Sehen Männer Unordnung weniger kritisch als Frauen?

Ich weiß ja nicht, aber in meiner Partnerschaft ist es eindeutig mein Freund, der manchmal hinter mir her räumt und meine Vorstellung von Ordnung gelegentlich kritisiert. Letztlich bin ich auch nicht unordentlich, auch wenn man sicherlich nicht vom Boden essen kann, aber ich lasse eben gelegentlich die Fernbedienung auf der Couch liegen, schiebe den Stuhl nicht unter den Tisch und räume ein leeres Glas nicht sofort weg, sondern erst dann, wenn ich ohnehin in die Küche gehe. Mein Partner ist da deutlich penibler und beschwert sich schon gelegentlich, dass er oft auch meine Sachen aufräumt, die aber mich noch gar nicht wirklich gestört hätten.

Somit ist für mich völlig klar, dass so etwas nicht vom Geschlecht eines Menschen abhängt, vielmehr geht es da um das eigene Ordnungsempfinden, die Erziehung und auch ein wenig um die Rolle in der Partnerschaft. Sprich, ein Mann, der bisher immer damit durchgekommen ist und dem die Frau alles hinterher geräumt hat, ist natürlich erst einmal überfordert, wenn er auf einmal mit anpacken muss, das ginge aber einer Frau vermutlich ganz ähnlich. Letztlich finde ich es aber auch nicht dramatisch, wenn Partner eine abweichende Vorstellung von Ordnung haben, irgendwie wird man sich sicher einig.

Anders empfinde ich es aber, wenn Grundvorschriften von Ordnung und Sauberkeit nicht eingehalten und klare Vorschriften missachtet werden. Dass jemand benutztes Geschirr grundsätzlich nicht in, sondern immer auf die Spülmaschine stellt, empfinde ich als Unart. Ebenfalls würde ich mich über eine nicht ausgeräumte Waschmaschine ärgern, vor allem wenn ich extra um die Erledigung dieser Aufgabe gebeten hätte. Natürlich kann man derlei gelegentlich vergessen, aber bei gewissen Kandidaten erkennt man dann schon eine Regelmäßigkeit. Das hat dann für mich nichts mehr mit abweichenden Vorstellungen von Ordnung, sondern eher mit Respektlosigkeit zu tun - und auch die ist völlig geschlechtsneutral.

Ich würde das auch keinesfalls am Geschlecht festmachen wollen. Allerdings glaube ich, dass von Frauen immer noch generell erwartet wird, dass sie automatisch ordentlicher und sauberer sind. Eine unordentliche Frau wird eher kritisiert oder verurteilt als ein Mann, der es mit Ordnung und Sauberkeit nicht so genau nimmt. Schon oft habe ich gehört, dass, wenn zum Beispiel die Wohnung oder Kleidung einer Familie einen ungepflegten Eindruck macht, von Außenstehenden nur die Frau dafür verantwortlich gemacht wird.

Manche Männer sind auch nur deshalb unordentlich, weil sie es gewohnt sind, dass jemand ständig hinter ihnen herputzt oder räumt. Obwohl sie selbst viel Unordnung produzieren, erwarten sie von der Frau immer ein aufgeräumtes sauberes Heim. So was finde ich total unsympathisch. Wer es sauber und ordentlich mag, sollte auch selbst dafür sorgen.

Persönlich finde ich Ordnung nicht das Wichtigste im Leben. Ich finde es notwendig, auf Hygiene zu achten, saubere Kleidung zu tragen, den Müll regelmäßig wegzubringen und natürlich seine Sachen zu finden. Rein optisch finde ich es nicht so wichtig, ob da alles glänzt oder auch mal was rumsteht. In zu sterilen Wohnungen fühle ich mich gar nicht wohl. Da fühle ich mich wie in einem Krankenhaus auf der Quarantäne Station. Ich finde es auch schlimm, wenn Leute schon Angst haben müssen, mal aus Versehen zu kleckern oder was zu verschütten.

Besonders für Kinder finde ich so eine Umgebung ganz furchtbar. Bei mir ist so was alles kein Drama. Menschen sind mir da wichtiger als Dinge. Ich würde ein nettes Beisammensein auch nicht damit unterbrechen wollen, indem ich noch während des Zusammensitzens oder gleich nach dem Essen durch emsiges Räumen und hektisches Hantieren mit Fleckensalz oder dem Nachpolieren des Couchtisches jegliches Aufkommen von Gemütlichkeit unwiederbringlich zerstöre. So kann man Besuch nämlich auch schnell wieder loswerden.