen fühlen. Das passt dann ja wieder. Da solche Männer aber noch nie auch nur im entferntesten zu meinem Beuteschema gehörten, ist deren Meinung oder persönlicher Geschmack für mich auch völlig irrelevant.
Für mich ist es zum Beispiel ein Highlight, mit meinem Partner gemeinsam das Essen zu genießen. Meine bisherigen Freunde konnten fast alle besser kochen als ich und haben mich damit auch oft verwöhnt und überrascht. Ich finde das sehr attraktiv bei Männern, denn es sagt auch ganz allgemein etwas über ihre Sinnlichkeit und Genussfähigkeit aus. Ein gutes gemeinsames Essen ist auch das perfekte Vorspiel. Sex mit knurrendem Magen finde ich persönlich nicht so ideal.
Ich stelle mir manchmal vor, wie das bei so körperfixierten Paaren wohl so aussieht: Sie sitzen gemeinsam am Tisch und jeder rührt sich sein Pulver an. Dann lesen sie sich gegenseitig die Inhaltsstoffe vor und tauschen sich über positive Effekte wie Muskelaufbau und Fettreduktion aus. Sehr sinnlich! Man könnte sich doch auch einmal im Monat eine exakt berechnete Nährlösung intravenös beim Arzt geben lassen? Dann müsste man sich mit der lästigen Zubereitung und Aufnahme von Nahrung und den damit verbundenen Schuldgefühlen gar nicht mehr beschäftigen und hätte mehr Zeit für Fitnessstudio, Solarium oder Friseur.
ANNA67 hat geschrieben:Besonders Frauen, deren Selbstwertgefühl sehr stark von ihrem BMI abhängt, fragen mich dann oft voller Bewunderung, wie ich es denn bloß geschafft habe, eine Kleidergröße 34 zu erreichen. Wenn ich dann sage, dass es mir gerade gar nicht so gut geht und ich mich mit ein paar Kilo mehr gewöhnlich wesentlich besser, gesünder und leistungsfähiger fühle, ändert das gar nichts an ihrem Neid. Es geht ihnen nämlich gar nicht um Gesundheit und Wohlbefinden, sondern nur um Schlanksein um jeden Preis. Das empfinde ich zum Beispiel als eine sehr zwanghafte, kranke Einstellung.
Das kann ich bestätigen. Meine Schwester leidet an Epilepsie und hat im Laufe ihrer Krankengeschichte schon mehrere Tabletten ausprobiert. Unter anderem welche, bei denen sie kein Hungergefühl mehr hatte und so gut wie nichts zu sich nehmen konnte. Dementsprechend sah sie grauenhaft aus. Ihr Fußballfreundinnen haben sie allen Ernstes gefragt, ob sie auch ein paar Tabletten haben können. Epilepsietabletten zum Abnehmen!
@WaWa666: Danke für die schönen Beispiele für seltsame Modeerscheinungen. Ich denke auch, dass es einfach eine Modeerscheinung ist, dass heutzutage eben überschlanke Frauen als Schönheitsideal dienen. Und auch die Betonung von gesunder Ernährung gehört zu dieser Modeerscheinung dazu. Natürlich ist gesunde Ernährung generell anzuraten und heute weiß man dazu einfach mehr als noch vor hundert Jahren.
Aber dass man jeden Tag und mit genauem Kalorienzählen darauf achtet, ist nicht normal. Wenn man einfach nur das essen würde, was einem gut tut und so viel bis man satt ist, wäre alles perfekt. Ganz nebenbei und ohne große Anstrengung. Aber der Wahn gehört eben gerade einfach dazu, er ist in Mode. Er ist Folge davon, dass wir nicht mehr auf dem Feld oder im Bergwerk schuften und von anderen gesellschaftlichen Veränderungen. Aber diesen Kontext darf man nicht vergessen.
Es gibt kein ultimatives Ideal. Es gibt allerhöchstens ein theoretisches Ideal, im Kontext seiner Zeit. Heutzutage eben im Kontext mit Gesundheit und einem möglichst langem Leben, dessen Möglichkeit uns der medizinische Fortschritt suggeriert.
Ich persönlich finde, dass Kleidergröße überhaupt nichts mit Schönheit zu tun hat. Eine sehr gute Freundin, ich nenne sie mal A ist übergewichtig, das ist aber vererbt. Sie tut auch so viel wie sie nur kann dagegen, aber so ganz klappt das nicht. Ich dagegen bin vermutlich untergewichtig, zumindest kommt das bei einem BMI-Rechner heraus. Eine weitere Freundin, ich nenne sie jetzt einfach mal B, liegt irgendwo zwischen Normalgewicht und leichtem Übergewicht B ist bisher die einzige, die einen festen Freund hat, und das schon über einem Jahr.
Sie selbst denkt zwar, dass sie gerne einige Kilos abnehmen will, während ihr Freund immer sagt, sie soll so bleiben, wie sie ist. Ich finde, dass sie wirklich sehr schön ist. Sie hat vor allem eine schöne Figur. Ich hätte wirklich gerne ihre Figur, denn ich kann essen, so viel ich will, ich nehme einfach nicht zu. So gehe ich überhaupt nicht gerne Shoppen. Meine Hosen muss ich in der Kinderabteilung kaufen, genauso wie Unterwäsche. Oberteile finde ich hin und wieder etwas in der "Erwachsenen/Jugend"-Abteilung, aber meist gibt es meine Größe nicht, oder die Teile sehen an mir nicht schön aus, sondern eher so sackartig.
B dagegen findet überall Klamotten, die ihr stehen und vor allem passen. Sie kann eigentlich alles tragen mit ihrer Figur. Bei ihr stimmen die Proportionen einfach, was wir ihr auch immer wieder sagen. Vor allem, wenn ich mit ihr zusammen shoppen gehe, merkt sie ein wenig, dass es überhaupt nicht schön ist, irgendwo zwischen leichtem Untergewicht und Normalgewicht zu sein.
A dagegen ist nun mal übergewichtig, aber sie strahlt einfach Lebensfreude aus. Sie isst, bis sie satt ist, anstatt sich runter zu hungern, macht dafür aber auch Sport. Sie ist eine der liebsten Menschen, die ich kenne, und sie nimmt ihre Freunde total gerne in den Arm, um sie zu trösten. Wenn ich zum Beispiel mal traurig bin, weil ich einfach viel zu knochig bin, wie ich selbst finde, oder weil mein Schwarm nicht auf so kleine, dünne Mädchen steht, sondern eben eher auf Mädchen, die von der Figur her eher in Richtung von B gehen, nimmt sie mich einfach einmal ganz fest in den Arm.
Da fühle ich mich immer total beschützt von ihr, deshalb gehört sie auch zu meinen engsten Freunden. Sie hat vor allem ein wunderschönes Gesicht, das bekommt sie oft zu hören, und sie kann sehr gut zuhören, und planen. Nicht umsonst ist sie die Jahrgangsstufensprecherin, sie ist einfach auch recht beliebt.
Allgemein würde ich sagen, dass es nicht unbedingt darauf ankommt, welche Kleidergröße man hat oder wie viel Kilo man auf die Waage bringt, sondern eher auf eine schöne Proportion. Knochige Frauen finde ich nicht besonders schön, ich denke, dass es auch Männern so geht. Ich hätte deshalb eben viel lieber noch einige Kilos mehr auf den Rippen, schaden würde mir das ganz sicher nicht. Ich finde, es kommt aber vielmehr auf andere Sachen an, zum Beispiel ein wunderschönes Gesicht, oder ein wunderbarer Charakter.
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