Kindeserziehung zum Großteil dem Vater überlassen?

vom 25.01.2014, 17:03 Uhr

Ich habe bereits in mehreren Threads erwähnt, dass ich später nichts dagegen habe, Kinder zu bekommen, aber dass ich deswegen meine Karriere nicht aufgeben möchte. Wenn ich das Kind bekomme, während ich promoviere, wird sich das auch nicht negativ auf meine Karriere auswirken und ich denke, dass das durchaus ein Punkt für mich wäre, wo ich den Kompromiss eingehen könnte, da ich ansonsten gegen ein Kind wäre, wenn mein Beruf darunter leiden würde. Aktuell studiere ich ja noch und werde in wenigen Jahren erste promovieren.

Mein Freund freut sich sehr darauf, Vater zu werden und es war lange Zeit für ihn auch ein Kriterium bei der Partnersuche, ob die Frau Kinder haben möchte oder nicht. Mit mir hat er da vielleicht nicht den super tollen Fang gelandet, weil ich eigentlich kein Muttertyp bin, auch wenn ich an sich nichts dagegen habe, Kinder zu bekommen. Mich würde es nicht stören, wenn ich einen Partner hätte, der keine Kinder haben möchte, aber da ich nun mal weiß, dass mein Partner unbedingt welche möchte, möchte ich mich seinem Wunsch zumindest anschließen und das Beste daraus machen. Mein Freund ist immerhin auch einen Kompromiss eingegangen und hat eingewilligt, dass zweite Kind, was er sich wünscht, zu adoptieren, anstatt zwei eigene zu bekommen.

Nun habe ich auch schon mehrfach geschrieben, wie erst kürzlich in diesem Thread: Kind wegen Beruf nicht stillen - Käme es für euch in Frage?, dass ich mir keinen Mutterschaftsurlaub nehmen möchte und das dies mein Freund tun wird. Es war aber nun keineswegs so, dass ich ihn dazu überredet hätte, mein Freund hat das von sich aus eingebracht und möchte auch seinen Arbeitgeber dahingehend aussuchen, dass ihm dies möglich wird. Er wünscht sich einfach sehr eine eigene Familie und Kinder und die Sache mit dem Vaterschaftsurlaub kam nicht von ungefähr, sondern war eine Überlegung, die er auch schon länger mit sich herumtrug. In dem besagten Thread ist aber nun auch sehr schnell Kritik gegen die Tatsache aufgekommen, dass ich als Mutter eben nicht zu Hause bleiben und mich um das Kind kümmern möchte und darum soll es in diesem Thread gehen.

Ich bin an sich einfach der Meinung, dass beide Elternteile eine gleich große Verantwortung für das Kind tragen und es eigentlich keinen Unterschied machen sollte, wer denn nun zu Hause bliebt oder nicht. Mein Freund möchte zwei Jahre lang daheim bleiben und danach möchten wir eine Art Kindermädchen einstellen. Wenn Frauen nach der Geburt stillen möchten, dann ist es natürlich klar, dass diese dann daheim bleiben müssen, es gibt heute aber genug Alternativen und auch inzwischen viele Frauen, die sich bewusst dagegen entscheiden und das Kind nicht stillen möchten. In einem solchen Fall spricht dann nichts dagegen, wenn der Vater zu Hause bleibt.

Warum die Empörung bei einigen Menschen so groß ist, wenn es heißt, dass man als Frau nach der Geburt recht schnell wieder arbeiten gehen möchte, verstehe ich einfach nicht. Ich finde es einfach nur sehr unfair, alles auf die Frau abzuschieben und zu sagen, die Frau hat das Kind bekommen und muss sich nun auch darum kümmern. Gerade wenn der Mann sich das Kind ebenso sehr wünscht, verstehe ich nicht, wieso er dann nicht auch Opfer bringen sollte und sich an der Erziehung beteiligen sollte. Als Frau bringt man schon genug Opfer, wenn man das Kind neun Monate lang austragen muss und danach möglicherweise auch körperliche Probleme und Probleme mit sich selbst hat, wenn man damit nicht klar kommt. Ich finde es daher nur fair, wenn man danach auch ein bisschen Zeit für sich haben darf, auch wenn dies in meinem Falle bedeutet, dass ich eben arbeiten gehen möchte.

Warum ist eurer Meinung nach die Begeisterung nie sehr groß, wenn es heißt, dass die Frau nach der Geburt arbeiten gehen möchte? Früher war es üblich, dass die Frau zu Hause blieb, heute aber ist es öfter so, dass der Mann das von sich aus möchte. In meinem Bekanntenkreis kenne ich inzwischen auch Männer, die dies von sich aus anbieten, weil sie Interesse daran haben, den Nachwuchs zu erziehen. Meine Recherchen im Internet ergaben sogar, dass inzwischen fast ein Viertel aller Väter Elternurlaub nehmen, auch wenn diese kürzer daheim bleiben, als Mütter.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, wenn sich die Väter in die Erziehung einbringen. Wie schon erzählt, hat es mein Vater nicht getan und mit so einem Mann würde ich niemals Kinder bekommen. Wenn man nicht gerade durch einen One-Night-Stand schwanger geworden ist, sondern in einer Partnerschaft lebt, dann bekommt man das Kind zusammen.

Und keiner von beiden kann sich vollkommen raushalten. Weder der Vater noch die Mutter. Und bei dir klingt es immer so, als ob du dich vollkommen raushalten würdest. Du sprichst davon, gleich nach einem Monat wieder arbeiten zu gehen, und dass du auch jeden Tag sehr lang arbeiten wirst, hast du auch schon erwähnt.

Mir ist auch durchaus bewusst, dass ich die Rolle der Frau gewandelt hat in den letzte Jahrzehnten und das ist eine Sache, die ich definitiv begrüße. Frauen können gerne eine Karriere anstreben und darauf ihr Hauptaugenmerk legen, sie brauchen nicht ständig am Herd zu stehen oder von mir aus gleich gar nicht. Wenn neben der Karriere ein Kinderwunsch da ist, muss man versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen. Man muss Kompromisse eingehen.

Für mich würde so ein Kompromiss z.B. so aussehen, dass die Mutter nach einem halben Jahr wieder halbtags arbeiten geht. Mit einem Jahr könnte das Kind in die Krippe gehen (krabbeln), dann könnte sie wieder ganztags arbeiten. Aber in einem Beruf, der wirklich um eine bestimmte Uhrzeit den Feierabend garantiert. Oder der Vater muss dann einen Beruf haben, der das garantiert.

Aber in der Anfangszeit finde ich es wichtig, dass die Mutter da ist. Meiner Meinung nach ist es biologisch so, dass es dem Vater unmöglich ist, die Mutter wirklich zu ersetzen. Das betrifft nicht nur das Stillen. Meiner Meinung nach ist die Bindung zur Mutter einfach stärker. Auch die Bindung der Mutter zum Kind ist stärker als die des Vaters zum Kind. Die Mutter hat da 9 Monate Vorsprung. Väter fühlen sich oft ganz komisch, bis sie das Kind im Arm halten und es endlich real wird. Außerdem ist die Mutter voll von Hormonen, die auch einen Sinn haben. Beim Vater hat sich hormonmäßig gar nichts getan.

Die Zahlen über Väter, die Väterurlaub nehmen, kenne ich auch. Sehr in Erinnerung geblieben ist mir aber auch sehr langer Artikel eines Journalisten, der einen Monat zuhause blieb. Er hatte sich darauf gefreut, viel Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Aber die freie Zeit auch zu nutzen, jeden Morgen Joggen zu gehen. Totaler Quatsch natürlich. Der Mann kam zu gar nichts und war nach dem Monat nervlich am Ende und froh, wieder arbeiten gehen zu können.

Man hört bei dir einfach nicht heraus, welche Rolle du im Leben dieses Kindes spielen willst, außer in den ersten 9 Monaten. Als würdest du nicht nur die "Erziehung" dem Vater überlassen, sondern auch die Aufgabe, das Kind zu lieben. Es ist ja schön und gut, dass du nicht der Muttertyp bist. Meine Knie geben auch nicht nach, sobald ich ein Baby auf dem Arm habe. Ich finde die auch langweilig, nervtötend und sie sehen alle gleich aus und meistens eher hässlich als "oh, wie süüüüüß". Aber dann wird man halt auch einfach keine Mutter. Denn die Rolle kann man nicht abgeben. Man wird immer die Mutter des Kindes sein. Selbst wenn der Vater sich um die Erziehung kümmert, ist und bleibt er der Vater und du die Mutter.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ehrlich gesagt ist das eure Entscheidung und ich finde es von deinem Freund eine sehr gute Einstellung, wenn er die Elternzeit nehmen will. Immerhin könnte ihr damit beide eure Lebensvorstellungen zusammenbringen. Du kannst deine Karriere verfolgen, aber ihr habt auch zusammen ein Kind. Dass da nun der Vater die Rolle zu Hause übernimmt, ist legitim und eben auch seit ein paar Jahren vom Gesetzgeber her möglich.

Auf der einen Seite wollen wir Frauen doch Gleichberechtigung. Nun habt ihr für euch einen Weg gefunden, wo dies voll und ganz ausgelebt wird und dann hagelt es Kritik. Das kann ich nicht verstehen. Bei meinem Mann in der Firma sind 2012 auch zwei Kollegen Vater geworden. Diese haben zumindest zwei Monate der Elternzeit in Anspruch genommen. Da dort die Arbeit auch fast ausschließlich nach Saison anfällt, haben sie die Wintermonate dafür genutzt, wo kaum etwas zu tun ist.

Und auch mein Mann übernimmt viele Aufgaben zu Hause, die sonst eigentlich in den Bereich der Hausfrau fallen. Das finde ich in der heutigen Zeit normal und wenn wir jetzt noch ein Baby bekommen würden, wäre es für mich kein Problem ihm die Arbeit zu überlassen, wenn ich damit meine beruflichen Wege weiterhin gehen kann. Ich müsste dabei zwar nicht unbedingt auf das Stillen verzichten, weil ich mir ja meine Termine entsprechend legen kann. Aber auch dafür würden wir eine Lösung finden.

Übrigens wäre das Stillen während der Arbeitszeit auch nicht das Problem, wenn man sich als Mutter da zurück ziehen kann. Ist es also möglich, dass auch der Papa dann mit dem Kind zu bestimmten Zeiten vor Ort ist, dürfte die Karriere das Stillen nicht automatisch ausschließen. Aber es gibt auch Mütter, die mit ihrem Baby gern zu Hause bleiben, sich aber explizit gegen das Stillen entscheiden. Auch das wird leider verurteilt, obwohl es wohl zu den Grundrechten einer jeden Frau gehört das für sich allein zu entscheiden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Boahr so langsam kommt es mir echt hoch. Du bist schon damit überfordert 9 Monate ein Kind in dir zu tragen? Mal ganz ehrlich, ein Kind sollte kein Kompromiss sein und aus Liebe und dem Willen dazu entstehen. Es liest sich schlimm, wenn du über dein zukünftiges Kind schreibst. Du schreibst über ein Lebewesen und es liest sich als würdest du dir eine Küche kaufen, weil dein Freund es so wollte.

Zum Thema. Ich finde es durchaus in Ordnung, wenn auch die Väter zu Hause bleiben. Dennoch würde ich noch stillen und dann erst wieder arbeiten gehen, aber das ist ja deine Sache. Mein Bruder ist beispielweise die Hälfte der Elternzeit zu Hause bei seinen Kindern geblieben. Ihm hat das viel gebracht und es ist auch völlig in Ordnung so gewesen.

Erziehung sollte aber von beiden Personen kommen. Du kannst dein Kind nicht einfach abschieben, ihm wenig Liebe geben und dann warten wie dein Partner alles übernimmt. Man sollte das schon beidseitig laufen lassen. Erziehung ist das Ziehen an einem Strick, sonst wird das Kind nicht gut groß. Wie aber schon oft geschrieben ein Kind muss von beiden gewollt werden und bei dir liest es sich immer so, als würdest du zu viel von dir aufgeben nur um ihm zu gefallen, was ich sehr schade finde. Immerhin geht es hier um ein Lebewesen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Erziehung sollte aber von beiden Personen kommen. Du kannst dein Kind nicht einfach abschieben, ihm wenig Liebe geben und dann warten wie dein Partner alles übernimmt. Man sollte das schon beidseitig laufen lassen. Erziehung ist das Ziehen an einem Strick, sonst wird das Kind nicht gut groß. Wie aber schon oft geschrieben ein Kind muss von beiden gewollt werden und bei dir liest es sich immer so, als würdest du zu viel von dir aufgeben nur um ihm zu gefallen, was ich sehr schade finde. Immerhin geht es hier um ein Lebewesen.

Ich schiebe das Kind nicht ab, weil ich arbeiten gehe. Im alten Rollenbild, der Vater ging arbeiten und kam spät abends nach Hause hieß es auch niemals, der Vater würde das Kind abschieben, oder? Ich nehme meine Rolle als Mutter einfach anders wahr, als andere Frauen das tun, für mich gehört es als Mutter auch dazu, noch ein eigenes Lebens zu haben. Viele Frauen sind offenbar der Meinung, dass nach einem Kind erstmal alles vorbei ist, was man hatte, keine Freizeit mehr, kein gar nichts mehr, nur Liebe, Liebe, Liebe, bemuttern, pflegen usw. Das sehe ich anders.

Es ist mir nicht zuviel, das Kind neun Monate lang auszutragen, aber ich finde, man sollte das nicht einfach übersehen, dass ist mit körperlicher Anstrengung und diversen Makeln verbunden und ich möchte danach die Zeit haben mich zu erholen und nicht gleich in dem Stress versinken, was das Kind mit sich bringen wird. Ich finde, dass ich meine Mutterrolle ebenso gut erfüllen kann, wenn ich arbeiten gehe, immerhin komme ich abends ja wieder und kann das Kind dann wenigstens ins Bett bringen und baden oder was sonst eben anfällt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Crispin hat geschrieben:Im alten Rollenbild, der Vater ging arbeiten und kam spät abends nach Hause hieß es auch niemals, der Vater würde das Kind abschieben, oder?

Genau, altes Rollenbild. Damals war die Gesellschaft eine andere. Heute wird sich sehr wohl über solche Väter beschwert und es wird mehr von ihnen erwartet.

Crispin hat geschrieben:Ich nehme meine Rolle als Mutter einfach anders wahr, als andere Frauen das tun, für mich gehört es als Mutter auch dazu, noch ein eigenes Lebens zu haben. Viele Frauen sind offenbar der Meinung, dass nach einem Kind erstmal alles vorbei ist, was man hatte, keine Freizeit mehr, kein gar nichts mehr, nur Liebe, Liebe, Liebe, bemuttern, pflegen usw. Das sehe ich anders.

Es sollte beides sein. Mutter sein und eine eigenständige Person mit Hobbies, Freunden und einem Job. Du stellst hier immer beide Extreme gegenüber. Wir würden alle von dem Extrem "Mutter und Heimchen am Herd" reden und du willst den Vollzeitjob schon einen Monat nach der Geburt. Es muss doch möglich sein, mal über die Mitte zu reden.

Crispin hat geschrieben:Es ist mir nicht zu viel, das Kind neun Monate lang auszutragen, aber ich finde, man sollte das nicht einfach übersehen, dass ist mit körperlicher Anstrengung und diversen Makeln verbunden und ich möchte danach die Zeit haben mich zu erholen und nicht gleich in dem Stress versinken, was das Kind mit sich bringen wird.

Tja, so ein Kind hat leider keinen Schalter. Wenn es mal da ist, ist es da. Und den ganzen Tag arbeiten zu gehen, wird dich nicht vor diesem Stress bewahren. Das Kind wird abends nicht immer gut gelaunt sein und sich darauf freuen, von dir ins Bett gebracht zu werden. Und dein Freund erst recht nicht. Dein Leben wird sich durch das Kind sehr stark verändern und wenn es nur dadurch ist, dass sich das Leben deines Freundes verändert, mit dem du immerhin zusammenleben wirst.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde es nun nicht besonders schlimm, wenn die Frau weiter arbeiten geht und der Mann eben Zuhause bleibt, mittlerweile funktioniert das eben und wenn beide mit dieser Entscheidung glücklich sind, dann ist es doch auch super und problemlos. Besser, als wenn man sich über dieses Thema streiten würde und auch gar nicht so wirklich damit zurechtkommt, denke ich. Ich weiß nicht, ob es einen großen Unterschied macht ob das Kind nun von der Mutter oder von dem Vater großgezogen wird.

Mein Exfreund wurde auch von seinem Vater großgezogen, da die Mutter mehr verdient hat und der Vater auch oft nur halbtags gearbeitet hat. Eigentlich war der Mann auch ein Hausmann gewesen und die Frau eben den ganzen Tag arbeiten, was ich auch überhaupt gar nicht merkwürdig fand. Früher hat der Mann auch die Aufgaben übernommen, wie zum Beispiel das Kind in den Kindergarten bringen oder etwas zum Essen auf den Tisch bringen.

Ich glaube, dass sich das Verhältnis von Kindern zu den Eltern in der Pubertät auch noch einmal ändert, genauso wie im Erwachsenenalter, von daher kann man gar nicht so ganz die Bindung zu dir und deinem Kind nachvollziehen, denke ich.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Warum wird Crispin eigentlich so niedergemacht, wenn sie sagt: "Kind ja, aber dann zu meinen Lebensvorstellungen"? Es ist doch ihr Recht ihr eigenes Leben weiterhin zu gestalten. Wie viele Frauen, die dann wirklich nur noch Mutter sind, kommen später zu dem Punkt, wo sie erkennen, dass sie was verpasst haben? Ich selbst habe ich mir auch gewisse Freiheiten nach der Geburt meiner Kinder bewahrt. So war es für mich vorher schon klar, dass ich meinen Sport mit Training und Wettkämpfen so schnell wie möglich wieder machen will.

Ich war vor der Schwangerschaft im Denken an dem Punkt, dass ich bereit bin für Kinder auf einige Dinge zu verzichten. Aber eben auch nicht auf alles, was mein Leben ausgemacht hat. Nur weil man Mutter wird muss man nicht zwischen Wäsche, Windeln und Kochtopf versauern. Und wenn der Partner, wie im Fall von Crispin, selbst den Wunsch äußert die Elternzeit zu nehmen, dann passt doch alles wunderbar zusammen.

Deswegen muss sie keine schlechte Mutter sein. Nur dass dann eben in der Familie die Prioritäten anders gesetzt sind, als man es im klassischen Fall noch kennt. Deswegen muss man diese Familien und ihre Lebenseinstellung nicht verurteilen. Eine Mutter die ihr Kind ohne Vater aufzieht und Vollzeit arbeiten geht, wird doch auch akzeptiert.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich würde meine Karriere auch nicht für einen anderen Menschen opfern wollen, vor allem weil ich der festen Überzeugung bin, das davon letztendlich niemand profitieren würde. Ich habe mir meinen Beruf ja ausgesucht, weil ich Spaß daran habe und nicht in erster Linie, weil ich möglichst viel Geld verdienen will oder mir soziales Ansehen von meinem Beruf verspreche oder was auch immer man sonst noch als Motivation haben könnte. Wenn ich nicht mehr das machen könnte, was mir Spaß macht, sondern mich statt dessen mit anspruchslosen Hausfrauentätigkeiten herum schlagen müsste, wäre es mit meiner guten Laune sicher ziemlich schnell vorbei, was sich auch auf meine Umwelt negativ auswirken dürfte.

Ich möchte keine Kinder haben, aber rein hypothetisch gesprochen würde ich mir dann sicher nicht schon Jahre vor der potentiellen Zeugung eines Kindes überlegen, wie ich das am besten "weg organisiert" bekomme. Es ist ja süß, dass du frisch verliebt bist und von einer Zukunft mit deinem Partner träumst, in der ihr beide tolle Jobs habt und einen gehobenen Lebensstil mit Personal pflegen könnt, aber die Realität sieht halt oft anders aus und das sollte man sich auch überlegen, bevor man sich für ein Kind entscheidet. Das Leben ist kein Wunschkonzert.

In meinem Freundeskreis ist es wirklich einige Eltern, bei denen das Elternsein anders als geplant gelaufen ist. Bei dem einen war keine Elternzeit möglich, bei den anderen gab es keinen Krippenplatz, eine Freundin ist unfreiwillig eine Zeit lang aus dem Beruf ausgestiegen, weil die Zeitschrift, bei der sie gearbeitet hat, eingestellt wurde und weil sie schwanger auf dem Arbeitsmarkt keine Chance hatte, eine Bekannte hat erst nach der Trennung festgestellt, dass sie nun endlich doch schwanger ist und ich kenne noch mehr solche Beispiele.

Für mein rein hypothetisches Kind fände ich die Regelung auch toll, dass sich mein Partner dann erst mal darum kümmern würde. Ich finde Babys langweilig bis nervtötend und kann mit Kindern erst etwas anfangen, wenn sie anfangen zu sprechen und zu laufen. Aber wenn ich mich für ein Kind entscheiden würde müsste ich mir auch überlegen, ob ich bereit wäre meine Karriere zurück zu stellen, falls sich das Leben mit dem Kind aus welchem Grund auch immer nur so organisieren lassen würde. Diesen Aspekt sollte man nicht ignorieren.

Der Grund, warum so viele Väter Elternzeit nehmen, ist übrigens, dass es mehr Geld vom Staat gibt, wenn sich beide Eltern für die Elternzeit entscheiden. Für einen Elternteil werden glaube ich zwölf Monate bezahlt und für den zweiten dann noch mal zusätzlich zwei oder drei Monate. So kommt auch die kürzere Zeit der Väter zustande - die Mütter haben das Geld für ein Jahr in Anspruch genommen, sie nehmen das Geld für die zwei oder drei Monate mit. Das ist im Moment von der Politik so gewollt und wird gefördert, aber das kann sich auch ganz schnell wieder ändern.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Warum wird Crispin eigentlich so niedergemacht, wenn sie sagt: "Kind ja, aber dann zu meinen Lebensvorstellungen"? Es ist doch ihr Recht ihr eigenes Leben weiterhin zu gestalten. Wie viele Frauen, die dann wirklich nur noch Mutter sind, kommen später zu dem Punkt, wo sie erkennen, dass sie was verpasst haben?

Also zum einen fragt Crispin hier halt nach unserer Meinung. Also wird die auch geäußert. Dass sie nicht ihrer entspricht, liegt in der Natur der Sache. Menschen sind nun mal unterschiedlicher Meinungen. Zum anderen geht es bei Crispin nicht darum, dass sie nicht "nur noch Mutter" sein will. Es hört sich doch stark danach an, dass sie so gut wie gar keine Mutter sein will.

Du hast dir also Freiheiten bewahrt? Das ist großartig und ich würde jeder Mutter dazu raten. Aber hast du davon gesprochen, dass du so schnell wie möglich vor dem Stress mit dem Baby ins Büro flüchten willst? Oder hast du dich vielleicht auch ein wenig auf die erste Zeit mit dem kleinen Menschlein gefreut?

Bei Crispin kommt nichts Positives über das Leben mit dem Kind. Erst auf unsere Kritik hin kommen dann Sätze wie "ich würde sicherlich auch mal mit dem Kind spielen" oder "ich bringe es dann abends ins Bett". Ich nehme doch mal stark an, dass du eine größere Rolle in Leben deiner Säuglinge gespielt hast. Trotz Training und Wettkämpfe.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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