Mensch verhält sich wie Leitkatze und erzieht so?

vom 24.01.2014, 01:36 Uhr

Katzen sind manchmal recht eigenwillig und der Mensch hat den Wunsch, das Zusammenleben möglichst harmonisch zu gestalten. So wird heiß diskutiert, wie man Katzen erzieht und wie weit das bei Katzen überhaut möglich ist.

Auf der Seite einer Tierpsychologin habe ich gelesen, dass es angeblich vielen Verhaltensproblemen der Katze sanft ein Ende bereitet, wenn der Mensch sich wie eine Leitkatze verhält und von seinen Katzen auch als solche akzeptiert wird. Angeblich ist das ein Wundermittel gegen Unsauberkeit und alle möglichen andere Stänkereien.

Allerdings erklärt die Dame nicht, was das bedeutet. Muss man als Halter jetzt auch auf allen Vieren herum laufen? Oder soll man die Katzen bei Fehlverhalten anfauchen und beißen? Und gibt es bei Katzen eigentlich wirklich im Rudel so etwas wie ein Leittier, das dauerhaft akzeptiert ist und die Regeln binden vorgibt? Das hätte ich bei Katzen eigentlich nicht so erwartet. Ist so eine Katzenerziehung überhaupt sinnvoll? Oder kommt man mit Konsequenz und klassischer Konditionierung langfristig weiter?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie das mit der Leitkatze funktionieren soll. Habe sowas auch noch nie gesehen, deshalb bin ich auch nicht sicher, wie ich mir das vorzustellen hab.

Bevor ich studieren ging und noch in meinem Elternhaus wohnte, hat meine Schwester die elterliche Katze dahingehend konditioniert und erzogen, dass sie sich wirklich gut benehmen konnte. Die Katze hatte nämlich die Eigenart, dass sie mit ausgefahrenen Krallen an einem Menschen hochgeklettert ist, wenn dieser etwas in der Hand hatte, was in den Augen der Katze köstlich sein könnte. Dass diese Unart nicht gerade schmerzfrei war, brauche ich bestimmt nicht näher zu erläutern. Meine Schwester hat die Katze soweit erzogen, dass die Katze sich dann immer direkt vor dem Menschen hingesetzt hat, ihn anschaute und geduldig wartete, bis dieser ihr einen Leckerbissen von selbst gab. Es hat sehr lange gedauert, bis die Katze soweit war. Ich weiß nicht, ob ich genauso viel Geduld wie meine Schwester gehabt hätte. Aber das war noch zu Schulzeiten und einen Freund hatte sie damals nicht. Da hat man dann automatisch etwas mehr Zeit.

Sie hat der Katze noch einige andere Sachen beigebracht. Beispielsweise durfte die Katze nie einen ganz bestimmten Raum betreten, was sie aber immer automatisch gemacht hat, wenn die Tür versehentlich offen stand. Meine Schwester hat sie dahingehend konditioniert, dass die Katze nicht mal das Bedürfnis hatte, den Raum zu betreten, sogar wenn die Tür sperangelweit offen stand und sie jemand in den Raum reingerufen hat.

Ich finde es schon eine erstaunliche Leistung von meiner Schwester und habe großen Respekt davor. Vor allen Dingen, weil ich oft auch selbst dabei war und gesehen habe, wie sie das gemacht hat. Sie hat es vollkommen ohne Gewalt geschafft, nur eben mit kleinen Leckerbissen, wenn die Katze das gewünschte Verhalten gezeigt hat. Wenn ein ungewünschtes Verhalten gezeigt wurde, hat sie laut "Nein" gesagt und die Katze etwas zurückgeschoben (z.B. wenn sie am Bein hochklettern wollte).

Wie würde sich denn eine Leitkatze benehmen? Etwa so wie eine Katzenmutter gegenüber ihrem Jungen? Unsere Katze hatte mal geworfen und sie hat ihren Nachwuchs entweder in den Nacken gebissen und weggetragen, wenn die was gemacht haben, was die nicht sollten. Oder aber, als es darum ging, den Nachwuchs von der Milch zu entwöhnen, hat sie bei jedem Saugversuch dem Nachwuchs eins mit der Pfote verpasst und ist abgehauen. Glaube aber nicht, dass das so gut ist, wenn ein Mensch der Katze eine verpasst in dem Sinne. Selbst wenn es nur als leichter Klaps gemeint ist, der Mensch ist viel kräftiger und kann nicht einschätzen, wie viel dann bei der Katze ankommt. Gewalt an Tieren finde ich sowieso bescheuert und lehne ich konsequent ab. Habe auch schon Menschen gesehen, die die Katze dann im Genick festhalten, wenn die unartig war. Kann aber nicht dazu sagen, ob das den gewünschten Erfolg brachte, weil meine Schwester das nie gemacht hat.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das ist eben genau die Frage, die ich mir auch stelle: Wie hätte ich mich als Alphakatze zu verhalten? Dass die Frau sich nicht näher dazu äußert kommt vermutlich daher, dass sie möchte, dass man ihre Beratung in Anspruch nimmt.

So wie deine Schwester habe ich Katzen bislang auch immer erzogen. Erwünschtes Verhalten wird mit Futter belohnt und unerwünschtes wird mit einem lauten Nein oder Händeklatschen kommentiert. Aber Katzen sind eben recht eigenwillig und die Erziehung fruchtet bei manchen Katzen ,mit sturem Charakter eben nicht so zuverlässig wie bei Hunden.

Ich habe auch schon von Leuten gelesen, die Katzen bei unerwünschtem Verhalten einfach mit einem einzelnen Finger einen zarten Klaps auf die Nase gegen, weil das angeblich die Katzenmutter so ähnlich intensiv macht, wenn sie ihrem Kätzchen einen kleinen Tatz mit der Pfote verpasst. Möglicherweise ist das statthaft. Allerdings waren alle Katzen, die ich ich kenne, bislang zu clever, dass man dies ausprobieren könnte. Wenn sie Unfug machten, den sei schon als unerwünschtes Verhalten erkannt hatten, aber trotzdem durchführten, dann ließen sie mich gar nicht in die Nähe kommen. Schon die bloße Tatsache, dass ich mich in ihre Richtung bewegte und ein strenges Nein sagte, reichte aus, dass sie sie trollten und das Verhalten zumindest Zeitweise einstellten. Ob das schon heißt, dass ich das akzeptierte Leittier war?

Außerdem stelle ich mir die Fingermethode riskant vor. Schließlich möchte man meist die Katzen handzahm machen. Man will sie ja vielleicht auch streicheln. Ob sie dann Vertrauen in den Menschen haben, wenn sie wissen, dass die Finger, die sie nun streicheln wollen auch potentiell auf ihre Nase klopfen?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich weiß was du meinst. Man muss als Tierhalter ja auch aufpassen was man mit seinen Händen macht. Es könnte ja auch sein, dass irgendwann der Punkt kommt, dass das Haustier allein schon beim bloßen Anblick einer Hand sich bedroht fühlt, weil es damit etwas grundsätzlich negatives verbindet. Das könnte dann zur Folge haben, dass allein schon der Sichtkontakt ausreicht, dass die Katze in dem Fall die Hand einfach angreift, weil sie sich bedroht fühlt. So kann Konditionierung auch nach hinten losgehen. Das hängt aber vermutlich auch von mehreren Faktoren ab.

Dass manche ihre Katze auf die Nase tippen, ist mir neu. Bin mir auch ehrlich gesagt nicht sicher, ob das funktioniert. Ich kann mir sogar vorstellen, dass das bei manchen Katzen eher falsch ankommt. Meine Schwester hat unsere Katze früher auch immer an die Nase gestupst. Aber das hat die Katze insofern falsch verstanden, dass sie immer anfing zu schnurren und sich dann erst recht an die Hand schmiegte.

Ich habe mal gehört, dass es funktionieren soll, die Katze zu erschrecken, wenn sie Unsinn macht, das kann man beispielsweise mit einer kleinen Wasserpistole von hinten erreichen. Wasser tut ja in dem Sinne nicht weh und ist auch nicht schädlich meiner Meinung nach. Allerdings würde ich bei einem reinen Stubentiger nicht unbedingt mit der Wasserpistole in der Wohnung hantieren. Schließlich muss man das Wasser auch irgendwann wegwischen, besonders, wenn man beispielsweise Parkett verlegt hat und das Holz sonst aufquillt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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