Kennt ihr ältere Paare, die sich noch innig lieben?

vom 24.01.2014, 06:34 Uhr

Skeptiker bezweifeln ja, dass die Liebe bis zum Tod und darüber hinaus überhaupt existiert. Ich bin da anderer Meinung.

Das beste Beispiel dafür ist mein Großvater. Als Kind war ich immer ganz gerührt davon, mit welcher Liebe und Hochachtung er von meiner Oma sprach. Auch im hohen Alter sah er sie manchmal noch ganz verliebt an und betonte immer wieder, was für ein großes Glück es sei, sie damals (beide waren schon über Dreißig) getroffen zu haben. Er sagte immer wieder, wenn er noch mal jung wäre, würde er sie wieder heiraten. Sie sei noch immer seine Traumfrau.

Obwohl er als Ingenieur der Hauptverdiener war und meine Oma aus gesundheitlichen Gründen über viele Jahre nicht oder nur sehr wenig zum Einkommen beitragen konnte, half er schon immer ganz selbstverständlich im Haushalt mit und machte ihr auch keine Vorschriften. Das war in der damaligen Zeit alles andere als normal. Sie haben gemeinsam viele schwere Zeiten durchlebt: die Inflation,den Machtantritt Hitlers, den Krieg, die Bombardierung und den Verlust all ihres Eigentums. Nachdem ihr Haus ausgebombt war stand meine Oma mit zwei kleinen Kindern alleine da und musste aus ihrer Stadt flüchten. Die Verwandten meines Opas nahmen sie nicht auf, weil sie schon immer etwas gegen meine Oma gehabt hatten und sein Bruder ein überzeugter Nazi war, während mein Opa die Nationalsozialisten immer abgelehnt hatte. Mein Opa war zu dieser Zeit noch in Kriegsgefangenschaft und konnte ihr nicht helfen.

Auch in der DDR hatten sie es nicht immer leicht, denn mein Opa weigerte sich, der SED beizutreten, wodurch er in seinem Betrieb keinerlei berufliche Aufstiegschancen mehr hatte. Dabei ging es ihm weniger um Geld. In der DDR fiel das Gehalt eines Ingenieurs eigentlich eher mager aus. Aber er lebte für seinen Beruf und war immer sehr engagiert, fleißig und zuverlässig. Das war das einzige Streitthema, an das ich mich bei meinen Großeltern erinnere. Meine Oma warf ihm immer wieder vor, nach dem Krieg nicht in den Westen gegangen zu sein, denn er hatte damals sogar schon ein Jobangebot bei Siemens in Bayern.

Er war aus Überzeugung im Osten geblieben, weil er glaubte, dort werde eine gerechtere Gesellschaft aufgebaut. Als Kind armer Landarbeiter hatte er viel Armut erlebt und erzählte auch immer wieder, wie er im Gymnasium und beim Studium von den Kindern der Reichen (er sagte "den Junkern") ausgegrenzt wurde. Er wollte in einem Land leben, wo es so etwas nicht mehr gab, Später war er dann sehr enttäuscht von den Ungerechtigkeiten und Unfreiheiten in der DDR.

Nach dem Tod meiner Oma war er nicht mehr derselbe. Er zog sich total zurück, wurde depressiv und wollte nicht mehr leben. Er vermisste sie schrecklich und hörte nicht mehr auf, von ihr zu erzählen. Kurz darauf erkrankte er auch an Krebs und verstarb.

Ich weiß nicht, ob meine Oma ihn ebenso liebte wie er sie. Vielleicht nicht im gleichen Maße? Das kann man nicht wissen, denn darüber redete sie nie. Er hatte schon eine sehr starke, zuweilen auch schwierige Persönlichkeit. Meine Oma dagegen strotzte, trotz all ihrer leidvollen Erfahrungen und Krankheiten, bis ins hohe Alter vor Lebenslust. Wenn er mal tiefsinnig war und mit dem Leben haderte, brachte sie ihn schnell wieder auf andere Gedanken. Sie wusste einfach, wie man das Leben genießt und aus allem das Beste macht.

Als Kinder hatten wir immer viel Spaß mit ihr. Sie machte jeden Quatsch mit und brachte uns oft zum Lachen. Selbst von den Kriegserlebnissen erzählte sie in einer Form, die immer noch ein Fünkchen Humor enthielt. Sicher ließ sie auch manches aus, was nicht für die Ohren von Kindern bestimmt war. Als wir Teenager waren, freute sie sich, wenn wir etwas verrücktes anhatten. Wenn uns die Jungs auf der Straße hinterherschauten, fand sie das sogar toll. In den großen Ferien besuchten wir manchmal meine Großeltern. Ich fand es immer schön, wenn sie uns morgens schon mit guter Laune weckte und ein Liedchen trällerte. Sie hatte dann schon Kakao gemacht und manchmal tanzte sie mit uns erst einmal eine Runde im Nachthemd um den gedeckten Kaffeetisch. Ich denke noch oft an sie zurück. Sie konnte mir nie große (materielle) Geschenke machen. Aber von der Lebensfreude, die sie ausstrahlte, profitiere ich noch heute.

Ich glaube, dass meine Großeltern sich in ihren Charakteren optimal ergänzten. Sie waren wie zwei Puzzle-Teile, die perfekt ineinander passten. Vielleicht gibt es das nicht oft, aber es ist möglich. Ich habs ja selbst gesehen! Deshalb glaube ich auch daran, dass es Liebe gibt, die die Zeit und alle Widrigkeiten des Schicksals überdauern kann.

Kennt ihr persönlich auch solche Beispiele?

» ANNA67 » Beiträge: 114 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde auch sagen, dass meine Großeltern so ein Paar waren. Mein Opa ist leider verstorben und meine Oma nun alleine. Natürlich gab es zwischen den Beiden auch mal Streit, aber irgendwie hat man trotzdem immer gemerkt, dass sie sich lieben. Mein Opa hat meine Oma immer schrecklich vermisst, wenn sie mal ein paar Tage oder gar Wochen weg war. Meine Oma ihn sicher umgekehrt auch, allerdings hat sie es dann nicht so gesagt oder gezeigt.

Ich hoffe, dass ich auch mal so eine gute Ehe haben werde und glücklich bis ins hohe Alter sein werde. Mein Opa ist fast 2 Jahre tot und immer noch vermissen ihn alle sehr. Meine Oma fährt mehrmals die Woche zu seinem Grab und schaut nach dem Rechten und bringt ihm Blumen. Er wird nie einfach so vergessen sein und man merkt auch jetzt noch, dass sich die Beiden wirklich geliebt haben.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Meine Oma und mein Opa waren auch ein Paar die sich perfekt ergänzt haben. Sie haben sich viel zusammen aufgebaut und sind immer gut miteinander umgegangen. Aber ich denke, dass es auch viel damit zu tun hat unter was für Umständen man aufwächst und inwieweit man zusammen was durchstehen muss.

» timbo007 » Beiträge: 950 » Talkpoints: 1,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Meine Ur Oma hat ihren ersten Partner geheiratet und war bis zu seinem Tod mit ihm glücklich in der Beziehung. Ich selber habe nur als sehr kleines Kind ihre Liebe mitbekommen und habe aber viele Bilder gesehen und sie hat auch sehr liebevoll von ihm gesprochen, als er dann verstorben war. Da war ich gerade mal 3, dennoch weiß ich noch, dass die beiden sich gut verstanden und ergänzt haben. Mir kommen da einzelne Bilder hoch und auch in Videos wird mein Gedächtnis bestätigt. Die beiden waren richtig lange verheiratet aber immer liebevoll zueinander, sicherlich gab es auch mal Streit, aber das war sehr selten.

Mein Opa und meine Oma waren auch sehr lange zusammen. Die Beziehung ist mein Vorbild muss ich gestehen, weil sie wirklich immer sehr herzlich war. Mein Opa ist leider auch verstorben, weswegen meine Oma nun leider in einer neuen Beziehung ist, aber sie redet immer noch viel von meinem Opa und so innig ist das zwischen den beiden auch nicht. Ich denke, dass die neue Beziehung mehr dem Zweck dient nicht alleine zu sein, sie rettet sich damit. Mein Opa und meine Oma haben sich immer liebevoll geneckt und sich auch im Alter noch immer wieder Küsschen gegeben. Mein Opa hat sie unterstützt und wirklich alles für sie getan und sie hat dasselbe für ihn gemacht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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