Wie kommt man darauf, ausgefallene Berufe ausüben zu wollen?

vom 26.01.2014, 21:26 Uhr

Als ich mich für einen Beruf entschieden habe, war ich noch keine zwanzig Jahre alt und ich habe noch bei weitem nicht gewusst, welche Menge an verschiedenen Berufen es gibt. Klar war ich im Berufsinformationszentrum und habe mich dort ausgiebig beraten lassen. Aber meiner Meinung nach waren die vorgeschlagenen Berufe alles Berufe, die nichts Besonderes waren. Mir wurde kein Job in einem Freizeitpark oder in einem Bestattungsinstitut vorgeschlagen. Genauso wenig hatte ich Ahnung von Jobs auf Bohrinseln oder von Bombenentschärfern.

Wie aber kommen Leute auf solch ausgefallene Berufe? Habt ihr selber vielleicht einen Beruf, der nicht alltäglich ist und wie seid ihr darauf gekommen?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Der Deutsche tendiert ja eher zu wenig Veränderung in seinem Leben und einen Beruf bis zur Rente auszuüben scheint noch tief in uns drin zu stecken. Auch wenn es mittlerweile sich schon etwas ändert. Allerdings dann meist eher notgedrungen als gewollt.

Im Berufsinformationszentrum wird in der Tat nichts spannendes vorgeschlagen. Dort hält man sich an die Ausbildungsberufe und würde mich nicht wundern, wenn hier die großen Massenberufe noch bevorzugt werden. Aber was ist am Ende schon "ausgefallen"? Das was wir kennen definieren wir als normal und alles andere als "wow"? Wir wollen ja eh immer das, was wir gerade nicht haben.

Wirklich extrem ausgefallenes kann ich selber nicht berichten. Ich bin als Studentin einen Sommer lang kostümiert in einem Freizeitpark rum gerannt. Hat zumindest meistens Spaß gemacht, war aber auch sehr anstrengend. Muss ich dann auch nicht dauerhaft machen. Vor allem anstrengend ständig freundlich zu sein.

» InsaBerlin » Beiträge: 7 » Talkpoints: 1,65 »


Wenn man in einem Freizeitparkt arbeiten will, dann lernt man ja nicht "Freizeitparkarbeiter", sondern auch erst einmal etwas Gewöhnliches. Und Bestatter finde ich jetzt gar nicht mal so ungewöhnlich. Und auch "Bohrinselmitarbeiter" ist ja nichts, was man lernen kann. Ich denke, dass man das Außergewöhnliche dann später erst findet und dann sucht man entweder gezielt nach einer richtigen Veränderung oder man stößt zufällig drauf.

Vielleicht hat man ein Inserat in einer Zeitung gelesen und die suchen gerade die Berufsgruppen, die man erlernt hat. Und wenn man dann mal was neues erleben will, dann sagt man vielleicht zu. Aber man nimmt sich das seltener vor, gleich mit 16 auf die Bohrinsel zu gehen und das wird sicherlich auch nicht so einfach gehen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Bei uns gab es damals in der Realschule in den letzten Jahren vor dem Abschluss immer wieder Berufswahlseminare oder Berufsberatungsgespräche, die uns helfen sollten einen passenden Beruf der zu uns passt zu finden. Bei den Ergebnissen war es aber wirklich so, dass fast immer das gleiche heraus kam. In meiner Abschlussklasse waren wir 24 Schülerinnen und Schüler. Insgesamt acht Mädchen und 16 Jungs.

Die Jungs entschieden sich vor allem für den Beruf des Mechatronikers oder Elektrikers. Einer ging noch zur Polizei und ein paar gingen auf die FOS um später zu studieren. Bei uns Mädchen gab es eine Ernährungsberaterin, eine Innendekorateurin, eine Informatikkauffrau, eine Bankkauffrau, mich als Erzieherin und zwei gingen weiter auf die FOS und eine wollte, zum erstaunen der ganzen Klasse unbedingt Bestatterin werden.

Sie hat dafür dann auch einen Ausbildungsplatz gefunden und es läuft eigentlich recht gut meint sie. Trotzdem war eigentlich jeder der das hörte, erst einmal total verwundert. Also es gibt schon Leute die solche außergewöhnliche Berufe ergreifen, aber dadurch, dass es eben nur sehr wenige machen wollen oder können, werden diese auch nicht besonders oft in Seminaren oder bei Berufsberatern angesprochen.

Ich muss auch sagen, dass ich meine alte Freundin bewundere, das sie diesen Beruf ausübt, da ich es an ihrer Stelle nicht machen könnte. Und ich denke es gibt eben viele Leute wie mich, die für solche Berufe sowohl körperlich als auch seelisch nun einmal nicht geschaffen sind.

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» Kayra » Beiträge: 692 » Talkpoints: 1,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich arbeite derzeit für verschiedene Museen. Ursprünglich wollte ich eher in den naturgeschichtlichen Bereich, also das Naturkundemuseum in Berlin oder das Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main wären so meine größten Wünsche gewesen. Letztendlich kam ich aber zum Thema Nationalsozialismus. Ich bin da über eine kleine Ausstellung, bei der Recherchehilfen gesucht wurden, schon im Studium hineingerutscht, und habe fortan meinen Alltag in KZ-Gedenkstätten verbracht und mich beruflich nur noch mit den Gräueltaten der damaligen Zeit befasst.

Mein absoluter Wunschberuf war das ursprünglich absolut nicht, selbst wenn mir der Gedenkbereich sehr sehr wichtig ist und ich auch gerne für solche Angelegenheiten gearbeitet habe. Genau genommen hätte ich nie erwartet, in den Bereich zu kommen. Aber schlimm finde ich es definitiv nicht. Die Arbeit muss ja auch von jemandem gemacht werden und ich komme damit ganz gut zurecht. Wobei ich auch nicht weiß, ob das ewig mein Fachthema bleiben wird. Vielleicht komme ich auch noch ganz woanders hin. Möglicherweise ja doch irgendwann an ein naturkundliches Museum.

Ansonsten denke ich aber mal, dass es auch viele Leute gibt, die schon als Jugendliche sehr genaue Berufsvorstellungen haben. Oftmals entwickeln sich in dem Alter doch schon ungewöhnliche Interessen, wenn nicht sogar schon früher. Natürlich kann es sein, dass man diese Interessen dann konsequent über die Jahre hinweg verfolgt und dann auch letztendlich im gewünschten Bereich landet.

Bei mir war ein sehr frühes Interessengebiet beispielsweise die Archäologie. Allerdings habe ich da leider keinen Studienplatz bekommen. Ach so, und daran, bei einem Bestattungsunternehmen anzufangen, hatte ich auch mal gedacht. Aber da hat letztendlich die "Vernunft" gesiegt, nachdem meine Eltern mich andauernd ermahnten, doch lieber eine akademische Karriere einzuschlagen, bei meinem guten Abitur.

Wobei ich, wenn ich mir so meine Bekannten und Freunde ansehe, doch eher den Eindruck bekomme, dass viele ungewöhnliche Anstellungen sich wirklich eher durch seltsame Zufälle ergeben haben. Ein Freund beispielsweise ist ausgebildeter Informatiker. Er erwartete immer, ganz "normal" bei einem großen IT-Unternehmen zu landen. Die stellen schließlich massenhaft ein. Aber wo fand er letztendlich einen Platz? In der Raumfahrt-Branche. Also in einem Sektor, wo man eigentlich selten mal Zugang findet. Ehrlich gesagt beneide ich ihn fast ein wenig dafür. ;)

Abschließend noch, was diese Berufsberatungs-Dinger betrifft: Als das Thema in der 10. Klasse dran war, musste meine Klasse kollektiv eine Art Fragebogen ausfüllen, der dann empfehlen sollte, in welchem Bereich man sich beruflich umsehen könnte, je nach den vorhandenen persönlichen Interessen und Talenten. Bei fast allen Schülern kam nur ziemlicher Blödsinn heraus. So wurde mir empfohlen, Orgelbauerin oder Pastorin zu werden. Dabei bin ich nicht einmal christlich. Und von Orgeln habe ich erst recht keine Ahnung.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Häufig entsteht ein Bedarf nach einem bestimmten Beruf. Jemandem fällt das auf, und er meldet sich freiwillig. Mit der Tätigkeit hat er viel Erfolg, er baut seine Firma aus und stellt neue Mitarbeiter an. Da es noch kein Name für diesen Job vorhanden ist, denkt sich der Chef einen Namen aus.

» missly » Beiträge: 19 » Talkpoints: 5,75 »


Viele ungewöhnliche Berufe lassen sich sicherlich auf eine gewöhnliche Ausbildung zurückführen. Einen direkten Berufseinstieg in sehr ungewöhnliche Berufe wird es nur selten geben.

Auf Bohrinseln werden hauptsächlich Ingenieure und andere technische Fachkräfte eingesetzt. Wenn jemand eine Ausbildung bei einem Erdölkonzern beginnt, hat er sicherlich die Möglichkeit, irgendwann im Laufe seiner Karriere auf einer Bohrinsel zu arbeiten. Und "Bombenentschärfer" werden ihren Ursprung bei der Polizei oder der Bundeswehr haben. Dort gibt es ja auch technische Berufe und man kann dann vermutlich über Weiterbildung sich im Entschärfen von Kampfmitteln ausbilden lassen. Und in einem Freizeitpark arbeiten wahrscheinlich hauptsächlich ungelernte Kräfte und Teilzeitkräfte. Schließlich gibt es da ja kaum Notwendigkeit für ausgebildete Fachkräfte, außer vielleicht für die Instandhaltung der Anlagen, aber dort kommen eben wieder "normale" Mechatroniker und Elektroniker zum Einsatz.

Andere ausgefallene Berufe, wie der Bestatter, kann man zwar direkt lernen, aber das ist schon so speziell, dass eine Berufsberatung so etwas kaum vorschlägt. Man muss wahrscheinlich schon als Einzelner ein solches Interesse haben, dass man das wirklich von selbst machen will.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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