Kann ein Karikaturmuseum wirklich zum Weltfrieden anregen?

vom 26.01.2014, 19:17 Uhr

Das Karikaturmuseum in Krems bietet 40 Exponate zu den beiden Weltkriegen und anderen Konflikten. Auch die UNO wird karikiert oder auch der Kalte Krieg und diverse Friedensbemühungen.

Kann so ein Karikaturmuseum wirklich zum Weltfrieden anregen oder macht man sich einfach nur über Kriegsereignisse lustig? Könnt Ihr Euch für solche Kriegskarikaturen begeistern oder findet Ihr diese eher kontraproduktiv?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Karikaturen sind eine Kunstform. Ich würde das nicht mit Lustigmachen gleichtun. Es ist eine sehr kritische Kunstform. Man sollte das auf keinen Fall mit Comics verwechseln. Es geht nicht um Humor, sondern um das Aufzeigen von gesellschaftlichen Problemen. Ich kann das weder als geschmacklos, noch kontraproduktiv bezeichnen.

Und einige Karikaturen aus dem Artikel finde ich richtig gut. Die Friedenstaube, die sich nicht von Munition ernähren kann. Das ist doch großartig. Man kann mit Krieg keinen Frieden erreichen. Also hier gilt auf jeden Fall: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte."

Gerade für Jugendliche finde ich diese Kunstform sehr interessant. Man braucht kein großes Wissen, um sie zu verstehen. Man muss keine langen, schwierigen Texte lesen. Selbst Analphabeten können Karikaturen verstehen. Es ist eine sehr universelle Sprache und so sind alle Betrachter gleich auf einer Wellenlänge. Jeder versteht, worum es geht.

Gemälde sieht jeder Betrachter ein wenig anders. Es geht ums Interpretieren und um die Gefühle, die beim Betrachter ausgelöst werden. Auch bei Fotoausstellungen geht es dann viel um die Gefühle, die die Fotos vom Kriegsgeschehen bei einem auslöst. Da sind dann alle betroffen und geschockt. Das ist auch nicht verkehrt, aber es ist eine ganz andere Herangehensweise.

Die Karikatur ist nüchtern. Dadurch kann man aber auch besser darüber diskutieren, als wenn man beim Betrachten von Fotos in betroffenes Schweigen versinkt. Und dadurch ist so eine Ausstellung meines Erachtens nach alles andere als kontraproduktiv.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Gerade für Jugendliche finde ich diese Kunstform sehr interessant. Man braucht kein großes Wissen, um sie zu verstehen. Man muss keine langen, schwierigen Texte lesen. Selbst Analphabeten können Karikaturen verstehen.

Es kommt aber auch immer auf die Karikatur an. Einige gibt es schon, die auch viel Text involvieren, und es gibt ebenfalls solche, bei denen man ohne Hintergrundwissen wirklich gar nicht versteht, worum es geht. Einige Karikaturen leben auch von und durch Anspielungen. Wenn man die nicht kennt, oder einfach nicht die politische Basissituation, oder bestimmte Symbole, die vorkommen, dann versteht man auch den Sinn nicht. Wenn jemand beispielsweise nicht weiß, dass eine weiße Taube als Symbol für den Frieden gilt, dann wird er auch diverse Karikaturen mit Friedenstauben vielleicht nicht unbedingt verstehen können. Assoziationen mit Dingen oder mit Tieren sind ja weltweit nicht gleich, im Gegenteil.

Übrigens hatten ich früher im Politikunterricht oftmals Karikaturen vor mir, die in Klassenarbeiten oder auch im Unterricht analysiert werden mussten. Ich fand das spannend, aber viele andere Schüler fanden es grauenvoll. Wieso, weiß ich nicht genau. Aber verallgemeinern, dass Karikaturen Jugendliche immer ansprechen würden, kann man wohl leider nicht. Selbst, wenn Karikaturen oftmals comicähnlich sind und nur wenig Text beinhalten.

celles hat geschrieben:Kann so ein Karikaturmuseum wirklich zum Weltfrieden anregen oder macht man sich einfach nur über Kriegsereignisse lustig? Könnt Ihr Euch für solche Kriegskarikaturen begeistern oder findet Ihr diese eher kontraproduktiv?

Kontraproduktiv ist da gar nichts. Zumal ich auch gar nicht wüsste, über wen sich denn die Darstellung einer Friedenstaube lustig machen sollte. Wenn Du das so empfindest, würde mich ein Beispiel oder eine Erläuterung dazu wirklich sehr interessieren.

Interessant finde ich solche Karikaturen an einem gesammelten Ort aber auch nicht einmal wegen der eigentlichen Aussagen der Bilder. Interessant ist meines Erachtens viel eher, zu sehen, dass in unterschiedlichsten Gegenden der Welt sehr ähnliche Dinge ausgesagt werden. Das sollte einem doch zu denken geben.

Ich fände daher übrigens sogar die Ausstellung von im Krieg entstandenen Karikaturen, die ein bestimmtes Feindbild darstellen, nicht unbedingt falsch. Man würde im Vergleich sehen, wie gleich Feindbilder immer aufgebaut sind, und dadurch würde man doch sicher beginnen, zu hinterfragen, was das eigentlich soll. Oder sehe ich das zu positiv? Aber genau dieselbe Entwicklung könnte ich mir beispielsweise auch bei einer Ausstellung von Propaganda-Plakaten vorstellen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wawa666 hat geschrieben:
Bienenkönigin hat geschrieben:Gerade für Jugendliche finde ich diese Kunstform sehr interessant. Man braucht kein großes Wissen, um sie zu verstehen. Man muss keine langen, schwierigen Texte lesen. Selbst Analphabeten können Karikaturen verstehen.

Es kommt aber auch immer auf die Karikatur an. Einige gibt es schon, die auch viel Text involvieren, und es gibt ebenfalls solche, bei denen man ohne Hintergrundwissen wirklich gar nicht versteht, worum es geht. Einige Karikaturen leben auch von und durch Anspielungen. Wenn man die nicht kennt, oder einfach nicht die politische Basissituation, oder bestimmte Symbole, die vorkommen, dann versteht man auch den Sinn nicht. Wenn jemand beispielsweise nicht weiß, dass eine weiße Taube als Symbol für den Frieden gilt, dann wird er auch diverse Karikaturen mit Friedenstauben vielleicht nicht unbedingt verstehen können. Assoziationen mit Dingen oder mit Tieren sind ja weltweit nicht gleich, im Gegenteil.

Nein, auf alle Jugendliche und alle Karikaturen trifft das sicher nicht zu. Aber ich finde Karikaturen dennoch zugänglicher als Gemälde oder reiner Theorieunterricht. Wir haben im Geschichtsunterricht auch ab und zu Karikaturen besprochen und ich fand es auch spannend. Natürlich ist ein wenig Anleitung durch jemandem mit Hintergrundwissen nicht verkehrt und auch oft notwendig. Aber dann braucht man nicht viel Anleitung. Hier eben nur den Hinweis, wofür die Taube steht.

Meiner Meinung nach regen solche Karikaturen schön zum Nachdenken und Diskutieren an. Mehr als das Auswendiglernen von Jahreszahlen und Konferenzen. Das ist schon auch wichtig. Aber die Karikaturen sind universeller.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Tatsächlich ist es ja auch so, dass Bilder bei vielen Menschen mehr Interesse wecken, als Texte oder Zahlen. Es macht also allgemein Sinn, Thematiken auch über Bilder zu vermitteln. Und bei den Karikaturen ist das ja auch der Fall. Wobei ich es aber auch nicht nur auf Karikaturen beschränken würde. Es gibt ja auch sehr eindrucksvolle Gemälde mit einer Kriegs- oder auch Friedenthematik. Aber wie dem auch sei, sowohl die Gemälde als auch die Karikaturen kommen meines Erachtens viel zu selten im Unterricht vor! An meiner Schule gab es das zwar öfters, aber von Gleichaltrigen weiß ich, dass deren Geschichtsunterricht mitunter ganz Bilderlös, oder fast komplett Bilderlös, ablaufen musste.

Dabei wären Bilder eben schon eine Möglichkeit, bei den Schülern Interesse zu wecken. Ich würde mir auch Schulausflüge in die Karikaturen-Ausstellung, um die es hier im Thread geht, sehr gut vorstellen können. Es wäre interessant, zu wissen, ob das Angebot denn auch von Schulen genutzt wird. Außerdem auch, was für Menschen hauptsächlich dort erscheinen, also beispielsweise auch, welche Altersgruppen. Vielleicht weiß die Person, die diesen Thread eröffnet hat, ja mehr darüber?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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